Facebooks Datensammlwut und die Sorglosigkeit der Nutzer

Facebook ist nicht nur ein soziales Netzwerk, sondern auch ein riesiger Datensammler. Alles, was die Nutzer über sich selbst preisgeben, wird gesammelt. Datenspezialisten können dann aus diesem Datenschatz alles mögliche herausfiltern. Zeit, sich Gedanken um die Datensammlung von Facebook zu machen. Hier ein paar Informationen zum Thema zur Sonntagslektüre.


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Kürzlich bin ich in einem sozialen Netzwerk auf folgende Meldungen gestoßen, die Nutzer dort posteten.

Da schickt mir gestern der Chef eine Email mit der Frage ob die bestimmte Kettensäge und Heckenschere das richtige Werkzeug wäre.

Man öffnet anschließend die Facebook-Seiteund dann ist schon alles mit Amazon-Werbung von dem Gerät zugepflastert….

Dann antwortete ein weiterer Nutzer mit folgender Beobachtung:

Ich suche seit einigen Tagen Urlaubsreisen und hab Werbeanzeigen bei Facebook, eBay und eBay-Kleinanzeigen von exakt den Hotels, die ich mir bei Check24 z.B angeschaut habe. Ich finde das beängstigend und einfach nur widerlich. Trotz Werbeblocker!

Das Problem bei der Sache: Facebook dürfte den Browserverlauf und weitere Informationen wie Cookies etc. auswerten. Damit gewinnt das Unternehmen viele Daten über seine Nutzer. Stört viele Nutzer nicht – und das Problem ist, dass Viele die Tragweite dessen gar nicht verstehen. Aber wenn die gleichen Leute beim Bäcker begrüßt würden "na Manni, mal wieder den Preis für die Brötchen beim Supermarkt verglichen? Übrigens, wozu suchst Du nach Viagra, da läuft bei euch doch eh nix" – ich glaube, da würde so mancher ganz dumm aus der Wäsche schauen.

Worüber Du bei der Benutzung von Facebook nachdenken solltest

Die Amerikanerin Vicki Boykis arbeitet als 'Data-Scientist' in Philadelphia, kennt sich also mit der Materie gut aus. Sie arbeite für eine Firma, die Data-Mining als Dienstleistung für Kunden anbietet. In einem eigenen Blog-Beitrag What should you think about when using Facebook? hat sie dargelegt, was man eigentlich so als Facebook-Nutzer wissen sollte.

In einem Abschnitt des Beitrags beschreibt sie, wie Facebook Daten erfasst. Alles, was die Leute selbst preis geben, was sich in ihrem Browser irgendwie auslesen lässt und was auf anderen Seiten von Webseitenbetreibern im Verbund mit Facebook gespeichert ist, wird gesammelt. Auch wenn der Nutzer etwas bei Facebook löscht, bleibt dies in den Datenbanken stecken.

Aber bereits bevor der Nutzer überhaupt einen Kommentar bei Facebook eingibt, sammeln die. Bei t3n.de hat man einen Passus aus dem Blog-Beitrag folgendermaßen übersetzt:

Facebook sammelt nicht nur Daten über dich, wenn du es benutzt. Es sammelt sogar jeden Tastaturanschlag, den du tätigst. Facebook ist fast schon eine erkennungsdienstliche Behandlung, ganz ohne Rechtsgrundlage.

Also: Alles, was man bei geöffneter Facebookseite in die App oder im Browser in Felder eintippt wird bereits aufgezeichnet. Selbst wenn der Nutzer den Beitrag nicht absendet sondern verwirft und nicht für Facebook freigibt, hat das Unternehmen seine Eingaben bereits gespeichert.

Postings von Freunden bei Facebook werden genutzt, um Informationen zu sammeln, die man selbst nicht preisgeben mag. Ein Foto, auf dem Du markierst wirst. Die Kontaktedaten aus WhatsApp mit deiner Telefonnummer, die Facebook abgreift (und z.Z. auf Grund der Untersagung durch den Datenschutzbeauftragen noch nicht offiziell auswertet) und so weiter. Mit vielen Freunden, die Details über einen wissen, wird das eigene 'Schattenprofil' ganz schnell mit validen Daten gefüttert.


