Das Problem von WhatsApp: Fake News mit bösen Folgen

Nicht nur Facebook hat ein Problem mit Fake News, auch WhatsApp ist damit konfrontiert. Dort ist das Problem aber weitaus größer. Hier ein kurzer Infosplitter, was dort momentan schief läuft und welch drastische Konsequenzen dies haben kann.


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Die US-Site Buzzfeed hat es in diesem englischsprachigen Artikel an realen Fälle aus Brasilien aufbereitet.

Eine WhatsApp-Nachricht geht viral

Das Problem, was WhatsApp gegenüber Facebook mit Fake News hat: Facebook kann einen Post, der offensichtlich gegen die betreffenden Regeln (Fake News, Hate Speed) verstößt, durch sein Team löschen lassen. Auch Google versucht in seinen Suchergebnissen gegenzusteuern.

Bei WhatsApp findet aber die Kommunikation zwischen den Benutzern Ende-zu-Ende-verschlüsselt über Punkt-zu-Punkt-Verbindungen statt. Wenn ein WhatsApp-Nutzer also eine Fake News an einen anderen WhatsApp-Nutzer oder an die Nutzer seiner WhatsApp-Gruppe absetzt, kann dies seine eigene Dynamik annehmen. Leiten die Empfänger die Nachricht weiter, geht das Ganze unter Umständen viral.

Und WhatsApp kann – sofern die die verschlüsselte Kommunikation nicht mitlesen können, nichts tun. Das Unheil nimmt dann seinen Lauf. Der Urheber der Fake News lässt sich selten ermitteln. Buzzfeed hat mehrere Fälle aus Brasilien aufgegriffen, die – sofern sie stimmen – die Gefahr darstellen. WhatsApp hat in Brasilien über 100 Millionen Nutzer aus gänzlich unterschiedlichen Bevölkerungsschichten.

Fall #1: Mob lyncht fast zwei Menschen

Die Geschichte wurde von diversen Medien (leider in portugiesisch) berichtet (siehe hier). Auf WhatsApp ging die Nachricht rund, dass eine junge Frau und ein älterer Mann Kinder kidnappen und dann ins Ausland verkaufen würden.

Die Fake News blieb ohne Konsequenzen, bis am 5. April 2017 jemand eine 20 jährige Frau und einen 60 jährigen Mann in einem Auto in der Stadt Araruama sah. Er nahm ein Foto des Ford Escort, Baujahr 1989, auf, wobei das Nummernschild gut sichtbar war. Dann verschickte er das Ganze über WhatsApp an seine Kontakte. Plötzlich ging das Ganze viral und wurde per WhatsApp sowie auf Facebook verbreitet.


(Quelle: WhatsApp do Extra)

Und irgend jemand identifizierte das Paar, ohne jegliche Beweise, als 'das Paar, welches Kinder kidnappte'. Ein Mob jagte dann durch die Stadt und fand das Paar mit seinem Auto. Es wäre fast zur Lynch-Justiz durch den Mob gekommen, nur ein glücklicher Zufall verhinderte Schlimmeres. Ein Freund identifizierte die Frau als Pâmella Martins, eine Verkäuferin, die zufällig durch einen älteren Kollegen, Luiz Aurelio de Paula, begleitet wurde. Gleichzeitig griff die lokale Polizei von Araruama ein. Obiges Foto zeigt den Mob, der das Auto der beiden umringt. Hier hätte die WhatsApp Fake News wohl um ein Haar das Leben Unschuldiger gekostet.


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Fall #2: Matrazenhändler geht Pakt mit Satan ein

Dieser Fall ließe sich unter 'doof wie Bohnenstroh, aber WhatsApp nutzen' einsortieren, wenn er nicht so tragisch wäre. Mario Gazin, ein Hersteller von Matratzen, verlor einen Auftrag über 1 Million Matratzen. Grund: Eine Audiodatei ging über WhatsApp viral. In der Audiodatei wurde Gazin beschuldigt, einen Pakt mit dem Teufel (Satan) eingegangen zu sein. Ziel des Pakts sei es gewesen, mehr Matratzen zu verkaufen.

