Wegen der geänderten Geschäftsbedingungen, die eine Übertragung von WhatsApp-Benutzerdaten an Facebook zulassen, gibt es jetzt auch in Italien ein formelles Verfahren.
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Über die Änderung der allgemeinen Geschäftsbedingungen durch WhatsApp hatte ich im Artikel AGB-Änderung: WhatsApp-Telefonnummer geht an Facebook berichtet. Man kann zwar gegen diese Datenübernahme optieren, aber die Telefonnummer soll auf jeden Fall an Facebook gehen. Auch Facebook-Werbung sollen WhatsApp-Nutzer bald zu sehen bekommen, wie ich im Artikel Bald 'Facebook-Werbung' auf WhatsApp berichtete.
Dass diese Änderung durch WhatsApp, die die Datenübertragung an Facebook legitimieren soll, ein sogenanntes "bad move" war, deutete sich kurz nach Bekanntgabe an. Neben einem Shitstorm, der sich gegen Facebook/WhatsApp richtete, begann die juristische Maschinerie anzurollen. Facebook kassierte, als Mutterkonzern von WhatsApp, als erstes eine Abmahnung durch deutsche Verbraucherschützer (siehe Abmahnung gegen WhatsApp wegen Datenaustausch mit Facebook). Das Verfahren läuft noch.
Kurz danach untersagte der Hamburger Datenschutzbeauftragte Hamburger, Johannes Caspar, Facebook, die Daten von WhatsApp-Nutzern zu speichern und bereits übertragene Daten müssen gelöscht werden. Es gibt zwar noch ein juristisches Scharmützel, weil Facebook dagegen klagt. Aber die Geschichte ist ins Rollen gekommen.
Die Artikel 29 Datenschutzgruppe der 28 EU-Staaten hat die Chefs von Facebook und WhatsApp angeschrieben und um Aufklärung über den Vorgang gefordert. Den Datenschützern kommen gravierende Bedenken, dass die einseitige Änderung der AGB mit europäischem Datenschutzrecht konform geht. Über den Fall hatte ich im Beitrag EU-Datenschützer untersagen Facebook WhatsApp-Benutzerdaten auszuwerten berichtet.
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Jetzt gibt es ein offizielles Verfahren der Wettbewerbsbehörde gegen Facebook/WhatsApp in Italien, wie Reuters hier berichtet (siehe auch hier). In dem Verfahren soll untersucht werden, ob die Änderung der AGB ein "unfaires" Verfahren sei. Denn die WhatsApp-Geschäftsführung hatte bei der Übernahme durch Facebook bekannt gegeben, dass der Dienst unabhängig bleiben soll. Vor allem sollten keine Daten an Facebook übertragen werden. Nach einer Schamfrist von einem Jahr hat Facebook nun diese Position kassiert und bekommt in Europa massiven Ärger mit Datenschützern.
Die WhatsApp-Geschäftsführung beteuert zwar jedes Mal, mit den Datenschützern zusammen zu arbeiten. Aber so richtig ein Gespür, was datenschutzmäßig geht, scheint bei den US-Firmen irgendwie nicht vorhanden zu sein.
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Verstehe das irgendwie nicht ganz. Facebook und WhatsApp gehören ja zusammen. Das war der Grund, weshalb Facebook WhatsApp gekauft hat. Es fordert auch niemand, der Facebook Messenger dürfe nicht Daten mit Facebook teilen, oder? Das wäre absurd.
Mir selbst ist Privatsphäre wichtig, daher nutze ich Threema. Ich finde nur seltsam, wenn man einen von vornherein fragwürdigen Dienst benutzt und dann seine Mängel rügt. Man hat als Nutzer schliesslich die Wahl.
@Goldmann
"Denn die WhatsApp-Geschäftsführung hatte bei der Übernahme durch Facebook bekannt gegeben, dass der Dienst unabhängig bleiben soll…"
Das war DIE Forderungen der EU zur Genehmigung der Übernahme WhatsApp durch FB, ansonsten hätte die EU-Komission diese in der EU nicht genehmigt.