Windows 10 on Arm: Intels Patentkeule gegen den x86-Emulator …

Microsoft plant ja gegen Jahresende ein Windows 10 on Arm herauszubringen. Und man hatte sich das so schön ausgemalt: Um auch x86-Anwendungen fahren zu können, soll ein x86-Emulator in das betreffende Betriebssystem integriert werden. Aber Intel könnte dem einen Strich durch die Rechnung machen, indem man einfach mal die Patentkeule hervorholt.


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Microsoft hatte sich das so schön vorgestellt: Windows 10 auf die ARM-Plattform portieren und dann Windows Store-Anwendungen ausführen lassen. Es sollten lüfterlose Rechner mit endlosen Akkulaufzeiten entstehen – habe ich auf diversen Internetseiten gelesen. Damit das Ganze nicht so ein Flop wie Windows RT wird, plant Microsoft einen x86-Emulator im Betriebssystem zu integrieren. Dieser ermöglicht die Ausführung von Win32-Anwendungen aus der x86-Welt.

Intel hält aber Urheberrechte am x86-Befehlssatz

Nun ist es so, dass der x86-Befehlssatz der Intel-Prozessoren geistiges Eigentum von Intel sind. Mary Foley schreibt nun bei ZDNet.com, dass Intel andere Firmen davor warne, x86-Emulatoren ohne saubere Lizenz auszurollen.

Stein des Anstoßes sind zwei Sachen. Einmal hatten Qualcomm und Microsoft ja angekündigt, einen x86-Emulator in Windows 10 on Arm einzubauen, um Anwendern auch die Welt der Win32-Software zu eröffnen. Ohne diese Option ist Windows 10 on Arm tot wie Windows RT.

Nun hat Intel anlässlich des '40en Geburtstags' der x86-Architektur einen netten Blog-Beitrag publiziert. Dort findet sich der Abschnitt:

Intel invests enormous resources to advance its dynamic x86 ISA, and therefore Intel must protect these investments with a strong patent portfolio and other intellectual property rights.

The following graph shows that relentless instruction set innovation translates into a deep and dynamic patent portfolio with over 1,600 patents worldwide relating to instruction set implementations.

Intel carefully protects its x86 innovations, and we do not widely license others to use them. Over the past 30 years, Intel has vigilantly enforced its intellectual property rights against infringement by third-party microprocessors.

However, there have been reports that some companies may try to emulate Intel's proprietary x86 ISA without Intel's authorization. Emulation is not a new technology, and Transmeta was notably the last company to claim to have produced a compatible x86 processor using emulation ("code morphing") techniques. Intel enforced patents relating to SIMD instruction set enhancements against Transmeta's x86 implementation even though it used emulation. In any event, Transmeta was not commercially successful, and it exited the microprocessor business 10 years ago.

Only time will tell if new attempts to emulate Intel's x86 ISA will meet a different fate. Intel welcomes lawful competition, and we are confident that Intel's microprocessors, which have been specifically optimized to implement Intel's x86 ISA for almost four decades, will deliver amazing experiences, consistency across applications, and a full breadth of consumer offerings, full manageability and IT integration for the enterprise. However, we do not welcome unlawful infringement of our patents, and we fully expect other companies to continue to respect Intel's intellectual property rights. Strong intellectual property protections make it possible for Intel to continue to invest the enormous resources required to advance Intel's dynamic x86 ISA, and Intel will maintain its vigilance to protect its innovations and investments.

Das ist natürlich ein heftiger Wink mit dem Zaunpfahl. Ohne Lizenz geht eher nix, lässt Intel durchblicken. Nur legale (lizenzierte Emulatoren) werden von Intel geduldet. Wenn Qualcomm und Microsoft das Ganze bei Intel lizenzieren, dürfen die das Ganze in Windows 10 on Arm einsetzen. Auf diese Weise würde Intel an jedem verkauften ARM-System mit Windows 10 verdienen. Dann müssen Microsoft und Qualcomm noch beweisen, dass die Lösung mit Windows 10 on Arm wirklich mit der WinTel-Welt von Windows 10 mithalten kann.

