Uber setzt autonomes Fahren nach tödlichem Unfall aus

Trauriger Anlass für die Entscheidung von Uber, die Versuche mit autonomen Fahrzeugen in den USA auszusetzen. Denn diese Entscheidung fiel jetzt, nach dem eine unbeteiligte Radfahrerin durch ein autonom fahrendes Fahrzeug getötet wurde.


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Das 'Taxi-Vermittlungs-Unternehmen' Uber ist weltweit ja wegen seiner Geschäftsmethoden äußerst umstritten. Aber es war ein riesiger Bohei in der Presse, als im Sommer 2016 bekannt wurde, dass Uber selbstfahrende Taxis in den USA testen will. 'Uber will vom Taxi-Schreck zum Pionier des autonomen Fahrens werden', titelt das Handelsblatt hier. Und bei Spiegel Online las man von der 'Gratisfahrt mit dem Robo-Chauffeur'.

Uber autonome Fahrzeuge
(Webseite mit Werbung für Ubers autonome Fahrzeuge, Quelle: Uber.com)

Auch der obige Screenshot der Uber-Webseite zum Thema autonomes Fahren zeigt eine shiny happy world. Die deutsche Autoindustrie ist eine Veranstaltung von Schnarchnasen, die diesen Trend verpennt hatte.

Tödlicher Unfall in Arizona

Es geht momentan durch die Presse: Im US-Bundesstaat Arizona gab es letzten Sonntag um 22:00 Uhr Ortszeit im Ort Tempe einen tödlichen Unfall mit einem Auto und einer Radfahrerin. Bei diesem Unfall handelt es sich um ein Testfahrzeug der Firma Uber, welches die Radfahrerin wohl überfuhr. Laut diesem (englischsprachigen) Bericht mit Video zur Unfallstelle befand sich das Uber-Fahrzeug im autonomen Fahrmodus. Ein deutschsprachiger Beitrag findet sich z.B. bei heise.de.

Laut bisher vorliegenden Informationen versuchte die Radfahrerin die Straße abseits eines gekennzeichneten Überwegs (aber wohl zu Fuß) zu überqueren. Die Dunkelheit und der Fahrradfahrer abseits der 'erwarteten' Fußgänger- und Radfahrerüberwege könnten die Erkennung der Assistenzsysteme überfordert haben. Jedenfalls habe ich heute in den Nachrichten die Information erhalten, dass das Uber-Fahrzeug mit ca. 50 bis 60 km/h im autonomen Modus unterwegs war, als die Frau aus der Dunkelheit unvermittelt auf die Fahrbahn trat. Ging laut Radiobericht aus der Videoaufzeichnung des Uber-Fahrzeugs hervor. Hätte sich der Unfall mit einem menschlichen Fahrer vermeiden lassen? Vermutlich nicht, sagt die Polizei vor Ort, die das Ganze momentan auswertet. Ergänzung: Bei heise.de hat man diesen ergänzenden Artikel mit einigen Aussagen veröffentlicht. Die 49 jährige Frau ist ihren Verletzungen in einer Klinik erlegen.

Assistenzsysteme längst nicht ausgereift

Tödliche Unfälle mit Fußgängern oder Radfahrern gibt es im normalen Straßenverkehr zwar ebenfalls. Aber die Technik der autonomen Fahrzeuge und Fahrerassistenz ist alles andere als ausgereift. Zufall oder nicht – am heutigen Dienstag ist der Beitrag Studie: Selbstfahrende Autos stressen den Fahrer im Senioren-Blog erschienen (geschrieben habe ich den Artikel vor einigen Stunden, als ich die obige Meldung noch nicht kannte). Das Thema autonomes Fahren steckt noch ziemlich in den Kinderschuhen und heutige Assistenzsysteme sind eher Stressoren als Hilfe im Straßenverkehr.

Ergänzung: Ich hatte es vor ein paar Tagen bereits in US-Medien gesehen, aber nun habe ich einen Link auf einen deutschsprachigen Artikel. Aktuell diskutieren Experten die Frage der Haftung für Fälle, in denen KI tötet. Die Kollegen von heise.de haben es hier aufbereitet.

Ergänzung 2: Inzwischen hat die Polizei die Videos, die vom Fahrzeug aufgezeichnet wurden, freigegeben. Diese (Innenkamera und Außenkamera) sind hier abrufbar.


