Twitter im Crash-Modus; Musk schließt Pleite in 2023 nicht aus

Das hat nicht lange gedauert, bis nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk dort der Chaos-Modus ausgebrochen ist. Wer nicht gefeuert wurde, kündigt selbst (wie einige Manager), und nun droht arger Ärger mit der US-Börsenaufsicht (FTC, Federal Trade Commission). Elon Musk greift in Funktionen ein, Fake-Konten posten Unsinn, Nutzer wandern zu Mastodon, und eine Pleite sei laut Musk in 2023 nicht ausgeschlossen.


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Chaos bei Twitter

Ich hatte ja im Beitrag Musks Twitter-Kauf: "Größter Clown der Welt kauft größten Zirkus der Welt" über die 44 Milliarden US-Dollar Übernahmeofferte von Twitter durch den US-Milliardär Elon Musk berichtet, der dann kurz darauf doch nicht mehr kaufen wollte. Ein drohender Gerichtsprozess bewegte Musk den Deal doch noch über die Bühne zu bringen – was vor zwei Wochen erfolgte (siehe Musk hat Twitter übernommen – Chefs als erstes gefeuert und Waschbecken mitgebracht).

Seit diesem Tag ist Twitter im Krisenmodus, zumal Musk mit seinen unkonventionellen Methoden für Chaos sorgt. Nachdem Werbekunden abgesprungen sind, wurde die Hälfte der Belegschaft entlassen (siehe Götterdämmerung bei Twitter? Entlassungen, Horrende Kosten, Werbekunden springen ab). Das hat erst Recht dafür gesorgt, dass das Unternehmen in Schieflage gerät.

Mitarbeiter-Entlassungen gefährden Twitter

Bereits einen Tag nach der Entlassungswelle bat das Twitter-Management einige Entlassene zurückzukommen, weil deren Wissen und Können essentiell für das Unternehmen sei (siehe Twitter-Chaos-Tage: Einige entlassene Mitarbeiter um Rückkehr gebeten …). Bereits nach der Kündigungswelle sahen Benutzer plötzlich Fehlfunktionen auf Twitter im Bereich der Retweets (also Tweets, die man teilt). Ein erstes Rumpeln nach dem Rausschmiss vieler Mitarbeiter und wildem Ändern an den Twitter-Funktionen? Der Twitter-Code scheint eh in Teilen mit heißer Nadel gestrickt – gestern sah ich einen Tweet, wo jemand private Tweets von Dritten teilen konnte – was eigentlich nicht funktionieren dürfte.

Der Ingenieur Ben Krueger hat auf MIT Technology Review ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Er sieht einen technologischen langsamen Absturz von Twitter, weil sich durch die ausgedünnten Ressourcen die Stabilität verringert und sich Ausfälle häufen. Bei heise erscheinen die MIT Technology Reviews in der Regel auf Deutsch – der betreffende Artikel mit den Details, die Ben Kruger aufführt, lässt sich hier nachlesen

Chaos bei Funktionen

Ich habe es aufgegeben, die Volten von Twitter bezüglich der verifizierten Konten zu verfolgen. Es hieß erst, dass das blaue Häkchen für verifizierte Twitter-Konten nun 8 US-Dollar pro Monat koste. Dann war irgend eine Rede von einem grauen Häkchen für solche Konten, und dann hieß es, dass Musk das Feature wieder "gekillt" habe. heise hat es hier wohl aufbereitet.

Risiko bei Twitter

Gemäß obigem Tweet haben sich Bedrohungsakteure erfolgreich als Twitter-Nutzer ausgeben, die 8 Dollar investiert und einen blauen Haken erhalten. Dann haben Sie das Konto genutzt, um andere Benutzer um ihr Geld zu betrügen. Obwohl das Konto jetzt gesperrt ist, erhielt es in kurzer Zeit mehr als 35.000 Retweets und 4.990 Likes. Eine einfache Investition von 8 Dollar kann zu Tausenden von gestohlenen Dollar führen ist das Fazit den obigen Tweets.

