Sprunghafter Anstieg der Covid-19-Zahlen in England, Excel war schuld

In Großbritannien kam es am Wochenende zu einem (nicht erklärbaren) sprunghaften Anstieg der Zahl an Covid-19-Infektionen. Nun gibt es Quellen, die Excel die Schuld geben: Wegen Begrenzung der Zeilenzahl kam es beim Datenexport zu Datenverlusten, so dass Laborwerte nicht gemeldet wurden.


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Der Hintergrund

Auch in Großbritannien werden Infektionen mit Covid-19 durch offizielle Stellen vermeldet. Am Samstag gab es dann plötzlich einen Rekord an gemeldeten Neuinfektionen mit 22.961 neuen Fällen und 33 Todesfällen. Das war ein großer Anstieg der Fälle am Samstag um 12.800 Covid-Fälle. Das Ganze ließ sich nicht so wirklich erklären, bis der mutmaßliche Grund an die Öffentlichkeit kam.

Die Behörde für öffentliche Gesundheit (PHE) des Gesundheitsministeriums musste am Freitag ein "technisches Problem" einräumen, welches da aufgefallen war. Die positiv getesteten Personen seien zwar, laut Behörde informiert worden. In Folge der 'technischen Probleme' seien aber vom 25. September bis zum 2. Oktober 2020 schlicht 15.841 positive Diagnosen mit Covid-19 nicht an die jeweiligen Stellen weitergegeben worden. Es handelt sich vor allem um Altfälle aus dem angegebenen Zeitraum, die nun nachgemeldet wurden.

Damit waren die vergangene Woche gemeldeten COVID-19-Infektionen um fast 50 Prozent zu niedrig. Bedeutet aber auch, dass die britische Regierung Entscheidungen auf Basis falscher Zahlen treffen musste.

Excel und der CSV-Export hat schuld

Die Daily Mail und weitere Medien berichten nun über einen sehr kruden Hintergrund für die Datenpanne. Die Explosion der Covid-19-Infektionen durch die Nachmeldung wurde durch ein Excel-Spread-Sheet verursacht. In diese Excel-Tabelle wurden die Laborergebnisse mit den festgestellten Infektionen eingetragen. Allerdings gab es ein Probleme, wie Insider berichteten (siehe diesen Artikel).

Konkret sah es so aus, dass die Labors ihre Daten mit den positiven Covid-19-Tests aus Excel in CSV-Dateien exportierten und diese an die zuständigen Behörden schickten. Dabei wurde aber die für CSV-Dateien maximale Anzahl an Zeilen plötzlich überschritten, so dass der Export unvollständig war. Damit wurden schlicht die die Tabellengröße übersteigende Anzahl an Covid-19-Fällen nicht mehr gemeldet. Nachdem dieser Fehler aufgefallen war, gab es die Anweisung, die Excel-Daten beim Export in mehrere CSV-Dateien zu exportieren, um solche Fehler zu vermeiden.


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13 Antworten zu Sprunghafter Anstieg der Covid-19-Zahlen in England, Excel war schuld

  1. Walter G. sagt:

    Das wirkt ja alles recht unglaubwürdig, was da von der Insel gemeldet wurde. CSV-Dateien sind Textdateien und haben meines Wissens keinerlei Größen- oder Zeilenbeschränkung. Exceldateien allerdings schon, im alten Format um die 65000 Zeilen, neue Versionen über eine Million. In England gab es bisher rd. eine halbe Million Infektionen. Bei alten Excelversionen hätte das Problem bereits früher auftreten müssen, bei neueren wäre noch Luft. Bei der großen Zeilenanzahl dürfte Excel aber sehr träge werden. Weshalb nimmt man keine Datenbank? Und wieso überträgt man Daten im lesbaren CSV-Format? Weshalb sind soviel Zeilen in der CSV, wenn doch nur die Anzahl der Fälle interessiert?

  2. Markus, Köln sagt:

    Ich habe da eine Idee:
    Wenn jemand in einem kleinen e.V. 1.400 Namen und alle zugehörigen Daten in einer einzelnen Excel-Tabelle verwaltet, weil er alles alleine machen will, aber nicht so firm im Konzipieren einer Datenbank ist – ok. Wenn derjenige aber Dipl.-Informatiker ist und als solcher bei Bayer Leverkusen in der Informatik arbeitet, dann…
    wirft das ein Licht auf manche Kompetenz in Industrie und Behörde.

