Microsofts Sause für 50 Führungskräfte in Davos und Massenentlassungen am Folgetag

Stop - PixabayMicrosoft, und speziell dessen CEO Satya Nadella ist die Tage unter Druck geraten. Letzte Woche verkündete das Unternehmen die Entlassung von um die 10.000 Mitarbeitern. Begründet wurde dies mit der sich allgemein verschlechternden wirtschaftlichen Lage. Da kann man irgendwie mitgehen – nicht so gut kommt aber an, dass das Unternehmen am Vortag 50 Top-Führungskräfte zu einer Veranstaltung in Davos lud und dort den Sänger Sting ein Konzert geben ließ. Fand zwar im Umfeld des Weltwirtschaftsforums statt, aber Timing und Außenwirkung sind fatal.


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"Wasser predigen und Wein saufen" ist die gängige Metapher, wenn Führungspersönlichkeiten das Gespür für Zusammenhänge verloren geht. Das ist Microsoft und seinem CEO Satya Nadella wohl gerade in Reinkultur passiert (danke für den Hinweis aus der Leserschaft).

Weltwirtschaftsforum in Davos

Kurz zur Einordnung: In der Zeit vom 16. bis 20. Januar 2023 fand das Jahrestreffen des "World Economic Forum Annual Meeting" (WEF) im noblen Schweizer Ski-Örtchen Davos statt. Dies ist ein Stelldichein internationaler Wirtschaftsgrößen und Manager (ob es wirklich Wirtschaftseliten sind, wie mache meinen, mag jeder selbst beurteilen). Das 53. Treffen stand zwar unter dem Motto "Cooperation in a Fragmented World" und fällt in eine Zeit, in der die Welt mit einer Vielzahl von Krisen konfrontiert ist und mehr denn je auf Dialog und öffentlich-private Kooperation angewiesen ist – mein jedenfalls KPMG. Dort habe ich u.a. das für das Forum formulierte Thema "Soziale Schwachstellen beheben: Ein neues System für Arbeit, Fähigkeiten und Aufmerksamkeit für die Mitarbeitenden" gefunden.

Auf Capital formuliert Horst von Buttlar einige Eindrücke und resümiert: Nach fünf Tagen in Davos bleibt ein Gefühl der Fülle und der Leere: Es wurde alles gesagt, und zwar mehrmals und von vielen, auf Hunderten Panels, Sessions, Empfängen und Partys. Der Planet ist ausanalysiert. Aber haben wir Klarheit? Lange wurde nicht mehr so um Hoffnung gerungen, um die richtige Portion an Optimismus.

Eine Sause der Microsoft-Chefs

Am Dienstagabend, den 17. Januar 2023, fand dann im Umfeld des WEF in Davos auch eine Veranstaltung bei Microsoft statt. Diese Art Veranstaltungen sind zum "Netzwerken" unter den "Wirtschaftseliten" durchaus üblich. Es handelte sich bei dem Microsoft-Event um eine "intime Zusammenkunft" von etwa 50 Personen. Darunter befanden sich die Top-Führungskräfte des Unternehmens Microsoft.

Canapés
Lecker: Canapés, Silar, CC BY-SA 3.0

Man vertrieb sich den Abend mit einem Auftritt des Musikers Sting, wie das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf mit der Veranstaltung vertrauter Personen berichtete. Das Rolling Stones Magazin hat auch berichtet. Gut, so etwas läuft dann unter Netzwerken, bei dem wichtige Deals vorbereitet oder eingefädelt werden. Und eine solche Veranstaltung ist von langer Hand vorbereitet. Das ist nicht mal zu beanstanden, wenn der Rahmen passt.

Ich schätze, ein paar Canapés wurden auch gereicht und für Getränke war auch gesorgt. Alles ganz harmlos, man gönnt sich ja sonst nix – nur kein Neid. Dass ein halber Flieger mit Microsoft Führungskräften vom Hauptsitz in Redmond, Washington, um die halbe Welt in die Schweiz reiste, geschenkt. Dafür gibt es ein Spesenkonto – und Netzwerken in Davos ist wichtig.

