Zerstoben: Microsofts Hoffnung auf den Quantencomputer

Es war eine elektrisierende Meldung im Jahr 2018: Forscher im Auftrag Microsofts vermeldeten damals große Fortschritte im Bereich Quantencomputer. Nun hat sich diese Vision sozusagen pulverisiert, denn die ursprüngliche Meldung wurde wegen Fehlern zurückgezogen.


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Es war im März 2018, als der niederländische Physiker und Microsoft-Mitarbeiter Leo Kouwenhoven schlagzeilenträchtige neue Forschungsergebnisse eröffentlichte, dass er ein schwer fassbares Teilchen namens Majorana-Fermion beobachtet hatte. Die Hoffnung war, dass man bei Microsoft die Entdeckung der Majorana-Teilchen nutzbar zu machen könnte, um einen Quantencomputer zu bauen. Man wollte damit die Konkurrenten IBM und Google, die bereits beeindruckende Prototypen mit etablierter Technologie gebaut  hatten, einholen und womöglich überholen.

Julie Love, die Leiterin der Geschäftsentwicklung für Quantencomputer bei Microsoft, sagte gegenüber der BBC, dass Microsoft "innerhalb von fünf Jahren" einen kommerziellen Quantencomputer haben werde. Wie Wired hier berichtet, haben sich diese hochfliegenden Ambitionen jetzt in Luft aufgelöst.

Ende Januar 2021 veröffentlichten Microsoft-Mitarbeiter Leo Kouwenhoven und seine 21 Co-Autoren ein neues Papier mit weiteren Daten aus ihren Experimenten. Es kommt zu dem Schluss, dass sie das begehrte Teilchen doch nicht gefunden haben. Eine angefügte Notiz der Autoren erwähnt, dass der seinerzeit in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlichte Artikel zurückgezogen werde. Man beruft sich auf "technische Fehler", die Ergebnisse der Veröffentlichung aus dem Jahr 2018 sind nicht haltbar.

Zwei Physiker, die auf dem Gebiet arbeiten, hatten die 2018 Ergebnisse in Frage gestellt und darauf hin zusätzliche Daten von Kouwenhovens Gruppe erhalten. Die Physiker sagten, dass die Daten zeigten, dass das Team ursprünglich Datenpunkte ausgeschlossen hatte, was die Aussagekraft der Publikation untergraben habe. "Ich weiß nicht genau, was in ihren Köpfen vorging", sagt Sergey Frolov, Professor an der University of Pittsburgh, "aber sie haben einige Daten übersprungen, die direkt dem widersprechen, was in dem Papier stand. Aus den umfassenderen Daten gibt es keinen Zweifel, dass es kein Majorana gibt." Wie gewonnen, so zerronnen.


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2 Antworten zu Zerstoben: Microsofts Hoffnung auf den Quantencomputer

  1. Manfred Von Irrenhaus sagt:

    „Ich weiß nicht genau, was in ihren Köpfen vorging"

    The Need To Eat.

    Theory => Paper => Recognition => Grants

    Commercial Science today is ultimately subjective!

  2. Dekre sagt:

    Das mit den Quantencomputern ist so eine Sache. Es wird immer wieder hoch gepuscht und keiner weiß genaues. Das deshalb, weil sich keiner in die Karten schauen lässt.

    Mal ein Beitrag vom 12.07.2020 (DF – Wissenschaft im Brennpunkt):
    https://www.deutschlandfunk.de/quantencomputer-wettstreit-der-systeme.740.de.html?dram:article_id=479940

    Den Beitrag auf wired.com traue ich nicht so richtig. Abwarten. Es mischen unzählige Beteiligte mit und es ist gerade auf diesem Forschungsgebiet bekannt, dass man nichts nach draußen läßt; auch keine Erfolge. Das egal ob zivil oder militärisch.

    Wer alles nach der richtigen Quantentechnologie für Computer forscht ist unglaublich. Es sind jedenfalls mehr, als Jene die geeignete Impfstoffe gegen Pandemien (generell) entwickeln.

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