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So mancher dürfte wissen oder zumindest ahnen, dass Facebook (und Co.) den Browserverlauf auslesen, sobald man die Seite im Browser öffnet. Ergo wird das Surfverhalten mit getrackt. Vicki Boykis empfiehlt, für Facebook und zum Surfen getrennte Browser zu verwenden.

Unklar ist, was Facebook wirklich mit den Daten macht. Ziel ist es, Nutzerprofile zu verkaufen. Aber es könnten auch individuelle Zugriffe auf Facebook-Konten durch Facebook-Angestellte geben. Ich kann nur jedem empfehlen, den Artikel What should you think about when using Facebook? oder den deutschsprachigen Abriss bei t3n.de zu lesen.

Letztendlich lässt sich feststellen, wer Facebook (oder Google oder einen anderen Anbieter) nutzt, wird ein Stück weit oder gänzlich transparent. Das erklärt wohl auch, warum die Bundesregierung daran arbeitet, den Datenschutz, wie wir den so kennen, mittelfristig zu schleifen. Vom US-Kongress wurde diese Woche beispielsweise ein Gesetz verabschiedet, der es Internetanbietern erlaubt, den erfassten Surfverlauf von Nutzern auch gegen deren Willen zu verkaufen (siehe auch US-Kongress: Internetanbieter dürfen den Browserverlauf verkaufen).


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13 Antworten zu Facebooks Datensammlwut und die Sorglosigkeit der Nutzer

  1. Ach mit den Daten lässt sich so einiges anstellen worüber wir uns gar keine Gedanken machen und da Facebook in Amerika sitzt stellen die damit auch Sachen an die bei uns noch momentan Verboten sein dürften.
    z.B. Kreditscoring kann man wunderbar damit betreiben dabei werden bestimmte gebiete einfach höher als auch niedriger eingestuft, das klingt zwar nicht ganz Einleuchten aber das ganze Kreditwesen ist sowieso nicht einleuchtend.
    Demnach bekommen auch nur Leute mit besseren Score Werten bessere Kredite und dadurch erhöht sich die Kluft zwischen Arm und reich auch.
    Selbst für Medizinische versuche verwenden die unsere Daten, Facebook spielt jedoch so eine bestimmte rolle die Daten die Erhoben werden sind Steuerbar, jeder wird da zwar abwinken und sagen das kann bei mir nicht passieren, aber es funktioniert eben doch da gab es erst neulich einen Bericht drüber wie sich Menschen durch das Unterbewusstsein Manipulieren lassen und da Facebook wie damals auch AOL ein in sich geschlossenes System ist lässt sich darin auch sehr gut testen.

  2. Christian sagt:

    "Aber bereits bevor der Nutzer überhaupt einen Kommentar bei Facebook eingibt, sammeln die…"

    …mist, daran habe ich noch gar nicht gedacht!!!

    Aber wozu soll ich auch daran denken – wenn ich doch kein Facebook etc. habe… ;-)

    Einen schönen, facebook-freien Sonntag wünscht allen
    Christian

  3. AndreasP80 sagt:

    Mit dem Firefox ist es möglich mehrere Surfprofile anzulegen.
    Einfach den Firefox mit "C:\Program Files\Mozilla Firefox\firefox.exe -p" starten und im Profilmanager ein extra "Facebook" Profil anlegen.
    Dann auf dem Desktop eine Verknüpfung anlegen mit dem Speicherziel "C:\Program Files\Mozilla Firefox\firefox.exe -p Facebook -no-remote".
    Diese Verknüpfung startet ab jetzt ein Firefox Profil, dass komplett von dem üblichen abgekapselt ist und Facebook hat keinen Zugriff auf euer Surfverhalten ;-)

    • freebeer sagt:

      " -no-remote"
      könnte aber auch an jedes andere Profil angehängt werden zum/beim starten. Dazu braucht es eig kein exta neues fatzebuk-profil(?).

  4. Axel sagt:

    Die von fb gesammelten Daten werden den Betroffenen früher oder später sicherlich irgendwann nochmal schmerzlich bewusst werden, da schließe ich micht nicht aus.
    Obwohl ich seit Beginn darauf geachtet habe, Persönliches und herzustellende Querverbindungen zu vermeiden (u.a. durch falsche/wechselnde persönl. Daten), werden diese Ansätze zunichte gemacht durch das einfache und schlichte Markieren der Freunde. Nun ja.