Das Gerücht verbreitete sich speziell unter Evangelikalen, die immerhin 29% der brasilianischen Bevölkerung ausmachen. Als 'Beweis' wurden Fotos und Videos geteilt, die zeigen sollten, dass die Matratzen 'Schmutz von Friedhöfen' enthielten, um den Pakt mit der Unterwelt zu besiegeln. Nur mal angemerkt, wir leben im Jahr 2017 nach Christus, benutzen WhatsApp & Co., glauben aber weiterhin an dieses Voodoo (in diesem Zusammenhang auch ein Verweis auf diesen Artikel, der die These 'Dummheit stirbt nicht aus' stützt).

In Folge gingen die Verkäufe dieses Herstellers zurück. Nach dem Verlust des Auftrags über 1 Million Einheiten ging er dem Gerücht nach und fand heraus, wo das Gerücht begonnen hatte. Er nahm ein Video auf, in dem er sich mit dem 'Teufelspakt' auseinandersetzte und postete dieses auf Facebook. Das Facebook-Posting erreichte 3 Millionen Abrufe, half bei der Bewältigung der Krise und stärkte sogar die Marke in diversen brasilianischen Bundesstaaten.

Fall #3: Impfstoff gegen Haut- und Nierenkrebs

Der letzte Fall betrifft ein weiteres Gerücht, welches per WhatsApp viral ging. Dort hieß es, das Syrian-Lebanese Hospital, eine führende brasilianische Klinik und Forschungsstelle, habe einen Impfstoff gegen Haut- und Nierenkrebs entwickelt. Die Klinik dementierte das zwar öffentlich, aber das interessierte die Leute nicht. Es wurde immer wieder, speziell während Therapien, nach alternativen Impfstoffen oder Medikamenten gefragt, die nicht existieren, aber bei WhatsApp Erwähnung fanden.

Das Ganze zeigte, welche Dumpfbacken mit WhatsApp unterwegs sind und wie gefährlich diese Medien eigentlich sind.


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21 Antworten zu Das Problem von WhatsApp: Fake News mit bösen Folgen

  1. Kai Nechter sagt:

    "…und wie gefährlich diese Medien eigentlich sind."

    Es gibt sogar noch gefährlichere Medien, die ebenfalls nicht zensiert werden können, z.B. Telefon, Telefax und Kneipengespräche. Schlimm ist das. Wann werden endlich auch diese Medien zensiert werden können. Es wurde uns schon für 1984 versprochen.

    • Markus sagt:

      Hirn einschalten, nachdenken, dann evtl. nochmal kommentieren.

      • woodpeaker sagt:

        Das wird nicht funktionieren, da Kai Nechter anscheinend schon von dem asozialen Netzwahnvirus befallen ist und als lebendes Beispiel gelten kann für das was Günter geschrieben hat. :-)

        • Ralf sagt:

          Ihr solltet mal Euren Satire-Detektor nachjustieren.

          Euren beiden Kommentare waren jetzt eher das Beispiel dafür, wie wenig die Beiträge wirklich gelesen werden und alles für bare Münze genommen wird.

  2. janil sagt:

    In Bezug auf Deutschland funktioniert das mit den Flüchtlingen auch ganz gut, habe von diversen Bekannten "wichtige Nachrichten" zu "schlimmen Vorfällen mit Ausländern im Supermarkt" auf WA bekommen, mit der Bitte diese unbedingt weiterzuleiten, wegen der Information und so. Auf Nachfrage nach persönlichen Informationen, Anwesenheiten, konkrete Beweise.. nichts…. Antwort: aber ich kenne die doch, die sind vertrauenswürdig…. Habe es nicht geteilt bzw. weitergeleitet und auf sich beruhen lassen, ist bei sowas immer noch das Beste, eine solche Kette zu durchbrechen. Das folgende ist bei Hape Kerkeling geklaut und leicht verändert… "…Dummheit kennt keine Grenzen…"

    • Henry sagt:

      Der Blog hier ist ja eher weniger politisch. Aber auf den Unfug, den du, "janil",
      hier verbreitest, muss ich antworten (Sorry, Günter Born, ich höre auch sofort
      wieder auf).

