Gerade bin ich auf sehr nachdenklich machende Aussagen von Jo Kaeser (Siemens) gestoßen. Dieser behauptet "die Digitalisierung wird die Mittelklasse vernichten'". Ein paar Infos inside …
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Digitale Transformation ante portas …
Momentan hören wir ja überall von "digitaler Transformation" und dass Firmen zu langsam sind. Industrie 4.0 muss kommen, schnell, umfassend und überall. Zudem noch das Internet of Things (IoT). Und speziell von amerikanischen Unternehmen hören wir, wie toll das alles doch sein wird.
Über die Gefahren der Vernetzung, IoT etc. hatte ich ja im Blog häufiger berichtet. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt: Die sozialen Auswirkungen der digitalen Transformation – wenn Maschinen unsere Arbeit machen. Und da ist es mitunter hilfreich, mal hinzuhören, wenn Führungskräfte etwas zum Thema sagen.
DLD Summer 2016
Hintergrundinfo: DLD ist die internationale Konferenz- und Innovationsplattform von Hubert Burda Media. Am 16. und 17. Juni 2016 fand der DLD Summer 2016 in München statt – mit dabei eine illustre Runde an Speakern (Agenda hier, Presseinfos hier). Momentan gibt es nur bei Focus Online einige Informationen zu einzelnen Sessions in Form eines Live-Tickers.
Das sagt Siemens-Chef Joe Kaeser zur Digitalisierung
Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender Siemens AG, widmete sich im Gespräch mit Dominik Wichmann (DLD) und dem Programmpunkt "HOW TO ADAPT TO THE DIGITAL AGE" dem Thema Innovationen.
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Social responsibilty is an important topic for a big company such as Siemens, Dominik Wichmann will be questioning Joe Kaeser about that and many more topics that are highly relevent for Siemens.
Im Gespräch machte Joe Kaeser die Aussage 'Die Digitalisierung wird die Mittelklasse vernichten' – von 10 Personen in der Mittelschicht werden 9 absteigen. Die Leute werden schlicht nicht mehr das Geld haben, um all die schönen Dinge bei Zalando & Co. einzukaufen. Soziale Unruhen werden die digitale Transformation vernichten, wenn es nicht gelingt, die Menschen einzubeziehen.
Das betreffende Video mit dem Gespräche in Englisch – mit deutschen Untertiteln – lässt sich auf dieser Fokus-Seite abrufen. Auf dieser YouTube-Seite finden sich weitere Videos (die Session mit Kaeser habe ich aber nicht gefunden).
Ganz lesenswert ist auch der aktuelle Zeit Online-Artikel Freie Knechte, der einen Blick auf die Szene der Freelancer (aktuell im Medienbetrieb) gibt. Wird dann die Angestellten der Mittelschicht treffen. Unter diesem Gesichtspunkt klingt die Forderung der Politik "arbeiten bis 70" irgendwie ziemlich hohl. Es werden die Leute fehlen, die dort einzahlen können. Die soziale Sicherung wird imho aus einer "Maschinen- oder Produktsteuer" finanziert werden müssen, wenn Maschinen den Menschen als Arbeitskraft ersetzen. Und die Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen nimmt bereits das vorweg, auf was wir uns einstellen müssen. Oder wie seht ihr das?
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Dasselbe hat man bei der Rationalisierung der Industrie in den 70/80er Jahren gesagt, daß massig Arbeitsplätze vernichtet werden. Es ist dann nicht so extrem gekommen, es wurden Maschinen und Roboter für stumpfsinnige Tätigkeiten eingeführt, aber nur da, wo sich der finanzielle Aufwand auch gelohnt hat, ein Allzweck-Roboter, der einen Facharbeiter und alle seine Tätigkeiten komplett ersetzen kann, würde wohl zig Millionen kosten.
