Fehlerhafter Windows-Update UEFI-Patch killt Minix-PC

Ein fehlerhafter UEFI-Patch, ausgerollt per Windows Update, sorgt dafür, dass (einige) Minix-PCs mit Windows 10 nicht mehr booten. Ich nehme die Story mal hier im Blog auf, denn das Teuflische an der Geschichte ist, dass Anwender die Update-Installation unter Windows 10 nicht mal blocken können.


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Beim Minix-PC handelt es sich um einen Lüfter-losen Rechner mit Atom Z3735F, der auch in HDMI-Stick-Computern steckt. Der Minix-PC NEO U64 wird auf dieser Webseite angeboten.

Minix (Quelle: Minix)

Die per Update gebrickten Minix PCs

Seit dem 28. September 2016 gibt es im Minix-Forum den Thread Neo Z64W doesn't start anymore after Windows 10 update. Die Beschreibung: Der Rechner hat ein Windows 10-Update gezogen und kann danach nicht mehr booten. Mehr als die kaputten Dinger zum Hersteller schicken, ist nicht. Auch wenn der Hersteller in Hongkong sitzt, hat es wohl auch deutsche Nutzer getroffen, die z.B. über Amazon.de bestellt haben.

Ein Firmware-Update als Übeltäter

Im Verlauf der Diskussion findet sich hier die Information, dass ein "Techvision Corp. Ltd. driver update for System Firmware"-Update wohl für die Ausfälle verantwortlich ist. Das Update ist zwischenzeitlich zurück gezogen – so dass es keine neu betroffenen Systeme geben sollte. Aber die Anatomie des Vorfall ist recht interessant.

Das fehlerhafte UEFI-Firmware-Update wurde von der chinesischen Firma Techvision entwickelt und an Microsoft zur Verteilung per Windows Update übergeben. Gedacht war das Firmware-Update für deren Tablet PCs, die wohl mit 32-Bit-UEFI-BIOS von AMI laufen und ebenfalls den Intel Atom Z3735F (Bay Trail-T) verwenden.

Die Möglichkeit, die System- und Geräte-Firmware per Windows Update zu aktualisieren, wurde von Microsoft bereits bei Windows 8 eingeführt und ist im Microsoft-Dokument System and device firmware updates via a firmware driver package (Stand 30. Juli 2016) beschrieben. Firmware-Updates können damit wie Windows-Treiber über Windows Update oder ähnliche Mechanismen verteilt werden.

Der fatale Fehler: Offenbar nutzen sowohl Techvision als auch Minix die gleiche Standard ID des AMI-BIOS. Das UEFI von Minix für den NEO U64 ist aber wohl mit dem Techvision "BIOS-Update" nicht mehr bootfähig.

In diesem Artikel vermutet heise.de, dass die Entwickler von Minix wenig Erfahrung mit der x86-Technik, weil die Entwickler vorher für Android-Tablets mit ARM-SoC-Chips verantwortlich waren. Und es wird gemutmaßt, dass Windows 10-Lizenzen für den Intel Atom Z3735F mit 32-Bit-UEFI-BIOS und 2 GByte RAM besonders preisgünstig gewesen seien. Denn ein 64-Bit-Windows 10 lässt sich auf diesen Geräten nicht installieren.


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Schlussfolgerungen für Windows 10-Nutzer

Wie dem auch immer sei: Es zeigt sich an diesem Fall einmal, dass Windows 10 und Billigsysteme keine wirklich gute Idee sind. Weiterhin wird deutlich, dass die ganze Patcherei ins Desaster führt, wenn ein Hersteller bei Treibern oder UEFI-Updates Murks baut. Leider ist es nicht der erste Fall, dass UEFI-Firmware-Updates Systeme bricken bzw. in einen nicht mehr bootbaren Zustand überführen. Auch Microsoft selbst hat da bereits mit UEFI-Updates gepatzt.

Und ich muss nochmals auf die besondere Pikanterie zu sprechen kommen. In Windows 10 regelt Microsoft ja die Updates und schiebt diese automatisch raus. Vor ein paar Tagen hatte ich im Blog den Beitrag Anwender: Überlasst Microsoft die Verwaltung der Updates …, wo Microsofts Corporate Vice President of Enterprise Client and Mobility, Brad Anderson, die Vorstellungen des Unternehmens ausführt. Seine Kernbotschaft: Microsofts Ziel ist es, dass die Anwender Microsoft die Verwaltung der Updates überlassen. Dann klappt das mit den Updates schon. Er klang so überzeugend, dass ich ihm das wirklich geglaubt habe Zwinkerndes Smiley. Aber wie es ausschaut, ist das "lasst Microsoft mal machen" irgendwie eine ziemliche Schnapsidee.

Als junger Ingenieur pflegte einer meiner ehemaligen Chefs immer, wenn ich mit einer coolen Idee um die Ecke kam, zu sagen: "Born, ich kann mir auch ein Loch in die Kniescheibe bohren, Stacheldraht drum wickeln und heiße Milch drauf gießen". Keine Ahnung, was er damit genau meinte – ich hab's so interpretiert, dass er meine Ideen nicht so gut fand.

Aber das war in einem früheren Leben – unserer beider Wege haben sich schnell getrennt, denn ich bin gegangen – um Software-Entwickler und später Schreiberling zu werden. Aber irgendwie hat sich nicht viel geändert, nur dass mir der Spruch vom alten Cheffe die letzte Zeit häufiger in den Sinn kommt, wenn ich die coolen Ideen so mancher Software-Schniede vernehme.

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3 Antworten zu Fehlerhafter Windows-Update UEFI-Patch killt Minix-PC

  1. Eike Justus sagt:

    Bei uns hieß es immer: "Loch in's Knie bohren, Pfosten reingipsen und Stacheldraht ziehen. Und sobald's dunkel wird in den Westen flüchten."
    Es ist damit gemeint: Nicht alles was machbar ist ist auch machbar. Es gibt zuviel andere Einflussfaktoren, die nicht überwindbar sind.

  2. Nils sagt:

    Naja, da kamen wohl mehrere Fehlerquellen zusammen. Unter anderem eben die Tatsache, dass verschiedene Geräte und Hersteller die gleiche Standard ID des AMI-BIOS verwendet haben.

    Wobei man natürlich fragen muss, ob dieser umstand nicht in der Qualitätskontrolle bei der Aufnahme des Updates in das Windows Update Programm hätte auffallen müssen.

  3. Tim sagt:

    "Auch Microsoft selbst hat da bereits mit UEFI-Updates gepatzt."

    Die haben an dem UEFI Brei ja auch grundsätzlich fleissig mitgebastelt und ihre "Beiträge" an dem Kram gehabt, wie dieser heiße Scheiß Secure Boot.
    (http://www.borncity.com/blog/2016/08/11/secure-boot-durch-windows-10-anniversary-update-backdoor-ausgehebelt/)

    Alles einfacher und besser als das olle BIOS… jaja. Hübscher vielleicht…
    Wundert mich also nicht, das UEFI so leicht zu bricken ist… denn sie wissen ja genau bla bla (MS Bashing der eigenen Wahl hier einfügen)

    Aber zum Glück passieren solche Fehler mit Updates bei MS ja nach eigenen Aussagen nur gelegentlich, fast nie sozusagen.

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