Die Causa Huawei und die Industriespionage

Der Bann des chinesischen Anbieters Huawei hat ja die letzten Tage Wellen geschlagen. Nun ist mir ein Artikel unter die Augen gekommen, der möglicherweise etwas Licht in die Angelegenheit bringt.


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Der chinesische Anbieter Huawei hat sich über Jahrzehnte in eine Position der Stärke manövriert. Deren Produkte sind wohl zuverlässig, preiswert und in manchem Bereich nicht wirklich ersetzbar. Bei der 5G-Technologie wollte Huawei an vorderster Front mitmischen. Das ist die eine Wahrheit. Aber es gibt eine andere Seite der Geschichte.

Beschuldigungen, aber keine Beweise

Bei der Causa Huawei gibt es zwei Fraktionen, die sich gegenseitig beharken, sowie das Unternehmen selbst und Chinas Regierung. Also genügend Akteure in einem ziemlich undurchsichtigen Spiel.

Huawei beteuert: 'Wir sind unschuldig' – und bis zum Beweis des Gegenteils müsste juristisch die Unschuldsvermutung gelten. Allerding sind Entscheidungsträger, die über die Verwendung bestimmter Technologie entscheiden, klug beraten, vorausschauend zu denken.

Dann gibt die (US-) Fraktion, die behauptet, Huawei spioniert für den chinesischen Staat, kommt irgendwann mit Backdoors, haltet die aus unserer kritischen Infrastruktur heraus. Problem dabei: Die Vermutung würde ich nicht als abwegig erachten, aber ich habe bisher keine Beweise gesehen. Die Geheimdienste legen wohl nicht alles offen, was bekannt ist. Und es ist dann immer die Frage, wie valide und interessensgeleitet das ist.

Die andere Fraktion (u.a. in der EU) sagt 'Liefert uns harte Beweise vor', was die US-Fraktion bisher schuldig blieb. Es mag wohl intern Briefings gegeben haben, aber die Europäer waren da nicht überzeugt – und die gegenwärtigen politischen Verhältnisse in den USA sind nicht so, dass man auf 'Glauben und Vertrauen' setzen könnte. Der außenstehende Beobachter bleibt ratlos zurück.

Ein Blick zurück könnte helfen

Das oben skizzierte Spielfeld setzt sich eigentlich in den Erfahrungen deutscher Firmen fort. Es gab ja einige Joint-Ventures mit chinesischen Firmen (von der Staatsführung in China erzwungen). Es gab Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren. Und es gab immer wieder Vorwürfe der Industriespionage durch Mitarbeiter chinesischer Firmen. Manches wurde bewiesen – anderes stillschweigend geregelt – und manche Firma kam mit einer ziemlich blutigen Nase vom China-Ausflug zurück. Es gibt aber wohl auch Beispiele gelungener Firmenübernahmen durch chinesische Investoren.

So viel als Vorbemerkung zum Thema. Nun bin ich auf einen interessanten Artikel des The Wall Street Journal gestoßen. Falls der Artikel hinter einer Paywall verschwindet, hier ist ein ergänzender Artikel. Die Artikel zeichnen ein Bild des Unternehmens Huawei, dessen Aufstieg über die letzten Jahre durch Vorwürfe von Industriespionage und Diebstahl von Firmengeheimnissen oder Produkten geprägt ist. So wird der Fall, dass komplette Router-Software inklusive Manuals – einschließlich der Druckfehler in der Dokumentation und der Bugs in der Cisco-Firmware – behandelt, der auf das Jahr 2003 zurück geht. Als Quellen fungieren teilweise auch ehemalige Huawei-Mitarbeiter im 'chinesischen Ausland'. Kann ich nicht überprüfen und könnte natürlich alles Fake-News sein. Aber Stoff zum Nachdenken sollte das für die 'es ist nichts bewiesen'-Fraktion schon sein.

Ich denke, man wird in den kommenden Monaten und Jahren noch einige Überraschungen erleben, was die Entwicklung betrifft. Daher belasse ich das Ganze an dieser Stelle und publiziere nur die Hinweise auf die Artikel. Möge sich jeder Blog-Leser/in seine/ihre persönliche Meinung bilden.


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10 Antworten zu Die Causa Huawei und die Industriespionage

  1. Blupp sagt:

    Ja man kann und sollte durchaus nachdenken, dann aber in alle Richtungen.
    Klar könnte es sein, dass China seine Finger mittels Huawei ausstreckt, könnte. Der Beweis steht aber noch immer aus, dazu waren in letzter Zeit viele Vorwürfe zu lesen, bis hin zu den Chips an Netzwerkports. Bisher ist da außer Anschuldigungen aber nichts.

