In Teil 1 hatte ich die Basics einer Windows To Go-Installation aus Windows 8.x beleuchtet und diskutiert, welcher USB-Stick bzw. Datenträger zur Installation benötigt wird. In diesem Artikel befasse ich mich mit der Frage, was da mittels To Go-Assistent geht – mehr, als Microsoft Glauben machen will.
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Nimm den Assistenten – wenn Du eine Enterprise hast
In der RTM-Version von Windows 8.0 wurde Windows To Go aus Lizenzierungsgründen auf Windows 8 Enterprise für Unternehmenskunden mit Software Assurance Vertrag beschränkt. Wer also in Besitz einer Windows 8.0 Enterprise-Version und eines geeigneten USB-Sticks (siehe Teil 1) ist, kommt ohne viel Gefrickel zu einer lauffähigen Windows To Go-Installation.
- Alles, was gebraucht wird, ist ein Windows 8 Enterprise, installiert auf einem realen Rechner oder in einer virtuellen Maschine sowie ein Installationsabbild als ISO-Datei.
- Wer keinen Zugriff auf die Windows 8 Enterprise hat, kann trotzdem mit Windows 8 Enterprise experimentieren.
Microsoft stellt Firmenkunden und Entwicklern unter Windows 8 Enterprise als 90-Tage-Evaluierungsversion zum Download bereit. Einfach auf der betreffenden Seite bei Microsoft registrieren und frech behaupten, dass man "zum Kreis der Entwickler gehört".
Man kann die ISO-Fassung der Windows 8 Enterprise Evaluierungsedition als 32- oder 64-Bit-Version kostenlos herunterladen und installieren. Die Evaluierungsedition sollte binnen 10 Tagen installiert und dann online aktiviert werden. Dann hat man 90 Tage Zeit, um eine Windows To Go-Installation zu erstellen. Da die Evaluierungsperiode für die Enterprise-Installation nicht verlängert werden kann, empfiehlt es sich, die Testversion des Betriebssystems in einer virtuellen Maschine unter Virtualbox oder VMware Workstation bzw. dem VMware Player aufzusetzen. Ok, alles vorhanden? Dann kann es losgehen.
- Es wird vorausgesetzt, dass Windows 8 Enterprise läuft. Stellen Sie zudem sicher, dass das ISO-Installationsabbild der Windows 8 Enterprise über ein (virtuelles) DVD-Laufwerk zugreifbar ist. Sowohl in Virtualbox als auch unter VMware Workstation bzw. dem Player finden Sie in der Konfigurationsseite oder im Menü Geräte/DVD-Laufwerke entsprechende Befehle zum Einbinden des ISO-Abbilds als virtuelles Laufwerk. Auf einer realen Maschine laden Sie unter Windows 8 den Inhalt der ISO-Datei über den Kontextmenübefehl Bereitstellen als virtuelles DVD-Laufwerk. Alternativ kann ein Installationsdatenträger über ein DVD-Laufwerk bereitgestellt werden.
- Weiterhin ist der zur Aufnahme der To Go-Installation vorgesehene USB-Stick bzw. die USB-Festplatte in der realen oder virtuellen Maschine zu mounten. Bei Virtualbox geht das über das Menü Geräte/USB-Geräte. In VMware Workstation/VMware Player findet sich der betreffende Befehl im Menü VM/Removable-Devices. Unter Umständen ist das mehrmalige Einstecken des USB-Sticks am USB-Anschluss erforderlich, bevor das Medium in der Virtualisierungssoftware erkannt, vom Host getrennt und korrekt in der virtuellen Maschine geladen wird.
Sind das ISO-Abbild und das USB-Medium in der gebooteten Windows 8 Enterprise korrekt bereitgestellt, wird der Assistent zum Erzeugen der To-Go-Version aufgerufen.
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1. Tippen Sie im Suchfeld der Windows 8 Startseite den Befehl Windows To Go ein, markieren Sie dann die Kategorie Einstellungen in der Suchleiste und wählen Sie den Treffer Windows To Go an.
2. Durchlaufen Sie dann im gestarteten Assistenten die Dialogfelder zum Erstellen einer Windows To Go-Installation.
Der Assistent meldet sich mit folgendem Fenster auf dem Windows-Desktop und beginnt sofort mit der Suche nach geeigneten USB-Medien. Gefundene Medien werden vom Assistenten in der Startseite aufgelistet.
Der Assistent listet gefundene USB-Medien in der Startseite auf und liefert Hinweise auf Kompatibilitätsprobleme. Über die Schaltflächen Weiter und Zurück lässt sich im Assistenten zwischen den einzelnen Seiten blättern.
