Amazon: Don't be evil

AmazonAmazon ist erfolgreich, Amazon ist bei vielen Kunden beliebt, ordern scheint bequem – und Amazon entwickelt sich mit seiner Marktmacht zum Problem. Heute ein kleiner Abriss diverser Schlagzeilen, die Amazon die letzten Tage so verursachte.


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Ziel von Amazon ist das Erreichen einer marktbeherrschenden Stellung, um eigene Konzessionen auf Kosten von Dritten durchzusetzen. Dazu nimmt Amazon auch massive Verluste in Kauf – und greift leider zu recht ruppigen Methoden.

Druck auf Verlage und Schikanen …

Es gab ja schon häufiger Meldungen, dass Amazon Verlagen die Daumenschrauben hinsichtlich der Konditionen anzieht und seine Vorstellungen durchsetzen will. Spurt der Verlag nicht, wird er abgestraft. Erst war es der US-Verlag Hachette – nun ist Disney dran. Wie hier nachzulesen ist (deutsche Infos hier), sind Vorbestellungen für Disney Video-Disks aus dem Amazon-Angebot verschwunden. In Deutschland wird der Bonnier-Verlag abgestraft, wie die Süddeutsche hier berichtet. Glücklicherweise gilt in Deutschland noch die Buchpreisbindung, so dass Amazon.de die Preise anderer Händler nicht unterbinden kann. Amazon.de macht aber nur 10 % des Umsatzes mit Büchern. Für Händler, die bei Amazon anbieten, weht nach meinen Informationen ein harter Wind.

Streik der Belegschaft …

Seit über einem Jahr liegt Amazon.de mit der Gewerkschaft Verdi wegen eines Tarifvertrags im Clinch. Das führt dazu, dass das Unternehmen immer wieder bestreikt wird und negative Schlagzeilen in der Presse erhält.

Amazon nutzt alle Spielräume gnadenlos aus

Amazon.de hat seinen Geschäftssitz in Luxemburg, zahlte bisher also nur die niedrige 3% Umsatzsteuer auf eBooks, während deutsche eBook-Anbieter 19% Umsatzsteuer zahlen mussten. Eine massive Wettbewerbsverzerrung, die nun durch eine Änderung der Gesetzgebung unterbunden werden sollte. Man muss nun abwarten, ob Amazon.de nicht noch einen Trick findet, um das zu unterlaufen. In Frankreich wurde, wegen der Marktmacht Amazons, das Anti-Amazon-Gesetz verabschiedet, welches den kostenlosen Buchversand untersagte. In Frankreich gilt ja die deutsche Buchpreisbindung nicht. Wie hier nachzulesen ist, berechnet Amazon.de nun genau 1 Cent für den Versand und "erfüllt" nun die gesetzlichen Vorgaben. Und weil in Deutschland viel gestreikt wird, verlagert Amazon.de den Versand nach Polen und Tschechien. Ob man da Loyalität mit schafft?

Autoren wehren sich gegen Amazon

Zwischenzeitlich streiten sich Amazon und Autoren mit öffentlichen Briefen. Zuerst ging es in den USA los. In einem offenen Brief protestierten mehr als 900 Schriftsteller in den USA gegen die Amazon-Geschäftsmethoden (siehe auch hier). Amazon konterte dann mit einem eigenen offenen Brief, in dem die "Literatur muss günstiger werden"-Argumente angeführt werden. Wie heise.de hier berichtet protestieren zwischenzeitlich mehr als 1.000 deutschsprachige Autoren gegen Amazons Geschäftsmethoden. Der Vorwurf: Amazon nimmt die Autoren in "Beugehaft".

Ich selbst sitze hier zwischen allen Stühlen. Einerseits kann ich die "ruppigen" Geschäftsmethoden von Amazon nicht kommentarlos gut heißen. Andererseits werden meine Bücher von den Verlagen über Amazon.de vertrieben. Zum Anderen gibt es hier einige Amazon.de-Werbeanzeigen, mit denen Leser das Blog durch Bestellungen unterstützen können. Um euch die Wahl zu lassen, habe ich aber auch den edv-buchversand aus Remscheid hier in der Seitenleiste für Buchbestellungen eingebunden. 

