Krude Twitter Posts: Driftet Elon Musk in die rechte Ecke ab?

Was ist mit Elon Musk los? Am Wochenende hetzt er mit Coronavirus-Verschwörungstheorien gegen den US-Virologen Anthony Fauci. Weiterhin postet er unbelegte Behauptungen zu einem Ex-Mitarbeiter und macht sich über sexuelle Orientierungen anderer Menschen auf Twitter lustig. Kommt ein Anhänger der extremen Rechten zum Vorschein, der sich unter dem Mäntelchen "der Meinungsfreiheit" Twitter als Sprachrohr gekauft hat? Der Gedanke könnte einem schon kommen. Twitter scheint derweil auch wirtschaftlich im "freien Fall". Ergänzungen: Es müssen Kosten gespart werden, was weitere Verwerfungen verursacht. Mitte Januar 2023 könnte man in San Franzisko vielleicht einige Schnäppchen machen, wenn Küchenmobiliar etc. aus der Twitter-Zentrale versteigert wird. Inzwischen zerstört das Verhalten von Elon Musk auch den "Ruf von Tesla" in Deutschland.


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Seit der US-Milliardär Elon Musk die Plattform Twitter gekauft hat, ist er immer wieder für Negativ-Schlagzeilen gut. Während manche Zeitgenossen den "genialen Visionär und Unternehmer" in den Himmel loben (manches trifft ja auch zu), machen andere Menschen mit Musk ihre sehr speziellen Erfahrungen. Nach dem Kauf wurden ja zahlreiche Mitarbeiter bei Twitter entlassen, andere müssen sich zu einem extremen Arbeitspensum bekennen und mehr oder weniger als "Arbeitssklaven" bei diesem Arbeitgeber werkeln. Ich hatte in den am Beitragsende verlinkten Artikeln berichtet.

Könnte man noch als "spezielles Arbeitsklima" in den Firmen von Elon Musk abtun – wer da anheuert, weiß das.  Welche Probleme dies aufwirft, hatte ich im Beitrag Problembär Elon Musk? Tierschutz-Untersuchung bei Neuralink, Chaos in Grünheide, neue Twitter-Ideen aufgegriffen. Zum Problem wird Elon Musk aber einerseits durch diverse Entscheidungen bezüglich der Moderation von Inhalten auf Twitter sowie durch seine eigenen Tweets. So hat Musk bei Twitter die Moderation kritischer oder umstrittener Inhalte fast auf Null zurückgefahren, und gleichzeitig die Twitter-Konten von wegen Hassrede oder Verschwörungstheorien gebannter Personen, die oft als extrem Rechts bekannt sind, wieder freischalten lassen. Das könnte man als "politische Volklore in den USA" abtun, wenn diese Maßnahmen nicht negativ in das Leben vieler Menschen eingreifen würde. Aufgestachelter Hass führt nicht selten im realen Leben zu Übergriffen auf solche Personen.

EU-Kommissar Breton drohte Musk Anfang Dezember 2022 erneut mit dem Lizenzentzug von Twitter innerhalb der europäischen Union, wenn der Dienst seine gesetzlichen Pflichten zur Inhaltsmoderation nicht nachkomme (siehe z.B. diesen Artikel).

Neue, unschöne Ausfälle

Zum Wochenende gab es dann einige unschöne Ausfälle von Elon Musk auf Twitter und einen nicht so positiven Auftritt von Herrn Mus in einer Show eines Komikers. Fangen wir mit letzterem an. Elon Musk war im Chase Center in San Francisco Gast auf der Bühne des US-Comedians Dave Chappelle. Warum er dort auftreten wollte oder musste, ist mir unbekannt. Aber Herr Musk musste die bittere Erfahrung machen, dass er minutenlang vom Publikum ausgebuht wurde – möglicherweise etwas verstörend für den US-Milliardär, der vermutlich auf Bewunderung hoffte.

Musk über Yoel Roth

Ein Teil der Missfallensbekundungen könnten mit obigem Tweet vom Samstag (10. Dez. 2022) zu tun haben. Dort führt er einen Ausriss der Promotionsarbeit von Yoel Roth auf und schreibt "Es sieht so aus, als würde Yoel in seiner Doktorarbeit dafür plädieren, Kindern den Zugang zu Internetdiensten für Erwachsene zu ermöglichen". Ist durch die Blume der Vorwurf, dass Yoel Roth sich für den Zugang von Kindern zu Pornoinhalten stark macht. Dazu muss man wissen, dass Yoel Roth der ehemalige Trust-and-Safety-Chef bei Twitter war, der selbst gekündigt hatte (siehe Twitter im Crash-Modus; Musk schließt Pleite in 2023 nicht aus). Bis zur Kündigung förderte Musk Yoel Roth, seit dessen Kündigung versuht er ihm über Twitter mit diversen Nachrichten ans Bein zu pinkeln. Bestenfalls wäre es schlechter Stil, und im übelsten Fall Rufmord und Verleumdung. Bloomberg widmet sich hier diesem Thema.

 


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Der nächste Ausraster kam, als Musk Anthony Fauci, den für die Coronavirus-Pandemie verantwortlichen US-Virologen, in obigem Tweet mit der Aussage (übersetzt) "Meine Pronomen sind: Stellt ihn vor Gericht/Fauci" angriff. Der Tweet hat gleich zwei kritische Komponenten. Einmal die Forderung, Fauci vor Gericht zu stellen – was in Folge-Tweets begeisterte Antworten von Anhängern der MAGA- (Make America great again) und Far Right-Szene auslöst. Das Zweite ist die Anspielung auf die LGBTQIA+-Community durch das Abstellen auf das Pronomen und indirekte Verächtlichmachung dieses Personenkreises.

