CP/M ist nun Open Source (Juli 2022)

Es war eine Meldung, die mir gerade unter die Augen gekommen ist, die mich sofort interessiert hat. Die Eigentümer von Digital Research haben das Betriebssystem CP/M durch Änderung einer Klausel nun zu Open Sorce erklärt.


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Das Kürzel CP/M steht für Control Program for Microcomputers und umfasst eine eine Reihe von Betriebssystemen, die ab etwa 1974 von Digital Research Inc. unter Gary Kildall entwickelt wurden. CP/M war (neben Unix) das erste plattformunabhängige Betriebssystem.

CP/M ohne nähere Bezeichnung steht meist für CP/M-80, die ursprüngliche, ab 1974 entwickelte Version für die Mikroprozessoren Intel 8080 und Zilog Z80. Habe ich persönlich noch als ISIS II-Verschnitt auf Mikroprozessor-Entwicklungssystemen von Intel/Siemens kennen gelernt. Die letzte Version von CP/M-80 wurde CP/M-Plus genannt. CP/M-86 war eine Portierung auf die Prozessoren Intel 8086/8088 – hatte ich auch beim ersten IBM PC/XT, der nach Europa ging, in den Fingern. Mit dem Aufkommen von MS-DOS bzw. dessen IBM-Variante PC-DOS verlor CP/M seine Bedeutung – was ich durchaus bestätigen kann.

In nachfolgendem Tweet wird nun die neue Entwicklung aufgegriffen und mitgeteilt, dass CP/M nun wirklich Open Source sei. Für die Youngster unter den Blog-Lesern und -Leserinnen: Das was unten abgebildet ist, ist KEIN tragbares Loch (erfunden von Daniel Düsentrieb), und nein, es ist auch keine irgendwie getarnte Sofi-Brille. Nein, es ist eine Diskette, die wir damals benutzt haben, um ganze Betriebssysteme zu speichern.

In diesem Artikel wird auf eine Änderung in der Nutzungslizenz von CP/M abgestimmt. Bryan Sparks, President of DRDOS, der Besitzer der Rechte an CP/M hat den Lizenztext am 9. Juli 2022 überarbeitet (siehe hier). Die Passage, die geändert wurde, lautet:

Let this paragraph represent a right to use, distribute, modify, enhance, and otherwise make available in a nonexclusive manner CP/M and its derivatives. This right comes from the company, DRDOS, Inc.'s purchase of Digital Research, the company and all assets, dating back to the mid-1990's. DRDOS, Inc. and I, Bryan Sparks, President of DRDOS, Inc. as its representative, is the owner of CP/M and the successor in interest of Digital Research assets.

Nun ja, praktischen Nutzen wird dieser Akt keinen haben. Vobis, die CP/M-Rechner verkauft haben, gibt es nicht mehr und die Masse hechelt in Richtung Windows 11. Und ich fühle mich plötzlich alt, denn meine Begegnung mit CP/M ist 40 Jahre her …


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17 Antworten zu CP/M ist nun Open Source (Juli 2022)

  1. Sebastian sagt:

    das erinnert mich an ms. am client ist alles open source. hinter der service schrankeist dann schluss,

  2. Massimo sagt:

    CP/M
    Das habe ich ja nicht mehr gehört seit ich meinen CPC 6128 eingemottet habe. Hab mit dem Betriebssystem damals recht wenig gemacht, aber Nostalgie wird trotzdem geweckt.

    • Frank sagt:

      Dito .. Schneider/Amstrad CPC 464, RAM-Erweiterung, Grünmonitor und Vortexfloppy 4 teh win! ^^

      PS: War ne geile Zeit mit viel Reisen zu Copypartys und co ..

  3. Remo sagt:

    Huch, die Geschichte holt mich ein. Ich hatte eine CP/M Kiste mit 2 solchen 8-Zoll Schlappscheiben-Laufwerken (Shugart hiessen die, wenn ich mich richtig erinnere). Für damalige Verhältnisse war das High-Tech ;-) Da konnte man noch jedem Bit einzeln die Hand schütteln.