Praktisch wird heute in D aber jeder halbwegs qualifizierte Facharbeiter händeringend gebraucht. Die Möglichkeiten für Hilfsarbeiter sind aber tatsächlich drastisch geschrumpft, viel weniger Arbeitsplätze und viel schlechtere Bezahlung (Leiharbeit), früher konnte auch ein Hilfsarbeiter eine Familie ernähren, heute müssen sie aufstocken oder beide (Hilfsarbeiterpaar) Vollzeit arbeiten, um auf ein halbwegs ausreichendes Netto zu kommen. Das ist eine Folge der Lohndrückerei im Hartz4-Umfeld und der Agenda-Politik, die D umbedingt gegenüber den anderen EU-Staaten wettbewerbsfähiger machen sollte, Stichwort "Beggar Thy Neighbor". Die Agenda-Politik trägt generell mit zu den Verwerfungen im Euro-System bei, weil die Löhne in D eigentlich 25% höher sein müssten, damit man "fairen" Wettbewerb in der Euro-Zone hätte. Das würde der gute Joe so natürlich nicht ansprechen wollen, der freut sich wahrscheinlich auch über billige Neubürger, denen man am Anfang nicht mal den Mindestlohn zahlen solle. Ein großer Teil der Probleme Europas sind absolut hausgemacht, aber statt Fehlentwicklungen zu korrigieren, zapft man eben fremde Ressourcen an, damit das heilige Wachsdumm weitergehen kann.
Die Mehrzahl der Arbeitsplätze verschwindet momentan dadurch, daß bis zur Besinnungslosigkeit nach China outgesourct wird. Das war schon vor 10, 15, 20 Jahren so eine Art Hype in Managementkreisen ähnlich wie Gehirnwäsche:"Man muss in China sein", "Man muss in China investieren", "Warum seid ihr noch nicht in China?". Teilweise ging das so weit, daß größere Firmen kleinere Zulieferer genötigt haben, ebenfalls ihre Produktion (teilweise) nach China zu verlagern, ansonsten würde man die Verträge beenden. Es ging dabei gar nicht mal um Kosten, oft waren deutsche Standorte durchaus konkurrenzfähig, aber es musste aus ideologischen Gründen verlagert werden. Das Ganze hat mich schon damals an eine Art Sektenbewegung erinnert.
Ich glaube nicht, daß Industrie 4.0 massenweise Facharbeiter arbeitslos machen wird, ein Roboter, der flexibel alle Arten von Wartungsarbeiten und Reparaturen durchführen kann, wäre einfach zu teuer. Man kennt ja die Bilder z.B. aus der Raumfahrt, wo ein Roboter Reparaturen durchführt, dabei muss aber trotzdem ein hochqualifizierter Mensch dahinterstehen und den Vorgang überwachen und eventuell eingreifen, billig ist das sicher nicht. Wartungsarme Maschinen gibt es schon heute, Maschinen, die sich selbstständig warten und reparieren, sind immer noch Zukunftsmusik. Produktion heute sieht ungefähr so aus, daß Facharbeiter Maschinen einstellen und reparieren, am Band selbst stehen dann Hilfsarbeiter. Die typischen Bandtätigkeiten kann man leicht durch Roboter ausführen lassen, aber da wo Roboter deutlich billiger sind, hat man es in der Regel schon automatisiert. Die Roboterentwicklung macht massive Fortschritte, aber komplett menschenleere Fabriken sind Utopie und werden es noch lange bleiben. Vielleicht werden 50% der heutigen Facharbeiter überflüssig, aber man kann zumindest hoffen, daß sich durch neue Produktionsbereiche auch neue Arbeitsplätze ergeben, historisch hat sich das immer so ergeben, erfordert dann aber auch den richtigen Rahmen, mit neoliberaler Spackopolitik wird das nichts.
