Gestern hatte ich hier drüber gebloggt, dass der Windows Store von Microsoft ziemlich viel App-Müll enthält – und es gibt Stimmen, die vermuten, dass Microsoft dem sogar nachhilft. Aber auch bei Apple gehe im iTunes Store nicht alles mit rechten Dingen zu.
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Die Site readwrite.com bringt hier die betreffende Story. In den letzten Wochen passiert etwas merkwürdiges im Apple iTunes Store. Plötzlich schießt eine kostenlose App, die mehr oder weniger Crap enthält, in die Top 10 des Store, um kurz darauf zu verschwinden.
Anfang Dezember war es wohl die App "Dental Surgery" (zeigt wohl Ansätze zur Zahnbehandlung), die in den Top 10 auf Platz 3 hochgeschossen ist. Die App wurde laut quora.com erst am 20. November 2012 freigegeben. Wer jetzt nach der App im iTunes Store sucht, wird diese nicht mehr finden, sondern wird auf diese Seite für eine kostenpflichtige App oder auf diese Seite umgeleitet.
Jetzt hat die App Nose Surgery ihren Weg in die Top 10 gefunden – wie readwrite.com hier schreibt. Hier findet sich eine Liste, wo die App zumindest in den Top 50 rankt – die App zeigt Hinweise für chirugische Eingriffe im Nasenraum.
(Quelle: appdata.com)
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Als Entwickler wird Florence Mitchell genannt. Die App scheint auch schon wieder aus dem iTunes-Store verbannt (man munkelt, dass die Apps wegen Verletzung von Trademarks rausgeworfen wurden).
Ist aber alles nicht der Punkt. Der Casus Knacktus liegt in der Tatsache begründet, dass der normale Mensch wohl kaum ein gesteigertes Interesse an operativen Eingriffen zur Korrektur seiner Nasenhöhlen hat – wenn manche auch gelegentlich tief in der Nase bohren. Für die Zahnbehandlung gilt wohl ähnliches. Wie um aller Welt kann eine solche App dann in die Top 10 schießen?
Readwrite.com vermutet, dass der Entwickler sich einen Spass daraus macht, eine App in den Rankings hoch zu pushen – und daneben durch Advertising noch einen guten finanziellen Schnitt macht. Methoden, das App-Ranking durch Tricks zu verbessern, sind wohl bekannt. Aber mit iOS 6 hat Apple eigentlich neue Methoden zur Messung der Beliebtheit von Apps eingeführt, die Spammer eigentlich draußen halten sollen. Scheinbar klappt das nicht.
Quintessenz dieses Vorgangs und dieses Artikels ist eigentlich, dass das ganze App-Geraffel und die Markets ziemlicher Mist sind und eigentlich nur ein Ziel haben: Den Benutzer an den Market-Betreiber zu binden, um diesem seine Pfründe zu sichern. Vorteile für den Nutzer sehe ich nicht oder kaum. Wird imho mal Zeit, bei der EU-Wettbewerbsbehörde anzuklopfen, um die Market-Philosophie im Hinblick auf fairen Wettbewerb abzuklopfen. Denn außer bei Googles Android ist man gezwungen, in den App-Stores der jeweiligen Hersteller zu kaufen (es sei denn, man nutzt Jail Breaks oder spezielle Infrastruktur).
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Hm, ich z.B. (als Nutzer) finde die Store/Markets nützlich. Nicht der Store bindet den Nutzer sondern die Plattform. Ich will gar nicht bei 1000 verschiedenen Anbietern laden und kaufen, mir gefällt es das alles an einem Platz verfügbar ist. Bei Gerätewechsel sind alle Apps an eben diesem einen Platz zu finden und ich als Anwender brauche mich um die Lizenzen, Seriennummer, Hardware ID oder ähnliches nutzloses Geraffel nicht kümmern. Ich habe endlich eine Möglichkeit verschiedene Angebote an einem Ort zu finden, zu vergleichen und mich durch sinnige oder unsinnige Bewertungen und Kommentare zu wühlen. Das die Angebote zu einem Großteil nutzlos oder minderwertig sind, nun ja, ist kaum der Betreiber des Stores schuld. Irgendjemand programmiert den Müll und jemand anderes lädt oder kauft ihn sogar. Das sich jetzt bei Windows die Anbieter zunächst einmal auf den auf anderen Plattformen (man scheint sich hier besonders stark an Android zu orientieren) erfolgreichen Mist stürzen ist ebenfalls nachzuvollziehen. Es sind kaum besondere Kenntnisse und kaum Entwicklungsaufwand erforderlich dafür aber tausende Irre verfügbar die das Zeug laden oder kaufen besonders wenn es "kostenlos" ist.
Das der Anbieter die geschaffene Infrastruktur monetarisiert ist doch selbstverständlich, das war auch zu Zeiten z.b. von Windows Mobile so. Die Entwickler haben über die Preisstruktur der damals existierenden mehr oder wenigen freien Plattformen gemeckert und bei Selbstvertrieb sich an eben dieser orientiert. Davon hatte der Nutzer auch nichts, i.d.R. eine Menge App-Müll zu Mondpreisen und unendlichen Ärger mit verschiedenen Modellen der Aktualisierung, Lizenzeingabe und Verwaltung.
Entwickler die sich an den Abgaben an den Store stören, hält niemand davon ab ihren Preis vernünftig zu kalkulieren bzw. sich überhaupt einmal Gedanken über Zielgruppe, zu erwartende Nachfrage und den notwendigen Preis zu machen. Das, entsprechenden Nutzwert vorausgesetzt, auch vergleichsweise teure Apps erfolgreich sein können haben verschiedene iOS Entwickler vorgemacht.