Home-Office-Überwachung gefährdet Vertrauen und fördert Fluktuation

ParagraphIn Zeiten der Coronavirus-Pandemie arbeiten viele Menschen aus dem Home-Office. Die Zunahme an Remote Work erfordert neue Wege, um Leistung und Ergebnisse der Mitarbeiter im Blick zu behalten. Problem ist das, wenn dies nur durch Zählen von Tastatureingaben und Messung der Zeit am Schreibtisch erfolgt. Eine VMware Studie zeigt wenig überraschend, dass Überwachungsmaßnahmen für Mitarbeiter das Vertrauen in die Firma gefährden und die Fluktuation erhöhen können.


Anzeige

Das Unternehmen VMware hat eine Studie erstellen lassen und unter The Virtual Floorplan: New Rules for a New Era of Work veröffentlicht. Der Zugriff ist nur nach einer Registrierung möglich – aber ich habe die Kernaussagen nachfolgend herausgezogen. Die Studie zeigt, dass die steigende Leistung der Mitarbeiter und das Vertrauen, das mit den neuen hybriden Arbeitsmodellen aufgebaut wurde, durch die zunehmende Implementierung von Remote Monitoring Maßnahmen gefährdet sein könnte.

Mit dem Notebook im Internet
(Quelle: Caio Resende Pexels Lizenz)

Firmen wollen mehr Kontrolle, Mitarbeiter kündigen

Die Untersuchung wurde vom Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Auftrag von VMware durchgeführt. Sie zeigt, dass 60 Prozent der deutschen Unternehmen seit der Umstellung auf hybride Arbeitsformen Maßnahmen zur Kontrolle der Mitarbeiterproduktivität entweder bereits eingeführt haben oder planen, diese einzuführen. Zu diesen Maßnahmen gehören:

  • das Monitoring von E-Mails (41%),
  • Collaboration Tools (41%) und
  • Web-Browsing (30%), sowie
  • Videoüberwachung (30%),
  • Webcams (25%) und
  • Keylogger-Software (25%).

34 Prozent der Unternehmen, die das Monitoring von Geräten bereits eingeführt haben und 45 Prozent derer, die dies gerade tun, stellen jedoch eine erhöhte oder sogar drastisch erhöhte Fluktuation ihrer Mitarbeiter fest. War eigentlich zu erwarten.

Transparenz entscheidend

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Unternehmen bei der Suche nach neuen Wegen, die Leistungen ihrer Mitarbeiter über ihre jeweilige Büro Präsenz hinaus zu bewerten, ein sensibles Gleichgewicht finden müssen. Aus der Sicht der Arbeitnehmer stimmen drei Viertel (68%) zu, dass die Umstellung auf eine flexible Arbeitsumgebung dazu geführt hat, dass ihre Leistung – und zwar nicht in traditionellen Messgrößen wie die der im Büro verbrachten Zeit – von ihren Arbeitgebern verstärkt bewertet wird.

Darüber hinaus sind 80% der Beschäftigten davon überzeugt, dass sie dank der Technologien zur Telearbeit effizienter arbeiten können als zuvor. 67% der Unternehmen mussten neue Methoden zur Messung der Mitarbeiterproduktivität entwickeln. Diese Unternehmen erreichten den neuen Ansatz zur Kontrolle der Produktivität durch den Einsatz leistungsorientierter Lösungen, wie regelmäßige Treffen mit Managern, um die Arbeitsauslastung zu besprechen (50%), die Verwendung einer neuen Projektmanagement-Software (49%) und die Bewertung des Outputs und der vereinbarten Ergebnissee (41%).

Da die unmittelbaren Mitarbeiter nun aber nicht mehr zwangsläufig ein paar Büros weiter sitzen, entwickeln die Arbeitgeber neue Methoden zur Überwachung und Quantifizierung der Mitarbeiterproduktivität. Fast sieben von zehn Arbeitnehmern (47%) sind sich darüber im Klaren, dass ihr Unternehmen im Zuge der Umstellung auf hybride Arbeitsformen neue Wege zur Überwachung der Produktivität entwickeln musste, doch die Transparenz ist nach wie vor entscheidend. Ein 3-Zehntel der Mitarbeiter (30%) weiß nicht, ob ihr Unternehmen Systeme zur Überwachung der Produktivität auf ihren Geräten eingeführt hat. Ralf Gegg, Head of Sales, End-User Computing Division bei VMware sagt dazu:

Weltweit beobachten wir, dass Unternehmen dauerhaft zu hybriden Arbeitsmodellen übergehen, bei denen die Mitarbeiter nicht ständig im Büro sein müssen. Angesichts dieses Wandels sollten Arbeitgeber mit Vorsicht vorgehen, wenn sie die Anwesenheit von Mitarbeitern durch Überwachungstools ersetzen. Überwachung und Leistung sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. "Digitale Workspace-Tools ermöglichen es den Menschen, von überall aus zu arbeiten, und unsere Umfragen zeigen, dass die Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen und mehr Vertrauen haben. Ein Mangel an Transparenz, heimliche Messungen und versteckte Kontrolle können das Vertrauen der Mitarbeiter schnell untergraben und dazu führen, dass talentierte und motivierte Mitarbeiter in einem hart umkämpften und herausfordernden Qualifikationsmarkt lieber kündigen.