Laut WSJ waren die Top-Führungskräfte von Microsoft auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum stark vertreten. Am Dienstag wurde Nadella auf der Bühne für ein Panel des Wall Street Journal interviewt und sprach über das "Versprechen der künstlichen Intelligenz". Am Mittwoch stand er erneut auf der Bühne und sprach über "den Gegenwind für die Tech-Branche" und die Notwendigkeit, mit weniger mehr zu erreichen.


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Aber ungünstiges Timing

Diese Veranstaltung Microsofts in Davos dürfte bei einigen Microsoft-Mitarbeitern aber für einen "bitteren" Beigeschmack gesorgt haben und wir sind jetzt beim "Wasser predigen und Wein saufen" angekommen. Denn während die Top-Führungskräfte beim Weltwirtschaftsforum in Davos vertreten waren, wurde am 18. Januar 2023 in Redmond die Entlassung von um die 10.000 Microsoft Mitarbeitern bekannt gegeben. Ich hatte im Vorfeld im Blog-Beitrag Microsoft will 11.000 Stellen streichen darüber berichtet.

Wenige Stunden später kam dann die diese Meldung von Microsofts CEO Satya Nadella, der die Entlassung von knapp 5% der Belegschaft bis zum 31. März 2023 offiziell bestätigte. Laut WSJ handelt es sich um die größte Entlassungsrunde bei Microsoft seit 2014. Microsoft CEO Satya Nadella erklärte in seinem Blogbeitrag, dass diese Entlassungen die Notwendigkeit für das Unternehmen widerspiegele, sich an den weltweiten wirtschaftlichen Abschwung anzupassen.

Kann man irgendwie alles nachvollziehen – aber in der Außenwirkung ist die Kombination Massenentlassungen der Belegschaft in Redmond, aber Feiern der Top-Manager in Luxusressorts in Davos, toxisch. Als die Entlassungen bei Microsoft bekannt wurden, bezeichneten einige Mitarbeiter das Ganze als ein schlechtes Zeichen, so das WSJ.

Die Zusammenkünfte in Davos gehören für große Technologieunternehmen zwar zum Geschäft – und die Veranstaltungen werden weit im Voraus geplant. Änderungen sind dann naturgemäß schwierig. Aber im Hinblick auf die Außenwirkung war die Kombination fatal – zumal das Thema der Veranstaltung Nachhaltigkeit war (dafür fliegen einige Köpfe um die halbe Welt, genau der Humor, den z.B. "Fridays for Future" in meinen Augen berechtigt kritisiert).

So mancher Mitarbeiter und so manche Mitarbeiterin Microsofts fanden wohl, dass das Timing nicht passend gewesen sei und es nicht der richtige Zeitpunkt für ein vom Unternehmen gesponsertes Sting-Konzert war. Man muss zwar immer vorsichtig sein, die Moralkeule allzu hoch zu hängen und es gibt immer Sachzwänge. Aber speziell auf die politische Kultur in den USA wundere ich mich schon arg, dass Microsoft so etwas passiert ist.

Möglicherweise hoffte man, dass die Davos-Geschichte nicht allzu öffentlich wird. Damit untergräbt das Microsoft Management in meinen Augen den Anspruch, moralisch mit sozialer Verantwortung, Nachhaltigkeit etc. argumentieren zu können – denn das "Wasser predigen und Wein saufen" wird informierten Zeitgenossen wohl im Gedächtnis hängen bleiben.

Mich erinnert das Ganze an das vom deutschen Steuerzahler gerettete Gasversorgungsunternehmen Uniper, die im September eine Sause in einer Mailänder Villa veranstalteten. Ich hatte drüben im 50Plus-Blog im Beitrag Skandal! Uniper wird mit 15 Milliarden gerettet und sponsort ein Gala-Dinner in Mailänder Nobel-Villa berichtet. Auch dort gab es Sachzwänge, aber die Veranstaltung fiel dem Management auf die Füße.


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24 Antworten zu Microsofts Sause für 50 Führungskräfte in Davos und Massenentlassungen am Folgetag

  1. Yumper sagt:

    Hallo

    Bei uns wurde auch schon immer gefeiert. Besonders so um 2003 herum :-)

    Aber das kann nicht hinweg täuschen, dass auch wir zumindest in Deutschland kleinere Brötchen backen müssen.

