Crash der Sonde Dart in den Asteroiden Dimorphos

Kleiner Schlenker zu einem Thema, was ich i.d.R. hier im Blog nicht bringe. Die Nacht (27. September 2022) ist die ca. 500 kg schwere NASA-Raumsonde Dart um 1.14 Uhr mitteleuropäischer Zeit mit 20.000 km/h in den Mini-Asteroiden Dimorphos eingeschlagen. Der Aufschlag konnte fast live im Internet verfolgt werden.


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Das Ganze war aber eine über weite Strecken langweilige Angelegenheit (bin zufällig zur richtigen Zeit wach geworden). In der Live-Übertragung war über fast eine Stunde nur ein kleines Pünktchen zu sehen, welches von der Bordkamera im Sekundentakt aufgezeichnet und zur Erde übertragen wurde. Erst wenige Minuten vor dem Aufprall wurde es spannend. Dann kam der erdnahe Doppel-Asteroid Didymos im Vordergrund und dahinter der Mini-Asteroid Dimorphos als Mond ins Bild. Die Sonde navigierte zu Dimorphos und wenige Sekunden vor dem Einschlag war die Oberfläche des Asteroiden mit großen Steinen zu sehen (siehe folgende Foto).

DART Photo

Dann brach die Bildübertragung ab, weil die Sonde beim Aufschlag zerstört wurde. Ein 10 Tage vorher ausgestoßener Mini-Satellit soll den Aufschlag zwar filmen – bisher sind mir aber noch keine Bildern öffentlich bekannt. Aber ein Teleskop auf der Erde hat den Aufprall gefilmt. Ich habe die Videos der letzten Sekunden vor dem Aufprall sowie die Beobachtung von der Erde im Beitrag Dart Sonde in Mini-Asteroiden Dimorphos eingeschlagen eingebunden – ist schon beeindruckend.

Die Dart-Mission dient zu Forschungszwecken. Mit dem Aufprall soll die Bahn des Asteroiden etwas abgelenkt werden. Wenn alles so geklappt hat, wie berechnet, sollte sich die Umlaufbahn des Mini-Asteroiden Dimorphos um 10 Minuten verkürzt haben – wird man in einigen Monaten wissen. Die Mission hatte ich im Blog-Beitrag NASA Dart-Mission: Kollision mit Asteroid im Live-Stream beschrieben.


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18 Antworten zu Crash der Sonde Dart in den Asteroiden Dimorphos

  1. Singlethreaded sagt:

    Kleines Easteregg: Bei Google nach "Double Asteroid Redirection Test" suchen. ;-)

  2. Nobody sagt:

    Erstaunlich wie scharf die letzten Bilder der Sonde sind, wenn man bedenkt, dass sie mit über 22000 km/h auf den Asteroiden geknallt ist.

  3. Pitti sagt:

    Ob die Forschenden immer so wissen was Sie da tun – ich hege mitunter gewisse Zweifel und denke an Corona ….

  4. Letzte Generation, Ende der Evolution sagt:

    Um staatliche Gelder zu akquiren ist jeder Wahn bzw Angst gut. Z.B. ein Meteroideneinschlag, der sehr wahrscheinlich so wie so nicht zu verhindern ist.

  5. ZR sagt:

    Ich finde es immer wieder erstaunlich das solche Aufnahmen nie Sterne im Hintergrund zeigen, ob das wirklich nur an der Kameras liegt? Irgend etwas passt mir nicht bei den Bildern vor dem Aufschlag, aber ich weiss nicht genau was…

    • Günter Born sagt:

      Reine Physik – die ersten Aufnahmen der Kamera vor einem Monat zeigen genügend Sterne – und einer war das Asteroiden-Paar. Wenn die Kamera aber einen hellen Körper aufnehmen soll, wird die Belichtung reduziert – die nicht so hellen Sterne sind dann nicht mehr sichtbar. Die Anpassung der Belichtung war imho auch zwingend, da nur die beiden Himmelskörper zur Zielbestimmung und Bahnkorrektur benötigt wurden – da stören andere Sterne im Bild nur.