    Jedoch, wir, die wir so etwas nachlesen und zumindest versuchen, egal in welchem Umfang, sich individuell davor zu wappnen, sind noch relativ weit fortgeschritten.
    Denkt mal an die Kinder (eigene oder Familien-/Freundeskreis). Ich bin von einem befreundeten Paar mal gebeten worden, der Tochter (erstes Smartphone zu x-mas) zu erklären, was sie im I-net zu tun und zu lassen hat. Die verstehen das nicht oder wollen es nicht verstehen. Da wird, um beim Beispiel zu bleiben, nicht nur fb als app vom mobile genutzt, sondern es werden auch sämtliche Berechtigungen gelassen, vom Cookies löschen z.B. auf dem laptop mal ganz abgesehen.
    Soll heißen, wir mögen uns noch vorsehen und damit auch ein Stück weit kommen, die nächste und übernächste Generation sind mittlerweile schon komplett durchsichtig.

    • Dieter Schmitz sagt:

      Die Leute wollen gar nicht wissen, was da auf sie zukommt. Die wählen weiterhin die Einheitsfront.

      Eine Abhilfe ist nicht möglich bei der derzeitigen Mentalität.

  5. Ich hab ganz einfach gemacht, ich hab vor drei Jahren als die wiedermal die AGBs Geändert haben wodurch alle Einträge und Bilder von Facebook vermarktet und verkauft werden dürften, mein Profil einfach löschen lassen, ob die Daten Tatsächlich auch alle gelöscht sind das weiß ich natürlich nicht, zumindest ist mein Profil und meine Beiträge nicht mehr aufzufinden somit habe ich diese ganze Hasswelle und Hass Kommentare gar nicht mit bekommen.
    Aber ich weiß natürlich durch die Firma (mit Facebook Firmen Account) für die ich gelegentlich arbeite schon eine Menge was dort abgeht bzw. was man mit seinen Followern so anstellen kann.
    Das Facebook alle Daten die man nebenher so liest und im Browser so aufruft durch die Cockies mitliest sollte natürlich jedem Bewusst sein. Mit dem FF reichts eigentlich schon ein Neues Fenster (kein Tap) zu öffnen wo durch eine neue Instanz des Browsers geöffnet wird die Eigenständig arbeitet.

    • Ralph sagt:

      Auf Basis welchen Profils wird denn diese neue Instanz geöffnet? Was ist mit Einstellungen wie "Cookies von Drittanbietern zulassen" und vor allem "Cookies behalten, bis sie ungültig sind"? Ich gehe mal ganz stark davon aus, dass das öffnen eines neuen Fensters nicht wirklich ausreichend ist, weil eben dieses neue Fenster auf das Profil und die in diesem Profil vorligenden Daten zurückgreifen kann und wird. Damit stehen Facebook dann doch ziemlich aktuelle Informationen zur Verfügung.

      • Also zumindest stehts so in der FAQ zu Firefox das Fenster unabhängig von einander in der eigenen Instanz gestartet werden.
        Wie das Funktioniert darfst du mich nicht fragen.
        Cookies werden bei mir Automatisch nach dem schließen gelöscht, ob das auch noch funktioniert wenn ich nur ein Fenster Schließe keine Ahnung!

        Aber ich hab auch kein Facebook oder irgendein anders Soziales Netzwerk was mich unsozial Ausspioniert und all meine Interessen an die Webtreibenden verhökert, ich hab nicht mal ein Google+ Account oder folge jemanden bei Twitter ;)

        Daneben nutze ich aber TrackMeNot und solche Tools um Datensammlern mit falschen oder unsinnigen Daten zu füttern, als Suchmaschine nutze ich natürlich DuckDuckGo und hab noch eine VPN.

  6. Andreas B. sagt:

    Der Einfachheit halber verlinke ich dazu mal einen früheren Kommentar von mir. (Betrifft den prinzipiell möglichen Durchgriff auf die selbst gar nicht bei Facebook Aktiven.) – Wünsche allseits angenehmes Gruseln … :-( und trotzdem einen schönen Tag und einen guten Start in die Woche.

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