Neues von paydirekt

Kleiner Einschub zum Wochenende zum Thema paydirekt, dem Online-Bezahlsystem der deutschen Banken. Die Sparkassen versuchen das Online-Bezahlsystem mit einer Geldspritze von 300 Millionen als Konkurrenz zu PayPal zu positionieren.


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paydirekt ist ja ein Online-Bezahlsystem der deutschen Banken, welches 2014 Jahren aus der Taufe gehoben wurde. Ziel war es, ein Bezahlsystem neben PayPal zu etablieren. Die Wikipedia hat hier einige Informationen zu diesem System veröffentlicht. Speziell die Sparkassen setzen jetzt auf paydirekt, wie man hier nachlesen kann. Und hier geht es zur Webseite der paydirekt GmbH.

Startschwierigkeiten und fragwürdige Methoden

Grundsätzlich ist es ja schon mal nicht schlecht, wenn ein alternatives Online-Bezahlsystem etabliert wird, welches eventuell Unabhängigkeit von PayPal ermöglichen würde. Allerdings hat paydirekt einige gravierende Fehler, die in der Konzeption und Handhabung gemacht wurden.

  • Wir schreiben das Jahr 2017 und eigentlich sollte mindestens Europa im Fokus jeder Online-Zahlungsinitiative stehen. paydirekt will aber nur den deutschen Markt angehen. Sprich: Onlinebestellungen im europäischen oder außereuropäischen Ausland werden eher nicht auf paydirekt setzen. Auch gibt es recht wenige Händler, die paydirekt bei Online-Käufen akzeptieren.
  • Obwohl alles bei den Banken elektronisch läuft, dauern Überweisungen oft Tage – und in Europa hat erst SEPA ein wenig Bewegung gebracht. Aber das European Payment Councils hat 2016 SEPA Instant Credit Transfer (auch als SEPA Instant Payment) definiert, welches ab Oktober 2017 in Europa eingeführt werden soll. Mit SEPA Instant Payment sollen Beträge bis zur Höhe von 15.000 Euro europaweit binnen 10 Sekunden zwischen Absender und Empfänger überwiesen werden.

Auch wenn die Banken bei der Implementierung von SEPA Instant Payment stöhnen (siehe), könnte das ein Vehikel werden, um schnelle Online-Zahlungen in Europa zu ermöglichen. Und als Online-Kunde kann ich bei vielen Händlern (neben PayPal) per Kreditkarte, Sofortüberweisung und – sofern bekannt – auch auf Rechnung oder Lastschrift einkaufen.

Für paydirekt bedeutet dies Konkurrenz – die müssten also besser als der Mitbewerb sein und Vorteile bieten. Beides kann ich z.Z. nicht wirklich erkennen. Der Erfolg des paydirekt Online-Bezahlsystems hält sich daher wohl auch arg in Grenzen. paydirekt hat um die 1,5 Millionen Kunden (ich habe auch schon 1,3 Millionen als Zahl gelesen, siehe unten), während PayPal bei 19 Millionen liegt.

In einer Aktion versuchen aktuell eine Reihe Sparkassen und Banken ihre Kunden zu paydirekt-Kunden zu machen. Dazu wird die AGB geändert und Kunden, die nicht widersprechen, finden sich in der Situation wieder, dass ihre Kontodaten automatisch bei der paydirekt GmbH landen. Ich hatte die Woche auf die ablaufende Widerspruchsfrist hingewiesen (siehe FYI: Sparkassenkunden und paydirekt-'Zwangs-'Mitgliedschaft) und bereits Mitte August 2017 die Aktion etwas näher beleuchtet (siehe paydirekt-'Zwangs-'Mitgliedschaft für Sparkassenkunden).

300 Millionen Finanzspritze für paydirekt

Bislang sind nach Schätzungen wohl um die 100 Millionen Euro in das Projekt paydirekt geflossen. Da der Erfolg zu wünschen übrig lässt, denkt man über eine weitere Finanzspritze nach. Die Süddeutsche Zeitung berichtet im Artikel Schub für Paydirekt jetzt von einer Initiative der Sparkassen. Der Dienst soll mit 300 Millionen Euro Zuschuss flott gemacht werden. Laut Süddeutsche wollen die Sparkassen 100 Millionen schultern, während die restlichen Banken im Konsortium die fehlenden 200 Millionen tragen sollen.

