NSO-Gruppe (Pegasus Spyware) in der Krise – Entlassungen

[English]Schwarze Wolken über der Cyber-Firma NSO, die durch ihre Pegasus-Spyware unrühmliche Geschichte geschrieben hat. Der CEO, Shalev Hulio, tritt zurück – und es wurden 100 Mitarbeiter von insgesamt 700 Beschäftigten gekündigt. Sieht nach echter Krise aus, in die das Unternehmen durch den Verkauf und den Einsatz seiner Spyware geraten ist. Ob eine Pleite droht, ist unklar.


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Die NSO-Skandale

NSO Group Technologies ist ein israelisches Technologieunternehmen, welches die Spyware Pegasus anbietet, welche die Fernüberwachung von Smartphones (Android, iOS etc.) ermöglicht. Der Trojaner ist binnen Sekunden unbemerkt auf den Geräten installierbar, um Telefonate, SMS, E-Mails und sogar verschlüsselte Chats zu überwachen sowie auf Mikrofon und Kamera zuzugreifen.

Laut der NSO Group wird der Trojaner aber nur durch "staatliche Stellen" zur Gefahrenabwehr (Terrorismus, Kriminalität) eingesetzt. Mitte Juli 2021 wurde publik, dass die Überwachungssoftware (Trojaner) Pegasus der israelischen NSO-Gruppe auf den Smartphones breit eingesetzt wird und auch auf Telefonen europäischer Regierungsmitglieder und Journalisten gefunden wurde. Eine Liste, die 50.000 Telefonnummern von mindesten zehn NSO Group-Kunden, die Einträge von 2016 bis 2021 umfasst, war in die Hände von Amnesty International und Forbidden Stories, eine in Paris ansässige Medien-Non-Profit-Organisation, gelangt.

Recherchen eines internationalen Journalistenkonsortiums legen nahe, dass Hunderte Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Anwälte und Politiker durch die Pegasus-Spionagesoftware über ihre Smartphones ausgespäht wurden. Die NSO-Group dementierte, dass die Liste etwas über ausgespähte Ziele verrate und drohte sogar mit rechtlichen Schritten gegen die oben genannten Organisationen wegen der Berichterstattung. Ich hatte im Blog-Beitrag Pegasus-Spionagesoftware der NSO-Group auf vielen Smartphones über den Sachverhalt berichtet.

Seit dieser Zeit vergeht kaum ein Monat, in dem nicht irgendwo die Pegasus-Spyware auf irgend einem Smartphone eines Aktivisten oder Politikers gefunden wird. Das Unternehmen ist außer Kontrolle geraten – und im Sommer 2021 wurden die Büros der NSO Group wurden von der israelischen Regierung (Verteidigungsministerium) durchsucht.

Apple reichte zudem im November 2021 eine Klage gegen die NSO Group und ihre Muttergesellschaft OSY Technologies wegen angeblicher Überwachung und gezielter Angriffe auf die USA ein. Neben Apple sind auch Microsoft, Meta, Alphabet und Cisco entweder gerichtlich gegen NSO vorgegangen oder haben das Unternehmen heftig kritisiert. Zudem landete NSO auf einer schwarzen Liste der USA für den Handel.

Unternehmen in Schieflage

Nun scheint sich ein wirtschaftliches Problem abzuzeichnen. Ich bin über nachfolgenden Tweet und diesen Artikel auf das Thema gestoßen.

NSO group layoffs

NSO entlässt 100 Mitarbeiter, das sind 15% der Belegschaft, und dessen CEO Shalev Hulio (einer der Mitbegründer) tritt zurück. Er wird durch den derzeitigen COO Yaron Shohat ersetzt, Hulio soll aber im Unternehmen verbleiben und für Fusionen und Übernahmen zuständig sein. Im Rahmen dieser neuen Aufgabe ist er dafür verantwortlich, das Unternehmen bei der Suche nach einem neuen Eigentümer zu unterstützen.


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Die Webseite Cacalist erfuhr von dem Unternehmen nahestehende Quellen, dass die Entscheidung des israelischenVerteidigungsministeriums, die Anzahl der Lizenzen für den Verkauf von offensiven Cyber-Tools zu reduzieren, bereits einige Unternehmen in den Konkurs getrieben hab. Weitere würden ebenfalls pleite gehen, wenn sich diese Politik nicht ändert. Jüngste Gerüchte besagten, dass NSO am Rande des Bankrotts stehe. Allerdings schreibt Calcalist, dass das Unternehmen Ende 2022 einen Umsatz von etwa 150 Millionen Dollar erzielen wird. Es bleibt spannend.

