Touch Bar: Microsoft hat’s mal wieder vergeigt

Apple hat diese Woche ja einen neuen MacBook Pro mit einer, als Touch Bar bezeichneten, Bedienleiste in der Tastatur vorgestellt. Und wer hat's erfunden bzw. versäumt, im Markt zu positionieren?


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Es war eine denkwürdige Woche – erst hat Microsoft seine Produkte, unter anderem das Surface Studio vorgestellt. Ich hatte im Blog-Beitrag Surface Book i7 und Surface Studio darüber berichtet.


(Quelle: Microsoft)

Das Surface Studio löste bei den Journalisten und vielen Beobachtern Begeisterung aus – bei heise.de versteigt sich jemand sogar zum Kommentar Kommentar: Microsoft ist das neue Apple. Mich trieb eher die Frage um: Für wen ist denn diese neue Kiste ab 3000 $ aufwärts? Der Markt dürfte eher bescheiden sein. Und Microsoft hat es in den letzten 10 Jahren zielsicher geschafft, mit allen Hardware-Entwicklungen erfolgreich am Markt vorbei zu agieren.

Und es gab bei Apple genau einen Tag später eine Vorstellung des neuen MacBook Pro – siehe mein Beitrag Apple: Neues MacBook Pro mit Touch Bar und Touch ID. Die Beobachter fanden das "irgendwie langweilig". Bei mir persönlich löste den Touch Bar-Ansatz von Apple dagegen spontan Begeisterung aus – weil ich mir sofort die Möglichkeiten ausmalen konnte.

Apple hat bei der Präsentation auch sofort Anwendungen gezeigt, die das neue Konzept umsetzen. Wie ich hier lese, wird Microsoft seine Office-Anwendungen für den Mac an diese Touch Bar-Bedienung anpassen – man springt also.

Und Apple ist clever, die bieten Windows-Unterstützung für die Touch Bar an. Sprich: Wer auf dem MacBook Pro ein Windows per Boot-Camp installiert, bekommt die auf Windows-Tastaturen gängigen Funktionstasten angezeigt (siehe). Einziges Manko: Der Touch Bar fehlt die haptische Rückmeldung einer wirklichen Taste.

Klar, die 3.000 Euro für die MacBook Pros sind ebenfalls kein Pappenstiel – aber die Apple-Geräte verkauften sich in Stückzahlen. Bin mal gespannt, wie die Verkaufszahlen Surface Studio versus MacBook Pro werden.

(Quelle: YouTube)

Aber der Punkt ist noch ein anderer: In diesem Artikel weist man darauf hin, dass Microsoft die "Touch Bar" bereits im Jahr 2010, im Rahmen eines Studentenwettbewerbs, erfunden hatte (siehe obiges Video). Und die Idee dümpelte, und dümpelte, und dümpelte – wir haben Windows 8 gesehen, wurden dann auf Windows 8.1 gehoben, um mit dem besten Windows 10 aller Zeiten beglückt zu werden – eine Touch Bar war nicht dabei. Und nun kommt Apple mit einem Produkt, welches die Touch Bar integriert und Software, die das Ganze sofort umsetzt.


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Ergänzung: Wer so ein MacBook Pro kauft, bekommt übrigens noch watchOS mit dazu. Die Ansteuererung der Touch Bar erfolgt nämlich durch eine modifizierte Version des für die Apple Watch verwendeten Betriebssystems in Verbindung mit der in Mac OS enthaltenen Touch-Unterstützung. Es klang in diesem Tweet an, mehr Details finden sich in diesem Techcrunch-Artikel.

Lässt schon tief blicken – finde ich. Obwohl: Erfolg wünsche ich sowohl Microsoft mit dem Surface Studio als auch Apple mit dem neuen MacBook Pros. Nachtrag: Apples Chef-Designer hält Touch-Bedienung für Mac OS nicht so sonderlich sinnvoll, wie man hier nachlesen kann.


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6 Antworten zu Touch Bar: Microsoft hat’s mal wieder vergeigt

  1. Michael Nagel sagt:

    Das ganze erinnert mich an die Softkey-Tasten der frühen 70 Jahre bei den Terminals und bei den frühen PCs, nur halt mit richtigen Tasten.

    Michael

    • Holger K. sagt:

      Genau, mehr ist das nämlich nicht. Die Funktionstasten einer Standard-Tastatur mit ISO-Layout entstanden eben aus diesen Softkeys heraus. Nur dass dann später Betriebssystem und Anwendungen begannen, sich um die Belegung zu balgen.
      Die Idee ist eigentlich ganz einfach, seit die technischen Voraussetzungen mit den OLED-Displays gegeben sind. Aber seien wir einmal ganz ehrlich. Als Anwender, der damit seine Brötchen verdient, ist das für mich Spielkram. Da reichte auch das bisherige Konzept mit ALT + SHIFT + F1 -F12 (= 36 Varianten).

      Und Facebook und Co mit einem Arbeitsgerät der 3000 Euro-Klasse… na ja. Aber vielleicht kommt das ja auch in den für Privatanwender bezahlbareren Regionen.

      • Der Apple-Ansatz ist, wenn ich es richtig verstanden habe, weitergehend. Man kann alles in die Bar bringen – Farbwähler, Frequenzanpasyer, Fotoverläufe etc.

        Nachtrag: In diesem Artikel geht noch jemand auf das Thema ein und schreibt, dass das Ganze kein Gimmick sei.

        • Holger K. sagt:

          Hmm, da gefällt mir spontan gesagt, Microsofts Lösung mit dem Puck (wenn der denn keine Macken hat) irgendwie für solche Dinge besser. Aber das ist Geschmackssache und ist sicher auch nicht bei jeder Anwendung gleich gut.

          Als alter Trekkie (Star Trek Fan) gefällt mir noch immer das LCARS-Bedienkonzept mit den grafischen Touchoberflächen (und das wurde 1987 erdacht!!!). Da brauchte man keine zusätzlichen Bedienelemente außerhalb des Displays, die die Aufmerksamkeit abziehen. Parameterwerte wurden, wie bei einem Schieberegler, mit dem Finger verändert. Nachteil des Konzepts ist allerdings, dass schnell eine Überfrachtung entstehen kann.

          Aber ich finde es schön, dass endlich bei den Bedienoberflächen etwas in Bewegung kommt. Hoffen wir, dass sich das bessere Konzept durchsetzen möge.

  2. Hans Brender sagt:

    mein Lenovo hat auch eine umschaltbare Leiste, benutze ich so gut wie gar nicht. Mein Blick ist auf dem großen Monitor, Tastatur und Maus werden benutzt, und jetzt muss ich wieder nach unten schauen. ein, zweiteilige Taskbar, Applikation mit Symbolleiste… für mich macht das keinen Sinn.

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