LiMux und kein Ende; Galgenhumor bei der IT

Nach dem Beschluss des von CSU und SPD regierten Stadtrats von München, bis 2020 auf einen Windows 10-Clients mit "Standardsoftware" wie Office 365 zurück zu wechseln, melden sich so langsam die Fachabteilungen zu Wort und man kann nur noch stauen.


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Der Beschluss des Münchener Stadtrats, von LiMux zu einem Windows 10-Client mit Office zu wechseln, hat ziemlichen Staub aufgewirbelt. Gestern hatte ich im Blog-Beitrag LiMux Rückabwicklung – Real Satire 4.0 bereits die Reaktion der Vertreter im Stadtparlament, die diesen Beschluss herbei führten, thematisiert. Vorsichtig ausgedrückt, ist deren Reaktion wenig nachvollziehbar.

Der Beschluss des Stadtrats bis spätestens Ende 2020 auf einen Windows-Client-Architektur zurück zu wechseln, stößt laut heise.de bei vielen städtischen IT-Mitarbeitern auf Unverständnis. In Zeiten des Post-Faktischen retten sich viele Mitarbeiter wohl in Galgenhumor.

Karl-Heinz Schneider aus, Leiter des Dienstleisters für Informations- und Telekommunikationstechnik der Landeshauptstadt, teilt gegenüber heise.de mit, dass die Entscheidung "überraschend" gekommen sei. Das von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in Auftrag gegebene Accenture-Gutachten sah ja vor, dass der LiMux-Client beibehalten werden solle. Der Vorwurf der für den Beschluss federführenden Stadträtinnen der Regierungsfraktionen von SPD und CSU lautete ja, dass 'der Linux-Client und das parallel eingesetzte Open-Source-Büropaket LibreOffice zudem immer wieder Kompatibilitätsprobleme verursachten, viele städtische Rechner, Systeme und Arbeitsprozesse liefen nicht rund.' Dem widerspricht Schneider "IT@M kennt keine größeren technischen Probleme mit LiMux und LibreOffice." und legt nach "Zwingende technische Gründe für einen Wechsel zu Windows und Microsoft Office sehen wir nicht."

Vor allem kristallisiert sich heraus, dass LiMux nicht an Ausfällen, die es wohl gegeben hat, schuld war. Die Probleme kamen von einem neuen Fachverfahren, welches wohl in einem Zeitraum von Juli 2015 bis Mai 2016 unstabil lief. Entwickler werden damit zitiert, dass sie es "sehr befremdlich [finden], dass diese Entscheidungen nicht auf Basis von Fakten, sondern Emotionen und politischen Interessen getroffen werden." Die Irrungen und Widersprüche lassen sich hier nachlesen.

Was bleibt unter dem Strich? Die Fachleute sehen keinen Grund zum Wechsel, und die Beschlüsse der Stadtverordneten widersprechen den Empfehlungen des selbst beauftragten Accenture-Gutachtens.  Wie es ausschaut, hat die Politik einen Scherbenhaufen hinterlassen und der Steuerzahler wird das Ganze ausbaden müssen.

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9 Antworten zu LiMux und kein Ende; Galgenhumor bei der IT

  1. Dieter Schmitz sagt:

    Rainhard Fendrich – Tango Korrupti?

    https://www.youtube.com/watch?v=BSifoK1XDUo

    • Gaga sagt:

      Hähä, ja, so sieht's vielleicht aus. Aber man muss differenzieren:

      Den "Tango Korrupti" spielt und tanzt man in Österreich. In Bayern sorgen die „Amigos" gelegentliche für den Ausfallschritt.

      Ziemlich gefährlich wird es (zumindest für den Steuerzahler), wenn beide aufeinander treffen – s. Deal Hypo Alpe Adria. Jede Partei habt versucht die jeweils andere über den Tisch zu ziehen. Was dabei rausgekommen ist, ist hinreichend bekannt.

      Und nee, nix Hetze über Bayern, bin ja selber einer. Unser schönes Land kann ja nix für die Politik, die in München gemacht wird. Ist ebenso wie in JEDEM anderem Bundesland auch (weit in Führung liegen wohl Berlin, gefolgt von Sachen (Sachensumpf) usw…).

      Nur die schönen Namen und Bezeichnungen sollten man nicht durcheinander bringen: Also: Den „Tango Korrupti" den Österreichern und die „Amigos" den Bayern. Ordnung muss sein! :-)

      • Thomas Bauer sagt:

        Also als Oberpfälzer kenne ich auch den "Tango Korrupti". Aber ich doch eh immer erstaunt wie sehr doch reines Alt-oberpfäzerisch eigentlich den Österreichischen gleicht. Man kann da förmlich die einst gemeinsamen Wurzeln erkennen.

  2. Ingo sagt:

    Vielleicht sollte man die entsprechenden IT-Mitarbeiter auch gleich mit austauschen, wenn diese die Probleme nicht sehen, die an anderen Stellen genannt werden.

    Ich hoffe nur, dass man sich für die Windows-Migration qualifizierte Leute ranholt, damit das dann nicht ebenfalls im Chaos endet. Ich würde den Job nicht machen wollen.