Die schon heute sichtbaren sozialen Verwerfungen kommen durch eine gestörte kranke Lobby-Politik zustande, da ist der Joe als Bilderberger ganz vorne mit dabei. Man gönnt hart arbeitenden Niedrigverdienern nicht mal das Existenzminimum (jahrelange Debatte um Mindestlohn etc), während man alle möglichen Arten von größerer Kriminalität (Steuervermeidung, Bankenrettung, Schleuserwesen) fördert. Ursache und Wirkung sind da völlig entkoppelt. In einem vernünftigen System würden Arbeitnehmer, Familien etc besonders gefördert werden, bei uns hat man aber immer mehr den Eindruck, man muss ein farbiger weiblicher lesbischer transgender Genderbeauftragter im Bankenwesen sein, damit man noch etwas zählt.
Es gibt ja diese Deagel-Website, http://www.deagel.com/country/forecast.aspx , da werden gesellschaftliche, soziale, wirtschaftliche Entwicklungen hochgerechnet, die Vorhersagen für westliche Länder sind katastrophal. Die Macher dieser Seite sind anonym, kommen aber angeblich aus der Industrie und den Diensten, angesprochen auf ihre verheerenden Vorhersagen haben sie gesagt, daß die westlichen Finanzsysteme völlig zusammenbrechen werden, wenn es so wie bisher weiterläuft. In den USA sind schon einige kleinere Pensionsfonds faktisch pleite, müssten eigentlich ihre Auszahlungen auf 1/4 kürzen, der zuständige Pensionsrettungsfonds ist bereits zahlungsunfähig. Wir als Land haben eigentlich trotzdem genug Ressourcen für ein menschenwürdiges Leben für alle, aber es geht um massive Umverteilung zugunsten ganz weniger. Dinge wie Agenda-Politik und Bankenrettungen sind integrale Bausteine der kommenden Katastrophe. Digitalisierung spielt da fast keine Rolle.
Zum Thema "Arbeitsplätze nach Asien verlagern" empfehle ich den Artikel Angst in Asien um Arbeitsplätze, Chance in Deutschland in der Sächsische Zeitung zur Lektüre.
Und noch ein lesenswerter Artikel – ich werde wohl nicht lange genug leben, um das noch beobachten zu können.
Die Mittelschicht besteht nicht nur aus Facharbeitern, sondern auch aus den sonstigen Mitarbeitern aus Vertrieb usw. Und hier ergeben sich sehr wohl sehr drastische Einsparpotentiale. Vor allem, wenn im Rahmen der Umstellung ernsthaft Arbeitsabläufe überprüft werden und viel Verwaltungskram einfach über Board geht, weil man dessen Sinnlosigkeit erkennt. Daran hängen meist aber auch im Zulieferbereich qualifizierte Stellen, bei denen dann das Personal fehlt.
Ein einfaches Beispiel: Bei Bauanträgen hat man früher immer Lagepläne einreichen müssen, die bei Vermessungsbüros entsprechende Aufträge generiert haben. Ist heute meistens nicht mehr nötig, was dazu geführt hat, dass bei einigen Büros einfach 70% der Aufträge weggebrochen sind innerhalb von ein bis zwei Jahren. Entsprechende Beschäftigungsstudien sagen voraus, dass in diesem Bereich etwa 50% der Stellen schon innerhalb der nächsten zehn Jahre verschwunden sind. Vermessungsingenieure werden aktuell schon Mangelware, weil niemand mehr so etwas studiert bei solchen Aussichten. Der "Facharbeitermangel" in diesem Bereich ist aber letztlich nur temporär, wenn dessen Bedarf in Zukunft schrumpft.
