iPhone SE teardown – klasse Apple-Strategie

Apple hat erst vor wenigen Tagen das neue iPhone SE vorgestellt (siehe Apple-Vorstellung: iPhone SE und iPad Pro). Aber nun gibt es bereits ein Tear Down und ein paar Gedanken von mir.


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Tear Down bei iFixIt und Co.

Dass das iPhone SE von Apple "back to the roots" führt (kleines Display, Technologie reloaded) war seit der Vorstellung durch Apple bekannt. Nun hat man sowohl bei iFixIt als auch bei chipworks.com das Gerät auseinander genommen (tear down) und das Innenleben dokumentiert.


(Quelle: iFixit)

Wie bekannt war, hat Apple neue Technik in ein altbekanntes Gehäuse eingebaut und so ein modernes iPhone im Retro-Look früherer Handys gebaut. Interessant für mich: Das iPhone SE bekommt von iFixIt einen Reparierbarkeitsindex von 6 Punkten (maximal sind 10 Punkte möglich).

Genialer Plan von Apple …

Beim Nachdenken über Blog-Beiträge ist mir aufgegangen, wie genial Apple bzw. dessen Management momentan agiert. Die Zeiten, wo Steve Jobs "just another thing" auf der Bühne verkündet, sind vorbei. Aber man sollte Apple nicht abschreiben – mit dem iPhone SE hat Tim Cook mit seinen Mannen gezeigt, dass man die CashCows noch melken kann.


(Quelle: iFixit)

Das obige iFixit-Bild bringt es auf den Punkt, wie Norbert Rittel hier ausführt. Deutlicher Beleg dafür, dass es beim iPhone SE für Tim Cook nur um eines geht: Die bereits abgeschriebenen Produktionsstraßen für das iPhone 5 aus 2012 (eigentlich die leicht umgebauten des iPhone 4 aus 2010) noch 2 Jahre und länger zu nutzen und so über die Kostenvorteile noch mal ordentlich Kasse zu machen.

Auch hier wird die Frage gestellt, wie es mit Apple weiter geht. Ich sehe das nicht ganz so schwarz bzw. etwas differenzierter. Per se ist es mal nicht schlecht, wenn man abgeschriebene Produktionsstraßen noch 2 Jahre und mehr nutzen kann, um ein neues Produkt zu fertigen. Das ist simple Betriebswirtschaft!

Mit dem Ansatz hat man bei Apple auch die Möglichkeit, neue Käuferschichten über den Preis anzugehen. In Deutschland wird das iPhone SE ja nicht ganz billig verkauft (baggere die Kohle da, wo Du rankommst) – aber in China gibt es nach diesem Artikel bereits mehr als 3,4 Millionen Vorbestellungen. Und mit dem 4-Zoll-Display hat Apple wohl einen Nerv vieler Nutzer getroffen, die mal wieder ein kleineres, mit einer Hand bedienbares Smartphone suchen, welches mit moderner Technik ausgestattet ist. Dieser Artikel suggeriert, dass der kleine Bildschirm vor allem neue Käufer aus dem Android-Lager gewinnen kann (basiert auf dem nachfolgend zitierten Slice.com-Artikel).


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(Quelle: Slice.com)

Allerdings gibt es auch andere Stimmen. So slice.com, dass die Onlineverkäufe am ersten Verkaufswochenende nur bei "3%" der iPhone 6-Zahlen lägen (siehe obige Grafik). Das Branchenblatt digitimes.com bemängelt hier, dass die schlaffen Verkaufszahlen die Fertigung in China nicht genügend auslasten, um die nachlassenden iPhone 6S-Verkäufe zu kompensieren. Dies greift auch dieser Artikel bei 9to5mac.com auf.

Noch eine Beobachtung

Und noch was ist mir gestern beim morgendlichen Nordic Walking durch den Kopf gegangen, als ich über diesen Blog-Beitrag nachdachte. Wurde mir im Rahmen der Keynote zur BUILD 2016 klar. Bei Microsoft hüpfen meist junge dynamische "Manager" über die Bühne und wirken mit ihrem gekünstelten "awsome" zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit (zumindest auf mich) nur noch peinlich. Hier eine Szene, in der Bryan Roper, Product Manager Windows & Devices bei Microsoft, die neuen Stiftfunktionen an einer Mal-App vorführt.

BryanRoper

Soll wohl irgendwie cool rüber kommen, dieses Outfit – aber wow löst das bei mir nicht aus (war die Stelle, wo ich dachte "ups, da hauen die Leute > 5.000 US $ für die Teilnahme an der BUILD 2016 raus, und bekommen so was gezeigt, und bin dann spontan vom Bildschirm in die Küche gewechselt bin, um was zu kochen).

Bei den Apple-Keynotes gibt es zwar nicht mehr die Magie des Steve Jobs (just another thing). Aber Tim Cook spult seine Rekordzahlen immer sehr souverän herunter. Und Phil Schiller, Apples Marketing-Chef, kommt auch souverän rüber (so mein Eindruck), wenn er neue Produkte vorstellt. Das sind gestandene Leute aus dem Leben, die wissen "wie läuft".

Ich bin mit Sicherheit kein ausgewiesener Apple-Fan – eher das Gegenteil. Aber: es hat mich jedenfalls verblüfft, was Apple da gerade hingelegt hat. Und es nötigt mir Respekt ab. Apple lebt zwar von dem Nimbus der Exklusivität, wie ich in diesem Artikel anklingen ließ. Aber das Management versteht es, Geld zu verdienen. Ein modernes Produkt, zusammengestellt aus bereits entwickelten und vorhandenen Komponenten, das ist genial. Die Android-Hersteller und Microsoft hauen neue Geräte im Low Cost-Bereich mit magerer Ausstattung raus – und verdienen kaum Geld. Apple ist da in einer besseren Position und kann mit minimalen Entwicklungs- sowie Fertigungskosten die ganze Bandbreite der Preisgestaltung abdecken und verdient immer noch richtig Geld. Wenn es Apple gelingt, die Problemchen früherer Modelle mit dem iPhone SE zu vermeiden, hätten Anbieter und Kunde gewonnen (dieser Artikel berichtet schon mal von sagenhaften Akku-Laufzeiten bis 2 Tage und zeigt sich auch sonst ganz angetan).

Von daher: Wenn die nochmals eine Cashcow melken, soll es den Aktionären nur Recht sein. Aber die Branche will halt immer Neues und Visionen, wenn es auch auf Dampfplaudern und Vaporware hinausläuft. Jedenfalls hat Apple Zeit, das "next big thing" zu entwickeln und später aus dem Hut zu ziehen. Aber vielleicht habe ich mal wieder eine zu starke Filterbrille auf …

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2 Antworten zu iPhone SE teardown – klasse Apple-Strategie

  1. Justus sagt:

    Ich hatte bei der Build nicht diesen Eindruck. Klar, Bryan Roper ist ziemlich überdreht. Aber bei den vielen anderen Präsentatoren ist mir das im Artikel kritisierte Verhalten nicht aufgefallen. Apple dagegen wirkt auf mich nur noch selbstgefällig.

  2. Max Mustermann sagt:

    Ich stimme da Born völlig zu – diese pseudo-coole Art von Panos oder Roper ist einfach nur peinlich. Peinlich waren aber auch die Momente, als sie ihre Texte vergessen hatten.

    Ich mag Nadella zwar nicht, aber der bringt das alles noch etwas seriößer rüber.

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