Supermarktkette Real analysiert Kundengesichter per Video

Beim nächsten Einkauf bei Real bitte freundlich lächeln und vor dem betreten der Filiale die Frisur überprüfen. Denn die Supermarktkette Real lässt die Gesichter von Kunden aus Überwachungsvideos bundesweit in 40 Filialen auswerten. Ein neuer Trend im Verkauf?


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Nächster Schritt in Punkto gläserner Kunde: 2014 hatte die Süddeutsche Zeitung diesen Artikel im Programm. Dort ging es um die Gesichtserkennung beim Einkaufen – die britische Supermarktkette Tesco wollte die Augen ihrer Kunden scannen, um diese mit maßgeschneiderter Werbung zu beaufschlagen. Die Kunden protestierten …

2017: Real macht's möglich

Ich muss schon sagen, die bei Real haben Chuzpe –  die Lebensmittelzeitung berichtet hier (Paywall) davon, dass der Konzern Real Gesichter von Kunden analysiert. Spiegel Online griff das auf und veröffentlichte hier Details. Kameras in einigen Real-Supermarktketten filmen die Gesichter der Kunden, sobald diese Werbung im Kassenbereich ansehen. Die Daten gehen an die Firma Echion, die die Bilder auswertet und Geschlecht, Alter sowie die Betrachtungsdauer der Werbung ermittelt. Ziel ist es, die Betrachtungsdauer der Werbung zielgruppenorientiert zu optimieren. Deutschlandfunk bestätigt das in diesem Artikel.

Die Werbung will das haben

Bei Wired.de wird Michael Kimmich, Geschäftsführer von Echion zitiert, dass das keine große Sache sei, die Werbewelt wolle das haben. Er wird von Wired folgendermaßen zitiert 'Hinter dem System steckt der logische und völlig harmlose nächste Schritt für die Werbewelt' und ergänzt, dass der einzelne Kunde egal sei. Wired hat das Konzept der Auswertung ganz gut im Artikel erläutert.

Datenschützer sind alarmiert

Laut Real sind die Kunden informiert, steht doch in den Bereichen eine Hinweisbeschilderung 'Dieser Markt wird Videoüberwacht'. Datenschutzrechtlich sieht man bei Real keine Probleme, denn die Bilder würden 'nur 150 Millisekunden gespeichert' und es werden keine persönlichen Informationen über das Individuum erhoben bzw. gespeichert.


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Datenschützer haben eine andere Position. Spiegel Online zitiert den Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar aus der Lebensmittelzeitung "In dem Moment, in dem Bilder von Personen durch Kameras erhoben werden, ist das nicht mehr anonym." Dies bedeutet, dass die die Händler die Kunden über die genaue Videoüberwachung informieren. Letztendlich wird das wohl juristisch von Gerichten zu entscheiden sein.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal bei Real als Kunde war – muss schon viele Jahre her gewesen sein. Aber es ist unklar, welche anderen Supermarktketten solche Techniken einsetzen. Dürfte ein heißeres Eisen sein, speziell, wenn die Kunden irgendwann solche Märkte meiden. Oder wie seht ihr das?

Ergänzung: Ein paar ergänzende Informationen finden sich zwischenzeitlich bei heise.de.


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10 Antworten zu Supermarktkette Real analysiert Kundengesichter per Video

  1. Andreas K. sagt:

    Da ist die Frage nach der PLZ in gewissen Baumärkten ja noch harmlos.

  2. Blupp sagt:

    Da wird ganz klar das Recht am eigenen Bild berührt. War irgendwie zu erwarten, dass von den Werbefuzzis gängige Rechtsnormen mal wieder mit Füßen getreten werden. Aber das ist ja ^^"… keine große Sache … " Dieses Werbevolk scheint unterentwickelt bis zum geht nicht mehr, Hemmschwellen scheinen da nicht existent zu sein.

  3. Kim O. Fee sagt:

    "Oder wie seht ihr das?"

    Für alle, die in einem Real-en Scheißladen einkaufen, sich aber noch ein knappes Dutzend intakter Hirnzellen aufbewahrt haben, folgender Tipp: Zuerst mal locker, mit Sonnenbrille, Schlapphut und grimmigem Gesicht. Wäre doch nicht uninteressant zu erfahren, wie und ob sich das Angebot irgendwie steuern lässt. [/sarkasmus-off]

    "Datenschützer haben eine andere Position"? Echt? Doch nicht etwa im Sinne von gelebter Demokratie, oder? Prima, nur, die Totalüberwachung ist voll im Gange. Und das Dümmste daran: die Mehrheit drückt das weg (wie den Anruf der Schwiegermutter auf dem Wischfon aka Spion freiwillig in der Hosentasche). Und während alle pennen, drescht die Regierung Datenschutz-Aushebel-Gesetze mittlerweile nachts um Drei durchs Parlament (der letzte Antrag hat 19 Sekunden von der Verkündigung bis zur Annahme gebraucht). Nimm das, Datenschutz!

    Ich könnte wetten, dass sich die Angelegenheit erst mal ewig hinzieht, ausgesessen wird, und irgendwann nach Art des Hauses (siehe oben) entschieden und letztlich problemlos durchgehen wird.

  4. Franziskus.1984 sagt:

    Wie sehen das alle die, die "Barncity.com" nicht kennen ?
    Wie ich bis gerade, werden die meisten Menschen nichts von dieser Art "Diebstalsschutz" wissen.
    Hier, wo ich zur Zeit wohne und noch viele Jahre wohnen bleiben möchte, gibt es keinen Real, aber wenn ich doch mal wieder einen Real betrete, setze ich mir die "GrosserBalken"Sonnenbrille auf die Nase.
    Oder vielleicht besser in allen Supermärkten, Diskountern, Blumen- und Baumärkten ?

  5. Patrick sagt:

    "Oder wie seht ihr das?"
    Ich schalte meinen persönlichen Werbeblocker an und blockiere Real ;) Ich bin auch der Meinung, dass der Hinweis auf die Videoüberwachung nicht ausreicht. Bei Videoüberwachung geht es um Diebstahlschutz und ich muss nicht davon ausgehen, dass mein Verhalten ausgewertet wird.

    "Der einzelne Kunde egal sei." Wenigstens mal etwas ehrliches aus der Werbeindustrie.

  6. Thorky sagt:

    Wehret dem Anfang, denn das ist nur der Beginn. Mich widern diese Datenvoyeure einfach nur an. Eine der unteren Kasten in unserer Gesellschaft.

  7. Pater sagt:

    Auf Grund o. g. Info war ich heute nach XXL-Jahren mal wieder mit meinem Gartenfreund in einem irREAL-Laden. Erkannt habe ich ihn nach Jahren sofort wieder am Gestank im Fischbereich.
    Im Kassenbereich haben wir mit Blick auf die "Werbungskamera" ( sie war gut zu erkennen,obwohl etwas versteckt) ein einsteinisches Zwillingsbild (die bekannte herausgestreckte Zunge ) aufgesetzt und gerufen: "Wir sind männlich,monogam,Senioren,keine Flüchtlinge und kaufen trotzdem nichts bei irREAL".
    Wir hatten die Lacher auf unserer Seite,zumal der hinzugerufene Marktleiter (die Kassiererin muss ihn auf Grund unseres Spasses herbeigerufen haben) betonte, dass "sein Markt keiner von den 40 wäre".
    Lange haben wir nicht so gelacht,was ja gesund sein soll. Verwundert waren wir allerdings,dass einige Kunden von dieser Kundengesichtsanalyse schon etwas wussten.Nun wissen es noch mehr!

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