Als der ehemalig US-Astronaut und US-Senator Scott Kelly in einem Antwort-Tweet Musk bat, sich zu mäßigen und sich nicht weiter über eine marginalisierte Minderheit zu lustig zu machen, legte Musk nach. Er schwurbelt, dass Fauci den US-Kongress bei einer Anhörung belogen und einen Forschungsbereich gefördert habe, der Millionen Menschen tötete. Beide Thesen sind meines Wissens unbelegt und in den Bereich der Verschwörungstheorien einzusortieren.

Und zum Thema LGBTQIA+-Community meint er, dass "Anderen seine Pronomen aufzuzwingen, auch wenn sie nicht darum gebeten haben" nichts Gutes sei. Und schob nach "Entweder wird der Woke Gehirn-Virus besiegt oder alles andere ist unwichtig". Das ist natürlich starker Tobak und geht in einer pluralistischen Gesellschaft gar nicht – und recht nicht für den Chef einer Plattform wie Twitter, wenn dieser will, dass die Plattform noch ernst genommen werden soll.

Musk behauptet zwar von sich selbst politisch weder links noch rechts orientiert zu sein. Aber die obigen Tweets bedienen Narrative der Ultrarechten (Far Rights) in den USA. The Atlantic spricht es in diesem Artikel aus, wie US-Medien Musk inzwischen wahrnehmen: Als Vertreter Ultra-Rechter Thesen und "Rechtsaußen-Aktivisten". Ob das zutrifft, oder ob Musk nur die Aufmerksamkeitsökonomie bedienen will, um Twitter-Nutzer zu bekommen, werden wir in einigen Monaten wissen.

Musk als Brandstifter

Was aber jetzt bereits feststeht, Musk betätigt sich als Spalter und Brandstifter, der seine Reichweite mit 121 Millionen Followern missbraucht. Der Twitter-Chef könnte mit seinen Tweets sowie den Entscheidungen zum Abbau der Moderationsteams bei Twitter zum Protagonisten einer neuen Hasswelle werden. Spiegel Online hat es in diesem Artikel angesprochen: Die Aussagen Musks werden Menschen dazu animieren, auch offline gegen Minderheiten vorzugehen. Spiegel Online weist explizit auf Auswüchse in Afrika gegen Mitglieder der LGBTQIA+-Community hin.

In diesem Artikel wurde bereits berichtet, dass Yoel Roth, der Ex-Chef für die Inhaltemoderation bei Twitter, sein Haus wegen Drohungen im Umfeld der "Twitter-Files" verlassen musste. Die Twitter-Files sind eine von Elon Musk losgetretene Diskussion um die Frage, ob Twitter die Reichweite bestimmter Tweets begrenzt habe. Es ging auch um den Sohn von US-Präsident Biden, der vor Jahren bestimmte Geschäftsbeziehungen mit der Ukraine unterhielt. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, wurde das Thema "Hunter Biden" in den USA juristisch als "zu dünn" nicht weiter verfolgt. Aber Yoel Roth war in seiner Funktion in bestimmte Entscheidungen, unter anderem den Bann bestimmter Veröffentlichungen rund um die Twitter Files, den Bann von Ex-US-Präsident Donald Trump und weiterer Personen eingebunden. Dass jetzt Drohungen gegen Yoel Roth dazu führen, dass er sich verstecken muss, sind einem demokratischen Land unwürdig. Und wenn Musk sich dann noch auf Twitter mit unbelegten Behauptungen gegen Yoel Roth (siehe oben) exponiert, legt er sich mit dem Pöbel und Abschaum ins Bett. Geht gar nicht.

Die letzte Meldung besagt, dass Musk das Trust & Safety Council, welches eigentlich für Entscheidungen beim Umgang mit Hass, Kindesmissbrauch und Selbstverletzungen eine externe Perspektive beisteuern sollte, abrupt aufgelöst habe. AP berichtet hier über diesen Schritt – ein deutschsprachiger Beitrag ist hier zu finden. Schätze, es ist langsam an der Zeit, Musk bei Twitter zu stoppen. An dieser Stelle setze ich darauf, dass die EU-Kommission das bei Twitter mit Bußgeldern oder einer Plattformsperre regelt.

Twitter im Abwind

Lässt man die gesamte obige Betrachtungsweise mal weg, verstehe ich Musk auch aus unternehmerischer Sicht nicht. In meinen Blog-Beiträgen (z.B. Twitter im Crash-Modus; Musk schließt Pleite in 2023 nicht aus) hatte ich ja darauf hingewiesen, dass die Plattform Twitter auf Einnahmen von Werbekunden angewiesen ist, um zu überleben. Genau diese Werbekunden haben sich aber auf Grund des mittlerweile toxischen Umfelds von der Plattform zurückgezogen. Mit den obigen Ausfällen verbrennt Musk in meinen Augen die Plattform Twitter auf lange Zeit für seriöse Unternehmen.

Das Wallstreet Journal (WSJ) hat sich auch mal der Frage angenommen, wie die Plattform genutzt wird. Musk tweetet ja, dass die Dinge auf einem guten Weg seien und die Plattform kräftig wachse – das bisschen mit den Werbeeinnahmen bekomme man auch noch gewuppt. Einem WSJ-Artikel von Anfang Dezember zufolge bietet Twitter seine Anzeigen in diesem Monat im Wesentlichen zum halben Preis an und bietet Werbetreibenden, die mindestens 500.000 US-Dollar an zusätzlichen Ausgaben buchen, bis zu 1 Million US-Dollar Werbevolumen. Bei den Meta Plattformen sanken die Anzeigenpreise im letzten Quartal um 18 % gegenüber dem Vorjahr.

