Verkaufsstopp für UKW-Radios?

Noch ein kurzer Infosplitter zum Wochenende. Nach diesem Golem-Artikel plant der Kulturausschuss des Bundesrates eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG), um DAB+ zu pushen.


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DAB+ steht für den Digitalradiostandard, der sich aber nicht so recht durchsetzen will. Der Wechsel von UKW zu DAB+ sollte in Deutschland wohl auch längst erfolgt sein und ich erinnere mich, dass ich vor Jahren schon mal Abschaltdaten wie 2014, 2017 etc. gelesen habe.

In Norwegen will man wohl im Januar 2017 die UKW-Sender abschalten. In Dänemark gibt es ähnliche Überlegungen, während man in Großbritannien über ein Abschaltdatum nachdenkt. Aktuell sieht es aber so aus, als ob das Abschaltdatum für UKW in Deutschland bis auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden muss – was auch so gut ist – schließlich sind Millionen UKW-Empfänger in Deutschland in Betrieb, die dann nutzlos werden würden. Und kleinere Spartensender würden ebenfalls rausgekickt.

Bei meiner Suche habe ich dann diesen Golem-Beitrag gefunden, der noch etwas mehr Licht ins Dunkel bringt. Offenbar kommt DAB+ nicht in die Pushen – obwohl die öffentlich rechtlichen Sender da Millionen Euro verbraten haben. Momentan sind nur 13 % der Haushalte mit mindestens einem DAB+-Empfänger versorgt. Deshalb kamen die Medienanstalten auf die Idee, statt eines Abschaltdatums Multinormchips in Empfängern zu fordern.

DAB+ gilt für kleine Stationen als zu teuer und nicht flexibel genug. Die Forderung nach Multinormchips in Empfängern klingt erst einmal gut. Offene Fragen wäre aus meiner Sicht: Und wenn wir mal 25% DAB+-Geräteabdeckung haben, kommt die UKW-Abschaltung dann? Erhöhen die öffentlich-rechtlichen Anbieter ihre Gebühren mit der Begründung "Mehr Aufwand für den Hybrid-Betriebsmodus"? Bei digital schwebt bei mir im Hinterkopf: Wie lange hält der Standard, bis er "ausgetauscht werden muss". Stichwort wäre DBT, wo jetzt DBT-2 kommt. Irgendwie bleibt mir der Eindruck hängen, dass wir als Verbraucher zunehmend auf allen Ebenen verarscht werden. Oder sehe ich das falsch?


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10 Antworten zu Verkaufsstopp für UKW-Radios?

  1. Andreas B. sagt:

    Sind denn nicht schon längst alle möglichen UKW-Frequenzen für mobiles Internet verhökert worden und ist dadurch der entsprechende "Sachzwang" erzeugt worden? (Ich meine, mal sowas gelesen zu haben.) – In der IFA-Bilanz hieß es ja, dass die Radio- und Fernseh-Hersteller sehr erfreut seien über die (künstlich erzeugte) Auftragslage wegen der Umstellung des terrestrischen (Radio & TV) Rundfunks.

    Nun, so in etwa 10 Jahren werden wir dann ja wohl auch scheibchenweise erfahren, wieviele Geldscheinbündel so hinter den Kulissen an die Entscheidungsträger geflossen sind…

    Übrigens: Für den Krisen- und Katastrophenfall ist diese Normänderung auch nachteilig. (Mittel-, Lang- und Kurzwelle sind ja schon obsolet. Dabei ist AM aber die robusteste Technik.) – Ich erinnere mich noch recht gut, wie seinerzeit beim Putschversuch, als er von der Außenwelt abgeschnitten war, Gorbis Jungs aus einfachen Komponenten einen Detektor zusammengebastelt hatten um die BBC zu hören und ihren Chef über die Lage zu informieren.

    Neulich stand doch tatsächlich im Werbeflyer des Discounters "netto" auf der Seite mit den Konservendosen: Der Bundesinnenminister empfiehlt die Bevorratung für 10 Tage. ;-)
    Beste Grüße & schönes WoE

  2. Paul Brusewitz sagt:

    Naja…

    Das ist der Kampf um die Frequenzen. Irgendwann werden alle Radiofrequenzen (UKW, MW, LW) den Mobilfunkanbietern zugeschlagen werden. Dasselbe gilt auch für das nächstes Jahr eingeführte DVB-T2 HD. Ich gebe der Sache maximal 10 Jahre. Irgendwann werden Radio und TV nur noch über IP verbreitet werden, also entweder über Glaskabel stationär und LTE (und Nachfolger) mobil.

