Corona, Google, Facebook und Coronadaten

[English]Facebook hat zusammen mit Forschern der Carnegie Mellon-Universität eine Karte der Corona-Verdachtsfälle in den USA erstellt. Mal ein Anlass, einen kurzen Blick auf diesen Sachverhalt zu werden und auf ähnliche Auswertungen für die USA zu blicken. Teilweise ganz aufschlussreich, einen Überblick zu haben.


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In Zeiten der Coronavirus-Pandemie ist es gelegentlich schon interessant, den Blick von Deutschland (wo man die Pandemie bisher, nach meiner Einschätzung, ganz gut gemanagt hat) auf das Ausland zu werfen.

Infoschnipsel als Grafiken aufbereitet

In den letzten Wochen sind mir immer mal wieder Informationshäppchen zum Thema unter die Augen gekommen. Diese drehten sich oft um die Frage, wie gehen wir mit Ausgangsbeschränkungen und einem Lockdown um. Hier ein Sammelsurium, was bei mir so hängen blieb.

Der schwedische Weg

Schweden geht ja seinen eigenen Weg in Sachen Eindämmung der Corona-Pandemie. Wer wissen möchte, wie dieses Experiment geglückt ist, die Tage ist mir eine Grafik in diesem Tweet unter die Augen gekommen. Viele solcher Statistiken lassen sich auf dieser Webseite abrufen (die Grafiken werden von vielen Medien in ihren Publikationen eingebunden).

Warum die Einreiseverbote weltweit nichts brachten

In den USA werden seit Wochen ja einige statistische Daten aus Mobilfunknetzen oder anderen Quellen für Auswertungen herangezogen. Drüben im 50Plus-Blog hatte ich mal eine interessante Simulation thematisiert, die zeigt, wie das COVID-19-Virus sich verbreitete. Das Ganze wurde von der New York Times grafisch aufbereitet (ist jetzt hinter einer Paywall und die Umsetzung ist recht rechenintensiv – bei mir wird der Browser für mehrere Sekunden komplett blockiert). Alle Einreisebeschränkungen, die der US-Präsident relativ spät verhängte, waren wirkungslos, weil das Virus längst mit Flugreisenden in den USA angekommen war.

Bewegungsdaten zeigen Sorglosigkeit der Bevölkerung

Aktuell finde ich den Beitrag nicht mehr, der mir im März unter die Augen kam. Er analysierte die Bewegungsdaten von Mobilgeräten in den USA in einer Heatmap während der sogenannten Spring Break-Feiern zeigt – Forbes hat hier was dazu veröffentlich.

Obiger Tweet zeigt Ausschnitte aus dieser grafischen Darstellung. Als hierzulande erste Einschränkungen wegen Corona begannen, war man in den USA in der breiten Masse noch sorglos. Das hat sich nun ja alles ziemlich geändert.

Google veröffentlicht Standortdaten

Aktuell versuchen die Techkonzerne wie Google und Facebook öffentlich Boden gut zu machen, indem sie die gesammelten Daten in Bezug auf die Coronavirus-Infektion oder Bewegungsdaten auswerten und Regierungen zur Verfügung stellen. Google hat bereits Anfang des Monats anonymisierte Standortdaten von Leuten weltweit veröffentlicht, die zeigen sollen, wie Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden. Auf Tagesschau findet sich dieser Artikel zum Thema. Die Schweizer Medienwoche hat sich hier kritisch mit dem Ansatz auseinander gesetzt.


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In Europa ist man zurückhaltender

Auch der Big-Data-Sammler, die Firma Palantir, versucht Behörden und Staaten mit seinen Daten zu ködern, wie Anfang April 2020 erschienene Berichte suggerieren. Meiner bisherigen Beobachtung nach scheint diese Strategie in Europa aber (bezüglich COVID-19) bisher nicht zu verfangen. Die Staaten gehen eher auf Distanz (oder es wird nur im Geheimen kooperiert, was früher oder später herauskommt). 

In Europa gehen die Forschungsinstitute dem PEPP-PT-Konsortium, welches eine COVID-19-Tracking-App entwickeln will, wegen Datenschutzbedenken von der Fahne. Heise hat aktuell diesen Artikel und diesen Beitrag zum Thema veröffentlicht. Die von mir hier thematisierte Datenspende-App des Robert-Koch-Instituts ist nach ihrer Veröffentlichung wohl auch in die Kritik geraten. Zu viel Aktionismus und Technikgläubigkeit führen nicht weiter. In Europa könnte sich durch die öffentliche Diskussion möglicherweise ein hilfreicher Mittelweg zwischen 'oh great, wir haben die Daten, schauen wir mal, was wir daraus so alles offiziell für die Öffentlichkeit und inoffiziell für die eigenen Geschäftsmodelle ableiten können' und einer totalen Verweigerung ergeben. 

Facebook zeigt Corona-Verdachtsfälle in den USA

In diesem Post gibt Marc Zuckerberg von Facebook die Veröffentlichung der ersten Karte von COVID-19-Verdachtsfällen in den USA bekannt. Diese basiert auf freiwilligen Angaben von Nutzern, die glauben, mit COVID-19 infiziert zu sein. Die Daten wurden von Forschern der Carnegie Mellon-Universität ausgewertet. Facebook will die Karten täglich aktualisieren.

Die Botschaft: Mit den Karten können wir verstehen, wie sich Covid-19 ausbreitet, was für Behörden und das öffentliche Gesundheitswesen von entscheidender Bedeutung sei. Das Bonbon: Damit ließen sich knappe Ressourcen wie Beatmungsgeräte oder Tests zuweisen und über die Aufhebung von Kontaktbeschränkungen für einzelnen Regionen entscheiden.