Das WSJ zitiert die New York Times, dass die Zahl der Werbekunden bei Twitter im Oktober im Vergleich zum Mai 2022 um fast 42 % gesunken ist. Die Daten von Similarweb zeichnen ein noch schlechteres Bild: Die Aktivitäten, die der Twitters Ad Manager (der speziell für die Erstellung und Überwachung von Werbekampagnen gedacht ist) ausgibt, gingen im Oktober gegenüber dem Vorjahr um fast 74 % zurück. Im November 2022 fielen die Twitter-Besuche auf derselben Basis um 85 % – das ist der größte Rückgang des Anzeigenverkehrs seit dem Eigentümerwechsel von Twitter.

Twitter auf Similarweb
Twitter Benutzeraktivitäten auf Similarweb

Besorgniserregend ist laut WSJ, dass selbst die aggressiven Anreize von Twitter in Bezug auf Werbung nicht helfen könnten. Die neuesten Daten von Similarweb zeigten, so das WSJ, dass in den ersten Tagen des Dezembers 2022 der Traffic auf der Domain des Anzeigenmanagers der Plattform weiter zurückgegangen sei. Kritisch ist, dass das Traffic-Volumen inzwischen so gering ist, dass es nicht einmal den Schwellenwert erreicht, den das Unternehmen für die Verfolgung und Messung benötigt.

Und als wäre das alles noch nicht genug, hat Elon Musk bei seinen Aktivitäten gegen Bots, die auf Twitter aktiv sind und die Plattform spammen, wohl auch verpfuscht. Der Platformer berichtet in diesem Artikel, dass Twitter am Montag den Datenverkehr von etwa 30 Mobilfunkanbietern auf der ganzen Welt blockierte. Damit wurde der Zugang von Hunderttausenden Twitter-Konten, vor allem im asiatisch-pazifischen Raum, einschließlich großer Teile Russlands, Indonesiens, Indiens und Malaysias blockiert.

Das war Teil des Versuchs von Elon Musk, Twitter von Spam zu befreien. Doch das war wohl dilettantisch organisiert, denn anstatt einzelne Konten zu entfernen (dafür fehlen inzwischen die personellen Ressourcen), ermittelte Twitter Mobilfunknetze, die mit großen Spam-Netzwerken in bestimmten Ländern in Verbindung stehen. Die Blockierung sperrte aber Nutzer, die diese Mobilfunknetze verwenden, aus. Personen, die auf den Empfang von SMS-Nachrichten von Twitter wegen einer Zwei-Faktor-Authentifizierung angewiesen waren, konnten sich nicht mehr anmelden.

Legitime Nutzer wurden also von der Plattform ausgesperrt und entsprechen groß war das Beschwerdeaufkommen. Die Sperre der Mobilfunkanbieter wurde dann schnell wieder aufgehoben und Twitter-Verantwortliche schützten "technische Probleme vor". Die Episode zeigt die Konfusion, die aktuell bei Twitter und seiner Belegschaft herrscht und wie sich der Management-Stil by Elon Musk auf das Unternehmen auswirkt. Der Artikel des Platformer ist ganz lesenswert und endet mit der Message, dass es an der Zeit sei, Twitter hinter sich zu lassen. In diesem Spiegel Artikel argumentieren LGBTQIA+-Aktivisten aus Afrika, dass es dazu zu früh sei – denn die Plattform ermögliche sich international zu vernetzen.

Insgesamt eine schwierige Entscheidung, die jeder individuell treffen muss.  Ich selbst baue meine Aktivitäten bei Mastodon aus und fahre Twitter herunter, benutze es aber noch, um meine Follower über Beiträge zu informieren und beziehe die Plattform bei bestimmten Recherchen mit ein. Möglicherweise wird den Restnutzern aber die Entscheidung irgendwann abgenommen, wenn Twitter technisch kollabiert oder in der EU schlicht gesperrt wird. Es bleibt spannend, aber auch kontrovers – Twitter als Hort der Meinungsfreiheit, wie von Musk mal verkündet, kann ich allerdings nicht mehr wirklich erkennen.

Aktuell ist auch nicht zu erkennen, dass jemand aus dem Umfeld der Finanziers Elon Musk einfängt, denn sein Verhalten ist hochgradig geschäftsschädigend. Die US-Börsenaufsicht hatte Musk ja schon mal ein "Twitter-Verbot" zu bestimmten Themen, die den Börsenkurs verbundener Unternehmen beeinflussen, erteilt und die verbundenen Unternehmen abgemahnt. Mal schauen, wie das weiter geht – noch haben wir in 2022 ein paar Tage Zeit, bis das Jahr um ist.

Ergänzungen: Laut Spiegel Online hat Twitter die deutsche Pressestelle aufgelöst, um Kosten zu sparen. Aktuell laufen wohl Prozesse vor deutschen Arbeitsgerichten um die Rechtmäßigkeit der Kündigungen.

Und diesem Bericht nach soll Twitter seit Wochen keine Miete mehr zahlen. Des weiteren wird die Einbehaltung von Abfindungen geprüft. Es heißt auch, dass Musk keine Geschäftsreisen mehr zahlt, die vor seiner Übernahme genehmigt wurden. Es müssen Kosten gespart werden, wo es nur geht – nachvollziehbar.

Das alles (speziell bei Mietrückständen) kenne ich so nur, wenn ein Unternehmen auf dem Weg in ein Insolvenzverfahren ist (durfte so etwas beim Arbeitgeber meiner Frau erleben, wo sie für die Insolvenzverwalterin die Abwicklung bis zur Geschäftsauflösung erledigte – in USA müsste man m.W. unter Chapter 11 flüchten). Mal sehen, was 2023 passiert. Mitte Januar 2023 ist eine Versteigerung von Mobiliar, Elektronik und Küchengeräten aus der Twitter-Zentrale angesetzt. Das "Buch" zu Twitter ist also noch nicht geschlossen.