Bei Intel nachgefragt

Mary Foley hat dann explizit bei Intel nachgefragt und von deren Sprecher eine nette Antwort bekommen.

"Intel respects intellectual property rights and we expect others to do the same. x86 technology is both proprietary and central to our business, and we're concerned any time it appears that others may be copying it inappropriately. We will thoroughly evaluate any products that claim to emulate x86 technology, and vigorously enforce our intellectual property rights if we believe they are infringed."

Intel respektiert die geistigen Rechte anderer und erwartet, dass diese das genau so halten. Die x86-Technologie ist Eigentum von Intel und zentral für das Geschäftsmodell. Wenn das kopiert wird, wäre man bei Intel besorgt und würde sich das Ganze sehr genau ansehen. Bei Verletzung von Intels Rechten muss der Anbieter damit rechnen, von Intel wegen Verletzung der betreffenden Patente und geistigen Urheberschaft verklagt zu werden.

Spekulationen: Warum gerade jetzt?

Die ganze Geschichte lässt natürlich Raum für jede Menge Spekulationen. Eine Variante geht so: Seit bei Microsoft die alten Hasen rausgegangen sind, hat man einfach mal drauf los gewurschtelt und einfach vergessen, mal bei Intel nachzufragen. Das ist jetzt der Tritt vors Schienbein, dass die vorherige Braut auch noch mit im Boot sitzt und bei der Hochzeit Microsoft – Qualcomm ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat.


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Die zweite Variante der Spekulation: Es gab Gespräche zwischen Intel, Microsoft und Qualcomm, aber die sind zwischenzeitlich ziemlich verfahren bzw. abgebrochen worden. Microsoft hat aber mal im Vorfeld mit der x86-Emulator-Geschichte angefangen und auch Qualcomm mit ins Boot geholt. In diesem Zusammenhang ist dann dieser Ansatz publik geworden, was Intel möglicherweise geärgert hat.

Wie man es auch dreht und wendet, das klingt alles nicht gut. Wie schreibt Martin Geuß bei Dr. Windows: 'Mir schwant nichts gutes.' Wäre nicht der erste Flop, der Microsoft passiert. Schauen wir mal, wie das weiter geht.

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3 Antworten zu Windows 10 on Arm: Intels Patentkeule gegen den x86-Emulator …

  1. Al CiD sagt:

    "In Flop produzieren ist Microsoft ja gelegentlich ganz gut."
    Yep, da haben die mittlerweile viel Routine drin…

  2. Holger K. sagt:

    Ich finde das etwas zu simplifizierend, da es zwei Architekturen gibt, die ältere x86-32 und die neuere x86-64 (auch manchmal als AMD64 bezeichnet). Letztere wurde durch AMD ins Leben gerufen, später trafen dann Intel und AMD ein Cross-License-Patentabkommen.

    Die ältere x86-32-Architektur wird auch in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung verlieren, da nun einmal deren Limitierungen immer mehr zur Last werden. Auch in der ARM-Welt ist der Trend zu 64-bit nicht mehr aufzuhalten. Gegenüber dem Sprung von ARM-32 zu ARM-64 ist jedoch der Schritt von x86-32 zu x86-64 deutlich weiter, da AMD bei deren Design auch längst fällige Verbesserungen (u. a. mehr Register) vorgenommen hat. Der einzige Nachtteil, den x86-64 hat, ist der deutlich größere Speicherhunger.

    Welche Implikationen sich aus dem Ganzen ergeben, wage ich derzeit nur vorsichtig zu formulieren. Laut dem ZDNet-Artikel scheint Microsoft aber x86-32 Code nach ARM64 zu emulieren zu wollen. Es stellt sich die Frage, ob es wegen lizenzrechtlicher Probleme nicht besser wäre, eine Emulation von x86-64 nach ARM64 vorzunehmen.

    Aber egal wie auch immer diese Sache ausgeht, eine Emulation geht immer mit Leistungseinbußen vonstatten. Dies gilt umso mehr, wenn beide Architekturen auch noch grundverschieden sind (hier CISC, da RISC).

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