Nur mal zum Vergleich: Bei PayPal wird ein Marketing-Budget von 1 Milliarde US $ jährlich verbraten und die agieren weltweit. Im Artikel der Süddeutsche wird daher auch darüber nachgedacht, was passiert, wenn paydirekt scheitert – die Erfolgsaussichten sind ja nicht so prickelnd. Bisher sind als große Händler nur Otto und Media Markt in der Akzeptanzliste von paydirekt. In meinem alten Artikel hatte hatte ich erwähnt, dass Otto einen Integrationszuschuss von 10 Millionen Euro und noch 3 Millionen Euro Werbekostenzuschuss erhalten habe. Die Süddeutsche schreibt, dass auch die Kinokette Cineplex als Partner gewonnen werden konnte. Bei heise.de findet sich hier die Information, dass es 1.400 Akzeptanzstellen, bei 1,3 Millionen Nutzer gebe (also 200.000 weniger als die oben angegebenen 1,5 Millionen).

Bleibt die Frage, was mit den 300 Millionen Finanzspritze passiert, so diese denn zusammen kommt. Ich vermute mal, für einen Teil werden Händler mit Zuschüssen geködert – so dass Alternate z.B. (laut diesem Forenkommentar) 25 Euro Bonus bei Zahlung mit paydirekt anbieten kann. Ob das dem Online-Zahlungsdienst einen neuen Schub verleihen kann? Schade finde ich auch, dass wieder einmal eine nationale Lösung geschnitzt wurde. Nicht zu vergessen, dass Blockchain & Co. von der IT-Tech-Industrie als neuester Hype auch für Zahlungstransaktionen vorgeschlagen bzw. eingeführt wird.


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11 Antworten zu Neues von paydirekt

  1. ein-leser sagt:

    Ich hoffe sehr das sich PayDirekt besser durch setzt, denn:
    # Die Daten bleiben in Deutschland und gehen nicht nach Amiland
    # Es ist sehr viel sicherer
    # Der Datenschutz ist höher

  2. DireDare sagt:

    Der automatischen Datenübernahme als Sparkassenkunde zur paydirekt GmbH gestern schriftlich widersprochen. Die bei der Sspk glauben, sie können sich praktisch alles erlauben nur weils Ihnen so ganz gut in den Profitkram paßt und berufen sich dabei auch noch frech auf den Datenschutz.

  3. Martin sagt:

    Selbst wenn PayDirekt nur einen unwesentlichen oder gar keinen Vorteil beim Daten- und Käuferschutz gegenüber Paypal bieten sollte, würde ich PayDirekt immer den Vorzug geben, wenn ich beim Einkauf die Wahl hätte! Man sollte deutschen/europäischen Unternehmen immer Vorrang vor amerikanischen Unternehmen einräumen!

    Den Kommentar von 'Nightmar' (auf Heise.de) zur 25 € Aktion mit PayDirekt bei Alternate (im Beitrag verlinkt) kann ich nicht gut heißen. Wenn man sich schon bei PayDirekt anmeldet, sollte man es, nach Möglichkeit, auch weiterhin bevorzugt nutzen und nicht nur die 25 € abgreifen!

    Aber nein, alles was deutsche oder europäische Unternehmen tun, ist grundsätzlich abzulehnender Mist und amerikanische Unternehmen sind viel toller. Geschenke mitnehmen (Rosinenpicken) geht aber immer. PayDirekt hat einzig und alleine das Problem mit den zu wenigen Akzeptantstellen und das versuchen sie legitimerweise mit Prämienzahlungen erst einmal zu verbessern. Das ist absolut nichts Verwerfliches. Ich frage mich auch, weshalb Händler es nicht von sich aus unterstützen. PayPal ist teuer und unbeliebt (einfach mal PayPal bei Youtube eingeben).

    Es ist leider richtig, dass Unternehmen aus Deutschland/Europa in solchen Bereichen nicht die innovativsten Lösungen entwickeln, aber wenn sie einem keinen Nachteil gegenüber der leider übermächtigen Konkurrenz aus Übersee bringen, sollten sie bevorzugt genutzt werden. Man hat ja neben Paypal auch Überweisung, Lastschrift, und eventuell Kreditkarte, warum also nicht auch PayDirekt?

    • Günter Born sagt:

      Ich kann es zur Zeit nicht genau beurteilen. Für einen Händler bedeutet jedes akzeptierte Zahlungssystem Aufwand und Kosten. Wie die Transaktionskosten bei paydirekt liegen, weiß ich nicht. Aber ein Händler wird nicht böswillig handeln, sondern seine Gründe haben, nicht sofort auf paydirekt zu hüpfen – schätze ich mal.

