Kommen Windows RT-Tablets ‘unter die Räder’?

Windows RT, das war ja die Antwort Microsofts auf den ARM-Erfolg von iOS und Android – möglicherweise auch mit dem Hintergedanken, sich aus der Abhängigkeit von Intel zu lösen. Und mit dem Surface RT hat Microsoft ja ein Referenzdesign für Tablet PCs vorgelegt, was anfangs gute Kritiken bekam. Kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Windows RT vom Ansatz her, zumindest in den Augen vieler Nutzer, einfach zu kurz gesprungen ist. Und Windows RT-Hardware könnte jetzt, mehr oder weniger unfreiwillig, den Gang Richtung "Exit" antreten bzw. unter die Räder kommen.


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Meine eigenen Gedanken und Einschätzungen

Ich hatte mir im Artikel Stirbt Windows RT einen frühen Tod? vor einigen Tagen ja schon so meine Gedanken gemacht. Microsoft bezieht in einem CNet.com-Interview zwar gegen jeglichen Anschein, dass Windows RT eingestellt würde, Stellung. Angesichts der Investitionen, die Microsoft da getätigt hat, auch verständlich. Auch Dell "will an Windows RT festhalten", wie Martin Geuß von Dr. Windows in diesem Artikel kommuniziert (erinnert mich unfreiwillig an die Titanic – da hielten sich die Menschen auch gegenseitig bis zum Untergang fest). Ich hatte ja in obigem Artikel deutlich meine Zweifel geäußert, dass Windows RT und das Konzept der Microsoft-Apps in der gegenwärtigen Form tragfähig ist.

Persönlich kann ich dem Microsoft-Konzept der Apps wenig bis nichts abgewinnen – obwohl ich täglich mit Android und auch häufiger mit iOS und deren Apps arbeite. Das Ganze ist einfach durch Microsoft zu grottenschlecht umgesetzt – warum auch immer. Eine Handvoll Apps, nach denen sich jeder Anwender die Finger schleckt, direkt beim Marktstart von Microsoft mitgeliefert, hätte das sicherlich gedreht. Aber da ist nichts gekommen – die Apps Mail, Nachrichten, Kontakte, Musik, Fotos und Video sind wohl nur als Totalausfall zu klassifizieren. Damit ruft man keine Begeisterungsstürme hervor – im Gegenteil: Wer heute mit der Mail-App arbeitet, erntet mitleidige Blicke nach dem Motto "Ach Gottchen, der Ärmste, richtig zu bedauern".

StarDock zeigt mit ModernMix, was man aus dem Konzept hätte machen können und im Artikel Verbesserungswünsche für Windows Blue … hatte ich eines adressiert. Aber selbst, wenn man das alles außer Acht lässt und sich auf das aktuelle Microsoft App-Konzept konzentriert, kommt da nichts. Die Apps sind grottenschlecht implementiert – was wohl auch Microsofts Entwicklungsumgebung geschuldet ist. Was man aus dem App-Konzept hätte machen können, wurde kürzlich von Stimulus mit einem Berichtsgenerator demonstriert. Von Microsoft sehe ich da nix. Von daher offen gesagt: Mein Bauchgefühl deutet auf ein "totes Pferd, was man da mit Windows RT reiten will".

Aber mein Bauchgefühl kann ja trügen – und ich bin in einigen Ansichten und Einschätzungen sicherlich auch recht konservativ. Da ist es immer ganz gut, ein solches Thema an anderen Indikatoren zu spiegeln. Ein Indikator wäre der Verkaufserfolg des Microsoft Surface RT. Zur Erinnerung: Man war mal gestartet, um in 2012 gut 3 Millionen Exemplare zu verkaufen. Wären zwar immer noch Peanuts im Vergleich zu Apples iPad-Absätzen (10 bis 30 Millionen) gewesen – und auch das im Sommer von Google erwartete überarbeitete Nexus 7-Modell wird mit Verkaufszahlen von 8 Millionen Stück gehandelt. Wie auch immer, fest steht, dass Microsoft auch die bescheiden aufgelegte Zahl von 3 Millionen Surface-Tablets deutlich gerissen hat. Insider gehen davon aus, dass nicht mal 1/3 der Menge verkauft wurde.

Abstimmung der Kunden mit den Füßen?

