Bisherige Windows-Versionen kennen die Systemwiederherstellung oder das Zurückspielen eines System-Backups, um auf Fehler zu reagieren. In Windows 8 wird es eine Möglichkeit geben, das Betriebssystem sowohl auf Werkseinstellungen zurückzusetzen als auch die Installation ohne Verlust der Daten zurückzusetzen. Im Micrsoft-Entwicklerteam hat Steven Sinofsky jetzt diese Funktionen näher vorgestellt.
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Sinovsky schreibt, dass viele Geräte im Bereich der Konsumerelektronik eine Funktion besitzen, um diese bei Fehlfunktionen in einen definierten Ausgangszustand zurückzusetzen. Dies funktioniert über so etwas wie einen Reset-Knopf oder ähnliche Mechanismen. Bei Windows musste man bisher auf Dritthersteller-Tools setzen, um z. B. ein Recovery durchzuführen oder eine Systemabbildsicherung zurückzuspielen. Für Windows 8 strebt man nun eine Möglichkeit an, das System mit Bordmitteln in den Ausgangszustand zurückzusetzen. Hierbei werden folgende Ziele angestrebt:
- Ein für den Benutzer konsistenter Mechanismus, um jeden Windows 8 PC auf einen funktionsfähigen und definierten Zustand zurückzusetzen.
- Der Vorgang soll schnell und einfach für den Benutzer durchführbar sein. Dabei soll der Benutzer keine Daten verlieren.
- Erfahrene Anwender sollen dagegen eine anpassbare Lösung vorfinden, um Aufgaben nach eigenen Vorstellungen durchzuführen.
Microsoft hat hierzu zwei Funktionen (Reset des PC und Refresh des PC) in Windows 8 implementiert, um das System in einen definierten Ausgangszustand zu versetzen.
Reset des PC
Diese Funktion ermöglicht es dem Benutzer das System in den Ausgangszustand zurückzusetzen und alle Daten vom Rechner zu entfernen. Dies entspricht dem Werksauslieferungszustand und ist z. B. hilfreich, wenn der PC mit Windows 8 an Dritte weiter gegeben werden soll.
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- Hierzu muss das System im Windows Recovery Environment (Windows RE) gebootet werden.
- Windows RE löscht und formatiert die Windows-Partition auf der Festplatte, so dass auch persönliche Daten entfernt werden.
- Windows RE installiert dann eine frische Kopie von Windows 8 und startet dann das System mit dieser neuen Betriebssystemkopie.
Hier ein von Microsoft veröffentlichter Screenshot mit der Formularseite zum Zurücksetzen.
Reset (Quelle: Microsoft)
Um ganz sicher zu sein, dass beim Reset auch sensitive Daten nicht mehr restauriert werden können, stellt Windows 8 eine besondere Option bereit. Bei deren Auswahl überschreibt das System die Daten durch Zufallsmuster.
Auswahl zur Datenentfernung (Quelle: Microsoft)
Refresh des PC zur Problembehebung
Treten nur Probleme mit Windows 8 auf, wäre es hilfreich, das Betriebssystem auf einen definierten Zustand zurückzusetzen, ohne die Benutzerdaten zu verlieren. Dieser Refresh geht weit über die bisher bekannte Systemwiederherstellung hinaus und entspricht der Neuinstallation von Windows – wobei aber die Daten, Einstellungen und installierten Metro-Apps erhalten bleiben. Ein ähnlicher Mechanismus ist Insidern bei Windows 7 unter dem Begriff "Inplace Upgrade" bekannt. Für den Benutzer läuft der Vorgang quasi auf Knopfdruck ab.
- Hierzu ist der PC ebenfalls mit Windows RE zu booten (erfolgt automatisch).
- Windows RE scannt die Festplatte auf Daten, Einstellungen und Apps und sichert diese auf dem betreffenden Laufwerk.
- Dann installiert Windows RE eine neue Kopie von Windows 8 und restauriert anschließend die Daten, Einstellungen und Apps.
Nach dem erfolgreichen Durchführen dieser Schritte startet der Rechner mit der neu installierten Windows 8-Kopie. Anschließend kann sich der Benutzer wie gewohnt am Benutzerkonto anmelden und weiter arbeiten. Hier ist noch ein Formular, das die Refresh-Option zeigt.