Fake Twitter-Konto


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In obigem Tweet weist jemand auf den nächsten Klopper hin. Ein Nutzer hat sich @EliLillyandCo als Twitter-Konto reserviert und einen blauen Haken beschafft. Dann twitterte er, dass Insulin nun kostenlos sei. Der Pharma-Gigang Eli Lilly ist jetzt an Twitter dran, um das Konto sperren zu lassen. Dabei wollte Twitter keinen Fake-Accounts mehr zulassen und diese sofort sperren.

Brain-Drain schafft neue Risiken

Aber der Brain-Drain lässt sich nicht mehr aufhalten. Der Chief Privacy Officer Damien Kieran, die Chief Information Security Officer Lea Kissner und die Chief Compliance Officer Marianne Fogarty haben zum 10. November 2022 bei Twitter gekündigt, wie Medien wie The Verge berichten.

Lea Kissner kündigt bei Twitter

Lea Kissner hat seine Kündigung auf Twitter bestätigt. Damit ist der Sicherheitsverantwortliche für Twitter von Bord gegangen und es kommen schwere Zeiten auf das Unternehmen zu. Der Chef-Jurist Alex Spiro warnt, dass es argen Ärgermit der US-Börsenaufsicht (FTC, Federal Trade Commission) geben werde. Musk spielt mit dem Risko von Milliarden-Strafen, wie folgender Tweet andeutet.

Techrunch hat hier die Hintergründe erläutert. Die US FTC geht (im Rahmen ihrer normalen Aufsichtspflichten) Beschwerden von Verbrauchern, Unternehmen und allen, die ein Problem mit irreführender Werbung, gebrochenen Datenschutzversprechen, illegalen Geschäftsvereinbarungen usw. haben, nach. Laut dem The Verge-Artikel hat die FTC hat eine Untersuchung der internen Datenverarbeitungspraktiken von Twitter angekündigt, da das Unternehmen weiterhin wichtige Mitarbeiter entlässt und neue Funktionen improvisiert. "Kein CEO und kein Unternehmen steht über dem Gesetz", so die Behörde in einer Erklärung.

Mit den Maßnahmen von Elon Musk könnte Twitter gegen die Anordnung der FTC verstoßen und mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. The Verge bereitet das in diesem Artikel noch detaillierter auf und hat die vollständige Nachricht von Alex Spiro auf Slack publiziert. Alex Spiro (derzeitiger Leiter der Rechtsabteilung) sagte, dass Elon bereit sei, ein großes Risiko in Bezug auf dieses Unternehmen und seine Nutzer auf sich zu nehmen. Ihn interessiere nur, wie er die Plattform monetarisieren könne. Die ständigen Änderungen an Twitter-Funktionen, das Hin und Her dabei, wird zu Zwischenfällen führen. Die Belegschaft, die das umsetzt, steht unter hohem Druck und setzt sich persönlichen, beruflichen und rechtlichen Risiken aus.

Inzwischen hat US-Präsident Joe Biden auch verlauten lassen, dass man mal genauer die internationalen Beziehungen der Firmen von Elon Musk unter die Lupe nehmen solle – heise hat es hier aufbereitet.

Abwanderung zu Mastodon

Das Netzwerk Mastodon hat seit der Twitter-Übernahme eine Million Nutzer mehr bekommen, die dort hin abgewandert sind. Golem hat es in diesem Artikel thematisiert, und Techchrunch geht hier ebenfalls auf diesen Sachverhalt ein. Ob das anhält, muss man abwarten – ich bin ja bereits länger auf Mastodon unterwegs, aber die Zahl der Follower ist noch übersichtlich. Immerhin hat der deutsche Datenschutzbeauftragte Ulrich Kelber Nägel mit Köpfen gemacht und ist von Twitter zu Mastodon gewechselt – Details lassen sich bei heise nachlesen.

Musk: Schwere Zeiten, 2023 könnte Pleite drohen

Es könnte eine der größten Pleiten nach einer Firmenübernahme werden. Elon Musk hat die Rest-Belegschaft auf schwere Zeiten eingestimmt, Home-Office ist gestrichen, die Leute müssen 40 Stunden pro Woche bei Twitter im Büro arbeiten. Und Musk schließt eine Pleite des Unternehmens im Jahr 2023 nicht aus. Spiegel Online hat die Horror-Nachricht in diesem Artikel aufgegriffen. Laut Spiegel Online sind zwei weitere Führungskräfte gegangen. Yoel Roth war als Manager für das Filtern anstößiger Inhalte verantwortlich, Robin Wheeler kümmerte sich seit kurzem um die Beziehungen zu Werbekunden.