      • Martin sagt:

        Hallo Günter,

        ja, die laufenden Kosten für den Händler scheinen das Problem der Akzeptanz zu sein. In meiner Antwort auf den Kommentar von J.G. (hier, weiter unten) habe ich einen Blogbeitrag verlinkt, welcher sich damit befasst hat.

        Ich war der Meinung, dass man eine Kreditkarte hinterlegen und auch darüber zahlen kann, was leider nicht möglich ist. Ich denke, dass das auch nie möglich sein wird, weil die Händler Wert darauf legen, dass die Kosten niedriger, maximal gleich hoch sind, wie bei einer Kreditkartenzahlung. Dann würden aber die Banken gar nicht mehr verdienen können oder gar Verlust machen.

        Letztendlich braucht es PayDirekt leider doch nicht. Mit GiroPay, Lastschrift, Rechnung und Kreditkarte wäre für Käufer und Verkäufer national alles abgedeckt. International reicht leider die Kreditkarte auch nicht immer. Viele Händler aus China akzeptieren ausschließlich PayPal, wobei ich da auch beim direkten Angebot einer Kreditkartenzahlung diese trotzdem über PayPal abwickeln würde, damit der Händler nicht meine Kreditkartendaten erhält. Ich hatte in den vergangenen Jahren zwei Betrugsfälle, bei denen meine Kartendaten missbräuchlich, in einem Fall mit beträchtlichem Umfang, genutzt wurden – allerdings waren das europäische Fälle. Ich setze die Karte deshalb nur noch über PayPal ein und nutze dort die Zweifaktorauthentifizierung.

  4. J.G. sagt:

    Ich denke das wird eine totgeburt werden. National und dafür noch locker 300 Millionen Euro? Da genügt es auch, wenn z. B. der Händler bei dem man etwas Online bestellt die Zahlungsart Lastschrift anbietet.

    • Martin sagt:

      Gegenüber der Lastschrift hat man als Käufer allerdings den Vorteil, dass der Verkäufer bei PayDirekt das Geld bzw. eine Garantie der Zahlung sofort erhält und deshalb die Ware schneller versendet werden kann.

      Nachdem ich in der FAQ das hier gelesen habe, gibt es aber gegenüber GiroPay für den Käufer leider keinen Vorteil, da der Verkäufer auch bei GiroPay eine sofortige Zahlungsgarantie erhält:
      Frage:
      "Kann ich bei paydirekt neben dem Girokonto weitere Bezahlverfahren (z. B. Kreditkarte) nutzen?"
      Antwort:
      "Leider nicht. Wir arbeiten an der Weiterentwicklungen unseres Bezahldienstes."

      Ich war auch bisher der Meinung, dass es für die Händler günstig sei. Nachdem ich aber auf folgenden Blogbeitrag gestoßen bin, bin ich doch sehr überrascht und muss nun zugeben, dass das, alles in allem gesehen, tatsächlich nach einer massiven Fehlleistung aussieht und wohl keine Zukunft hat:
      https://www.der-bank-blog.de/achillesferse-paydirekt/mobile-payment/21334/

      Wirklich schade und völlig unverständlich!

      • Rene sagt:

        Wohl war.

        Die Lösung wäre, das direkt Überweisungen nicht bis zu ca. 3 Tage dauern, sondern innerhalb von wenigen Minuten über die Bühne geht.

        Ich kaufe übrigens Weltweit mit meiner VISA Karte ein.
        Alles was ich als zusätzlichen Schutz nutzen kann, ist bei meiner Bank aktiviert.

        Ich gebe zu, das es vor kommt, das ich meinem Geld hinterher renne. Aber verrückter weise renne ich einem Deutschen Unternehmen hinter her, bzw. habe eine Rückbuchen in Auftrag gegeben.

        Andersherum ist es toll, das man z.B. in den USA bestellen kann und man bekommt recht unkompliziert seine Ware nach Deutschland.

        Dieses paydirekt ist ein Deutschen und regionales Produkt.
        Wir leben aber in ein System, was Global und auf der ganzen Welt agiert. Das kann nicht funktionieren.

        Warum können wir z.B. nicht wie die Schweden*** die Kartenzahlungen fast kostenlos für alle machen? Also für Kunden und Geschäftsleute?
        Das Problem ist doch in Deutschland, das sich Banken, Dienstleister und Staat am Endverbraucher und dem Händler gesund stoßen wollen.

        ***http://in-sweden.net/finanzen-schweden/bargeldlos-unterwegs-in-schweden/

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