Es gibt schon lange diese Betrachtungen, nach denen 80% der Menschen überflüssig wären. Wenn es aber so einfach wäre, dann wäre diese Art der Rationalisierung schon längst erfolgt, so dumm sind unsere BWLer ja auch nicht, naja hauptsächlich kurzsichtig und in Quartalsdenken verhaftet. Natürlich könnte man z.B. in eine Autovermietung einen Roboter hineinsetzen, der die Autos vermietet und Rückläufer begutachtet. Das reine Vermieten wäre nicht so komplizert, Dokumente checken und Bezahlung, kein Problem. Nur würde ein Roboter, der z.B. ein Auto rundum auf Beschädigungen absuchen kann, schon etwas mehr kosten. Da kommen schnell mal Millionenbeträge zusammen (Umlegen der Entwicklungskosten auf wenige Einheiten), und im Zweifelsfall müsste trotzdem ein menschlicher Supervisor zuschauen und bei Problemen vor Ort einschreiten. Da müsste sich schon die gesamte Branche einigen und für die Entwicklungskosten zusammenlegen, damit das überhaupt wirtschaftlich interessant werden würde.
So ähnlich sieht es in vielen anderen Bereichen aus. Momentan wird z.B. in der Bankbranche heftig rationalisiert, immer mehr Bankautomaten (nicht Geldautomaten), trotzdem hat man in größeren Filialen immer noch menschliche Ansprechpartner. Ist ja auch nötig, sobald man mit seinem Anliegen nicht mehr in eine Standard-Schablone passt. Und ein Roboter kann die dämlichen bankeigenen Vorsorgeprodukte nicht so gut verkaufen.
Immer und immer wieder, schon seit 20 Jahren bete ich bei jeder Gelegenheit vor mich hin, dass wir endlich unser System ändern müssen.
Alle bisher versuchten "Sozialen"-Systeme funktionieren nicht. Mittlerweile, kann man endlich auch aus fachkundiger Richtung so etwas in der Art hören.
Es hat keinen Sinn das die Welt der Marktwirtschaft oder sonst einem anderem System dient. Es müsste endlich mal jemand eine wirklich schlaue Idee haben, wie man die Menschen zur Einsicht bringt.
Ich bin leider zu blöd, habe ich festgestellt.
Vielleicht könnte die KI Forschung ja dabei helfen, aber auch die wird derzeit nur dazu eingesetzt um den Menschen das Handeln in der Marktwirtschaft einfacher zu machen.
Es ist ein elendes Leid, so viele Intelligente Menschen auf der Welt, aber niemand der sie alle an einen Tisch rufen kann um darüber nachzudenken wie die Probleme gelöst werden können, ohne das Lobby Heinis alles kompliziert machen um es in ihrem Sinn löchrig zu machen oder zu verdrehen.
Wer ist die Käuferschicht? Die Mittelschicht. Mit dem Auslöschen der Käuferschicht löscht man auch die produzierende Maschine mit aus. Ich sags mal so… die Oberschicht kann sich dann die Handarbeit leisten.
Die Forderung der Politik "arbeiten bis 70" ist nicht hohl, sondern eine Umschreibung der Forderung nach einer drastischen Senkung der Rente. Und die Schafe akzeptieren das…
Der Abstieg der Mittelschicht ist meiner Meinung nach gewollt. Wer im Existenzkampf steckt, der bleibt ruhig, egal was der Arbeitgeber oder die Politik machen. Denn er will vor allem überleben.
Ganz besonders Deutsche sind obrigkeitshörig. Die mucken bestimmt nicht auf. Damit haben die oberen Zehntausend dann ihre Ziele erreicht.
Und durch die hohe Einwanderungsquote nach Europa entsteht zusätzliche Konkurrenz auf dem Arbeits- wie Sozialmarkt.
Der liebe Jo Kaeser soll mal lieber selber aufpassen, dass er seinen Konzen nicht weg rationalisiert. Seine Geschäftspolitik, alle Bereiche aufzugeben, die nicht mindestens 10% Gewinn machen ist äußerst fragwürdig. Was ist denn aus dem einst stolzen SIEMENS Konzern geworden. Medizin- und Kraftwerkstechnik. Dazu bisschen Verkehrsleittechnik. Viel mehr ist doch nicht übrig geblieben….