Internetökonomie – oder die Macht von Google

Heute noch ein kleiner Beitrag zum Thema "Marktmacht von Google" versus Online-Anbieter von Waren. Als Beispiel dient ein deutscher Online-Reisevermittler, der in der Google-Falle steckt. Während Google immer gewinnt, geht das Geschäft des Online-Reisevermittlers "den Bach runter".


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Es geht einmal um das in Leipzig beheimatete Unternehmen Unister, welches Reiseportale wie  ab-in-den-urlaub.de oder fluege.de betreibt. Das Unternehmensmodell basiert auf der Vermittlung von Flügen und Pauschalreisen, wobei der Anbieter mit dem Mitbewerb wie booking.com, expedia.de sowie Reiseveranstaltern im Web konkurriert.

Unister macht ca. 2 Milliarden Euro Umsatz mit Reise-, Flug- und Mietwagenbuchungen. Als Marge werden 15 % (also ca. 300 Millionen Euro) geschätzt. Aber Unister steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das ist der eine Informationsstrang.

Der andere Informationsstrang setzt bei Google an, also dem Betreiber der gleichnamigen Suchmaschine. Wer im Internet gefunden werden will, muss in der Google-Suche präsent sein. Die ersten Treffer werden bei Google aber durch gebuchte Werbung aufgelistet – erst dann kommen die eigentlichen Suchergebnisse – und da tauchen auch die Unister-Site auf.

Reisen

Der Kunde klickt meist auf den ersten Treffer und das dort gelistete Angebot. Auch mit noch so viel Suchmaschinenoptimierung gelingt es Unternehmen nicht, an erster oder zweiter Stelle der Link-Liste mit den Treffern zu landen. Diese sind zwar als "Anzeige" gekennzeichnet – aber das nützt dem Anbieter nichts. Einzige Chance: Er kauft sich Werbeanzeigen in den Suchergebnissen. Diese werden von Google aber in einer Art Börse an den Höchstbietenden verkauft.

Interessant ist nun dieser Artikel in der Online-Ausgabe der Zeit, der sich mit dem Thema detaillierter auseinander setzt. Für die Anzeige muss Unister bei der Auktion 1,30 bis 1,70 Euro bieten, um von Google den Zuschlag zu erhalten. Laut Insidern bucht von 100 Besuchern aber nur eine einen Flug oder eine Reise. Und jetzt wird es kritisch: Bei einem Umsatz von 900 Euro spült dieser Kunde Unister vielleicht 100 Euro Provision in die Kasse. Bei 100 Besuchern hat Unister aber 100 * 1,30 bis 100 * 1,70 Euro, also 130 bis 170 Euro an Google gezahlt. Ergo führt jede Buchung zu einem Fehlbetrag, der sich für 2013, laut dem Zeit-Artikel auf ca. 28 Millionen Euro im Geschäftsbericht summiert. Das Beispiel zeigt, dass die Internetökonomie oft gnadenlos ist und es eigentlich nur einen Gewinner – nämlich Google mit seiner Marktmacht – gibt. Und das wird sich auch nicht ändern, solange wir Verbraucher nur die ersten zwei Treffer in den Google-Ergebnissen aufrufen.


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6 Antworten zu Internetökonomie – oder die Macht von Google

  1. Thomas Bauer sagt:

    Die anderen Anbieter die an Google zahlen haben aber scheinbar keine finanziellen Probleme. Da muss sich Unister fragen warum das so ist. Scheinbar macht die Konkurrenz etwas anders oder besser wie Unister. Höhere Gewinnmargen? Attraktivere Internetpräsenz? Besseren Ruf? Oder gar eine Kombination aus allen Punkten? Klar ist Google immer der Sieger. Darum gings ja auch im Artikel. Ich bin aber irgendwie bei Unister hängen geblieben.

  2. Tim sagt:

    Unister? Das sind doch die, oder?

    http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article107707228/Die-Machenschaften-des-Abzock-Imperiums-Unister.html

    Ums mit dem Titel des Artikels zu umschreiben… wenn ein Abzocker den anderen Abzockt, triffts wenigstens einen richtigen… Letztlich zockt der Abgezockte ja auch ab…

    Hier Google zum Buhmann machen zu wollen ist fast sowas wie Satire.