Ist das im Assistenten angewählte Zielmedium zur Installation nicht geeignet, zeigt der Assistent einen entsprechenden Hinweis. USB-Sticks mit einer Kapazität kleiner 32 GByte werden genauso als unpassend abgelehnt wie USB-Medien, die kein "Fixed"-Bit aufweisen und somit für Windows To Go unbrauchbar sind. In obigem Screenshot meckert der Assistent ebenfalls, weil ich einen USB 3.0-Sticks an eine USB 2.0-Buchse angeschlossen habe.
Nach Auswahl eines geeigneten Zielmediums veranlasst die Schaltfläche Weiter den Assistenten nach geeigneten Installationsabbildern zu suchen. Gesucht wird dabei die Datei Install.wim mit dem Windows-Installationsabbild, die sich auf einem ISO-Installationsdatenträger im Ordner sources befindet. Bei Bedarf ermöglicht die Schaltfläche Suchort hinzufügen gezielt auf andere Speicherorte der ISO-Abbilddateien zuzugreifen.
Akzeptiert werden jedoch nur Installationsabbilder einer 32- oder 64-Bit-Windows 8 Enterprise (oder der korrespondieren Evaluierungsversion). Ein Installationsabbild einer Windows 8 Core oder einer Windows 8 Pro (oder der Windows 8.1 Preview) wird vom Assistenten als unpassend abgewiesen, egal ob das ISO-Abbild eine Install.wim oder das bei einem elektronischen Download-Version erstellte Pendant Install.esd enthält.
Der Assistent ermöglicht in einem Zwischenschritt den Inhalt des Windows To Go-Laufwerks mit Bitlocker zu verschlüsseln (kann übersprungen werden). Der Assistent übernimmt danach das Erstellen des Windows To Go-Mediums. Dabei werden der USB-Stick oder die USB-Festplatte neu partitioniert und die benötigten Dateien auf das Medium kopiert. Dieser Vorgang kann, je nach Schnelligkeit des System, der USB-Schnittstelle und der Speichermedien schon mal gut und gerne eine viertel Stunde und länger betragen. In einem Abschlussdialogfeld ermöglicht der Assistent noch, die Startoptionen für Windows To Go auszuwählen.
Der Assistent verspricht zwar den Rechner so einzurichten, dass ein angeschlossenes Windows To Go-Medium bootet. Aber einerseits macht das keinen Sinn, wenn der USB-Stick mit Windows To Go auf anderen Rechnern zum Einsatz kommen soll. Zudem funktioniert dieser Ansatz auf keinem der Systeme, die ich zum Testen zur Verfügung hatte. Anschließend könnt ihr testen – einige Tipps gibt es noch in Teil 3.
Gehackt: Per Assistent von Windows 8 Pro zu Windows To Go
Der obige Ansatz ist zwar ganz nett – schöner wäre es aber, wenn der Windows Workspace-Assistent sowohl unter Windows 8 Core/Pro laufen würde. Oder zumindest wäre es hilfreich, wenn man unter Windows 8 Enterprise (bzw. Evaluierungsversion) den Assistenten dazu überreden könnte, eine ISO mit Windows 8 Core oder Pro als Quelle zu akzeptieren.
Es gibt Leute, die an Vorabversionen (Milestones) von Windows 8.0 herankamen. In einigen Builds war eine frühe Version des Assistenten vorhanden, der nicht abprüft, welche SKU in der als Quelle angebotenen ISO-Datei steckt. Man kann dem Assistenten also eine ISO mit Windows 8 Pro unterjubeln und ihn eine To-Go-Installation erstellen lassen.
Man könnte sich also im wilden weiten Web auf die Suche nach "portable workspace creator" und einer entsprechenden Download-Möglichkeit machen. Wer die betreffende Datei findet und unter Windows 8 entpackt, kann dann das Programm pwcreator.exe starten und wird in einer englischsprachigen Benutzeroberfläche durch das Erzeugen einer To-Go-Installation geführt. Man munkelt, dass das sogar unter Windows 8.1 Preview funktionieren täte.
Ein Lesertipp besagt zudem, dass die 32- bzw. 64-Bit-Version des Portable Workspace Creator auch unter Windows 8 Core bzw. Pro läuft. Und ich habe es so im Urin, das, wenn man die Dateien pwcreator.exe und pwlauncher.dll samt dem Unterordner mit den MUI-Sprachdateien aus der Windows 8 Enterprise Eval extrahiert und nach Windows 8 Pro in einen beliebigen Ordner kopiert, man den Assistenten in deutsch zum Laufen bekommen kann. Nur mal so ins Blaue gedacht: Der Assistent wird sich beschweren, dass er nicht auf Windows 8 Pro passt. Aber man könnte die Datei pwlauncher.dll aus einer alten Milestone-Build nehmen und über die aus Windows 8 Enterprise extrahierten Portable Workspace Creator-Ordner befindliche DLL kopieren. Dann läuft der Assistent vermutlich unter Windows 8 Pro – und das in Deutsch.
