Wie erfolgreich wird Windows 8?

Windows 8 wird im 4. Quartal 2012 erwartet, separiert aber viele Anwender. Für Firmen und Investoren ist es daher von Interesse, abzuschätzen, wie erfolgreich die Markteinführung des neuen Microsoft Betriebssystems sein wird. Da gibt es durchs gemischte Erwartungen.


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Für Wirbel und Verwunderung sorgte die AFP-Meldung, dass Microsoft Chef Steve Ballmer für 2013 bis zu 500 Millionen Benutzer prognostiziert, die Windows 8 verwenden würden. Zwischenzeitlich wird diese Aussage aber durch Microsoft berichtigt. Steve Ballmer sei falsch wiedergegeben worden. Die Angabe 500 Millionen Geräte habe berücksichtigt, dass es 500 Millionen Windows 7-Geräte gebe, die natürlich ein Upgrade für Windows 8 bekommen können (siehe auch hier).

Und da fangen die Zweifel an. Zumindest aus meiner Sicht bin ich sehr skeptisch, ob wirklich viele Windows 7-Anwender auf Windows 8 aktualisieren, da Microsoft im neuen Betriebssystem zu viele Änderungen und Einschränkungen implementiert hat (darüber möchte ich noch separat bloggen). Man muss sich nur die Diskussionsbeiträge [1, 2, 3] im heise.de-Forum zum Beitrag, der sich mit dem Abschied von Aero in Windows 8 befasst, durchlesen. Die von mir herausgegriffenen Beiträge spiegeln einige Gedanken meinerseits, die mir die letzten Wochen durch den Kopf gingen, ziemlich gut wieder. ZDNet.com titelt schon "Microsofts große Wette – das "zu viele Köche"-Problem bei Windows 8" in diesem Beitrag.

Wenn Microsoft da nichts mehr ändert, wird Windows 8 es schwer haben. Laut dieser Meldung hält auch Michael Dell eine Verdoppelung der Windows 7-Absatzzahlen im Vergleichszeitraum für "deutlich zu hoch" gegriffen. Gerade Unternehmen sind noch nicht mit dem Umstieg auf Windows 7 fertig, manche haben noch nicht einmal angefangen. Speziell die Fokussierung auf Touchscreens ist für manche Anwendungsfälle nicht hilfreich – und es ist auch unklar, welche Zusatzkosten Touchscreens verursachen.

Ähnliche Überlegungen werden momentan auch von Aktienanalysten angestellt. Viele Firmen sehen ja in Windows 8 eine Belebung ihres Geschäfts – entsprechend sollte sich dies auf den Kurs von Aktiengesellschaften auswirken. In diesem Artikel weist man bei ZDNet.com darauf hin, dass Analysten PC-Hersteller warnen, dass Microsofts neues Betriebssystem wohl nicht so erfolgreich werde, wie angenommen. Die Kurserwartungen für die Aktien für Dell und HP wurden deutlich nach unten korrigiert. Gut, HP muss mehrere zehntausend Mitarbeiter entlassen und Dell hat auch mit rückgängigen Gewinnen zu kämpfen.

Hinzu kommt eine unglückliche Namenswahl beim ARM-Ableger von Windows. Doof ist, dass der Betriebssystemname auf Windows RT lautet, während das Laufzeitsystem zu WinRT benannt wurde. Hier sind durchaus begriffliche Verwirrungen vorprogrammiert, wenn Leute von Win RT schreiben. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt: Bekomme ich Windows, wenn ich ein ARM-Gerät kaufe, auf dem Windows RT installiert ist?

Wer sich mit Dokumentation und Schulung befasst, hat ein weiteres Problem. Nicht nur, dass die Bedienoberfläche (zumindest in meinen Augen) chaotisch organisiert ist. Es muss auch zwischen einer Bedienung auf Touchgeräten und einer Handhabung mit Maus und Tastatur unterschieden werden. Zu allem Überfluss kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Die Unfähigkeit Microsofts,  den Bedienelementen und Funktionen vernünftige Namen zu geben. Da wird von einer Charm Bar gesprochen, was so viel wie ein (Schmuck-)Anhänger sein kann. Für das deutsch Windows 8 gibt es keine Lokalisierung – ich bezeichne die Leiste als Kategorienleiste – andere sprechen von Charmbar, und Produktmanager von Microsoft haben "die Charm" vorgeschlagen. Hirnrissig! Manches ist überhaupt nicht benannt – wie z. B. die Leiste mit den laufenden Fenstern, die sich am linken Bildschirmrand einblenden lässt. Paul Thurrott befasst sich in diesem Artikel mit der Thematik. Er bezeichnet es als "Dumbeling of Technology" – so dass die Dinge keinen richtigen Namen mehr bekommen und niemand etwas damit anfangen kann.

Mit Windows RT suggeriere Microsoft, dass es sich um ein Windows-System handele. Eine Wirtschaftsanalyse von JP Morgan führt nun aus, dass dies bei Kunden für Verwirrung sorge, da man darauf keine Windows-Programme ausführen könne. Diese Bedenken kann ich nachvollziehen, da viele Anwender nicht mal die benutzte Windows-Version kennen. Frust und negative Publicity ist da vorprogrammiert, von feinen Details wie fehlende Treiberunterstützung möchte ich erst gar nicht sprechen. Auch hier stellt sich die Frage, ob die Leute dann nicht gleich zum iPad greifen, weil Apple es geschafft hat, den Geräten einen Nimbus "Einfach, elegant und funktioniert immer" zu verpassen.

Interessant fand ich den Gedankengang, der in diesem Blog-Beitrag geäußert wird. Der Autor greift dort die fälschlich kolportierte Aussage von Ballmer, dass 2013 bis zu 500 Millionen Windows 8 Systeme laufen, auf. Er argumentiert, selbst wenn Microsoft grandiose Verkaufzahlen habe, werde Apple mindesten so viele iOS-Geräte habe, wie Microsoft Windows 8-Lizenzen absetzen könne. Die junge Generation unter 25 greife lieber zu Apple-Systemen, so dass Microsoft im Smartphone- und Tablet PC-Markt nicht relevant sei. Das muss man abwarten – aber es könnte so kommen.


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Links:
1: Chance vertan – Forendiskussion bei heise.de
2: Metro vs. Android/IOs – Forendiskussion bei heise.de
3: Abschied von Aero – Forendiskussion bei heise.de
4: Artikel zu Steve Ballmers Aussagen (the verge)


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