EU lässt Microsoft wegen Teams-Bundling vom Haken

ParagraphDie EU-Kommission hat eine Untersuchung gegen Microsoft wegen der Bündelung von Microsoft Teams mit Microsoft 365 jetzt eingestellt. Die Zugeständnisse, die Microsoft gegenüber der EU-Kommission gemacht hat, waren wohl ausreichend.

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Ein Rückblick auf den Teams-Fall

Microsoft hatte den Microsoft Teams-Client seit 2017 kostenlos mit Office 365 (jetzt als Microsoft 365 bezeichnet) ausgeliefert. Das führte zu Beschwerden von Mitbewerbern, die aus dem Markt gedrängt wurden.

Die erste formelle Beschwerde gegen diese Konstellation kam im Jahr 2020 vom Konkurrent Slack, der eine Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft wegen der Teams-Bündelung einreichte (siehe Slack: EU-Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft Teams). Aber es gab weitere Kartellbeschwerden gegen Microsoft, beispielsweise von Nextcloud (siehe Nextcloud legt Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft wegen OneDrive und Teams in Windows 11 ein).

Microsoft versuchte zwar, einer Sanktionierung durch die EU-Kommission zuvorzukommen und hat Teams vor längerer Zeit aus Microsoft Office herausgenommen (siehe Microsoft will Teams nicht mehr mit Office 365 bündeln – weltweit). Ende Juli 2023 leitete die EU-Kommission aber  ein formales Prüfverfahren wegen dieser Bündelung von Teams mit Office 365 und Microsoft 365 ein (siehe EU-Kommission eröffnet Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft wegen Teams). Im Juni 2024 mündeten dieses Verfahren dann in einer offiziellen Untersuchung der EU-Kommission (siehe Nachtrag: Auch Microsoft bekommt wegen MS Teams die EU-Wettbewerbsklatsche).

EU-Kommission stellt Verfahren gegen Microsoft ein

Am heutigen 12. September 2025 verkündete die EU-Kommission aber die Einstellung des Verfahrens gegen Microsoft. In der Mitteilung Commission accepts commitments offered by Microsoft to address competition concerns related to Teams, heißt es, dass die Europäische Kommission die Verpflichtungszusagen von Microsoft angenommen habe. Damit sind die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der EU hinsichtlich der beliebten Kollaborationsplattform Microsoft Teams ausgeräumt.

Diese Verpflichtungszusagen Microsofts seien fortan gemäß den EU-Kartellvorschriften rechtsverbindlich. Die Verpflichtungszusagen Microsofts beziehen sich auf die Bedenken der Kommission hinsichtlich der Kopplung von Microsoft Teams an die beliebten Produktivitätsanwendungen Word, Excel, PowerPoint und Outlook, die in den Office 365- und Microsoft 365-Suiten für Geschäftskunden enthalten sind. Im Rahmen der Verpflichtungszusagen wird Microsoft:

  • (i) Versionen dieser Suiten ohne Teams zu einem reduzierten Preis anbieten;
  • (ii) Kunden mit Langzeitlizenzen den Wechsel zu Suiten ohne Teams ermöglichen;
  • (iii) die Interoperabilität wichtiger Funktionen zwischen Kommunikations- und Kollaborationstools, die mit Teams und bestimmten Microsoft-Produkten konkurrieren, gewährleisten; und
  • (iv) Kunden die Möglichkeit geben, ihre Daten aus Teams zu übertragen, um die Nutzung konkurrierender Lösungen zu erleichtern.

Zwischen dem 16. Mai 2025 und dem 16. Juni 2025 hat die Kommission die Verpflichtungszusagen von Microsoft einem Markttest unterzogen und alle interessierten Dritten konsultiert, um zu prüfen, ob diese die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission ausräumen würden. Angesichts der Ergebnisse dieses Markttests hat Microsoft seinen ursprünglichen Vorschlag geändert und sich zusätzlich verpflichtet:

  • die Preisdifferenz zwischen einigen Microsoft 365- und Office 365-Suiten ohne Teams und den entsprechenden Suiten mit Teams, einschließlich der für Unternehmen bestimmten Suiten, um 50 % zu erhöhen.
  • klarzustellen, dass relevante Microsoft-Websites, auf denen Softwareangebote beworben werden, die eine Suite mit Teams enthalten, auch das entsprechende Angebot ohne Teams anzeigen sollten.
  • Informationen zur Interoperabilität und Datenportabilität auf allen relevanten Websites für Entwickler zu veröffentlichen.

Durch die Wiederherstellung eines fairen Wettbewerbs werden diese Verpflichtungszusagen, nach dem Glauben der EU-Kommission, den Markt für andere Anbieter von Kommunikations- und Kollaborationstools in Europa öffnen.