  4. T Sommer sagt:

    Es gab sogar für den C64 eine Z80 Erweiterung mit CP/M. Weit gekommen ist man damit aber was den Austausch an Daten und Programmen betraf nicht, da die Floppy anders formatiert war als bei anderen Geräten. Und gepflegt wurde das früher auch nicht.
    Nostalgie pur

  5. mvo sagt:

    CP/M ist mir lediglich ein einziges Mal am Anfang meiner nun 30 jährigen EDV-Berufserfahrung untergekommen. Das lief auf einem XT-kompatiblen 8088 Nixdorf 8810 PC als Betriebssystem in einer KFZ-Werkstatt. Warum das damals schon deutlich verbreitetere MS-DOS dafür nicht zum Einsatz kam? Who knows. Aber bei Nixdorf, später Siemens Nixdorf war damals ja sowieso alles irgendwie anders.

  6. Andreas sagt:

    Mein erstes BASIC-Programm habe ich so ca. 1985 auf einem Schneider CPC xxx geschrieben (also einer CP/M Maschine). Der gehörte allerdings einem Freund, ich hatte noch keinen eigenen Rechner. Den Code habe ich auf einem Haufen DIN A4 Blätter vorgeschrieben und dann bei meinem Kumpel eingetippt – bis der mich irgendwann nicht mehr an seinen Rechner ließ. :)

    Aber CP/M hatte langjährigen und weitreichenden Einfluss auf die IT im allgemeinen, sowohl software- als auch hardware-mäßig. Denn auf MS DOS sollten CP/M Programme ausgeführt werden können. Aus diesem Grund gibt es in MS DOS Systemaufrufe (vor allem für die Arbeit mit Dateien), die CP/M kompatibel sind.

    Das sog Gate A20 ist ebenfalls darauf zurückzuführen, dass es möglich sein sollte, CP/M Programme auf MS DOS und damit IBM PCs auszuführen. Der englischsprachige Wikipedia Artikel zum Gate A20 (Link: https://en.wikipedia.org/wiki/A20_line ) erwähnt das im Abschnitt "Affected Programs". Die Gate A20 Schaltung wurde erst so um das Jahr 2010 aus den Motherboards bzw. CPUs entfernt…

    Ich habe vor ein paar Jahren auch einen detaillierten Artikel mit einer genauen Analyse des Sachverhalts von einem Herrn H. Brüning, zum Zeitpunkt der Entstehung des Artikels (ca. 2003) Mitarbeiter an der TU Braunschweig, gefunden. Sein Fazit:

    > Wir haben in jedem modernen PC (Anm.: aus der Sicht von 2003) einen
    > umständlichen, nicht notwendigen Mechanismus, der in einem längst veralteten
    > Betriebssystem (Anm.: gemeint ist MS DOS) Rückwärtskompatibilität zu einem
    > noch viel veralteteren Betriebsystem, dessen Namen wir nicht einmal mehr
    > kennen (Anm.: gemeint ist CP/M), ermöglicht.

    Leider finde ich die online-Version des Artikels nicht mehr, er liegt nur noch als PDF auf meiner Platte.

  7. Marcus Pockrandt sagt:

    Hach ja… Mein alter Commodore C128D mit Grünmonitor 1987…

    Das waren noch Zeiten..!

  8. 1ST1 sagt:

    Ich habe hier ein paar Bildschirmschreibmaschinen von Olivetti, die unter CP/M laufen. Nächste Ausstellung, wo ich mindestens die ETV 300 laufen lasse, ist am 2. Oktober im Heinz Nixdorf Forum in Paderborn. Geplant ist wieder, Besucher-Porträts zu fotografieren, und sie nach mehrstufiger Konvertierung über die an der ETV 300 angesschlossenen Olivetti Et 121 Typenradschreibmaschine als ASCII-Art in A3 auszudrucken und den jeweiligen Benutzern mit zu geben. Ja, und die portablen Löcher kommen auch zum Einsatz…

  9. Luzifer sagt:

    ach ja der Amstrad/Schneider CPC 464 … noch voll Funktionsfähig auf dem "Dachspeicher Museum" zusammen mit dem Zilog Z80; VC20; C64, C4plus; C128, Amiga 500/1000/1200/2000/4000/ 2000Custom; Atari 520St; Atari 1040STE; Arcon Archimedes; Apple 1; Apple 2; Apple 2 GS und dann die diversen x86/64 Architekturen 186/286/386/486 AMDK6/Phenom; Core2Duo; AMD Ryzen …

    da ich im Hobbybereich nix wegschmeisse was noch funktioniert und meins ist meins und bleibt meins ;-P
    freut sich wer auch immer mich beerbt, zumindest die Apple sind heute mehr wert als sie Neu wert waren!