  6. Peter Rüb sagt:

    Ich sehe das als reines Fun Projekt der NASA. Die Zielgenauigkeit und das exakte Steuern eines Satelliten wurde zuvor schon tausendfach praktiziert. Vielleicht hatten ja einige Zweifel an der Impulserhaltung bei Schwerelosigkeit.
    Zur Not stehen Bruce Willis, Liv Tyler und Ben Affleck noch immer bereit für den Ernstfall.
    :-)

    • Marco sagt:

      Fun Projekt würde ich das nicht nennen. Immerhin war das ein erster Test für eine potenzielle Rettungsmission die die ganze Menschheit betrifft.
      Die Gefahr eines großen Asteroideneinschlags ist durchaus real und in der Erdgeschichte immer wieder vorgekommen .

      • Günter Born sagt:

        Irgendwie scheint mein Beitrag einige Verschwörungstheoretiker und Kritiker anzuziehen – wenn ich die Kommentare so ansehe. Peter Rüb mag ja seine persönliche Meinung behalten – da habe ich keine Probleme mit – nur bin ich nicht sicher, wie viel Substanz seine Aussagen haben.

        Zur Aussage "Die Zielgenauigkeit und das exakte Steuern eines Satelliten wurde zuvor schon tausendfach praktiziert. " – ich gestehe, mit den Differentialgleichungen für Bahndynamiken von Satelliten habe ich mich letztmalig vor 40 Jahren beschäftigt. Daher habe ich die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet nicht mehr in Petto – und möglicherweise sind die Asteroiden-Missionen, die das "tausendfach" demonstriert haben, an mir vorbei gegangen. Aber die Bahnberechnung der Dart-Mission war ein sehr komplexes Umfangen, was über ein Drei-Körper-Problem hinausgeht.

        Was mir erinnerlich ist: Die Jaxa hat es geschafft, eine Sonde Hayabusa 2 in der Umlaufbahn von Ryugu (ca. 500 m Durchmesser) zu platzieren und wieder zur Erde zurück zu bringen. War schon eine Meisterleistung bezüglich der Bahnberechnung – aber dort musste die Sonde mit der Relativgeschwindigkeit von wenigen Metern pro Minute eintreffen. Ähnliches gilt für die NASA-Mission Osiris-REX bei Bennu.

        Aber ich formuliere es mal so: Die Dart-Mission war ein deutlich herausfordernderes Kunststück. Ich ziehe meinen Hut von den Mathematikern, die die Bahndynamik dieser Mission berechnet haben. Denn mir ist keine Mission bisher bekannt, bei der ein bewegliches Objekt von ca. 150 Meter Durchmesser, welches ein anderes Objekt von ca. 500 Meter Durchmesser im Abstand von nur ca. 1,1 km Entfernung umkreist, in einer Entfernung von 11 Millionen Kilometer von der Erde mit einer Geschwindigkeit von 23.760 km/h getroffen werden sollte. Von daher würde ich es als ein Novum bezeichnen. Und von der gesamten Mannschaft war niemand sicher, dass das so klappt – obwohl sich da viele schlaue Köpfe Gedanken gemacht haben.

        Und zur "Impulserhaltung": Klar gilt auch da die Physik. Aber erstens ist die genaue Masse des Zielkörpers für eine präzise Berechnung unbekannt. Zweitens hängt es vom Kollisionspunkt und -winkel ab, ob die kinetische Energie in einen Drehimpuls oder in eine Bahnablenkung umgewandelt wird. Daher bedarf es in der Praxis der Überprüfung durch ein Experiment – wir werden erst in einigen Monaten wissen, ob die Berechnungen mit der Wirklichkeit übereinstimmen.

        Zur Aussage "reines Fun Projekt der NASA": Nur mal so macht die (notorisch unter Budget-Problemen leidende) US-Raumfahrtbehörde keine 385 Millionen US-Dollar locker. Da haben eine Menge Gutachter zu genickt. Und die ESA hat mit ihrer Hera-Mission ein Nachfolgeprojekt aufgesetzt, was bei einem Fun-Projekt der NASA niemals durchgegangen wäre.

        Das mit der Rettungsmission ist natürlich richtig – es war aber ein erster Test – da müssen sicherlich weitere Missionen folgen.

