Amazon, Facebook, Google: Amerikas "dreckige Drei"

Amazon, Facebook und Google, gegründet vor wenigen Jahren als Startups, sind mittlerweile US-Firmengiganten. Also quasi eine wahnsinnige Erfolgsgeschichte an sich – und alle drei Konzerne sind auch international gut aufgestellt. Aber der Lack bröckelt, Amerika hat ein Problem mit der Marktmacht der drei Firmen – und damit auch der Rest der Welt. Ich habe sie mal als "dreckige Drei" tituliert, weil sich da früher oder später was gegen diese Firmen zusammen brauen wird – da sich immer deutlicher abzeichnet, dass die Firmen ihre quasi Monopolstellung missbrauchen.


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Bereits am 23. Mai bin ich auf diesem Artikel bei gigaom.com gestoßen. Dort thematisiert Mathew Ingram das Problem aus amerikanischer Sicht: Google, Facebook und Amazon hätten vor wenigen Tagen mal wieder gezeigt, warum die Kombination aus Quasi-Monopolstellung, eigennützigen Motiven und undurchschaubaren Algorithmen eine akute Gefahr für alle Internetnutzer darstelle.

Sind Amazons Rambo-Methoden ein Weckruf?

Auf Amazon und deren Methoden bin ich bereits vor ein paar Tagen im Artikel Amazon avanciert zum bösen Buben im Buchmarkt eingegangen. Das Unternehmen nutzt seine Marktmacht, um Verlage und Mitbewerb klein zu halten oder zu blockieren, wo es nur geht. Dabei scheut man wohl auch nicht vor unfairen und als erpresserisch zu bezeichnenden Methoden zurück. Es gibt in den USA bereits erste Stimmen, die eine Anti-Trust-Untersuchung der Kartellbehörden fordern – und ich denke, die Amazon-Methoden, die vor ein paar Tagen ruchbar wurden, haben auch den oben verlinkten gigaom-Artikel losgetreten. In Deutschland liegen Gewerkschaften und Amazon.de ja seit vielen Monaten wegen der Arbeitsbedingungen im Clinch. Und gigaom.com stellt im Artikel die Frage: Was kann der Einzelne tun – und gibt die Antwort "wenig". Aber: Auf Dauer wird sich ein Unternehmen eine solche negative Presse nicht wirklich leisten können – davon bin ich überzeugt. Die kritischen Stimmen werden zunehmen.

Google: Datenkrake, und undurchsichtige Algorithmen

Bei Google gibt es zwar den Spruch "don't be evil" – aber der Konzern mischt sich bereits in unser aller Leben ein. Kamerawagen fotografieren dein Haus für Google Street View, dein Android-Smartphone lädt Fotos hoch, die dann automatisch mit dem Personennamen getaggt werden, jede Suchanfrage wird protokolliert, GMail-Nachrichten werden gefiltert und und und. Die EU hatte bereits wegen der Suchmaschinendominanz ein Anti-Trust-Verfahren gegen Google eingeleitet und kürzlich gab es ein erstes EuGH-Urteil gegen Google, welches ein Recht auf Vergessen verankern soll. Das hätte es vor ein paar Jahren noch nicht gegeben.

Aber es kommen auch andere kritische Stimmen, die die Probleme bei Google aufzeigen. Bei gigaom.com wird der Google-Suchalgorithmus, der für Außenstehende als Blackbox tituliert wird, thematisiert. Als Suchmaschinennutzer muss ich mich darauf verlassen, dass mir die für mich relevanten Ergebnisse angezeigt werden – und nicht das, was Google für mich oder (für sich selbst) als relevant erachtet. Beschrieben wird der Fall des MetaFilter-Entwicklers, der nach einer Änderung des Google-Suchindex-Algorithmus plötzlich drastische Einbrüche seiner Ads beim ASK-Metafilter-Dienst verzeichnete.

Wird zwar Leute geben, die die Maßnahmen von Google begrüßen – aber für jeden Site-Betreiber, ob seriös oder unseriös, sei dahin gestellt, ist Googles undurchsichtiger Ranking-Algorithmus ein Damokoles-Schwert. Hängt der Dienstbetreiber von Ad-Sense-Einnahmen ab, kann das Schwert jederzeit heruntersausen und den Dienst killen. Beschwerde zwecklos – Transparenz für Betroffene? Fehlanzeige.

