Digitalrat nimmt seine Arbeit auf – werden die was bewegen?

Gestern hat der aus 10 Personen bestehende 'Digitalrat' wohl seine erste Sitzung absolviert. Berufen wurde der Digitalrat von der Bundesregierung, um die Politik in Deutschland bezüglich des Wechsels nach 'Digitalien' zu beraten.


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Mit dem von der Bundesregierung berufenen Digitalrat soll die Politik ein Expertengremium bekommen, welches Deutschland den digitalen Wandel (was immer das bedeutet) voranbringen soll. Die Zeit hat hier einen Abriss der Aufgaben und Mitglieder veröffentlicht. Die Bundesregierung sieht laut Zeit vor allem vier Themenfelder im Fokus des Digitalrates:

  • der Ausbau der Infrastruktur bei Breitbandversorgung und Mobilfunk,
  • die Förderung digitaler Lehrinhalte in Schulen,
  • ein verbesserter digitaler Zugang zu Behörden
  • und eine allgemeine Strategie für künstliche Intelligenz.

Als Hintergrundinformation: Die Union hatte die Einsetzung eines Digitalrates in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2017 angekündigt. Beste Startvoraussetzungen?

Digitalrat

Als mir Blog-Leser Rudi K. diesen Link schickte (danke dafür), habe ich mir mal die Seite der Bundesregierung angesehen. Erste Reaktion beim Betrachten des Videos war: 'was ist denn das?` (das war zu einem Zeitpunkt, als kein Flash mehr zum Videoabruf mehr gefordert wurde). So gut wie kein Fachmann bzw. keine Fachfrau fürs Digitale dabei. Dann habe ich mir gesagt: Gut, vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht, keine Fachidioten.

Wenn ich mir aber die 10 Personen näher anschaue, bleiben doch arge Zweifel, ob dieses Expertengremium uns ins digitale 21. Jahrhundert beamen kann. Einen Experten für digitalen Datenschutz und Cybersicherheit, wichtiger werdende Themen, habe ich nicht erkennen können.

Mit Frau Karin Suder als Vorsitzende gehen mir auch so einige Gedanken im Kopf herum. Die als Unternehmensberaterin (McKinsey) gehandelte Dame war bis März 2018 Staatssekretär/in im Verteidigungsministerium – quasi die Universalwaffe von Frau Ministerin Von der Leyen. Nachdem jetzt die Bundesstreitkräfte wieder fahren, fliegen, schwimmen und alles in bester Ordnung ist, hat die McKinsey-Beraterin wohl freie Valenzen, um Deutschland ins Digitalzeitalter zu katapultieren. Bin da aber nicht so auf dem Gebiet zuhause. Daher wollte ich mir ein Bild machen, was der Rest Deutschlands so schreibt. Aber als Vorsitzende muss sie gut moderieren und präsentieren können, passt also vom Berufsbild

Als ich den 'Pressespiegel' so überflogen habe, habe ich schon gestaunt, was t3n.de und das Jugendmagazin Bento so berichten. Da sind Hosen wichtiger als Expertise, aber egal. Zumindest im Tagesschau-Bericht kommt die Meinung der Opposition wenigstens noch vor. Die Kollegen bei heise.de haben sich hier ihre so ihre Gedanken zum Thema gemacht. Der Kommentar hier gibt die Ansichten eines Informatikers wieder und ist schon sehr speziell. Sehr gut hat mit der FAZ-Beitrag gefallen, der das Ganze hinterfragt. Denn Alibi-Gremien und –Veranstaltungen gab es schon zur Genüge. Wird der Digitalrat das Thema wuppen? Was meint ihr?  


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7 Antworten zu Digitalrat nimmt seine Arbeit auf – werden die was bewegen?

  1. Mario sagt:

    Ich denke, dass die Abhängigkeit von der Wirtschaft im Vordergrund steht, wird also alles beim alten bleiben. Beim Breitband hat die Regierung einen Auftrag vergeben, bis Ende 2018 als Ziel bundesweit 50 MBit für alle Haushalte bereitzustellen. Nun ist die Rede von 2020/2021. Beim Mobilfunk liegt der Fokus auf 5G, obwohl viele noch mit 3G bedient werden oder viel Geld für 4G/LTE bezahlt werden muss. Meiner Meinung nach können die großen Unternehmen, wie z.B. Telekom oder Vodafone etc schalten und walten, wie sie wollen. Die Bundesregierung ist abhängig von diesen Wirtschaftsriesen und das wissen die auch.