Aktualisieren des PC (Quelle: Microsoft)
Microsoft gibt im Entwicklerblog noch einige zusätzliche Informationen, welche Daten und Einstellungen bei diesem Vorgang gesichert und später restauriert werden. In der Windows 8 Beta werden folgende Einstellungen erhalten bleiben:
- Einstellungen für WLAN-Verbindungen und Mobilfunk-Verbindungen
- BitLocker und BitLocker To Go Einstellungen
- Zuordnungen für Laufwerksbuchstaben
- Persönliche Einstellungen des Benutzers (Hintergrund der Anmeldeseite, Desktop-Hintergrund)
Folgende Einstellungen werden dagegen beim Refresh des Betriebssystems verworfen, weil es bei Fehlkonfigurierungen zu Problemen kommen kann:
- Zuordnung von Dateitypen
- Display-Einstellungen
- Windows Firewall-Einstellungen
Die Entwickler führen an, dass man diese Funktionen im Laufe der weiteren Entwicklung feinabstimmen will Die Basisfunktionen sind ja schon in der Developer Preview enthalten (ich habe diese bei diversen Experimenten mit Windows 8 To Go kennen gelernt, wo Windows RE wegen Fehler gebootet wurde).
App-Restore
Metro-Style Apps werden nur dann gesichert, wenn der Benutzer ein Windows-Refresh durchführt. Desktop-Anwendungen müssen dagegen nach einem Refresh manuell nachinstalliert werden. Hierzu führt Microsoft zwei Gründe an. Einmal kann eine solche Anwendung der Grund für die Fehlfunktion sein. Die Identifizierung des Schuldigen kann aber ein Problem sein. Zweiten möchte man verhindern, dass "schlechte" Anwendungen automatisch re-installiert werden und so Windows 8 erneut beschädigen.
Zudem verhindern auch unterschiedliche Installer-Technologien, dass der Vorgang der automatischen Installation fehlerfrei und sauber ausgeführt werden kann. Weiterhin werden für viele Anwendungen Lizenzschlüssel zur Installation benötigt. Hinzu kommt, dass Anwender und Administratoren die Installationen durch spezifische Einstellungen anpassen. Metro Apps lassen sich dagegen sauber deinstallieren und dann erneut installieren.
Wenn der PC nicht mehr booten kann
Falls der Rechner nicht mehr das Betriebssystem booten kann, wird Windows RE zum Abrufen der Reset- oder Refresh-Funktion gestartet. Es gibt es einen älteren Artikel "the boot experience has been redesigned from the ground up" von Billie Sue Chafins, in dem die Troubleshooting-Techniken von Windows RE behandelt werden. Hier sind die betreffende Seiten in Windows RE mit den Optionen zum Refresh und Reset zu sehen.
Reset und Refresh (Quelle: Microsoft)
Weiterhin wird die Windows 8 Beta, nach Aussagen Sinofskys, ein Tool enthalten, um einen bootfähige USB-Stick mit einer Kopie von Windows RE zu erzeugen. Diese lässt sich (ähnlich wie der Systemreparaturdatenträger aus Windows 7) verwenden, um einen nicht mehr bootenden PC zu starten und Windows 8 zu reparieren. Wird der Rechner mit einer versteckten Recovery-Partition des OEM-Herstellers ausgeliefert? Dann gibt es nach dem Erstellen des Windows RE-USB-Sticks eine Option zum Entfernen dieser Recovery-Partition. Dann kann der belegte Speicherplatz neu benutzt werden.
Sinofsky geht noch auf einige Aspekte dieser Funktionen ein. Ein Teil kennen wir bereits aus der Developer Preview, anderes ist aus Windows 7 übernommen. Neu ist jedoch die Art, wie Microsoft das alles kombinieren und für den Benutzer bereitstellen will. Wenn das alles wirklich auf Knopfdruck funktioniert, wird dies sicherlich einige Service-Einsätze ersparen. Allerdings wird es auch viele Fälle geben, wo der Refresh oder der Reset vom Benutzer verweigert wird, weil dann (gemäß obiger Beschreibung) die installierten Programme und Einstellungen verloren gehen. Das Anfertigen einer Systemabbildsicherung wird also auch zukünftig zum Geschäft eines Administrators gehören.
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