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8 Antworten zu NSO-Gruppe (Pegasus Spyware) in der Krise – Entlassungen

  1. janilis sagt:

    Wie viel ist genug…?…

  2. Tom sagt:

    Kennt man zur Genüge: notfalls gibt es einen neuen Namen und "weiter geht die wilde Fahrt".

  3. Anonymous sagt:

    Neue Firma, neue Verträge mit zig Behörden, neue Wasserfälle von $€£

  4. McAlex777 sagt:

    Und was nützt das alles?

    Morgen gründet einer der Entwickler/Geschäftsführer eine neue unbekannte Firma, und Politiker kaufen dann bei denen Ihre Überwachungssoftware ein, die in neuer Version 2.0 noch mehr kann.

    Um das final zu unterbinden braucht es europäische Gesetze die unter Strafandrohung die so Anschaffungen/Tests solcher Software verbieten – für alle, Politiker, Polizei und jedermann sonst.

    Wir Diskutieren jetzt seit 20Jahren über Massenüberwachung im europäischen Raum, und seit 20Jahren befinden oberste deutsche/euopäische Gerichte das eine anlasslose Massenüberwachung nicht Rechtens ist.

    Da wird man wohl endlich auch Strafandrohung gegen Politiker die solche Software nach 20Jahren immer noch Beschaffen wollen einführen dürfen.

    • Anonymous sagt:

      Niemand will irgendwas unterbinden, eher im Gegenteil:

      „Fälschungssichere und digital überprüfbare Impfnachweise schaffen Vertrauen. … Es kann auch als Teil künftiger Impfkampagnen und Patientenakten verwendet werden."

      "Telekom-Chef Tim Höttges fordert, die [Corona-Warn-App] Anwendung nun zu einer breiten Gesundheits-App auszubauen."

      https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/millionenkosten-telekom-chef-fordert-die-corona-warn-app-zur-digitalisierung-des-gesundheitssystems-zu-nutzen-id63687736.html

      Derzeit passieren viele kleine Schritte und am Ende wird eine Art "Social Credit App" daraus, ohne die man am "normalen" Leben nicht mehr teilnehmen kann, sowas wie App nicht grün = kein Restaurant, keine Bahn, keine Flugreisen, kein Behördenkontakt, usw.

      Die totale Massenüberwachung ist dann bereits direkt mit eingebaut.

      Prognose: Die NSO Verdächtigen wird man demnächst im Gesundheitssektor wiederfinden…

      • Ralf S. sagt:

        So sieht es aus! Die totale Überwachung schleicht sich langsam und in vielen Fällen mehr oder weniger unbemerkt in unser Leben. Vor einiger Zeit gelesen: Banken präferieren (und setzen alles daran, dies auch umzusetzen) vollumfängliche Karten-/Digitalzahlung für die Zukunft z. B. – Mag "cool sein", aber ist eben ein weiterer und recht großer Überwachungsbaustein, der sehr oft, sehr unkritisch bejubelt wird … Und so kommt eins zum anderen und irgendwann ist sie da, die Komplettüberwachung … Die Mehrheit hat es so gewollt …

  5. Frank Eiger sagt:

    Die Gesellschaft von 2022 ist völlig kaputt und verroht.

    Die Untätigkeit der Politiker trägt dazu ziemlich bei.
    Es geht auch schon lang nicht mehr um Politik machen sondern nur noch um die eigenen Taschen zu befüllen.

    Und bei diesem Niveau an Menschheit liegt es klar auf der Hand, dass solch eine gefährliche Software nur missbraucht wird.
    Wir leben in einem Superkapitalismus, wo ein Menschenleben NICHTS wert ist (in Deutschland beläuft sich der Wert auf 25€, was weniger ist als in den US), wo nur Geld und Macht zählen.

    Und da wundert man sich, dass Pegasus missbraucht wird?

    Ernsthaft?!

    • Ralf S. sagt:

      Könnte man noch endlos weiterspinnen. Unterschreibe ich dir voll und ganz. Die Zukunft sieht nicht gut aus … Mir liegt es fern von den "guten alten Zeiten" zu sprechen, aber wenn man sich mal die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung(en) nur der letzten 5 Jahre so ansieht … Nun ja …

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