Gelockerte Hardwareanforderungen für Windows 8 Tablet PCs

In meinem Artikel Verbesserungswünsche für Windows Blue vom 18. März hatte ich ja schon gefordert, dass Microsoft die Hardwareanforderungen für die kommenden Windows-Versionen radikal senken muss. Andernfalls sind 7- oder 8-Zoll-Geräte unbezahlbar. Da wusste ich noch nicht, dass Microsoft in diesem Blog mitliest …


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Ach Quatsch – ich wusste nur noch nichts von diesem Artikel, der bereit am 12. März 2013 veröffentlicht wurde. Im Abschnitt "System.Client.Tablet.Graphics.MinimumResolution relaxed for Windows 8" teilt Microsoft mit, dass die minimale Auflösung für die Grafik auf 1.024 x 768 Pixel gesetzt wurde. Weiterhin ist eine Farbtiefe von 32 Bit für die Anzeige gefordert.

Die Mindestanforderungen liegen zwar seit jeher auf diesem Wert – aber die Hersteller konnten mit Geräten, die eine Auflösung kleiner als 1.366 x 768 Pixel aufwies, keine Microsoft Windows 8-Zertifizierung erhalten. Meine Hoffnung, dass auch 1.024 x 600 Pixel zugelassen werden, hat sich allerdings nicht erfüllt. Denn Microsoft schreibt, dass das Display das Seitenverhältnis der obigen Auflösung abbilden muss.

Allerdings ist das Ganze so was wie "wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass". Einerseits kommt Microsoft seinen Hardwarepartnern entgegen – können doch auch Low End-Geräte das Windows 8-Zertifizierungslogo erhalten. Microsoft möchte aber mit der Reduzierung der Anforderungen seine Hardwarepartner nicht auffordern, jetzt vermehrt Geräte mit dieser Auflösung zu präsentieren. Denn mit einer Auflösung von 1.024 x 768 Pixel sind zwar Modern UI-Apps aufrufbar. In Windows 8 klappt der Split-Screen-Modus, bei dem zwei Apps nebeneinander geöffnet werden können, erst ab der Auflösung von 1366 x 768 Pixel. Daher muss der Hersteller auch in den Produktbeschreibungen klar angeben, dass bei dem Gerät kein Split-View mit Docking zweier Apps unter Windows 8 möglich ist.

Allerdings könnte das ein Hinweis sein, dass die OEMs verstärkt auf den Markt der 7- und 8-Zoll-Tablet PCs drängen und diese mit Windows 8 ausliefern wollen. Mit dem noch dieses Jahr erwarteten Windows 8-Nachfolger Blue werden die Karten eh neu gemischt. Denn in der jetzt geleaketen Build von Windows Blue klappt der Split-Screen-Modus auch schon mit Auflösungen von 1.024 x 768 Pixel. Lediglich die Zahl der gleichzeitig geöffneten App-Fenster ist dann auf 2 begrenzt, während bei 1.366 x 768 Pixel bis zu vier App-Fenster nebeneinander geöffnet werden können.

Der Artikel enthält noch weitere Hinweise. So gesteht Microsoft Geräten mit 17 Zoll-Displays keinen Tablet PC-Status zu. Wo nichts zu geschrieben wird, ist die Zahl der Finger, die ein Touchscreen erkennen muss. Sehr einfache Geräte erkennen nur 2 oder vier Finger – während Microsoft eine 10-Finger-Erkennung haben will. Das hat praktische Konsequenzen. So werden bestimmte Touchfunktionen bei der OEM-Version von Windows 8 deaktiviert, wenn das Gerät nicht zertifiziert ist. Ich hatte das im Artikel Windows 8 Touchscreen-Falle bei OEM-Versionen schon mal thematisiert.

An dieser Stelle vielleicht noch einige Gedanken zur Einordnung. Hier liegt ein WeTab Tablet PC herum, welches nie ein Windows 8-Logo bekommen wird (hat zwar eine Auflösung von 1.366 x 769 Pixel, aber nur 2 Finger-Erkennung, keine Treiberunterstützung für einen Lagesensor etc. und braucht zur Rotation des Bildschirminhalts auch eine 2-Sekunden-Gedächtnispause). Aber auf diesem Tablet PC rennen sowohl MeeGo (war von 4tiitoo drauf installiert) als auch Android 4.0.4 (Ice Cream Sandwich), ohne dass ich mir jemals über Rotationssensoren, Bildschirmauflösung oder Geschwindigkeit beim Kippen des Tablet PCs Gedanken machen musste. Auch die unter Android-x86 lauffähigen Apps tun es wie erwartet. Bei Windows 8 Apps ist es dagegen immer ein Glücksspiel, ob die Touchfunktionalität zufrieden stellend oder überhaupt vorhanden ist. Ich schreibe demnächst mal einen Artikel über das Thema.

Unterm Strich: Es ist gut, wenn Microsoft da einige Anforderungen lockert. Aber am Ende des Tages ist es doch ein Trauerspiel – denn Windows 8 berücksichtigt Low End-Geräte von der Architektur nicht – Microsofts Chefentwickler hatten den Fokus offenbar auf Hardware-Plattformen, die auch ein Jahr nach dem Launch von Windows 8 nicht wirklich bezahlbar sind. Und daher nehmen die Androiden Microsoft mit Recht die Butter vom Brot!

Insgesamt kommt mir das Taktieren von Microsoft wie die Echternacher Springprozession vor. Als Spross der Eifel ist es mir natürlich ein Begriff: Da geht's dann drei Schritte vor und wieder zwei zurück. Am Ende des Tages kommt man so auch vorwärts. Für effizienter hielte ich persönlich aber den Ansatz, immer einen Schritt vor den Anderen zu setzen und so planbar zum Ziel zu gelangen. Für Dritte dürfte dies auf jeden Fall berechenbarer sein und mehr Vertrauen als der aktuelle Microsoft-Ansatz schaffen. Bei Windows 8 muss man jetzt jedenfalls noch besser aufpassen, ein "richtiges Tablet" zu kaufen – bei Windows Blue könnte sich das Ganze wieder entspannen – oder man greift gleich zu einem Androiden.


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Links:
1: Artikel bei ZDNet.com
2: Artikel bei Windows8Beta.com
3: Artikel bei Ars Technica


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