    MfG P.B.

  3. Ralf sagt:

    Und gerade bei nicht so gutem Empfangssignal finde die Digitaltechnik nicht so berauschend. Das Experiment DVB-T musste ich abbrechen, weil ich laufend nur noch ein lautes Knallen im Lautsprecher gehört habe. Bei UKW hat man da wenigstens nur das Rauschen.

  4. Al CiD sagt:

    Und was soll man mit den zig-Millionen UKW-Radios machen, die in Kfz und Lkw verbaut sind?
    @home kann man ja noch schön über SAT oder Kabel oder, von mir aus DVB-T/T2/T2 h265, Radiosender hören, die Möglichkeit über das Internet sollte auch nicht verschwiegen werden…

    Und dann fährt man nach Italien, Frankreich, Polen, etc… und hört dann NIX, weil wie beim "deutschen" DVB-T2/h265 es wieder einmal eine Insellösung ist – herzlichen Dank.

    Alleine die Kostenfrage:
    man bekommt kaum ein vernünftiges DAB+fähiges Heimgerät unter 150-200 €, also soll (Lobby sei dank) wieder die (asiatische und deutsche) Wirtschaft angekurbelt werden.

    • Dekre sagt:

      Das ist es! Das Ganze ist von den öR initiiert, die vor kurzem wieder einen "Digital-Tag" auf allem Programmen hatten (Ein Tag vor oder zu Beginn der Funkmesse). Die Geräte sind viel zu teuer und sind sinnlos. Der Intendant Steul vom Deutschandradio initiiert dieses maßgeblich mit falschen Versprechungen und Falschmeldungen bei Deutschlandfunk und Deutschlandradio.

  5. Monika sagt:

    Glaube auch so langsam dass die Verbraucher hier leiden werden. Insbesondere weil jetzt ja eine gute Situation bereits besteht: man kann selber entscheiden, ob man digital oder analog Radio hören will. Finde dass es das beste ist den Verbrauchern diese Freiheit zu lassen. –

    LG
    Monika

  6. Paul Brusewitz sagt:

    Der Verbraucher muss nehmen, was man ihm hinwirft. Das ist doch schon seit Jahren so. Und einen Investitionsschutz gibt es sowieso nicht. Braucht man doch nur mal kurz zurückblicken.

    Was ist mit Video-Laser-Disc, mit Super-Audio-CD, mit HD-Ready-TVs, mit 3D-TV, Smart-TVs wo Dienste (Apps) einfach eingestellt wurden? Heute gekauft und morgen Elektronikschrott.

    Das wir heute noch von DAB-Radio reden ist einzig allein der Tatsache geschuldet, dass dort Millionen an Fördergeldern (insbesondere aus Bayern) reingepumpt wurden. Wäre das ein Produkt eines Konzerns, wäre es schon lange eingestampft, obwohl das bessere Radio.

    Oder was ist mit der ISDN-Abschaltung in 2018 und der Zwangsumstellung auf das qualitativ schlechtere VoIP? Fragt niemand den einfachen Verbraucher ob er das möchte.

    MfG P.B.

  7. anthropos sagt:

    Sehe ich ähnlich, ja. Darum wohl rege ich mich weniger auf über Microsoft und antworte genervt hier teils, weil sie eben auch nur auf Normal-Niveau sich befinden, wo die Verbraucher eher verstanden werden als Geld-Kühe, die man bloß lange und feste genug melken muss.

    Dabei soll alles schnell sein und vor allem schnell neu und dabei macht man tausendfach die erneute Erfindung des Rades durch mit allen alten Fehlern.

  8. Tim sagt:

    …das sind reine Wirtschaftsentscheidungen um Geld hin und her zu schieben. Technisch neu heißt eben nicht immer besser.

    Wie IP Telefonie, die sich so als Nebenprodukt ergeben hat und wegen dem nun ein Telefonnetz praktisch abgeschafft wird. Wie man im Falle häufiger Netzausfälle Notrufe absetzen soll, ist ungewiss. Aber hat ja jeder auch noch nen Handy, denkt man sich wohl.
    Hauptsache auf jeder Zigrettenschachtel mit Hochglanzbildchen auf die Gefahren hinweisen, die auch ganz ohne Rauchen auftreten können…

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