  2. Steter Tropfen sagt:

    Der ganze Digitalisierungs-Hype ist doch sowieso von Wirtschafts-Lobbyisten hochgejubelt worden.
    Die Politik versteht nichts davon, findet aber, dass das gut klingt und man das jetzt unbedingt haben muss. Darüber vernachlässigen sie seit Jahren wichtige Aufgaben, bei denen es um elementare Daseinsvorsorge ginge: Klimaschutz, Gesundheitswesen, soziale Gerechtigkeit, Wohnungsbau u.v.a.m.
    Akuter Pflegenotstand (von den Hebammen bis zu den Hospizpflegern)? Dann muss man das eben digitalisieren! Bevorstehender Klima-Kollaps? Sicher nur, weil das Wetter immer noch analog ist.
    Wir setzen „Digitalisierung" auf höchste Priorität, dann wird schon alles gut gehen – !?

    Hauptsache, die Leute sind mit ihren Smartphones ruhiggestellt und werden durch kontinuierlichen Datenfluss so abgelenkt, dass sie nicht mitkriegen, was um sie herum vorgeht… dann merkt keiner, was alles falsch läuft.

    • RUTZ-AhA sagt:

      Deine Meinung teile ich voll und ganz. Manchmal habe ich das Gefühl, ich gehöre zu einer Minderheit, die Alles falsch sieht und beurteilt.

      Über die Notstände auf breiter Front in unserem Land könnte man mittlerweile dicke Bücher schreiben. Anscheinend ist die Politik tatsächlich der Ansicht, mit der Digitalisierung der Dinge lassen sich sämtliche Probleme in Gegenwart und Zukunft einfach und schnell beheben.

      Wenn sie analog schon zu falschen Resultaten kommen, wird sich dieser Zustand digital auch nicht ändern.

  3. Herr IngoW sagt:

    Ich glaube nach dem ansehen des Videos…………….. Pause durchatmen……….ehhhh, so wird das wohl nix. Es geht wohl gar nicht um die belange der Bürger. Sondern nur um die Industrie. Die Regierung sollte doch auch was für den Bürger machen zB. dafür sorgen das endlich die überteuerten Tarife überarbeitet werden bzw. endlich mal auch auf den Dörfern/Inseln richtiger Internetzugang möglich ist. Ich war vor ein paar Tagen auf dem Dars/Fischland (Urlauber-Insel mit Naturschutzgebiet an der Ostsee), dort gab es die sagenhafte Geschwindigkeit im Download von 0,6MB und im Upload eine nicht messbare Geschwindigkeit, Mobilfunk ist unterirdisch.

  4. Al CiD sagt:

    Es wird zu viel geredet und seit Jahren passiert nichts

    DAS trifft es meiner Meinung nach auf den Punkt:
    https://www.harmbengen.de/toonpool/2018%2008%2022%20Digitalrat-FARBE.jpg

  5. RUTZ-AhA sagt:

    Ich sag 's mal so: Vielleicht sollte man dem Digitalrat zwei Knobelbecher schicken, dann können sie 'rausfinden, wer am schlechtesten knobelt :-)

  6. Claudio sagt:

    Nur als Anmekung, laut Frau Merkel soll der Digitalrat ein schlagkräftiges Gremium mit Experten aus der Praxis sein, "die uns antreiben, die uns unbequeme Fragen stellen". Wie wäre es wenn man auch die Zivilgesellschaft im Digitalrat repräsentiert, vielleicht durch ein Mitglied des CCC ?
    Und wieso sind es genau 10 Experten und keine ungerade Anzahl ? Wahrscheinlich sollen hier gar keine Entscheidungen fallen, es ist mal wieder ein unnötiges Gremium, welches übrigens genau zweimal im Kalenderjahr arbeiten muss.

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