    In der Internetökonomie gibt es nur Gewinner und den Verbraucher als Verlierer!

    • Danke für die ergänzenden Links. Nur hilft es nicht, ein (zugegebenermaßen) schlechtes Beispiel in Form der Uninster Geschäftspraktiken unter moralischen Uberlegungen heranzuziehen um die Kernaussage des Artikels "Google gewinnt immer" zu widerlegen.

      Klar kann man hinterfragen ob Uninster die Google Aktionspreise unbedingt in die Höhe treiben muß (wurde in einem anderen Kommentar thematisiert). Aber es bleibt die Abhängigkeit des Online-Anbieters vom Suchmaschinenbetreiber – also Internet Ökonomie in Reinkultur.

      BTW: Im Sinne der Transparenz könnte sich was bewegen, wie der aktuelle heise.de-Artikel nahelegt.

      • Tim sagt:

        Ich finde schon das es hilft, weil, ob ich nun Unister oder Google sage… beides sind Unternehmen in einem Unternehmensverbund die ihren Bogen voll ausspannen um möglichst ihre Gewinne zu machen. Klappt bei Google mit Youtube ja angeblich auch immer noch nicht. Moralisch handeln dabei weder der eine noch der andere immer einwandfrei. Scheint heutzutage ja auch modern zu sein. Beide wollen ausschließlich ihre Produkte verkaufen und sind dabei erfinderisch.

        Google bietet halt seinen Kunden ein weiteres Produkt an und wie sie so schon geschrieben haben: "solange wir Verbraucher nur die ersten zwei Treffer in den Google-Ergebnissen aufrufen."
        JA, gilt auch für Google Kunden wie eben Unister. Die müssen doch nicht mitbieten. Oder bin ich nun ganz blöd geworden?

        Bei der Menge an (auch genutzten) Werbemöglichkeiten könnte Unister locker aufs Mitbieten bei Google verzichten, vor allem bei nach eigener Aussage "monatlich mehr als zehn Millionen Unique Usern". Google ist kein Pflichtprogramm.

        Das ist ja nur ein Puzzleteil einer Werbestrategie, vor allem ein schlechtes, wenn durch die Werbung in dem Fall mehr Geld verbrannt wird, wie reinkommt, wie sie uns hier vorgerechnet haben.
        Das gleiche Prinzip kennen Selbstständige von Vertretern von Branchen Heftchen aller Art. Telefonnummern Eintrag im Abo Format… Wer das mitmacht, machts freiwillig und wenn man sich etwas nicht Leisten kann, sollte man verzichten und Alternativen suchen…

        Warum ist Google nun Schuld und Böse und nutzt eine vermeindliche Marktmacht aus? Unister kann auch auf Yahoo werben, oder bei Bing, die haben sicher ähnliche Produkte wie Google. Vielleicht aber nicht im eBay Stil, sondern per Festpreis.

        Letztlich sind ja eh wir Verbraucher die bösen, weil wir Google ja erst so mächtig machen…

        Genauso könnte man dann, behaupten NVidia und AMD verarschen dann ihre Kunden mit einem Produktberg an Grafikkarten und Intel machts mit Prozessoren genauso, nur um Geld zu verdienen… Gott wie böse, alle sind, weil sie auf ihre Weise Profit machen wollen. Alles Ferengis (StarTrek) diese Typen.

        Wenn bei 10 Millionen Usern monatlich finanziell nichts hängen bleibt, sollte Unister wohl einfach dicht machen, weil grundsätzlich was falsch läuft. Auch ohne Googles Macht.

  3. Herr IngoW sagt:

    ….zum Thema kann ich nur sagen, ich nehme grundsätzlich immer einen Eintrag unter (nach) der Werbung.
    Bei "Unister" hält sich mein Mitleid dann doch in Grenzen, schlechtes Beispiel aber prinzipiell richtig.

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