    • Vielleicht wäre es sinnvoller und günstiger den Oberbürgermeister und die Stadträte auszutauschen.

      Also sofern ich mich an die ersten Diskussionen genau erinnere, ging es damit los das irgendein OB oder Stadtrat damit begann das er irgendein Windows Programm unter LiMux nicht zum Laufen bekam, was auf seinem Heimischen Windows PC/Notebook sehr wohl lief.

      1. Wieso besitzt ein OB oder Stadtrat Admin Rechte um Fremdsoftware installieren zu können/dürfen.
      2. Es sollte eigentlich jedem bekannt sein das Windows Software unter Linux als auch Limux nicht so einfach Funktioniert.
      3. Ich kenne auch Leute die es nicht fertig bringen auf einem Windows Rechner mit einem Microsoft Office ohne Probleme Dokumente zu erstellen!

      • Gaga sagt:

        So einfach gestrickt ist das reale Leben leider nicht immer. In den Regelwerken vielleicht, in der Praxis zeigen sich schnell die Tücken. In unseren IT Gehirnen geht (vielleicht!) vieles stur nach Plan. Wir sehen komplexe Szenarien im Kopf wie Bilder, die wir Stück für Stück abarbeiten. So geht es mir zumindest mit Ablaufplänen und Struktogrammen.

        Versuche einen OB aus Deinen heiligen Hallen zu bekommen, wenn er Freitagabend mit Notebook unter dem Arm (und Dackelblick) neben Deinem Schreibtisch steht und Dich bittet „den Kasten bitte zu öffnen". Er „kennt sich ja aus und passt auch auf, schließlich geht es um die Sicherheit". Er will am WE auch nur ein kleines Programm zum setzen und bestellen eines Fotobuchs drauf laden. Die Winter Urlaubsbilder mit der Familie sind ihm dieses Jahr sooo gut gelungen, da will er unbedingt Erinnerungen für die ganze Familie schaffen. Und dieses Wocheneden hat er endlich mal keine Termine und Verpflichtungen. Auf seinem PC zuhause geht das leider nicht sooo gut, er hat ja „nur eine sehr schlechte Internetverbindung über die sich auch seine Frau und die Kinder immer wieder bitter beklagen". Er kann aber keine schnelle Leitung legen lassen. Alle würden „Sonderbehandlung" und "Amigo" rufen, während der Rest im Dorf weiter mit DSL 1000 vor sich hin dümpeln muss.

        Du hockst auch schon 12 Stunden im Büro uns willst nach Hause, es ist Freitagabend. Diese Woche hatte wieder knapp 60 Stunden, und wenn's blöd läuft musst Du morgen Vormittag nochmal „kurz" rein. Der OB quatscht Dich nun schon 10 Minuten voll und Du musst, bevor auch Du Deine Pflicht getan hast und Deine Heimfahrt antreten kannst) noch die Backup Protokolle checken und ablegen, und noch einen kurzen visuellen Blick auf die Server, Router, und Switches werfen.

        Schickst Du den OB dann ins Wochenende ohne ihm eine (zumindest vermeintlich) brauchbare Lösung mit auf den Weg zu geben?

        Wenn solche Sachen passieren, dann liegt es nicht am Regelwerk. Es ist Emotion, „das Auge zu drück Syndrom" oder schlicht menschliches Versagen. Es ist immer der Mensch der „Fehler" außerhalb des Protokolls machen kann und es auch immer wieder tun wird – weil es menschlich ist!

        Auch der OB hat eine Sicherheitsunterweisung unterschrieben, so wie wir alle vermutlich immer wieder unterschreiben, wenn wir Standort und/oder Auftraggeber wechseln. Aber haben wir nicht alle unsere lieb gewonnen Sachen auf den Arbeitsgeräten und hängen trotzdem in „fremden" Netzen – so ganz regelkonform?…

        • Ich habe eine Arbeitszeit von 12:30 – 17:30 inkl. der Kaffeepausen, jeder weiß wenn es ein bissel länger Dauert bin ich der Letzte der Nein sagt, aber wenn da der OB von München stünde, würde ich tatsächlich sagen "Komm Morgen wieder du kennst meine Arbeitszeiten"!

          • Dieter Schmitz sagt:

            Das wäre Majestätbeleidigung. Du könntest sicher sein, dass er dann Mittel und Wege findet, dich herauszuwerfen.

            Langsam überlege ich, auch noch auf die Kommunalwahlen zu verzichten. Von unseren Politikern halte ich inzwischen jeden für einen kleinen oder grösseren Ganoven, der auf des Steuerzahlers Kosten ein feines Leben führt.

            Leistungslos.

  3. Wie bitte was der Typ ist nix anderes als Repräsentant der Bürger dieser Stadt wenn überhaupt sollte er mir zunächst einen Vollzeitjob anbieten.
    Aber ich will ja gar nicht Vollzeit Arbeiten sonst hätte ich ja gar keine Zeit im Netz zu Surfen und ein bisschen zu spielen.

    Die letzte Teilzeit Aushilfsstelle habe ich ja schon aus diesem Grund gekündigt weil das eigentlich eine Vollzeitstelle war!

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