Mit ging spontan der Begriff "Abstürzende Brieftauben" durch den Kopf (ist aber eine Punk-Band) und es stellt sich die Frage: Wann macht der Letzte das Licht bei Twitter aus.

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26 Antworten zu Twitter im Crash-Modus; Musk schließt Pleite in 2023 nicht aus

  1. Luzifer sagt:

    naja sorry aber das Scamer das Missbrauchen war auch vorher schon möglich: wie war das nochmals als Musk aufforderten zu spenden und er würde dann das mehrfache zurückzahlen? Auch wurde der ein oder andere verifizierte Account gehackt.

    Wer auf sowas vertraut ohne kritisch zu hinterfragen hat jeden Betrug, dem er erliegt, auch verdient!

    Wird sich zeigen ob Musk die Kurve kriegt oder nicht, dass so eine radikale Umstellung Turbulenzen erzeugt, war absehbar.

  2. Ärgere das Böse! sagt:

    These:
    Der Grossteil der Twitter-Nutzer wird nicht zu Mastodon wechseln, weil Mastodon für Normalsterbliche kaum zu stemmen ist. Die Million, welche angeblich gewechselt hat, sind alles mit IT vetraute und können sich das Zeug einrichten.

    • Mika sagt:

      "Die Million, welche angeblich gewechselt hat, sind alles mit IT vetraute und können sich das Zeug einrichten."

      So ein Unsinn, man muss kein IT-Spezialist sein, hat sogar mein Chef geschafft ;-)

      Geht so einfach, wie sich ein Twitter-Konto einzurichten: z.B. bei https://social.dev-wiki.de/about

      • Dereck sagt:

        Mastodon ist eine elitäres, deutsche Insel, die weder national noch international Relevanz besitzt. Ohne internationale Teilnehmer wird sich diese Nische nie etablieren. Und wenn – wer stemmt die dann ausufernden Kosten für Hardware und Personal? Dann müsste auch Mastodon zahlreiches Leute einstellen und bezahlen, unter anderem für die Aufgabe, den extremistischen Unrat zu bereinigen.

      • 1ST1 sagt:

        Mastodon sehe ich sehr kritisch. Jeder kann einen Mastodon-Knoten aufsetzen und mit der Plattform verknüpfen, weil das Ding opensource ist. Das heißt auch, jeder, der so einen Knoten betreibt, ist Admin von so einem Mastodon-Knoten und kann den Code der Plattform manipulieren und beliebig Schindluder mit allen Benutzern und Beiträgen darauf treiben. Und wenn so ein Knoten abgeschaltet wird, sind alle Kanäle, die da daruf gespeichert waren, weg, vielleicht auch die Benutzer. Das halte ich jetzt nicht wirklich für ein tragbares Konzept für so eine Plattform. Ich hoffe, ich täusche mich mit dieser Einschätzung.

        • techstep sagt:

          Das Konzept nennt sich Föderation. Wie sieht es mit E-Mail aus, für dich auch kein tragfähiges Konzept ?

          • 1ST1 sagt:

            Gute Frage. Email ist halt technisch auch schon veraltet, vor allem weil das Thema Verschlüsselung nur wenig Beachtung findet und es auch noch keine wirklich universelle Lösung dafür gibt. Aber meine Emails hab ich lokal, da kann mir der Mailprovider wegbrechen, das ist egal.

          • T Sommer sagt:

            Der Vergleich hinkt aber, da eMail eine direkte Kommunikation zwischen mehreren Personen ist, der in der Regel nicht öffentlich zugänglich publiziert wird.
            Wie speichere ich den Tweets lokal? Kopieren ich die in Word? Kann man machen – geht bestimmt.

      • Ärgere das Böse! sagt:

        Aha.
        Ich habe gemeint, man müsse sich das Zeug selbst installieren.