      Recherchiere bitte einmal in Sachen PKS2016 (aber Achtung: da musst du
      gründlich recherchieren, weil die "offiziellen" Stellen Vernebelung betreiben).

      Lies die Polizeiberichte. Wage auch einmal einen Blick Richtung alternative Quellen.

      Recherchiere, welche Tricks veranstaltet werden, um Statistiken zu schönen.

      Das Material ist vorhanden. Man muss halt etwas Arbeit investieren und jegliches
      Hyperventilieren und/oder arrogantes Umsichschlagen mit der Nazi- oder Verschwörungs-
      theoretikerkeule so lange aufschieben, bis man wirklich weiss, wovon man redet. Der
      Keulengebrauch hört dann ganz von selbst auf.

      Du machst es dir definitiv zu einfach.

      Als Einstiegsübung kannst du dir das Buch von Rainer Wendt "Deutschland in Gefahr"
      kaufen. Und dieses Buch ist sehr zurückhaltend, beinahe "politisch korrekt", geschrieben.

      • Ralf Lindemann sagt:

        Keine Ahnung, was du im Kommentar von janil gelesen haben willst. Janil beschreibt unaufgeregt und lebensnah, wie man verantwortlich mit Medieninhalten auf WA umgeht.

        Und was die nebulös thematisierte „Polizeiliche Kriminalstatistik" (PKS) betrifft: Wer meint, er müsste da selber recherchieren, soll sich nicht abhalten lassen. Als Recherche-Einstieg wäre mein Tipp, Faktenfinder bei tagesschau.de zu besuchen. Dort findet sich unter dem Titel „Sind Zuwanderer wirklich krimineller?" ein faktenreiches Dossier mit vielen Fragen und Antworten, das auch die PKS thematisiert. Vgl.http://faktenfinder.tagesschau.de/inland/pks-kriminalitaet-zuwanderung-101.html

        • Henry sagt:

          tagesschau.de

          :-)

          Das hat mit Recherche nichts zu tun. Das ist ARD.

          • Henry sagt:

            Noch was: Ich werde es bei meinen Hinweisen belassen, weil es hier um Computertechnik und nicht um Politik geht. Werdet einfach etwas kritischer ..

            Leider werden hier Smilies ausgefiltert mit denen man
            Beiträgen ja ungewollte Schärfe nehmen kann. Bei Bedarf also einen versöhnlichen Smilie imaginieren.

          • Ralf Lindemann sagt:

            Faktenfinder hat nichts mit Recherche zu tun? – Faktenfinder ist das recht neue Recherche-Portal bei tagesschau.de, das gezielt Themen mit Fake-News-Potential aufgreift und sie kritisch mit einem Faktencheck hinterfragt. Ich finde, das ist ein sehr interessantes Projekt. Natürlich werden bei Faktenfinder nicht Quellen oder ähnliches veröffentlicht, sondern Recherche-Ergebnisse. Alles andere würde auch wenig Sinn ergeben. Beispiel PKS: Die meisten Menschen haben weder die Zeit noch das Fachwissen, um kriminologische Quellen zu lesen und sachgerecht zu interpretieren. Die Kriminologie ist eine Wissenschaft für sich.

          • Ralf Lindemann sagt:

            P.S. In meinem Kommentar hat sich ein sinnentstellender Tippfehler eingeschlichen: Es muss natürlich Faktencheck (!) heißen – nicht Fakencheck. ;-)

          • Henry sagt:

            Wegen der Smilies:

            Ich versuche es nochmal:

            Test:

            :-)

            Falls es weider verschwindet: Das ist der Doppelpunkt, dann "minus" und dann runde schliessende Klammer .