Inzwischen zerstört das Verhalten von Elon Musk auch den "Ruf von Tesla" in Deutschland. Der Tagesspiegel schreibt hier (Paywall), dass das Verhalten von Musk und seiner Polarisierung der Marke Tesla richtig weh tue und für den Autobauer zum Problem werde. Spiegel Online schreibt zum 14.11.2022 (Paywall) ebenfalls, dass Tesla inzwischen bei den Deutschen in den Symphatie-, aber auch in den Qualitätswerten, ein "verheerendes Bild hinterlasse". Tesla lande abgeschlagen auf dem letzten Platz hinter VW, BMW, Opel und anderen Autoherstellern.

Dummerweise habe ich keine Primärquelle von Dez. 2022 für diese Aussagen gefunden (Berichte über sinkende Qualität rangieren von Sommer 2022) – das Ganze sollte daher mit Vorsicht betrachtet werden. Aber für mich ist vorstellbar, dass die Sympathie-Werte für die Marke Tesla durch das Verhalten Musks inzwischen sinken.

Zudem verlinke ich dieses Statement von Twitter-Gründer Jack Dorsey, wo sich dieser zur Problematik der Moderation äußert und ankündigt, eine Million US-Dollar für Signal als Messenger bereitzustellen.

Ergänzungen 2: Inzwischen ist das Urteil des Landgerichts Frankfurt in Sachen Löschen rechtswidriger Nachrichten gegen Twitter ergangen (siehe Anwalt Jun: LG-Frankfurt urteilt, dass Twitter rechtswidrige Beiträge entfernen muss). Das Gericht gab den Klägern in weiten (nicht allen) Teilen Recht – das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Keine Ahnung, wie populär die Newsletter-Plattform Revue ist. Die war 2021 von Twitter gekauft worden, wird in 2023 geschlossen, die Inhalte werden gelöscht, wie Engadget hier berichtet.

In einem Bericht (Paywall) zeichnet Bloomberg die Übernahme von Twitter durch Musk an Hand von Interviews mit einem Dutzend früherer Musk-Mitarbeiter nach. Bei Twitter spiele sich ein Shakespeare'sches Psychodrama ab. Musk führe seine neueste Akquisition so, wie er auch den Rest seines Imperiums führt: impulsiv, unberechenbar, rachsüchtig und lautstark. Scheinbar ist es bereits bei den ersten Begegnungen mit Werbekunden nicht gut gelaufen (die wollten sofort wissen, ob Musk auch Donald Trump auf Twitter zurück bringe". Das Fazit des Artikels lautet "So muss wirklich nicht so sein".

Weitere Berichte (hier und hier) skizzieren das nächste Problem für Twitter. Musk will Positionsdaten der Nutzer erfassen und an Dritte verkaufen. Zudem sollen die Nutzer zwangsweise personalisierte Anzeigen zu sehen bekommen, ohne die Zustimmung zu verweigern (die Leute werden also getrackt). Das kollidiert also mit den DSGVO/GDPR-Vorgaben der Europäischen Union und wird dort Sanktionen zur Folge haben. Im dümmsten Fall sperrt sich Musk von einem Markt mit über 400 Millionen potentieller Kunden aus. Passt zum Psychogramm, welches Bloomberg im Artikel, den ich im vorherigen Absatz verlinkt habe, gezeichnet hat.

Ach ja, es wird in den Kommentaren ja die Meinungsfreiheit, die Musk mit Twitter hochhält, verteidigt. Da passt es in meinen Augen ganz gut, dass Musk (laut den Quellen hier, hier, hier und hier) Benutzerkonten sperren ließ, die die Bewegungsdaten von Jets veröffentlichen. Dazu gehört auch ein Konto, welches die Flüge von Eleon Musk in seinem Privatflugzeug dokumentiert. Könnte man aus Sicherheitsgründen tolerieren – wenn es exakte Live-Bewegungsdaten sein sollten – eine Verzögerung von einer Stunde würde da wohl helfen. Wie passt es aber dazu, dass Musk Positionsdaten seiner Twitter-Nutzer erheben und verkaufen will, das aber bei seinem Flugzeug unterbindet? Fragen über Fragen.

Ergänzung 3:  Auch wenn hier in den Kommentaren recht kontrovers diskutiert wird – das Management by Elon Musk läuft wohl gehörig schief und die Investoren bei Tesla werden nervös. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat diesen Beitrag zum Thema publiziert. Und die Kollegen von Golem machen sich in diesem Beitrag Gedanken um die Art der "Freien Meinungsäußerung", wie Elon Musk sie versteht: Regeln nach Belieben ändern, und Meinung unterdrücken, wenn sie sich gegen Musk richtet (betrifft auch die Veröffentlichung der öffentlich verfügbaren Flugdaten von Musks Jet auf Twitter).

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38 Antworten zu Krude Twitter Posts: Driftet Elon Musk in die rechte Ecke ab?

  1. Daniel sagt:

    Man kann nur mutmaßen was da im Kopf von Elon Musk vorgeht. Auf jeden Fall erscheint es nicht im positiven Licht. Jeder darf und soll seine Meinung haben, die Meinungsäußerung hört aber bei Beleidigungen auf. Die Arbeitsbedingungen die Milliardäre zu ihrem Nutzen auf das Niveau der industriellen Revolution zurückdrehen wollen sind ein anderes Thema, aber das zeigt er dass seine Mitarbeiter nur als Humankapital nicht mehr als Menschen sieht.

  2. riedenthied sagt:

    Unser täglich Elon Musk Bashing gib uns auch heute wieder.