        Aber das könnte man ja machen. Mastodon ist wunderbar dafür geeignet, nicht abgestellt werden zu können, ausser der Hoster stellt den Server ab, weil er nicht mit gewissen Kreisen unliebsamen Meinungs-Äusserungen in Zusammenhang gebracht werden will :-)

  3. 1ST1 sagt:

    Ein Tausendstel von dem, was Musk da gerade in den Sand setzt, würde meiner Familie über mehrere Generationen reichen, arbeitsfrei komfortabel zu leben, sofern die Inflation nicht steigt. Das sind die Dimensionen über die wir hier reden. Unfassbar, wie schnell Musk wohl Twitter innerhalb weniger Tage kaputtspielt. Aber ich denke, bei Twitter muss schon vorher viel im Argen gelegen haben, wenn das jetzt so abstürzt, völlig überbewertete Aktien! Gegebenenfalls könnte Musk sogar die vorherigen Eigner auf Schadensersatz verklagen.

  4. enrgy sagt:

    Meine Meinung ist zwar nicht gefragt, trotzdem kommentiere ich das Geschehen.

    Mir ist es völlig wumpe, was mit dem Kram passiert.

    Facebook, Twitter, TikTok, Whatsapp brauche ich nicht und werde es auch in Zukunft nicht nutzen. Wer mich kontaktieren will, kann anrufen , eine Mail oder SMS schreiben oder mich im real Life besuchen. Ich verspüre keinerlei Bedürfnis, Details meines Lebens mittels dieser
    Werkzeuge in die Öffentlichkeit zu tragen.
    Gnade der frühen Geburt sozusagen…

  5. Markus K sagt:

    bin gerade versucht einen short für twitter zu kaufen :)

  6. Gerold sagt:

    Vielleicht ist das die Lebensleistung von Elon Musk, Twitter an die Wand zu fahren.

    Oder das Gegenteil ist der Fall. Vor ein paar Tagen hat Volker Türk (ist der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte) gesagt Twitter sei ein Teil der globalen Kommunikationsrevolution. Wenn Twitter so wichtig ist, wird Elon Musk demnächst bei der UNO finanzielle Unterstützung beantragen?

  7. dette-54 sagt:

    Nachdem Elon Musk Twitter hoffentlich an die Wand gefahren hat, könnte er doch weiterziehen zu WhatsApp, Facebook oder gleich zu Meta und zusammen mit Mark Zuckerberg dieses ganze Zeug, das kein Mensch braucht, chrashen. Und zusammen dann bei TikTok aufschlagen.

  8. Tom sagt:

    Mir ist es jetzt egal, was bei Twitter abgeht. Ich bin dort beim Kurs von 40 Euro eingestiegen und hatte auf einen Kauf von Musk spekuliert und nachdem der Typ jetzt die Aktien für 54,20 US$ gekauft hat…. alles gut ;-)

  9. Günter Born sagt:

    Die New York Times hat die 2 Chaos-Wochen mit Elon Musk bei Twitter nachgezeichnet. Der Artikel hier erfordert eine Anmeldung (oder man ruft den Inkognito-Mode auf, und stoppt das Laden der Seite nach dem Aufruf).

  10. Thorky sagt:

    Die Muskete hat nicht einfach eine Ladehemmung, sie hat ihr Pulver offenkundig komplett verschossen. Bin gespannt, wie lange die "Manische Phase" anhält und ob noch jemand den Elon rechtzeitig wieder einfangen kann.

  11. Knusper sagt:

    Musk hat wohl nach seiner Kaufabsicht festgestellt, dass Twitter 2023 große Kredite zurückzahlen muss. Ich las von über 13 Milliarden, im Gegenzug standen recht überschaubare Einnahmen. Dann wollte er nicht mehr und wurde irgendwie gezwungen doch zu kaufen. Twitter hatte zuvor schon heftig Schlagseite. Dass jetzt auch höhere Mitarbeiter gehen, scheint das zu bestätigen.

    Dazu habe ich zwei Meinungen:
    – Diese Kostenlos-Mentalität verdirbt das ganze Internet. Nichts ist nur wertig, sondern alles was zählt, ist blöde Werbung.
    – Mir hat Twitter immer gefallen. Ich konnte ausgewählten Leuten folgen und deren (meist fachlichen) Inhalt lesen. Gute Lösung!

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