        • GP2000 sagt:

          Sehr gut erklärt.
          Kleine Ergänzung, wenn ich darf:

          "Differentialgleichungen für Bahndynamiken":
          Mit der Ausnahme, dass wir das vor 60 Jahren noch "zu Fuß" gemacht haben, aber trotzdem sehr genau gerechnet haben, sorgen heute Super-Computer mit Millionen Parallel-Simulationen unter Berücksichtigung nahezu unendlicher Parameter/Variablen dafür, dass es verdammt genau ist, was die Ergebnisse anbelangt.
          Die Gleichungen sind im Großen und Ganzen immer noch dieselben.

          "Die Dart-Mission war ein deutlich herausfordernderes Kunststück. ":
          Dem gesamten Absatz ist absolut nichts hinzuzufügen. Eine Meisterleistung der "schlauen Köpfe". Aber das kann man nur beurteilen, wenn man selbst mit dieser ganzen Materie zu tun hatte

          "Und zur "Impulserhaltung": Klar gilt auch da die Physik":
          Ohne jetzt wahnsinnig auszuschweifen und es sehr kompliziert zu machen: Es gibt keine Atmosphäre, wir befinden uns in einem Vakuum. Das macht das Ganze nochmal etwas komplizierter bezgl. Massen, Oberflächenstruktur-/material, Absorption der kin. Energie etc.

          Es war definitiv kein "fun project", sondern der Beginn einer Testreihe, die zumindest das Potential bietet, uns vor zukünftigen Einschlägen zu schützen … sofern wir unseren Planeten nicht vorher schon zugrunde gerichtet haben.
          Nur ein Beispiel: Die Erde wird pro Jahr von ca. 20.000 Meteoriten getroffen, die jedoch fast ausschließlich in der Atmosphäre als Meteore verglühen. Laut Binzel (Basis: Torino Scale oder Palermo TIH Scale) würde jedoch ein Impakt eines (Eisen-)Meteoriten mit einem Durchmesser von nur 50 Metern, wovon das größte Fragment nach Durchdringen der oberen Luftschichten mit einer Restgröße von ca. 10 Metern auf die Erdoberfläche trifft, die kinetische Energie von fünf Hiroshima-Atombomben freisetzen. Da ist eine Stadt wie z.B. München nur noch Geschichte …

          • ich_mal_wieder sagt:

            Ein großes Danke an Günther und GP2000, die hier mal mit Fakten, Wissen und Erklärung der immer weiter um sich greifenden Verschwörungstheorien, Vereinfachungen und Fake's etwas entgegenstellen.

      • Nobody sagt:

        "Die Gefahr eines großen Asteroideneinschlags ist durchaus real und in der Erdgeschichte immer wieder vorgekommen ."
        Stimmt, aber in den nächsten 100 Jahren ist nach Aussage von Experten nicht damit zu rechnen.
        Bis zum nächsten Einschlag haben wir diesen Planeten vermutlich schon selbst an die Wand gefahren.

        • Marco sagt:

          Das mit 100 Jahre würde ich auch nicht beschwören.
          Es gibt genügen blinde Flecken in unserem Sonnensystem.

          Oumuamua ist ein gutes Beispiel. Den Kometen oder was auch immer das war, haben wir erst gesehen nachdem es durch unser Sonnensystem geflogen ist und schon wieder an der Sonne vorbei war.

          Außerdem wäre eine echte Rettungsmission auch nicht innerhalb weniger Monate umsetzbar.

  7. Anonymous sagt:

    Wenn ein kontrollierter Absturz heute so bahnbrechend ist, wie hat man es nur vor 50 Jahren mit sauberer Landung und erneutem Start vor Ort mit Astronauten drin auf den Mond geschafft? Stimme dem og. Fun-Projekt Gedanken zu.

    • Günter Born sagt:

      Ach Gottchen – sich einfach mal mit den zugrunde liegenden mathematischen Grundlagen und Projektzielen befassen – oder schlicht ein paar Zahlen zu Entfernungen und Größen auf einen Zettel schreiben und vergleichen. Dann kommt vielleicht die Erkenntnis.

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