  3. Dr. Jones sagt:

    Eine etwas vollständigere Information zum Thema:
    https://www.bbc.com/news/technology-54423988

  4. Chris sagt:

    So wie ich das im BBC Artikel lese lag es wirklich an einer alten Excel Version die maximal 65.536 Einträge darstellen kann, bedeutet es war eine Excel Version 2003 oder noch älter. Ab Office 2007 kann Excel 1.048.576 Reihen verarbeiten.

    CSV Dateien haben keine Begrenzung an Reihen, das einzige was passieren kann ist das Notepad sagt das es die Datei nicht öffnen kann wenn Sie zu groß ist.

    Importiert man eine CSV die mehr als 65.536 Einträge hat, hören alte Excel Versionen einfach an der maximalen Anzahl auf.

    Kann ja mal passieren wenn man ältere Software einsetzt die schon seit Jahren keine Updates mehr bekommt ;-).

    • Michael Bickel sagt:

      … so würde ich das auch sehen. Von daher war es auch nicht die Schuld dieser Excel-Version, sondern einfach das fehlende Wissen der Mitarbeiter oder wahrscheinlicher das Unvermögen der Verantwortlichen sich um eine neuere Version zu kümmern oder um einen anderen Ansatz bei der Verarbeitung.

      Bei den Mitarbeitern, die das alles erfassen, werden sicherlich im Moment auch viele im Einsatz sein, genauso wie sicher hier, die zwar ein Grundwissen zu Office & Co haben, aber nicht unbedingt Detailwissen. Kann man auch nicht wirklich erwarten.

      • Chris sagt:

        Man kann hier schon die Frage in den Raum werfen warum noch eine so alte Office Version genutzt wird, und wir reden hier nicht von Office 2007 was seit Oktober 2017 so "grade" ;-) aus dem Support gefallen ist, sondern mindestens über eine Office Version (2003) die seit April 2014 keine Updates mehr bekommt. Und das in einer britischen Behörde!

        Damit würde ich persönlich nicht mehr rechnen wenn ich eine csv zur Verfügung stellen würde die mehr als 65.000 Reihen hat.

  5. Marco sagt:

    Grösster Fun-Fact:

    PCR Tests weisen gar keine Infektion nach!Dazu sind sie nicht zugelassen.

    Bei MERS hat Drosten auch noch was ganz anderes über die Tests gesagt:
    "Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgend etwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein Mers-Fall."
    https://www.wiwo.de/technologie/forschung/virologe-drosten-im-gespraech-2014-die-who-kann-nur-empfehlungen-aussprechen/9903228-2.html

    Immer wieder das selbe Spiel.Mers,Sars,Schweinegrippe(schauen sie sich dazu die arte Doku. mit Wodarg an)…

  6. Thierry sagt:

    PCR Tests sind sehr ungenau, weil der Körper sich hauptsächlich mit T-Zellen (T4 und T8) gegen Viren wehrt, und nicht mit Antikörpern, und dass wir einzig deswegen in der klinischen Praxis auf Antikörper testen, weil das einfacher und billiger ist. Und das genau liefert keine präzisen Resultate über die Immunität. Nur in Blutproben kann genau festgestellt werden, ob ein Mensch an Covid-19 erkrankt ist, oder nicht. Mehr zum Thema Corona: **** gelöscht

  7. Dekre sagt:

    Mal was zum Thema – Interessant ist es schon. Und da sind wir wieder beim Format für Excel und Word mit "*.xls" und "*.xlsx" und Word mit "*.doc" und "*docx".

    Das mit den csv-Dateien, von einigen ist schon interessant. Ich muss mal schauen bis meine Excel-Dateien an ihre Grenzen stoßen. Ich habe da paar erstellt, die haben doch einige Datensätze drin. Ich habe für diese wohlweislich seit mit neuen Office 2013 auf "xlsx"-Format umgestellt.

    Die Meldestellen werden wohl schon alles richtig erfasst haben. Nur bei der Zusammenführung gab es dann ein Problem. Das ist schon interessant. Denn dahinter verbirgt sich, wie weit "einfache" Software an große Datenmengen zerbricht.

    Unabhängig davon ist das Problem von den britischen Verantwortlichen ja schnell erkannt und gelöst worden. Jetzt kommt mal Technik an ihre Grenzen und es zeigt sich, dass der "menschlichen Faktor" der Entscheider ist.

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