Das ist die eine Seite – die andere schmutzige Wahrheit könnte in diesem ZDNet-Artikel liegen, der seit Ende April in meiner Themenbox dümpelt. Ein anonymer Ex-Google AdSense-Mitarbeiter behauptet, im Besitz von Dokumenten zu sein, die belegen, dass Google systematisch seine Ad-Sense-Publisher über's Ohr haue, sobald deren Einnahmen einen bestimmten Betrag überschreiten. Kurz vor der Auszahlung würde der AdSense-Vertrag mit dem Publisher gekündigt. Ich kann's nicht wirklich werten (meine AdSense-Einnahmen liegen im Peanuts-Bereich, weit unterhalb der genannten Grenze) – aber vor einer guten Woche ging diese Meldung durch's Web, dass in den USA eine Klage gegen Google eingereicht wurde. Erwähnt sei aber auch, dass US-Medien die Klage als "zweifelhaft" einstufen, weil Google keine Vorteile erziele. Die Episode zeigt aber, auf welchem schmalen Eis Unternehmen wie Google wandeln – schnell ist ein Popularitäts-Peak überwunden – und ab da geht es nur noch abwärts. Bei gigaom.com schlägt man vor, alternative Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder Bing zu verwenden. Könnte helfen – aber ich sehe bisher das Problem, dass ich bei diesen Suchmaschinen häufig einfach nicht die Treffer bekomme, die ich bei technischen Recherchen brauche. Also bin ich doch wieder bei Google am Suchen.

Aber auch abseits dieser Suchgeschichte steht Google nun kräftig im Fokus der Öffentlichkeit und man traut dem Unternehmen alle Schlechtigkeiten zu. Vor einer Woche ging die Meldung durch's Web, dass Google AdSense-Werbung auf Kühlschränken oder Nest-Thermostaten plane. Das Wall Street Journal hatte das losgetreten. Zwischenzeitlich hat Google zwar klar gestellt, dass man so etwas nicht plane – dieser readwrite.com-Artikel thematisiert das. Zeigt aber ebenfalls, wie brüchig das Eis bereits ist, auf dem Google unterwegs ist.

Und wie passt Facebook zu den dreckigen Drei?

Das von Marc Zuckerberg gegründete Unternehmen versucht mit seinem sozialen Netzwerk in die privaten Belange seiner Nutzer einzumischen und Daten über jeden und alles zu sammeln. Und Facebook hat sich in der Vergangenheit nicht zimperlich in Bezug auf Daten- und Persönlichkeitsschutz gezeigt. Nur wenn der Aufschrei der Öffentlichkeit zu groß wurde, ist man ein Stückchen zurück gerudert. Bei gigaom.com gibt man im Artikel an, dass Facebook zudem beeinflusse, welche Beiträge häufiger geteilt würden – läuft auf eine Art Monopoly für Facebook-Poster hinaus, die dort Beiträge einstellen. Was mir zufällig in die Finger fiel, ist dieser Artikel, nach dem das Unternehmen über die Facebook-App per Smartphone-Mikro kontrollieren kann, was der Nutzer in seiner Umgebung hört (Hintergrund-Musik, oder TV-Sendungen, die gerade gesehen werden). BigBrother in Reinkultur. Also auch hier muss man aufpassen, wobei Gegenmaßnahmen sehr einfach sind: Auf Facebook verzichten – geht noch am einfachsten.


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Und wie seht ihr das so? Sind Facebook, Amazon und Google unverzichtbar? Sind meine oben zusammengetragenen Infos für euch nicht relevant? Eurer Kommentar ist gefragt.

Update: Dieser Blog-Beitrag ist vor einigen Tagen auf Vorrat entstanden. Zufällig habe ich diesen Beitrag im Handelsblatt gefunden, der die Thematik ebenfalls beleuchtet.


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Eine Antwort zu Amazon, Facebook, Google: Amerikas "dreckige Drei"

  1. Eintracht sagt:

    Facebook habe ich nicht, Amazon boykottiere ich seit Bekanntwerden der Zustände, aber an Google kommt man irgendwie nicht vorbei, trotz Alternative Bing.

    Aber halt uns auf dem Laufenden.

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