Ich bleibe hier bewusst beim "könnte", "müsste", "würde" und verlinke auch nicht auf die Fundstellen mit der alten Version des Portable Workspace Creator. Das hat mehrere Gründe. Einmal ist das nicht so ganz sauber und von Microsoft nicht so gerne gesehen. Zweiter Grund: Ich brauche das schlicht und ergreifend nicht, da ich mir meine Windows To Go-Varianten "zu Fuß" erstelle, was auch für Windows 8.1 prima funktioniert. Und Drittens: Wer die obigen "Ideen" ausprobiert bekommt zwar seine Windows To Go-Installationen. Die alten Versionen des Portable Workspace Creator formatieren die benötigten Partitionen auf dem Zielmedium aber im NTFS-Dateisystem. Folglich wird diese To Go-Installation nicht auf UEFI-Systemen booten.
Von daher wäre mein Tipp: Experimentiert notfalls mit der Windows 8 Enterprise Evaluierungsversion und Windows To Go. Wenn ihr dann Windows To Go auf Basis einer Windows 8 Core oder Pro (oder Windows 8.1 Preview) ableiten wollt, arbeitet "a la mano" und verwendet meine Anleitung aus Teil 3.
Artikel:
i: Windows 8 als To Go-Installation – Basics – Teil 1
ii: Windows 8 als To Go-Installation – per Assistent – Teil 2
iii: Windows 8 als To Go-Installation – per Hand – Teil 3
Ãhnliche Artikel:
o1: Windows To Go-Arbeitsbereichs-Bug gelöst
Links zu meinen Artikeln bei heise.de:
1: Windows 8 auf USB-Laufwerken installieren (Artikelauszug bei heise.de)
2: Netbook und Windows 8: Auflösung 1024×768 (Artikel bei heise.de)
3: Alten Rechner von USB booten (Artikel bei heise.de)
4: Zum Andocken: Windows 8 auf USB-Laufwerken installieren (kostenpflichtiger Artikel)
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Nachtrag: Momentan laufen einige Blog-Beiträge online, die ich bereits am Wochenende geschrieben habe. Daher sind die Aussagen zur fehlenden Windows 8.1 Enterprise nicht aktuell. Ich hatte im Beitrag Microsoft stellt die Windows 8.1 Enterprise Preview bereit erwähnt, dass eine Preview vorliegt. Allerdings ist es mir erst im Laufe der heutigen Nacht gelungen, die 32-Bit-Preview herunterzuladen (die 64-Bit ISO lädt noch), konnte also noch nichts testen. Ich trage neue Erkenntnisse als Kommentar nach.
Sehr anschaulicher Artikel.
Bei dem ganzen Aufwand muss man jedoch wissen, dass in der Praxis durchaus unerwartete Probleme auftreten können.
Unsere Vetriebler wurden mit solchen Sticks ausgestattet, beim Kunden jedoch traten unerwartete Probleme auf:
– Rechner sieht USB-Boot nicht vor/Änderung der Bootreihenfolge nicht erlaubt
– Installationsvorgang dauert unerwartet lange, keinesfalls Plug&Play wie gewohnt
– Lokale Gerätetreiber müssen manuell installiert werden
etc.
Die Vorteile auf der einen, die Nachteile auf der anderen Seite, bietet das To GO System keine nennenswerten Mehrwerte…
LG
Frank
@Frank: Das Verhalten von Windows To Go hängt natürlich von den Maschinen ab. Wenn kein USB-Boot zulässig ist, wird es schwierig (auf Kundenmaschinen wird man nicht einfach mal Plop mittels EasyBCD installieren dürfen). Und wegen "Installationsvorgang dauert unerwartet lange": Hängt von vom Arbeitsspeicher ab – ein System mit 1 GByte RAM wird z.B ein 64 Bit Windows To Go nicht booten – und auf UEFI-Hardware bootet ein 32-Bit-Windows To Go nicht. Das ist korrekt.
Aber: Das mit den "keine nennenswerten Mehrwerte" wird so mancher Administrator sicher anders sehen. Bei Firmen, in denen definierte PC-Umgebungen vorherrschen, können bei Projekten sicherlich die "Vorteile" ausgespielt werden. Aber es kommt auf den Einzelfall an. Von daher vielen Dank für den wertvollen Kommentar.
Noch ein Tipp: USB-Stick mit Portable Virtualbox und dort ein Windows 8.1 (32-Bit) in einer .vdi- oder .vhd-Datei – könnte einige Probleme umgehen. Man kann dort Virtualbox portable aus einem laufenden Windows 7, 8, 8.1 aufrufen, ohne das was installiert wird. Zumindest wäre es einen Test wert – möglicherweise ergeben sich in der Praxis aber wieder andere Probleme.