    Der neueste Knaller: Die Firma Bion Tech – Da Sie keine Fördergelder vom Staat mehr bekommen und weniger Gewinn in Deutschland machen, geht die Firma komplett nach UK und verlässt somit die EU.

    Quelle:
    Biontech verlässt Deutschland für die Krebsforschung

    • Anonymous sagt:

      Unsinn! Wo steht das? Das ist doch mal wieder einmal eine Umkehr der Tatsachen!
      Biontech ist halt mal ein bekanntes Unternehmen, aber tausende gute Mittelständler – Unternehmen, die dieses Land erfolgreich gemacht haben und für unseren Wohlstand sorgen – denken genauso! Planen Abwanderung oder Schliessung – weil es immer weniger Sinn mehr macht in DE zu investieren oder zu prodzieren.
      Es wird eine von Moral und Ideologie getriebene, unternehmer- und wirtschaftsfeindliche Politik in diesem Land gemacht! Das ist nur eine Raktion darauf. Das wird noch deutlich mehr werden!

      • Steter Tropfen sagt:

        Wer dahin geht, wo er am wenigstens zum Gemeinwohl beisteuern muss und am ungeniertetsten Sozial- und Umweltdumping betreiben darf – der sollte das Wort „Moral" tunlichst nicht in den Mund nehmen. Und wer Moral als irgendeine „Ideologie" abkanzelt, hat sich menschlich vollends disqualifiziert.
        Deutschland wäre ohne solche Leute besser dran.

      • Paul sagt:

        Also das mit dem Unternehmensfeindlichen stimmt ja nu gar nicht. Erinere Dich das es ein neues Steuergesetzz gab, das Verkäufe von Unternehmen durch Unternehmen steuerfrei stellt?
        Das Erben von Unternehmen keine Erbschaftssteuer zahlen?
        Erinnere an die Lex-Altmaier, mit der dezentrale Photovoltaik und Windkraft unattraktiv gemacht wurde, damit die Großen ihre Kraftwerke bauen können.
        Erinnere wi jetzt die Turbinen und PV Elemente herkommen?
        Aber die großenEVUs haben ihr Monopol behalten…

      • @nonymous sagt:

        Biontech wurde allein durch den "Impfstoff" gegen das Coronavirus "bekannt" – vorher hat das Unternehmen nichts wirklich hervorgebracht und imo auch keine Gewinne erzielt oder auch nur einen wirksamen Impfstoff hervorgebracht…

        Das mit der Bürokratie, die es hier tatsächlich zu Hauf gibt, ist nur ein billiger Vorwand – die gehen nur nach GB, damit dort schneller die Präparate auf den Markt kommen und man fettabkassieren kann.

        Die Aussage in der Berliner Zeitung mit dem wirksamen Impfstoff ist schon bösartig und gehört gemeldet und gelöscht.

        • Thierry sagt:

          Ich glaube schon, dass eine Mehrheit noch stets an die Wirkung eines Impfstoffes glaubt, die an sich kein ist.
          Es ist ein Experiment à la Dr. Mengele. Erinnerung an die Vergangenheit werden heute noch stets hochgejubelt.
          Sobald die alternative Presse die Wahrheit sagt, wird automatisch dagegen geprescht. Ja, die Wahrheit kann man auch mit dem Preis der Freiheit zahlen. Das tut Julian Assange seit vier Jahren. Und ja, ich bin stolz zu sagen, dass ich ein Querdenker und kein "Befolger" bin.

  2. Daniel sagt:

    Hat man es anders erwartet? Oben wird gefeiert dass die Korken knallen und unten wird entlassen. Aber an der nächsten Ecke nach Fachkräften rufen. Die dürfen natürlich fast nichts kosten.

  3. der bug ist das ziel sagt:

    die einen leisten halt was …..

    1) …. und die anderen sind bloss die programmierer ;)

    1a) …. und die anderen sind bloss die fuehrungsriege…. ;p

  4. Johannes sagt:

    Hat vielleicht ein entlassener frustrierter MS Mitarbeiter die Edge Downloadseite https://www.microsoft.com/en-us/edge/business/download/ mitgenommen? Diese zeigt seit gestern nur einen weißen Bildschirm, Seitenquelltext kann man sich anzeigen lassen.