  3. Anonymous sagt:

    Was ist dieses Elon Musk, kenn ich das gar nicht ;)

  4. Steter Tropfen sagt:

    Vielleicht ist mein Englisch nicht gut genug, aber so ganz verstehe ich die Aufregung nicht. Musk stänkert gegen das Gendern und der Spiegel wirft ihm vor, damit in Afrika den Hass auf Schwule und Lesben (Verzeichung, es heißt momentan also „LGBTQIA+" – mein letzter Stand war noch „LGBTQ*" ) anzustacheln. Klingt für mich nach typischer Überreaktion der politisch superkorrekten Generation Schneeflocke.
    Man muss auch mal das Geschwätz eines Rüpels ertragen können, ohne gleich in Hysterie auszubrechen. Wenn ich mir vorstelle, Herbert Wehner oder Franz Joseph Strauß hätten ihre Ausfälligkeiten bei Twitter auf die Goldwaage legen müssen…

    • Daniel sagt:

      Einen wie Herbert Wehner den bräuchten wir mal wieder im Parlament den Stinkstiefel der SPD. Aber der hat gesagt was er gedacht hat, ok seine Wortwahl war nicht politisch korrekt aber er hatte noch seine Wähler im Sinn dabei.

    • Günter Born sagt:

      Das Geschwätz des "Rüpels" endet da, wo es a) um sehr persönliche Verunglimpfungen geht (zu Roth ist dies der Fall) und wo es Offline zu Bedrohungen führt (ist, soweit es keine Fake-Meldung ist, bei Noel Roth ebenfalls der Fall, der wegen persönlicher Bedrohungen aus seiner Wohnung flüchten musste – einfach, weil er mal bei Twitter für Moderation tätig war und Musk jetzt irgendwelche persönlichen Geschichten in Bezug auf Roth öffentlich per Twitter befeuert). Auch Trump und der Sturm auf's Kapitol war ja in den Augen einiger Leute nichts – hat nur eine Reihe Tote gegeben.

      Wenn ein Unternehmenslenker mit 160 Mio. Followern so was raus haut, muss man in meinen Augen – speziell bei der aufgeladenen Atmosphäre der Online-Medien – schon mal genauer hinschauen.

      Und zu Wehner oder Strauß: a) war es eine andere Zeit, und b) richtete sich dies in der Regel auf den politischen Gegner oder die Presse – wobei dort auch irgendwann ein Korrektiv eingegriffen hat – zumindest wenn ich gelegentlich historische Berichte so lese. Das scheint mir aktuell bei sozialen Medien und speziell bei Musk nicht der Fall zu sein. Einfach mal ein wenig nach Richard Gutjahr, Renate Kühnast oder Reiner Winkler (Drachenlord) recherchieren – und das scheint nur ein laues Lüftchen gegen das zu sein, was sich in den USA zusammen brauen könnte (zumindest wenn ich so manche Tweets lese, die durch Musk getriggert und hochgeschaukelt wurden). Aber ich mag mich täuschen (bzw. ich hoffe, dass ich mich täusche und wir nicht in einigen Wochen Tote durch eine "Häufchen aufrechte Twitter-Nutzer" zu beklagen haben).

      • Steter Tropfen sagt:

        160 Millionen Anhänger? Solche Zahlen sind doch inflationär, wisch&weg-Follower werden da mitgezählt. Dazu all die Kritiker, die ihn bloß im Auge behalten wollen.
        Warum ist zu befürchten, dass es hetzerische Pubikationen schaffen, Leute zu Randalen aufzustacheln? Wo es doch keinem wohlmeinenden Prediger gelingen will, mit seinen Aufrufen ähnlich viel Gutes anzustiften.

        Der Knackpunkt ist: Offenbar hat sich, ignoriert von Politik und Establishment, weltweit ein Grundstock dumpfer, gelangweilter und gewaltbereiter Frustrierter angesammelt, die sich bereitwillig instrumentalisieren lassen. Offenbar wurde die humanistische Bildung zu lange zugunsten marktorientierter „Skills" und Tittytainment vernachlässigt (dumme Konsumenten sind ja so bequem) und offenbar erwarten zu viele nichts mehr vom bestehenden Gemeinwesen, sondern bereiten hasserfüllt ihre Weltrevolution vor.
        Es wäre höchste Zeit, zu schauen, wie man dieses gefährliche Substrat entschärft.

        Wenn die Lage jetzt so brenzlig geworden ist, dass jedes idiotische Posting Krawalle auslösen könnte, hilft es jedenfalls nichts, bloß empört auf einzelne besonders lautstarke Zündler zu zeigen: Von der Sorte stehen einfach zu viele mit der Streichholzschachtel bereit.

        • Windowsnutzer1969 sagt:

          Dazu gäbe es noch sehr viel zu schreiben …

          Die ganze Diskussion zeigt doch nur wieder erneut und zum zigten Mal, wie sich immer mehr die Fronten – und zwar auf beiden Seiten (!) – verhärten. Die USA sind uns ja meist zwei bis drei Jahre voraus und dann haben wir hier oft auch DAS, was dort schon lange "Normalität" ist. Das wird also noch sehr lustig werden … Je mehr von den "Guten" und dem "Zusammenführen" die Rede ist, umso mehr fühlen sich die (angeblich ja alle) "Schlechten" und die angeblichen "Spalter" nun mal in die Ecke gedrängt – und fangen sich halt an zu wehren. Jede Seite versucht für sich die Meinungshoheit zu erreichen. Was aber leider so niemals möglich sein wird, da das Web eben kein Parlament ist, in dem am Ende der Debatte dann allgemeingültig abgestimmt wird. Egal, wie man es auch wendet, im Web wird es niemals Ruhe geben, da es eben letztendlich nicht so lenkbar ist, dass jeder letztendlich verbindlich (!) zufrieden gestellt werden kann. Jede "Gruppe" wird immer einen Weg finden, sich wieder Gehör zu verschaffen. In der Folge werden somit auch von keiner Seite "Verbesserungen" o. ä. erreicht werden. Das einzige Ergebnis wird sein, dass die Gräben tiefer werden und die Fronten sich weiter verhärten und die Radikalität auf beiden Seiten zunimmt. Das Internet ist längst nicht mehr als Bereicherung anzusehen (finde ich jedenfalls) sondern viel eher als eine sehr große, reale Bedrohung, die letztendlich dazu führen könnte, dass wir uns damit selbst auslöschen … Einfach weil eine demokratische, gütige und zusammenführende "Kontrolle" niemals möglich sein wird. Und falls doch, wird dieses Konstrukt dann mit dem ursprünglichen Internet (>> Freiheitsgedanke usw.) nicht mal mehr im Ansatz etwas zu tun haben. Man kann es wohl drehen und wenden wie man mag, dieses ganze Ding, Namens Internet, IT und Digitalisierung, ist längst so aus dem Ruder gelaufen, dass es nicht mehr einzufangen sein wird. Der Herr Musk und sein Twitter ist da nur ein kleiner Baustein davon …

        • Knusper sagt:

          "Warum ist zu befürchten, dass es hetzerische Pubikationen schaffen, Leute zu Randalen aufzustacheln? Wo es doch keinem wohlmeinenden Prediger gelingen will, mit seinen Aufrufen ähnlich viel Gutes anzustiften."

          Ja, das deutet leider auch sehr auf die vorhandenen / bzw. nicht vorhandenen Zielgruppen.

  5. janil sagt:

    Was er gegen Fauci und Roth abgelassen hat, ist unter aller Sau. Wobei die dann auch wieder beleidigt ist…

  6. 1ST1 sagt:

    Wen interessiert schon der Schweizer Nachrichtendienst, Twitter, Musk, afrikanische Fachkräfte, schade, der Blog schweift immer weiter ab von dem was ich hier sonst so schätze. Übrigens, neuer Firefox 108 und ESR, kritisches Citrix ADC/Gateway-Update mit Remotecode-Ausführung ohne Anmeldung. Aber gut, hab ich auch so mit bekommen.

    • Günter Born sagt:

      Zu Firefox 108: Bis zu meiner letzten Nachschau gab es keine Release Notes – war also nichts substantielles, was ich berichten konnte. Zu Citrix ADC/Gateway – da muss ich recherchieren – gibt auch noch ein Leben abseits des Blogs mit diversen Verpflichtungen und Terminen.

      Zum Rest: Schweizer Leser interessieren sich da durchaus schon mal für so was – und Twitter/Musk hat auch eine gewisse Berechtigung, wenn man auch drüber diskutieren kann. Ich schaue mir a la long die Zahlen an und entscheide irgendwann, ob die Themen Relevanz haben oder mir persönlich wichtig sind.

  7. Bernhard sagt:

    Das von der linken Echokammer befreite, neue Twitter, mag jene abschrecken, die zu tief darin verankert waren ;-)
    Ganz unter dem Motto, wenn Fakten schmerzen :-)

    • Günter Born sagt:

      Also, in Bezug auf obige Tweets, ist das mit deinen "Fakten" aber schon abenteuerlich – sorry, da helfen auch keine Smileys. Ich persönlich wünsche niemanden, dass er in den Fokus eines Twitter-Mobs gerät – und das ist bei Fauci oder Roth der Fall.

  8. Bernd B. sagt:

    Na, da will ich doch meinen Teil beitragen und einen Hinweis darauf geben, wie viel seriöser das alte Twitter der Guten™ und Rechtschaffenen™ doch war:
    *ttps://twitter.com/AvidHalaby/status/1602127460677844993 (im letzten Tweet des Threads ist das Originaldokument verlinkt)

  9. branco sagt:

    " Weiterhin postet er unbelegte Behauptungen zu einem Ex-Mitarbeiter" das haben sie im Artikel doch selbst widerlegt.Nicht bemerkt?

    Habe sie(wie die Presse)auch nicht mitbekommen das Musk sofort Kinderp. gelöscht hat, was die alte twitter Mannschaft Jahrelang nicht geschaft hat und das obwohl sie ja noch paar tausend mehr waren?

  10. ich sagt:

    @Günter
    Ich kauf dir das T ab und verkauf dir dafür ein D für die Überschrift. ;)

      • chris sagt:

        …also ganz ehrlich – habe mich heute auch gefragt, was Triften ist! lustigerweise habe ich den begriff mal nachgeschaut und es gibt dafür eine erklärung/definition für TRIFTEN:

        Aus dem Englischen übersetzt-Holztransport ist ein Mittel, um Holzstämme von einem Wald zu Sägewerken und Zellstofffabriken stromabwärts unter Verwendung der Strömung eines Flusses zu transportieren. Es war die Haupttransportmethode der frühen Holzindustrie in Europa und Nordamerika"

        vielleicht wurde dieser begriff auch "eingedeutscht" auf DRIFTEN oder abdriften???

        lange rede – "stromabwärts" trifft es ja eigentlich auch ganz genau!

        ;-)))

  11. Tim B. sagt:

    Ich tippe auf eine Mischung aus Rache aufgrund von verletztem Stolz (ist ja reichster und erfolgreichster Typ des Universums) und Kalkül wegen medialer Aufregung/kostenloser Werbung. Und die Kifferei führt auch zu nix.