Nun kommt ein weiteres Indiz hinzu, dass Microsoft es mit Windows RT zumindest sehr, sehr, sehr schwer haben wird. Eigentlich hätte es eine Schwemme an günstigen Windows RT-Tablet PCs geben müssen, die im Segment des iPad Mini und der günstigen Android-Tablets zwischen 150 bis 340 Euro mithalten können. Ist aber leider nicht – die Windows RT-Tablets beginnen ab 500 Euro aufwärts. Das ist nicht konkurrenzfähig, denn auf den Teilen kann ich weder Windows-Anwendungen von Drittherstellern fahren, noch bekomme ich attraktive Apps angeboten. Im Gegenteil, alles wirkt altbacken aber teuer – quasi DDR in Retro-Kultur.

Analysten sagen offen, dass Windows RT schlichtweg gescheitert sei. Und nun kommt es, wie es kommen musste. Kürzlich hatte Samsung bereits die Vermarktung des Windows RT Ativ Tab wegen fehlendem Erfolg eingestellt. Jetzt bin ich auf einen Artikel von pcworld.com gestoßen. In den USA werden momentan massiv die Preise für Windows RT-Tablet PCs gesenkt.

  • Der Dell XPS 10 wird nun 50 US $ preiswerter verkauft und ist nun in der 32 GB-Ausführung für 449 $ zu haben.
  • Der Asus VivoTab RT wird bei Amazon.com für 382 $ in der 32 GB-Variante angeboten (der Einführungspreis lag bei 599 $). Auch andere Einzelhändler gewähren Preisnachlässe von 50 $, so dass die 32-GB-Variante für 549 $ angeboten wird. Bei der Kette Newegg wird der VivoTab RT als nicht mehr verfügbar aufgeführt.
  • Lenovo hat mit dem IdeoPad Yoga 11 ein Tablet auf Windows RT-Basis im Angebot, welches mal für 799 $ kosten sollte, jetzt aber für 599 $ angeboten wird.  Bei Amazon kostet das Teil 499,99 $.
  • Nur Microsoft ändert im Online Store nichts am Preis des Surface RT von 499 $.

In Europa sieht es noch ein wenig anders aus. Das Surface RT 32-GByte Modell kostet bei Amazon.de ohne Touchcover 536 Euro, das Asus VivoTab RT geht als 64-GB-Variante regulär für 517,29 Euro und als Angebot für 459,99 Euro über den Tresen.

Preissenkungen sind zwar immer gut und können auch Verkäufe ankurbeln. In den vergangenen Monaten wurde aber immer wieder Kritik von PC-Herstellern laut, dass das Kundeninteresse an Windows RT-Geräten gering bis nicht vorhanden sei. Sprich: Die obigen Preissenkungen sind der Versuch der Händler, die Lagerbestände auf Teufel komm raus zu räumen und sich dann von Windows RT-Geräten zu verabschieden. Wer noch ein Windows RT-Tablet haben will, kann daher momentan ein Schnäppchen machen.


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Es gibt zwar Gerüchte zu einem "Windows RT 8.1" und Microsoft versuchte sich auch gegen den Markt zu stemmen. So wurden die Hardwareanforderungen für Windows 8-Geräte gelockert. Aber das bezieht sich einerseits auf Windows 8 und nicht auf Windows RT. Andererseits tut sich Windows 8 auf Tablet PCs ebenfalls schwer. Die Leute greifen lieber zu einem günstigen Androiden – und im Sommer dürfte Google mit einem schicken, überarbeiteten Nexus 7 zu einem attraktiven Preis punkten. Mag sein, dass Microsoft an Windows RT festhält und den "Patienten noch ein wenig päppelt". Aber am Ende des Tages entscheidet der Markt – und die Windows NT-Variante für ARC- und MIPS-CPUs wurde irgendwann auch nicht mehr weiter entwickelt.

Ähnliche Artikel:
a: Stirbt Windows RT einen frühen Tod?
b: IDC: mehr als 3 Millionen Surface Tablets geplant
c: Stardock ModernMix ist jetzt Final
d: Verbesserungswünsche für Windows Blue …
e: Stimulus: Berichtsgenerator mit schicker GUI

Links:
1: Prices of Windows RT tablets drop, point to failure of OS


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