  5. Thomas Schulz sagt:

    Das ist ja wie vom "menschengemachten Klimawandel" fabulieren und gleichzeitig Privatjet reisen und andere zum Regime Change kriegern lassen. Sowas.

  6. Paul sagt:

    Und, was ändert die Empörung über diese Arroganz jetzt?
    Nichts oder garnichts.
    Reisst irgendwer seine MS Server und Clients ab?
    Dann ist ja er mir seinem "Wissen" überflüssig.
    Die Microsoft"Top" Leute werden sogar noch in ihrem Größenwahn bestätigt und lachen darüber, wenn sie überhaupt zu Gefühlsäußerungen fähig sind.

  7. Paul sagt:

    Wie hätte den geklungen:

    17.2. MICROSOFT sagt Event in Davos ab.
    18.2. MICROSOFT entlässt 5% seiner Belegschaft.

    Und nicht etwa
    "Änderungen sind dann naturgemäß schwierig"
    das geht durchaus.
    Es hätte zwar kaum Geld gespart, aber Image auf gebaut.

    Stell Dir vor, da wird ein Betriebssystem verschenkt,
    und keiner will es haben.

  8. Ralf Prengel sagt:

    So ist das nun mal.
    Es geht nichts über kleinere Mitteständlet bei denen die Inhaber kleine Kinder haben.
    Die bleiben vor Ort und bis die Blagen groß sind, erben und Kasse machen wollen ist man hoffentlich knapp vor der Rente.
    Ansonsten selbständig machen oder zumindestens aufhören an das Gute im Menschen zu glauben.
    Gruß

  9. Luzifer sagt:

    He wenn man gerade 10.000 Leute auf die Straße setzt/gesetzt hat, da muss man sich eben etwas ablenken um nicht Depressiv zu werden ;-P … kann das Fußvolk natürlich nicht nachvollziehen.

  10. Dolly sagt:

    Tanz auf dem Vulkan.

  11. Bernie sagt:

    Das erinnert mich irgendwie an den Klassiker von George Orwell "Farm der Tiere" (Original: Animal Farm) von 1945.

  12. Thomas sagt:

    Nicht, dass ich das Verhalten von MS rechtfertigen möchte, aber man muss diese Entlassungen in Relation sehen: In den vergangenen Jahren hat MS einen enormen Mitarbeiterzuwachs https://www.statista.com/statistics/273475/number-of-employees-at-the-microsoft-corporation-since-2005/
    Ein Unternehmen in einem konservativeren/sozialeren Umfeld hätte vielleicht nicht so viele Leute entlassen, aber dafür in der Vergangenheit auch deutlich weniger eingestellt.

    • M.D. sagt:

      | … konservativeren/sozialeren Umfeld …

      Ein wirklich soziales Umfeld gibt es in den USA wohl nicht, unter anderem auch deswegen, weil weite Teile der Bevölkerung das auch nicht wollen, anders lässt sich deren weit verbreitete Haltung gegen Gewerkschaften und allgemeine Krankenversicherungen nicht erklären.

      Insofern sind das alles Einzelkämpfer, mit denen Arbeitgeber dann quasi machen können, was sie wollen. Wie hier mal wieder geschehen. Das ist da drüben völlig normal. Überspitzt formuliert: die wollen es doch selber so.

  13. JoJo sagt:

    Ist doch alles in Ordnung so.
    Bei dieser "Elite" fällt mir "Gier frißt Hirn" ein, das war aber schon immer so, und wird sich auch nicht ändern , ob Banken, IT, oder sonstige Wirtschaft, wobei die Gier auf 100% steht, das Hirn auf 0%.
    Und die Leitungskräfte und Manager benötigen ja auch kein Hirn, da sie andere Charaktereigenschaften benötigen, oder auch nicht benötigen und die Mitarbeiter und Menschen oft nur Dreck für sie sind.

    Johann Tetzel formulierte es so "Sobald der Gülden im Becken klingt im huy die Seel im Himmel springt" oder die bekanntere Version "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!".

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