  12. Vergert sagt:

    " Er schwurbelt, dass Fauci den US-Kongress bei einer Anhörung belogen und einen Forschungsbereich gefördert habe, der Millionen Menschen tötete."

    Herr Born, beide Punkte sind keine "Schwurbelei". Punkt 1 ist bewiesen (https://www.congress.gov/117/meeting/house/114270/documents/HHRG-117-GO24-20211201-SD004.pdf), Punkt 2 ist abhängig der von China vertuschten, aber hoffentlich festzustellenden Ursachen des plötzlichen Aufkommens des Virus. Dass Fauci Gain of function in China forciert hatte, steht außer Frage. In Amerika durfte er das nicht. Jetzt muss nur noch nachgewiesen werden, dass der C-Virus aus eben diesen Gof-Versuchen resultiert (hoffentlich fahrlässig und nicht vorsätzlich…). Sollte das trotz der chinesischen Gegenwehr möglich sein, ist der zweite Punkt ebenfalls bewiesen. Auch Fauci und Drosten versuchten jegliche Ermittlungen und Diskussionen dieser Erklärungsvarinten zu verhindern und die entsprechenden Personen "non grata" erklären zu lassen und Soziale Medien wie Twitter in der Pre-Musk-Phase zensierten gnadenlos jegliche Diskussion zu diesem Thema. Die Zeiten der Bevormundung und Meinungsunterdrückung sind vorbei. Zumindest auf Twitter. Zukünftig werden dort keine einseitigen Bewertungen und Prognosen mehr widerspruchsfrei veröffentlicht werden können. Weniger Monolog, mehr Dialog.

    Eine Nachfrage noch: Wie positionieren Sie sich zum Thema Zugang Minderjähriger zu Hardcorepornografie?

    • Vergert sagt:

      Eine Ergänzung noch:
      Ich heiße nicht alles gut, was Musk äußert, aber in vielen und sehr bedeutsamen Punkten stimmte ich mit ihm überein. Darunter fällt auch die Kritik an der bisherigen ideologisch bedingte einseitigen Meinungszensur auf Twitter.
      Ich bin der Meinung, solange man sich nicht beleidigend oder drohend äußert, sollte jede Löschung eines Beitrags und jede Löschung eines Profils individuell begründet werden. Zumindest in Deutschland kann man rechtlich vorgehen gegen diese Meinungsdiktatur. Hier gilt eben nicht das Hausrecht, die schiere Größe der Anbieter verpflichtet sie zur Beachtung der eigentlich dem Staat adressierten Grundrechten wie Meinungsfreiheit. Rechtsanwalt Steinhöfel hat mehrere erfolgreiche Verfahren gegen Facebook und andere Dienste vorzuweisen, die zur Wiederherstellung von Beiträgen und Profilen verpflichtet worden sind.

    • Günter Born sagt:

      Zum lezten Satz: Netter Versuch eines Framing – aber ich habe keine Veranlassung, da irgend eine Positionierung vornehmen zu müssen. Daher ein kleiner Hinweis: Die Frage ist im deutschen Jugendschutzgesetz sowie im STGB geregelt.

      • Vergers sagt:

        Ich gehe davon aus, dass Musk (unwissentlich, da er das deutsche Strafrecht nicht kennt) die deutschen Regelungen befürwortet mit seiner latenten Kritik an liberaleren Überlegungen des Herrn, den er kritisiert hat. Ist die Befürwortung der aus den Strafnormen ableitbaren Verboten hinsichtlich des thematisierten Pornographiezuganges Minderjähriger eine (rechts)extremistische Ansicht?

  13. nonam sagt:

    dass eine große Verantwortung das untrennbare Ergebnis einer großen Macht ist
    Comité de Salut Public 1793

    Der Besitz einer großen Macht bedeutet zwangsläufig eine große Verantwortung
    William Lamb (britische Parlamentsabgeordnete) 1817

    Wo große Macht ist, ist auch große Verantwortung
    Winston Churchill 1906

    … uralt, aber etwas, was viele Politiker, Influencer, Witschaftsbosse, Medien, … und sonstige Menschen des öffentlichen Lebens zu gerne vergessen …

  14. Andreas K. sagt:

    …und diese ganzen Diskussionen um LGBT* (man weiß ja schon gar nicht mehr in welcher Reihenfolge die Buchstaben bei dem gemeinten stehen müssen), Trump, Putin, Ossi, Wessi usw. dienen nur dazu, das Volk gegeneinander aufzuwiegeln und von der Tatsache abzulenken, daß eigentlich die Leistungslosen da oben sitzen, sich mit Steuergeld das Leben vergolden, während die "Unterschicht" sich zum Drittjob begibt oder Rentner (Erfahrung aus der Familie) sich um Nebeneinkommen bemühen müssen, trotz 45 Arbeitsjahren.
    Die Frage ist, WO Toleranz oder Verständnis mehr angebracht ist. Diese Heuchelei heutzutage…

    • Windowsnutzer1969 sagt:

      Das "Schöne" an der ganzen Sache ist inzwischen allerdings, dass immer mehr Menschen dies zum Glück merken, durchschauen und sich dies auch immer weniger gefallen lassen. Die Frage ist trotzdem, wer am Ende als "Gewinner" dastehen wird. Vor allem WIE "gewonnen" wurde und natürlich auch wie sich die Gesamt-Schadensbilanz dann darstellt.

      Geld und (damit fremdfinanzierte) Macht, hat halt leider so gut wie immer negativ gewonnen … Musk ist zumindest nur indirekt fremdfinanziert und muss mit seinem eigenen Vermögen (und seinem Kopf) für seine selbst verursachten Eskapaden haften … DAS ist in diesem Fall zumindest mal etwas beruhigend.

