Sauerei! Smartphone-Hersteller torpedieren einheitliche Ladeschnittstelle

Pünktlich zum Wochenende gibt's mal wieder den Aufreger der Woche – auch wenn ich das erwartet hatte. Kleine Meldung: Die Smartphone-Hersteller wollen die freiwillige Selbstverpflichtung für eine einheitliche Ladeschnittstelle nicht verlängern – schreibt u.a. heise.de hier.


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Hintergrund: Wer seit Sommer 2011 in der EU ein Smartphone kaufte, konnte weitgehend sicher sein, dass dieses über eine microUSB-Buchse zum Laden verfügte. Denn die Hersteller/ Importeure von Smartphones haben sich (auf Druck der EU) auf eine freiwillige Selbstverpflichtung hinsichtlich einer Universal-Ladeschnittstelle für Smartphones geeinigt. Wie ich gerade bei heise.de lese, wurde das Memorandum of Understanding sogar bereits 2009 durch Hersteller wie Apple, Samsung und Nokia unterzeichnet. Und diese Selbstverpflichtung sieht eine microUSB-Buchse vor (siehe folgendes Foto).

Diese Schnittstelle wurde ab 2011 eingeführt (siehe heise-Artikel).  Gut 90 Prozent der Hersteller unterstützten Ende 2012 diese einheitliche microUSB-Ladeschnittstelle. Und wie ich hier u.a. berichtete, sollten 50.000 Tonnen Elektroschrott durch standardisierte Ladekabel gespart werden.

Eigentlich eine Klasse Sache, für die Umwelt und die Verbraucher! Leider ist diese freiwillige Selbstverpflichtung Dezember 2012 ausgelaufen (ich hatte schon mal Anfang des Jahres darüber gebloggt). Bei Tablet PCs gab es diese freiwillige Selbstverpflichtung nicht, und entsprechend groß ist das Chaos. Da kommt ein Hersteller mit miniUSB-Schnittstelle, der andere hat eine Rundbuchse für sein eigenes Ladegerät und Apple fährt seinen eigenen Stiefel (übrigens auch bei Smartphones – siehe auch das heise.de-Zitat im nachfolgenden Text). Ich hatte unter [a, b] zu diesen Themen gebloggt.

Nun weigern sich die Hersteller bzw. Importeure, diese Ende 2012 ausgelaufene, "freiwillige Selbstverpflichtung" zu verlängert. Im Artikel schreibt heise.de zwar, dass EU-Kommissar Antonio Tajani sauer sei. Er droht den Hersteller, notfalls eine gesetzliche Verpflichtung auf den Weg zu bringen. Bei heise.de wird noch über die Hintergründe, warum sich die Hersteller zieren, spekuliert. Man schreibt über "technische Modifikationen", zu denen der bisherige Standard nicht konform sei. Fakt ist aber, dass das seit mindestens einem Jahr bekannt sein musste. Und Fakt ist auch, dass 10% der Hersteller sich offenbar einen Dreck um die Selbstverpflichtung gekümmert haben – Samsung war mit dem Galaxy Note 2 leider da auch bei.

Und das ist den zweiten Aufreger der Woche wert. Denn die EU-Kommission "drängt" seit längerem auf die "Verlängerung" dieses Abkommens. Die hoch dotierten Herren hatten bisher offenbar nicht die Eier, da eine glasklare gesetzliche EU-Verordnung Mitte 2012 auf den Weg zu bringen. Denn wenn 2012 die Hersteller mit einer Gerätequote von 90% die Selbstverpflichtung erfüllten, wäre ja nichts zu ändern gewesen – Apple hätte man das leicht beibiegen können. Und wenn technische Modifikationen notwendig sind, um einen höheren Ladestrom zu gewährleisten, hätte man Anfang 2012 mit der Abstimmung durch die Hersteller sowie mit dem EU-Gesetzgebungsverfahren beginnen können. Die EU-Kommission weiß, wie langsam die Mühlen der Gesetzgebungsverfahren mahlen und kannte das Auslaufdatum der Selbstverpflichtung. Zeit zu reagieren, wäre also gewesen.

Wollte man aber von der EU nicht gesetzlich regeln – genau so wenig, wie man bei der Batterieverordnung eine windelweiche Auslegung durchsetzt, wonach Akkus mit der Brechstange aus Mobilgeräten entnommen werden können müssen. Würde die EU-Batterierichtlinie im Geiste dessen, was bezweckt war, umgesetzt, wären verklebte und vom Verbraucher nicht wechselbare Akkus längt Geschichte. So kaspere ich seit Monaten erfolglos mit der EU-Kommission herum [c].

Wird Zeit, mal wieder ein paar Politikern auf die Füße zu treten und mit Briefen zu nerven. Die nächsten Wahlen kommen bald – und da kriegen manche Politiker den Hintern gelegentlich hoch. Den Herstellern von Smartphones sollten eigentlich alle Konsumenten kräftig auf die Füße treten und deren Schrott links liegen lassen. Ist leider für manchen der Lemminge da draußen eine Spur zu hoch. Den Optimismus von heise.de, dass das "im besten Fall nicht zu spürbaren Nachteilen für den Verbraucher führt", vermag ich nicht zu teilen. Schaut euch einfach den Artikel [a] zum Chaos im Apple-Land an. Wie schreibt heise.de so schön:


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Proprietäre Stecker erlaubt das Memorandum, solange der Hersteller einen Adapter auf Micro-USB anbietet. So macht es Apple. Da der Adapter nicht beiliegt und relativ teuer ist (19 Euro bei Apple, etwas günstiger bei anderen Anbietern), widerspricht dieser Weg jedoch der Grundidee der EU.

Und genau so wird es kommen – Samsung wird den Anfang machen – und der Verbraucher wird mal wieder zur Melkkuh der Hersteller degradiert – mit höchster Billigung der EU-Kommission.

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b: microUSB-Adapter: Das Ende das Kabelsalats
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