Facebook sieht sich für die Durchführung dieser Erhebungen einzigartig geeignet, da das Unternehmen weltweit auf Daten von Milliarden von Menschen Zugriff hat. Facebook schreibt davon, dass man der Menschheit dienen will und statistisch genaue Stichproben durchführen kann. Das tut man natürlich alles unter Wahrung der Privatsphäre, wobei nur die Forscher an der Carnegie Mellon einzelne Umfrageantworten sehen – und Facebook sieht nur aggregierte Daten. Die Symptomkarte lässt sich auf dieser Webseite ansehen.

Facebooks COVID-19-Karte (USA)
(Facebooks COVID-19-Karte (USA), zum Wechsel auf die Webseite klicken)

Facebooks nächster Schritt besteht darin, diese Umfragen ab dieser Woche weltweit durchzuführen. Dies soll es Facebook ermöglichen, die Symptomkarten so zu erweitern, dass man in fast allen Ländern der Welt, in denen Facebook tätig ist, Daten für jeden einzelnen Bezirk bereitstellen kann. Da wird der Datenkrake Facebook sichtbar – denn es ist zu erkennen, dass man aus diesem Datensatz auch viele andere Informationen ableiten kann.

Interessant fand ich die ersten Reaktionen von Facebook-Nutzern unter dem Post von Zuckerberg. Einer meinte: Ziemlich nutzlos für die Erkennung der Coronavirus-Infektionen, aber ein nettes Tool, um Politikern Argumente für die Rückführung von Kontaktbeschränkungen zu liefern. Eine schnelle Sichtung der ersten Kommentare ergab, dass diese Karte doch recht negativ gesehen wird – und jemand wies auf eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit hin. Im Washington County Maine weist die Facebook-Karte eine hohe Anzahl Leute auf, die glauben infiziert zu sein. Die offiziell bestätigte Fallzahl liegt dagegen bei 2.

Herrlich zu sehen, wie uneigennützig diese US-Firmen sind (was mir gut gefallen hat: Eine Verlautbarung einer Wettbewerbsbehörde, die dieser Tage anmerkte, dass das Verhalten von Google und Facebook keinen Einfluss auf den Fortgang der Untersuchungen gegen diese Firmen habe). Mal schauen, was uns diesbezüglich noch so alles blüht.


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6 Antworten zu Corona, Google, Facebook und Coronadaten

  1. Max sagt:

    Obiger Tweet zeigt Ausschnitte aus dieser grafischen Darstellung. Als hierzulande erste Einschränkungen wegen Corona begannen, war man in den USA in der breiten Masse noch sorglos. Das hat sich nun ja alles ziemlich geändert. "

    Stimmt ja so nicht da die erste Massnahme in den USA die Einreisen verbot-wofür Trump sofort als Rassist bezeichnet wurde.Die Linken dort forderten sogar auf Chinesen zu umarmen!Aufgrund der Propaganda dachten die Schwarzen auch das für sie keiner Gefahr besteht(so wie hier die Jugendlichen).Kein Witz.
    Die Zahlen in den USA stimmen auch oft nicht,die Ärzte wurden in gewissen Staaten quasi aufgefordert falsche Zahlen zu melden und auch dort verdient man an der Beatmung…

    In einem Staat hat man sogar "Trumps Wundermittel" verboten-obwohl ein Arzt damit in New York eine 100% Erfolgsrate hat,der einzige der starb hatte das Mittel nicht eingenommen!

    Aber das Mittel ist wohl für einige zu billig…

    • Andreas B. SH sagt:

      Klar, die eine Art von Gerüchten sind von vornherein offensichtlich strunzblöd, aber sind die anderen deshalb besser???
      Wir haben es hier mit einem medizinischen Thema zu tun. Da sollte man sich bei seinen Äußerungen größte Zurückhaltung auferlegen und nur überprüfte, zuverlässige Informationen verbreiten. – Die Schlacht wird im Labor und der Klinik entschieden, nicht in der Gerüchteküche.
      Bitte nichts für ungut, das ist nicht persönlich gemeint, sondern ganz generell zu dieser Sache.

    • gulon sagt:

      mäxken, was du da salbaderst ist nicht nur strunzen-Dumm, das ist bereits jenseits von allem. Haste wohl nur Hort als Abschuss hinbekommen?!
      Allein das schreiben von derlei Unfug, doch eher peinlich. Da kann man 3 Minuten sinnvolleres machen. Du offensichtlich nicht, weil …
      ;-P

      Und ja, nat. ist tumben Trump ein Rassist, was denn sonst, deswegen wird er von den schlimm-debilen Amis ja gewählt. Warum dies Wesen noch keiner abgesägt hat, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Rätsel. Denn das müsste selbst dem dümmsten Ami längst einleuchten, dass D. ein gefährlicher Schwachmat der Ahnungslosigkeit , des Klischees und debilen Vorurteils ist. Sowas kann man in einer Eckkneipe ertragen – und mal draufhaun. Ist Ruh.
      Als Verantwortlicher für ein Gemeinwesen, vollkommen fehl am Platz, weg damit.

  2. Andreas B. SH sagt:

    Ein Ansatz, den Prof. Drosten mal erwähnt hat: Unerkannte Infektionsherde könnte man evtl. durch Abwasserproben in den Kläranlagen aufspüren, weil Virus-RNA mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Erste Versuche hat es wohl schon gegeben, aber was draus geworden ist, weiß ich nicht.
    Natürlich wär sowas gut, wenn der Lockdown was gebracht hat und man allmählich lockert, dann wüsste man frühzeitig, wo sich wieder was tut …

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