Die von Microsoft angebotenen Verpflichtungen bleiben sieben Jahre lang in Kraft, mit Ausnahme der Verpflichtungen in Bezug auf Interoperabilität und Datenübertragbarkeit, die zehn Jahre lang gelten. Die Umsetzung wird von einem Überwachungstreuhänder überwacht, der auch bei Streitigkeiten zwischen Dritten und Microsoft vermittelt.

Die Kommission kam zu dem Schluss, dass die endgültigen Verpflichtungszusagen von Microsoft ihre wettbewerbsrechtlichen Bedenken hinsichtlich des Verhaltens von Microsoft angemessen ausräumen würden. Sie beschloss daher, diese für Microsoft rechtsverbindlich zu machen.

Politisch motivierte Einstellung?

Im Klartext: Nachdem Microsoft mit der Bündelung von Teams mit Office 365 seit 2017 den Markt für Team-Produktivitätsanwendungen platt gemacht hat, verpflichtet man sich nun, Teams nur noch separat von Microsoft 365 anzubieten. Von irgendwelchen Geldbußen ist nichts zu lesen.

Ich denke, die Einstellung ohne Geldbuße hängt auch damit zusammen, dass die US-Administration derzeit mächtig Druck auf die EU-Kommission ausübt, die US-Tech-Riesen keinesfalls durch Auflagen zu belasten und ständig mit Gegenzöllen droht. In obigem Fall hat Microsoft den Ball durch freiwillige Beschränkung aus dem Spielfeld genommen. Die EU-Kommission kann sich als Sieger feiern, ohne einen weiteren Wettbewerbszoff mit den Amerikanern zu provozieren. Bei The Register habe ich die folgenden Zahlen gefunden: Microsoft Teams habe rund 320 Millionen aktive monatliche Nutzer, während der Wettbewerber Slack auf rund 52 Millionen Nutzer kommt, was zeigt, wer Koch und wer Kellner ist. Die meisten Firmen werden sich aus der Abhängigkeit von Microsoft 365 nicht lösen können und auf Microsoft Teams setzen.

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16 Antworten zu EU lässt Microsoft wegen Teams-Bundling vom Haken

  1. Chris sagt:

    Dann wird die Version ohne Teams jetzt soviel Kosten wie vorher die Version mit Teams, und die neue Version mit Teams wird 50% teurer. *Applaus*

  2. WLanHexe sagt:

    Man könnte aber auch das Gefühl bekommen, die EU schaut eh immer nur mit wedelndem Zeigefinger zu Apple. Und Microsoft sso…..Da steckt sich die EU die Finger in die Ohren und singt "lalalala". :D

    • mw sagt:

      Nein, die EU schaut nicht zu, sondern verbrennt hunderte von Millionen unserer Steuergelder mit den Verfahren, die sie dann selbst durch sklavische Ergebenheit beerdigt.

  3. mw sagt:

    Wieder einmal hat sich die EU Kommission über den Tisch ziehen bzw. von Trump erpressen lassen. Unabhängig davon, ob Microsoft eine Verpflichtungszusage abgegeben hat, war die Bündelung rechtswirdrig und muß gebüßt werden. Ich kann doch auch nicht sagen, daß ich nach einem Verkehrsverstoß verspreche, es nicht wieder zu tun und dann straffrei ausgehe.
    Es widert mich an, wie die EU Kommission im Rektum des POTUS verschwindet. Ich kann mittlerweile diejenigen verstehen, die einen DExit wünschen. Die Unterwürfigkeit der EU kann ich durch mein privates Embargo gegenüber den USA leider nicht kompensieren. Ich bin für Digitalzölle von 100%.

    • Anonym sagt:

      Und du meinst ein alleinstehendes Deutschland wäre gegenüber den USA weniger unterwürfig? Spätestens bei Drohung mit Zöllen gegen deutsche Autobauer sind die Deutschen aber sowas von im Potus Rektum.

  4. TBR sagt:

    Danke EU, jetzt zahlen wir mehr. Ich dachte wir leben in einer Marktwirtschaft.

  5. Peter Vorstatt sagt:

    Mir ist immer noch nicht klar, wozu man dieses Teams braucht. Die Leute haben Office, Outlook (wohl mit Terminkalender, oder?) und Telefon, was braucht es mehr? Ist denn dieses ganze Kollaborationszeug insb. IM, IRC etc. nicht totgeschlagene Zeit ohne kostenrechnungsmässig nachweisbaren Nutzen resp. Produktivitätszuwachs? Schon Telefone an jedem Arbeitsplatz sind grenzwertig. Bei Toom z. B. gibt es nur ein Telefon pro Abteilung, wenn überhaupt.

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