            Die Smiliefilterung gibt es auf verschiedenen Seiten.

            Weggelassen habe ich den Smilie nicht aus Versehen, denn ich schreibe die Texte immer in einem Editor ausserhalb des Browers, und übertrage dann per copy&paste.

          • Henry sagt:

            Der Smilie sitzt nach "Test:" in einer eigenen
            Zeile direkt am Zeilenanfang. Wie man sieht, sieht man nichts.

            Jetzt nochmal, aber NACH "Test" in derselben
            Zeile:

            Test: :-)

          • Henry sagt:

            Günter: Ausgeschriebene Smilies werden also definitiv ausgefiltert. Zumindest ich sehe sie hier nicht.

          • Günter Born sagt:

            Wechsele einfach mal deinen Browser – hier sind die Smileys alle sichtbar und der Kommentarbereich platzt vor Smiley-Test-Kommentaren …

          • Henry sagt:

            Sorry für das ;-)

            Es liegt an w.org, welches ich erst explizit freigeben musste
            (NoScript in Firefox).

            Die Smilies werden hier nicht als Texte
            dargestellt sondern als Icons.
            Smilies als Text werden also in Icons umgesetzt.
            Steht die Funktion nicht zur Verfügung (w.org gesperrt)
            resultiert das in einer quasi-Filterung weil die zu
            konvertierenden Zeichensequenzen nicht einfach
            unverändert da stehen bleiben.

            Wenigstens ist das jetzt geklärt ;-)

  3. Hilft ja auch nicht viel wenn die Menschen jeden misst glauben den sie zugesandt bekommen und an ihre Freunde weiterleiten.

    Ich nehme eher an das die Dummheit der Menschheit nichts mit Religion oder Vorbildung zu tun hat, sondern eher mit den Medien die sie sich jeden Tag ansehen.

  4. Kim O. Fee sagt:

    "Das Ganze zeigte, welche Dumpfbacken mit WhatsApp unterwegs sind und wie gefährlich diese Medien eigentlich sind."

    Dumpfbacken liken Dumpfbacken. Das Gefährliche daran ist natürlich die desillusionierte abgehängte Masse, empfänglich für hasserfüllte Propaganda gegen alles Sozial-Menschliche und letztlich gegen Republik und Demokratie. Die Frage nach der real existierenden Republik und ihrem demokratischen Wesen sowie die Frage nach den Ursachen und Folgen – bzw. daraus folgend der Verantwortlichkeit ALLER innerhalb der Gesellschaft – ist natürlich eine ganz andere und die eigentliche Hausnummer, die zuallererst zu diskutieren wäre ….

    Wie diese modernen "Volksempänger" heutzutage funktionieren, lässt sich beispielsweise hier (gelöscht) anschaulich verfolgen (wer die … _Kommentare_ auf dieses Video nicht scheut, kann es sich auch auf _YT_ ansehen).

  5. Rene sagt:

    Was kann man dagegen tun?

    Nichts.
    Weil die Menschen im allgemeinen nicht die cleversten sind. Angetrieben durch ihren Rudeltrieb, ergänzt durch die Schwarmintelligenz kommen die verrücktesten Sachen raus.
    Durch Medien, wo man viele Menschen erreichen kann, kann man einen riesigen Schaden anrichten….

    Was ist nun die Schlussfolgerung?
    Menschenansammlungen ab 12 Personen verbieten?
    Oder alle Menschen chippen und Totalüberwachen?
    Oder hoffen, dass es einige Menschen gibt, die clever genug sind und dem Unheil entgegenwirken?
    Es gibt keine 100%tige Lösung. Es werden immer ein paar Unschuldige ihren Kopf hinhalten müssen.

    Also lasst von den regulierenden Hebeln die Finger. All zu oft machen diese Eingriffe es nur noch schlimmer.

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