Die Überwachung von Mitarbeitern ist eines von vielen Themen, die in der Studie The Virtual Floorplan behandelt werden:


Anzeige

  • Durch digitale Tools sind neue Arbeits(platz)gruppen entstanden, die von den Mitarbeitern genutzt werden. Die Festigung des hybriden Arbeitens hat zu einer neuen Form von Büroflächen geführt – einem „virtuellen Raumplan", der mehr auf gemeinsamer Affinität, verbindenden Zielen und Werten als auf räumlicher Nähe beruht. Der virtuelle Grundriss bringt neue Regeln sowie neue Erfolgsfaktoren für Mitarbeiter, Führungskräfte und Teams mit sich (siehe Infografik).
  • Wir sind in eine neue Ära der Transparenz und des Vertrauens eingetreten. Mit weniger zentraler Kontrolle und persönlicher Interaktion entwickeln sich Transparenz und Vertrauen zu entscheidenden Qualitäten, die sich Führungskräfte zu eigen machen müssen, um ihre Unternehmen in einer hybriden Welt voranzubringen und zu vereinen (s. Infografik).
  • Sicherheit ist ein Teamsport. Der virtuelle Arbeitsplatz bringt unzählige Freiheiten für die Mitarbeiter mit sich – und ebenso viele Sicherheitsrisiken für die IT. Mit weniger direkter Kontrolle über Anwendungen, Geräte und Netzwerke navigiert die IT-Abteilung durch ein neues Paradigma, in dem Sicherheit ein Mannschaftssport ist (s. Infografik).

Methodik

Die von VMware in Auftrag gegebene Umfrage wurde im Juli und August 2021 von dem unabhängigen Forschungsunternehmen Vanson Bourne durchgeführt. Weltweit wurden 7.600 Personen befragt, darunter Personal-, IT- und Unternehmensentscheider sowie Mitarbeiter aus den Bereichen IT, Fertigung, Maschinenbau und Produktion, Finanzdienstleistungen, Unternehmens- und freiberufliche Dienstleistungen, Einzelhandel und Großhandel, Energie, Öl/Gas und Versorgungsunternehmen, Vertrieb und Transport, öffentliches Gesundheitswesen, Bauwesen und Immobilien, öffentliches Bildungswesen, Telekommunikation, Verbraucherdienstleistungen, Kommunalverwaltung, Zentralverwaltung, Medien, Freizeit und Unterhaltung, privates Bildungswesen, privates Gesundheitswesen, Gastgewerbe und andere. Alle untersuchten Organisationen haben weltweit 500 oder mehr Mitarbeiter. Zu den untersuchten Ländern gehören das Vereinigte Königreich, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Russland, Polen, Norwegen, Schweden, Spanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, die USA, Kanada, Japan, Australien, Indien, China, Singapur und Südkorea.


Cookies blockieren entzieht uns die Finanzierung: Cookie-Einstellungen

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Home-Office-Überwachung gefährdet Vertrauen und fördert Fluktuation

  1. Singlethreaded sagt:

    Videoüberwachung, Webcams und Keylogger …

    Das dürfte auf legalem Wege nur sehr schwer umsetzbar sein. Ist auch hinsichtlich Passwörtern eine sehr dumme Idee, wenn der Keylogger diese gleich im Klartext protokolliert. Die haben echt Ideen.
    Auch Video- oder Webcamüberwachung im privaten Lebensraum der Mitarbeiter. Geht's noch?

    Bei uns können wir als IT nur dann einen PC fernsteuern, wenn der Benutzer am PC das bestätigt. Das ist aus gutem Grund so und dient auch unserem Schutz als Admin. Man stelle ich vor man erwischt versehentlich den falschen PC und landet in der Personalabteilung auf einem PC, welcher gerade sensible Informationen offen hat. Das will man nicht und wird so technisch verhindert.

    Das man die ausschließlich dienstliche Nutzung des Internets prüft, dass kann man machen, aber die Mitarbeiter müssen das wissen. Bei uns wird das gleich bei der Einstellung schriftlich fixiert.

    Das heißt aber nicht, dass die IT stundenlang irgendwelche Surfhistorien durchgeht. Es reicht schon sich die aufgerufenen Domains allgemein anzusehen. Wenn da dann Onlinegames, Glücksspielseiten, Pornoseiten, illegale Software oder ähnliches auftauchen, dann wird der Betriebsrat informiert und der Mitarbeiter ermittelt. Auch ist vieles davon eh schon per Default geblockt.

    Auch Mails sind für mich kein geeignetes Werkzeug. Als Admin bekommt man reichlich davon, aber nicht jede Mail bedeutet auch Arbeit. Das die Datensicherung erfolgreich war ist gut, erzeugt aber keinen Aufwand und wird automatisch wegsortiert und abgelegt.

    Verrückte Welt irgendwie…

  2. Daniel sagt:

    Ich frage mich, welche Aussagekraft die ermittelten Daten eigentlich haben sollen. In meinem Job gibt es Tage, an denen ich unendlich viel Text erarbeite, so dass die Tastatur glüht. Und es gibt Tage, an denen ich lediglich ununterbrochen telefoniere und kaum am Rechner arbeite. An beiden Tagen bin ich aber gleichermaßen produktiv und komme meinen Aufgaben nach.

    • Luzifer sagt:

      naja das wird nicht anders sein als in der Firma auch, die Leute die wirklich produktiv sind sind es auch im Homeoffice. Die die sich in der Firma mehr in Raucherpausen, Kaffeepausen und Toilettenpausen verdrücken werden auch im Homeoffice nicht besser arbeiten!

      Nur läßt sich das da eben schlechter kontrollieren ohne gleich in die Illegalität abzudriften.

  3. Niels sagt:

    Ein Zehntel der Mitarbeiter (30%) weiß nicht, ob ihr Unternehmen Systeme zur Überwachung der Produktivität auf ihren Geräten eingeführt hat.

    @Günter wären das nicht drei Zehntel oder alternativ 10%?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.