    Anders herum müssten dann aber alle handeln, auch die USA streckt ihre Finger nach den Daten aus. Im Gegensatz zu den Vorwürfen Richtung China/Huawei ist es da aber bewiesen. Da wurden Handys befreundeter Regierungen abgehört (Merkelhandy – "Spionage unter Freunden geht ja angeblich garnicht") Da war die Selektorenaffäre die klar zeigte das Industriespionage betrieben wird und ganz aktuell steht hier im Blog "Baltimore Ransomware-Angriff mit NSA EternalBlue-Exploit" Das Netz ist voll von solchen Artikeln.
    Dann müsste die EU eigentlich sagen, Hard- und Software von nordamerikanischen Firmen darf nicht genutzt werden und das Zeugs müsste auf die schwarze Liste. Passiert nur nicht. Darüber könnte man auch mal nachdenken.

  2. Mich@ sagt:

    Interessant ist auch die Tatsache daß Huawei kurz vor der Vergabe der 5g Netze in Verruf gelangt ….

  3. Bernard sagt:

    Bin ich aber froh, dass die NSA und damit die Amerikaner so etwas wie Industriespionage niemals tun würden…

    #sarcasm_off

  4. RUTZ-AhA sagt:

    Es heißt ja nicht umsonst: "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen."
    Beide Seiten haben bekannter Weise keine saubere Weste, trotzdem tun sie so, als wäre nichts dran an den gegenseitigen Vorwürfen.
    Und dann ist es nicht neu, dass Politik und Geheimdienste dreckige Geschäfte machen, das war noch nie anders.
    Trump hat doch ganz offiziell eingestanden, dass sämtliche Vorwürfe nur Mittel zum Zweck sind, um Vorteile im aktuellen Handelskonflikt zu erzielen. Sein Motiv ergibt sich durch den negativen Vergleich der nackten Zahlen aus den Handelsbilanzen. Um das zu ändern, nimmt er auch vorübergehende Schädigung der eigenen Wirtschaft in Kauf. Die NAFTA Verhandlungen liefen nach dem gleichen taktischen Muster. Er agiert gerne mit der Brechstange, um sich durch zu setzen.
    Im Übrigen ist Misstrauen gegenüber Chinesen auf breiter Front angebracht, sie liefern ja auch
    immer wieder begründeten Anlass dafür. Daher dürfen sie nicht unterschätzt werden. Wenn ihnen momentan nichts nachzuweisen ist, stellt das keinen Grund zur Beruhigung dar.

    Gleiches gilt im umgekehrter Weise natürlich für die USA. Die spielen auch nicht mit offenen Karten und sind keinen Deut besser.

    • Dekre sagt:

      Die USA sind der Schädiger.
      Es gibt einen guten (mal amerikanischen) Film, der auf Tatsachen beruht:
      # "Die drei Tage des Condor" mit Robert Redford.
      Es lohnt sich sich diesen Film anzuschauen. Es lohnt wirklich. Da ich keinen Fernseher mehr habe, ist er mir in den letzten paar Jahren nicht mehr so aufgefallen.

      Ich denke, dass ich sogar mal diesen Film im Kino gesehen habe. Dann auch paar mal eben über Bilderradio.

  5. eher_joda sagt:

    "'Liefert uns harte Beweise vor', "
    Liefert uns hB. – (oder) legt uns hB. vor. :)

  6. Knusper sagt:

    "Seit September 2017 ist die Weitergabe nahezu aller Informationen an die chinesischen Behörden Teil der offiziellen Datenschutzerklärung."
    Die chinesische Regierung hat inzwischen keinerlei Hemmungen mehr. Die Auswüchse beim Social Scoring sind teilweise unfassbar.

    Das hat nichts mehr mit "wer im Glashaus sitzt" usw. zu tun.
    Wenn man sich etwas mit dieser Materie beschäftigt, kann man diese Huawei-Bedenken nachvollziehen.

    • RUTZ-AhA sagt:

      "Das hat nichts mehr mit "wer im Glashaus sitzt" usw. zu tun."

      Oh doch: Indianer ausrotten, Neger versklaven und umbringen, und aktuell völlig grundlos hauptsächlich dunkelhäutige Menschen erschießen, und amerikanische Bürger von A bis Z überwachen und schikanieren sind deiner Auffassung nach also nicht unfassbar?
      Und das alles in einer verlogenen USA Doktrin von Freiheit, Demokratie und ach so friedliebend… von spionieren in aller Welt mit perfiden Methoden und Mitteln ganz zu schweigen.
      Und wie passt nun dein letzter Satz dazu?
      Zitat:
      "Wenn man sich etwas mit dieser Materie beschäftigt, kann man diese Huawei Bedenken nachvollziehen."

      • Knusper sagt:

        Rutz tut mir leid, dass das hier so am Thema vorbei geht. Nur soviel: Wenn du einmal in einer Diktatur gelebt hast, würdest du darum betteln, in einer Demokratie leben zu dürfen, egal wie schlecht sie ist.

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