Der Gegenwind wird stärker

Amazon.de steht mittlerweile überall im Fokus. Bei heise.de kann man hier nachlesen, dass die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ein Gerichtsurteil gegen Amazon.de erstritten hat. Amazon.de hat wohl Gutscheine zum Nachteil seiner Kunden verrechnet, was untersagt wurde. Diesen Kommentar in Spiegel Online zum Autorenprotest finde ich ganz lesenswert. Niemand will Amazon abschaffen, aber eine Monopolstellung, einhergehende mit den Turbokapitalistenmethoden,  gehen imho gar nicht. Aber hier kann jeder von uns gegensteuern.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob Amazon das ewig durchhalten kann. Einfach mal nur ein Gedanke: Wie ständen Microsoft und andere US-Unternehmen heute in Deutschland da, wenn die mit Belegschaft und Händlern so umgingen wie Amazon.de?


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Möglicherweise kann man auch noch Hoffnung in die Politik setzen – will die Bundesregierung doch "der missbräuchlichen Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellungen entgegentreten" (geht da aber um die digitale Agenda). So richtig optimistisch bin ich aber nicht.

Und wenn CETA, TIPP oder TISA kommen, werden solche Positionen von Anwälten geschliffen und Deutschland zahlt sich dumm und dämlich. Die Buchpreisbindung dürfte dann mit den gleichen anwaltlichen Geschützen geschliffen werden – hat die Branche und auch die Politik vermutlich aber noch nicht begriffen. Also nicht nur das "Chlorhühnchen", sondern viele andere Themen werden da relevant. Oder wie seht ihr das?


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3 Antworten zu Amazon: Don't be evil

  1. Paule21 sagt:

    Meiner Meinung nach sollte man Amazon konsequent boykottieren und seine Bücher lieber wieder beim kleinen Buchhändler um die Ecke kaufen und andere Waren ebenfalls von anderer Stelle beziehen. Erst wenn Amazon deutliche Umsatzeinbußen zu beklagen hat, werden sie ihre Position überdenken und sich bewegen müssen.

    So viel zur Theorie. In der Praxis wird das so nicht klappen, da zwar viele über Amazons schimpfen, aus Bequemlichkeit und vielleicht auch Gleichgültigkeit, doch wieder dort bestellen werden. Hier kann nur die Politik regulierend eingreifen. Aber wenn man sich schon auf die Politik verlassen muss, dann schwindet die Hoffnung ungemein.

    Erinnert mich irgendwie an die WhatsApp-Geschichte. Alle schimpfen sie über die Datensammelwut, aber keiner ist bereit den Dienst zu wechseln und einen anderen Messenger zu installieren. Ergo bleibt einfach alles wie es ist. ;-)

  2. Henning Franz sagt:

    Hallo,

    ist schon lustig, dass hier auf der rechten Seite die fetten Werbungen für Amazon stehen, während der Artikel doch eher amazonkritisch ist.
    Nur so am Rande bemerkt.
    Das wäre ein gutes Beispiel gewesen, ausgerechnet hier mal die Amazon Werbung rauszuwerfen.
    Aber man sieht, keiner kann sich mehr wehren. Amazon zieht die Fesseln enger und breitet sich aus.

  3. Günter Born sagt:

    @Henning Franz: War ja klar, dass der Einwand kommt. Im Text hatte ich genau darauf Bezug genommen. Gerade für den Artikel die Amazon-Verweise rauszunehmen, geht technisch nicht. Nicht desto trotz erlaube ich mir den kritischen Artikel – im dümmsten Fall trifft Amazon die Entscheidung für mich und kündigt den Affiliate Vertrag …

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