      • Bernd B. sagt:

        "immer mehr Menschen dies zum Glück merken, durchschauen und sich dies auch immer weniger gefallen lassen"

        Ausweislich der Wahlumfragen und der tatsächlichen Wahlergebnisse ist das wohl eher eine 'gefühlte Wahrheit'.
        Es mag da in Ihrer Wahrnehmung (oder Darstellung) einen Projektionseffekt* geben.

        * "Was soll das denn sein?" Exemplarisch seien Grüne in Irland erwähnt, die ihr Wahlergebnis laut ÖRR "sensationell verdoppelten!" (IIRC von <<5% auf << 10%)

        • Windowsnutzer1969 sagt:

          Ja, aber trotzdem auch "nur" auf ganze 10 % … Und wichtig ist auch immer der Anteil der Nichtwähler (die die Politiker ja so gerne außen vor lassen …) um überhaupt eine Legitimierung errechnen zu können. Wenn – wie bei uns in letzter Zeit – bei manchen Wahlen fast 40 % überhaupt nicht mehr zur Wahl gehen, dann kann von einer vollumfänglichen Legitimierung eigentlich schon nicht mehr gesprochen werden, wie ich finde. Auch bei uns z. B. haben die Grünen bei der letzten BT-Wahl nur rund 15 % geholt – sie stellen damit mit Sicherheit eben keine Mehrheitsmeinung dar – spielen sich aber generell so auf als ob …

          Außerdem: Steter Tropfen höhlt den Stein … ;-) Es werden mehr – langsam, aber sicher … Ich selbst gehöre auch dazu. Hat lange Jahre gedauert, bis ich mal den Mut hatte und mir vor allem die Mühe gemacht habe, auch mal hinter "die Kulissen" (eben abseits der großen "Meinungsmacher") zu sehen. Kostet halt viel Zeit und Muße, das zu tun. Und dies haben Viele halt nicht, oder sind auch einfach (noch) nur zu faul dazu. Aber je mehr sich die Verhältnisse ins Negative (ver)ändern – und das werden sie sich in den nächsten Jahren auf jeden Fall – umso mehr werden anfangen zu hinterfragen und sich auch vom "betreuten Denken" des Mainstreams abwenden … Bin mir da (gefühlt) recht sicher.

    • Günter Born sagt:

      Danke – ich habe es im Text auch schon als Ergänzung nachgetragen. Die Kollegen von Golem haben sich in einem separaten Artikel (Link oben im Text) um das Thema "Meinungsfreiheit a la Elon Musk" einige Gedanken gemacht und kommen zum Schluss, dass es da nicht weit her ist. Und die Investoren bei Tesla scheinen auch nicht gerade freudig erregt auf Elon Musk zu schauen, denn es geht mittlerweise auch bei Tesla massiv ums Geld.

      Ach ja, neuester Schwank in Sachen "Meinungsfreiheit a la Elon Musk": Laut diesem Artikel hat Elon Musk bzw. das Unternehmen die Twitter-Konten von US-Journalisten sperren lassen, die über die Plattform und deren Chef geschrieben haben. Und das Konto bei Twitter von Mastodon wurde auch gesperrt, wie man hier lesen kann.

      Mastodon-Links auf Twitter

      Nachtrag: Gerade den obigen Tweet von Will Dormann gesehen, der auf seinen Mastodon-Account verlinken wollte. Es gibt die Meldung, dass der Link potentiell gefährlich sein soll.

    • Vergers sagt:

      Da steht "Twitter" und nicht "Musk". Ich gehe nicht davon aus, dass Musk sämtliche Blocks absegnet. Das werden zehntausende täglich sein. Auch die Rücknahme der Sperrung spricht dafür, dass bei der Sperrung ein Twitter-Mitarbeiter oder ein Twitter-Algorithmus aktiv war und nicht Musk persönlich.

    • Günter Born sagt:

      Nachdem bei Twitter auch die Benutzerkonten von Reportern diverser US-Medien, die über die Entwicklung berichteten, gesperrt wurden (siehe diesen deutschen Beitrag und diesen Artikel), droht nun Ärger mit der EU-Kommission. Věra Jourová ist Vice-President for Values and Transparency in the EU-Kommission und hat sich mit folgendem Tweet zu Wort gemeldet.

      EU-Kommission versus Twitter

      Es ist eine ganz klare Warnung an Elon Musk, dass gerade rote Linien überschritten wurden und aus der EU Sanktionen drohen. Engadget hat das Thema in diesem Artikel aufbereitet.

      Hintergrund ist, dass die Vorgaben des EU-Gesetzes über digitale Dienste (Digital Services Act, DSA), ab Mitte Februar 2024 in der gesamten EU gelten.

      Rolle rückwärts

      Elon Musk bzw. Twitter hat nach heftiger Kritik wohl einige Konten gesperrter Journalisten wieder freigegeben (siehe).

      Ergänzung 19.12.2022: Twitter verbietet nun in seinen AGB das Verlinken auf Mastodon, Facebook oder konkurrierende Netzwerke

      Promotion of alternative social platforms policy
      December 2022
      Twitter is where the public conversation is happening, and where people from all over the globe come to promote their businesses, art, ideas, and more. We know that many of our users may be active on other social media platforms; however, going forward, Twitter will no longer allow free promotion of specific social media platforms on Twitter.

      What is a violation of this policy?

      At both the Tweet level and the account level, we will remove any free promotion of prohibited 3rd-party social media platforms, such as linking out (i.e. using URLs) to any of the below platforms on Twitter, or providing your handle without a URL:

      Prohibited platforms:

      Facebook, Instagram, Mastodon, Truth Social, Tribel, Post and Nostr

      3rd-party social media link aggregators such as linktr.ee, lnk.bio

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