    Bei solchen Meldungen merkt man wieder was für ein "alter Sack" man doch schon ist ;-P trotzdem toll waren die Zeiten!

  10. Fritz sagt:

    In der DDR liefen viele Computer mit einem Zilog Z80-kompatiblem Prozessor, da er im Gegensatz zu den meisten Konkurrenz-CPUs mit erträglicher Ausbeute in der DDR selbst hergestellt werden konnte (Modellbezeichnung U880).
    Dementsprechend waren auch CP/M-80 und diverse Derivate, die im Wesentlichen durch Disassemblieren und Neuübersetzen entstanden sind dort sehr verbreitet.

    Eine Übersocht gibt z.B. https://www.robotrontechnik.de/index.htm?/html/software/scp.htm

    Ich selbst habe (nach dem damals unvermeidlichen BASIC) auch meine ersten Gehversuche auf CP/M-kompatiblen Betriebssystemen inklusiver Turbo-Pascal dBase usw. übernommen. Lange her, aber eine schöne Zeit, an die ich gerne zurückdenke.

  11. UweK sagt:

    Ich habe auch mit CP/M angefangen,
    genauer natürlich in der DDR mit dem geklauten SCP. ;-)
    (cooler Link, Fritz!)

    Es gab ein dBase, wenn ich mich richtig erinnere hieß das hier Redabas?
    Und das Wordstar am PC mit 16 kB RAM konnte unendlich lange Texte direkt seitenweise von der Diskette laden. Schade dass wir das wieder verlernt haben.

  12. Andre sagt:

    Ich sag nur

    Commodore C128 mit CP/M und Turbo-Pascal 3 ;-)

    Ach war das schön…

  13. Ronald sagt:

    Ich erinnere mich gern. Mein LLC2 steht noch im Schrank .. muss ich mal wieder rausholen.
    In der Akademie der Wissenschaften waren die Linkermodule für CCP und BDOS verfügbar. Aus verfügbaren Dokumentationen, und BIOS-Assembler-Code des CP/M-Clones CP/A habe ich für den LLC2 (Entwicklung von Gerd Maudrich und im Computerclub Halle gepflegt) ein neues BISO geschrieben. Alles in Z80-Assembler.
    Der Nachbau U880 konnte auch alle undokumentierten Befehle und Fehler des original Z80 :)
    – 3MHz Takt, (übertaktet statt der zulässigen 2,5MHz habs schon in den 80gern, bis es später 4MHz-Typen gab)
    – 64k RAM + Erweiterung über Bankswitching für Vollgrafik und CCP-Kopie
    (A20 Gate von uns geklaut? :-)
    – EPROM-Disk, Boot vom EPROM
    – RAM-Disk bis 786kB (wenn man die passenden Chips besorgen konnte)
    – Floppy-Disk mit 820KB (82 Tracks statt den üblichen 80) für 2 verschiedene 5,25" Floppycontroller
    – Betriebssystem in Spur 81/82, kein Platzverlust für Datendisks

  14. Dieter sagt:

    Ein CP/M im 19"-Gehäuse war damals mein zweiter Rechner so um 1982 rum.
    Vieles selber entwickelt und gelötet: Floppy-Controller, I/O, Grafikcontroller, alles auf Eurokarten, gefädelt und hinten raus ECB. BIOS geschrieben. Viel in Assembler programmiert, auch beruflich. Ach ja das waren noch Zeiten… die Z80-CPU war lange Zeit so was wie meine Freundin ;-)
    Bin tatsächlich am überlegen ob ich noch mal eine Anpassung von CPM 3 auf einer meiner Z180-Boards mache. Oder sogar auf den Z280…

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