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(Screenshot des Überwachungsvideos)

Auffällig ist, dass die Ausleuchtung der Fahrbahn vor dem Fahrzeug sehr schlecht ist (siehe obiger Screenshot). Die Person ist nicht 'unvermittelt' auf die Straße getreten, sondern hat diese überquert. Möglicherweise ist es aber der Kamera geschuldet, dass die Person, die bereits die Gegenfahrbahn überquerst hatte, erst kurz vor dem Zusammenprall im Scheinwerferlicht sichtbar wurde. Wirft natürlich die Frage auf: Warum arbeitet man nur mit optischen Sensoren, und nicht mit zusätzlichen Sensoren in anderen Frequenzspektren (Radar), um Hindernisse in der Dunkelheit zu erkennen?

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9 Antworten zu Uber setzt autonomes Fahren nach tödlichem Unfall aus

  1. Stefan sagt:

    Kann ich in der Form bestätigen. Wenn ich mit dem Tesla von der Firma fahre, fühle ich mich auch mehr gestresst mit den ganzen Assistenzsystemen, da sie genau so die Aufmerksamkeit erfragen wie die Straße. Somit fahre ich meistens Manuell.

    • Christian sagt:

      Sei froh, dass du dort noch manuell fahren kannst. Würde MICROSOFT
      solche Autos herstellen, würden die Dich zwingen, gefälligst die Systeme
      zu nutzen und nach einem tödlichen Unfall einfach ein paar Updates von
      Updates von Updates nachschieben…

      …ok, Sarkasmus wieder auf "AUS" – manuell wenigstens ;-)

      Gruss, Christian

      • Knusper sagt:

        "Würde MICROSOFT solche Autos herstellen…"
        Dann wären wir alle tot. Mir ist schon klar, dass MS die wahrscheinlich dümmste Firma der Welt ist und wenn alle mit Debian arbeiten würden, hätten wir den Weltfrieden. Unfassbar, welche dusseligen Einträge hier erscheinen (meiner eingeschlossen).
        Es macht einfach keinen Spass hier zu lesen.

        • Günter Born sagt:

          Vorschlag zur Güte :Einfach mit geschlossenen Augen hier mitlesen ;-).

        • Dekre sagt:

          @Knusper
          das ist genau so wie manche ihre Meinung abgeben, dass ein Programm ein Update bekommen hat, um dann in mehreren Sätzen zu schreiben, dass diese es nicht benutzen. Diese sind mir etwas angenehmer.

          Dann laß Dein Lesen. Es bildet Dich ja wohl nicht weiter. Nun gut, so toll ist der Beitrag von Christian auch nicht.

      • Herr IngoW sagt:

        Thema verfehlt "5" setzen würde man in der Schule sagen.
        Es geht um selbstfahrende Autos nicht um Microsoft.

  2. Herr IngoW sagt:

    Man hört von den Amis nur ausreden.
    Das Auto muss gerade in solchen Situationen handeln können. Die Lichtverhältnisse dürfen da keine Rolle spielen, sonst sind die Sensoren ja nutzlos. Und Überweg oder nicht spielt da wohl auch keine rolle.
    Das Auto muss auch spontane Aktionen von Verkehrsteilnehmern erkennen und reagieren, ansonsten hatt das nichts mit Sicherhet zu tun.
    Solange ein Fahrer besser ist als diese Systeme haben die nichts auf der Straße zu suchen.

  3. Herr IngoW sagt:

    Das veröffendlichte Video zeigt eindeutig das die Sensoren nicht reagieren.
    Das Auto hat nicht mal den Versuch gemacht zu bremsen.
    Sowas gehört nicht auf die Strasse, die Dinger sind ja allgemeingeverlich. Ausserdem hat das Licht ja nur eine Helligkeit ähnlich einer Laterne im Mittelalter, bei den heutigen Möglichkeiten unglaublich. (Mein 10 Jahre altes Auto ist wesendlich heller)

  4. Günter Born sagt:

    Nachtrag zum Thema: Die Staatspolizei in Tempe, Arizona, stuft den Unfall, bei dem die 49-jährige Elaine Herzberg ums Leben kam, als "völlig vermeidbar" an. Hintergrund: Die Fahrerin des Uber-Fahrzeugs, welches im autonomen Modus mit deaktivierten Sicherheitseinrichtungen unterwegs war, schaute sich wohl auf ihrem Smartphone eine Reality TV-Show an. Details in diesem Artikel.

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