KI-Irrsinn Teil 2: Amazon schickt Unterlassungserklärung an Perplexity AI für Einkäufe über Comet

AmazonOnline Versandhändler Amazon hat dem Anbieter Perplexity AI eine Unterlassungserklärung geschickt. Amazon will agentengesteuerte Einkäufe über den Comet-Browser untersagen. Das wäre im Erfolgsfall das Ende der "ich lasse meinen Browser oder AI-Agenten für mich mal einkaufen und ignoriere alles, was Anbieter in ihren Terms of Service festlegen". Aus meiner Sicht, speziell bei der Perplexity AI  Inc., eine absolut notwendige Klärung.

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Der Perplexity AI Comet-Browser

AI-Agenten werden ja überall als "Stein der Weisen" gehypt. Die erledigen deine Mails, buchen Flüge, Hotels, Tische in Restaurants und besorgen auch Bestellungen bzw. Einkäufe. Kann man ja tun, wenn sich diese AI-Agenten an die Regeln halten, die die Anbieter aufstellen, und wenn dadurch nicht extreme Risiken eröffnet werden.

Der Anbieter Perplexity AI Inc. hat seinen Comet-Browser, der auf Google Chromium basiert und die Perplexity-AI-Suche integriert, vor einigen Wochen allgemein verfügbar gemacht. Im Browser integrierte AI-Agenten sollen eigenständig im Auftrag des Benutzers Aufgaben erledigen. "Comet ist ein KI-gestützter Browser, der als dein persönlicher Assistent und Denkpartner fungiert." heißt es auf der Seite des Anbieters.

Mir sind AI-Browser eigentlich nur als immanentes Sicherheitsrisiko geläufig (siehe auch Perplexity Comet Browser Prompt Injection als großes Sicherheitsrisiko). Und Perplexity ist vor einiger Zeit dadurch negativ aufgefallen, dass deren Crawler die robots.txt-Vorgaben, die den Besuch von Webseiten ggf. untersagen, bewusst umgeht. Cloudflare ist diese Praxis aufgefallen, und das Thema wurde z.B. hier von der Seite hardwareluxx.de aufgegriffen.

Amazon schickt Perplexity Unterlassungserklärung

Nun kommt der nächste Rückschlag für Perplexity AI Inc. Offenbar hat auch Amazon etwas dagegen, wie der Perplexity AI-Browser auf deren Seiten unterwegs ist und Einkäufe tätigt. Daher hat das die Perplexity AI Inc. nun eine Unterlassungserklärung von Amazon erhalten, in der Amazon verlangt, dass das Unternehmen Nutzer nicht mehr mit dem Comet-Browser bei Einkäufen auf der Amazon-Plattform unterstützen darf. Amazon wirft Perplexity diesbezüglich Computerbetrug vor.

Die Seite Platformer titelt dazu Amazon gets hit by a Comet und der Vorgang findet derzeit ein breites Echo in den US-Medien. Amazon hat seine Beweggründe in dieser Stellungnahme veröffentlicht und schreibt:

Wir halten es für ziemlich selbstverständlich, dass Drittanbieter-Anwendungen, die Einkäufe im Namen von Kunden bei anderen Unternehmen tätigen, offen agieren und die Entscheidungen der Dienstleister hinsichtlich einer Teilnahme respektieren sollten.

Dies trage zu einer positiven Kundenerfahrung bei und entspreche der Vorgehensweise anderer AI-Anbieter, darunter Essensliefer-Apps und die Restaurants, Lieferdienst-Apps und die Geschäfte, sowie Online-Reisebüros und die Fluggesellschaften, bei denen AI-Lösungen Bestellungen und Buchungen für Kunden tätigen.

Agentische Drittanbieter-Anwendungen wie der Comet von Perplexity hätten die gleichen Verpflichtungen. Offenbar hält der Perplexity Comet-Browser sich nicht an diese Transparenz und hat wiederholt gegen Amazons Terms of Service verstoßen. Amazon schreibt, dass man Perplexity wiederholt aufgefordert habe, Amazon aus dem Bestand der Webseiten zu entfernen, die für Einkäufe und Recherchen genutzt wird. Das sei insbesondere angesichts der erheblich beeinträchtigten Einkaufs- und Kundenerfahrung, die der Comet-Browser bietet, erfolgt.

Scheint nichts genutzt zu haben, so dass Amazon jetzt die juristische Keule heraus holt. Der als PDF-Datei vorliegende Cease and Desist-Brief legt detailliert offen, was Amazon am Vorgehen von der Perplexity AI Inc. beim Comet-Browser stört. Das ist nach meiner Beobachtung – auch im obigen Context der Feststellung durch Cloudflare, dass sich Perplexity AI an keine Vorgaben hält – bitter nötig. Die Perplexity AI Inc. lamentiert hier, dass "Mobbing" keine Innovation sein und reklamiert für sich den Anspruch, dass der Sinn der Technologie drain bestehe, das Leben der Menschen zu verbessern, egal was es koste. Sie führen da den Begriff der Innovation an und jammern, dass Amazon als großes Unternehmen mit rechtlichen Drohungen und Einschüchterungen Innovationen blockieren und das Leben der Menschen verschlechtern würde.

Ich formuliere es mal so: Nach dem, was ich von Perplexity AI Inc. bisher wahrgenommen habe, würde ich keine Träne vergießen, wenn dieser Anbieter juristisch extrem eingenordet wird oder sogar vom Markt verschwindet. Kann nur der Allgemeinheit dienen, wenn solche aggressiven und riskanten Praktiken in Wild-West-Manier unterbunden werden.

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17 Antworten zu KI-Irrsinn Teil 2: Amazon schickt Unterlassungserklärung an Perplexity AI für Einkäufe über Comet

  1. Anonym sagt:

    Es geht wohl um die Kuchenverteilung der Konsumkundschaft, jeder will jetzt seine eigenen Agenten an den Kunden bringen…

    • Günter Born sagt:

      Ich bin mir da nicht so sicher – dann müsste Amazon auch OpenAI wegen deren Atlas-Browser, Microsoft wegen Copilot etc. eine Abmahnung schicken. Am Ende des Tages schneidet Amazon mit einem globalen KI-Agentenbann potentiell einen Teil des potentiellen Umsatzes ab – wird kaum ein Wirtschaftsunternehmen tun. Im Text klang ja an, wo der Schuh bei Perplexity AI im Grunde drückt.

  2. Ludger sagt:

    OpenAI hält sich auch nicht an die robots.txt und verschleiert Zugriffe: Wir haben jeden Tag zahlreiche Zugriffe von IP-Nummern, die früher erkennbar von OpenAI genutzt wurden und sich jetzt als Firefox etc ausgeben.

  3. Gänseblümchen sagt:

    Antrophic hat derweil eine Untersuchung veröffentlicht. Bei gängigen KIs reichen anscheinend schon 250 kaputte Trainingssokumente, um ein KI Modell mit Fehlern zu verseuchen und unbrauchbar zu machen. Und das wo schon die CommonCrawl-Trainingsdaten inzwischen mehr KI-Daten beinhalten, als menschlichen Input. Der Report von Antrophic soll unter folgender Adresse abrufbar sein, ich kann die Seite gerade aber nicht öffnen, vielleicht überlastet:

    https://www.anthropic.com/research/small-samples-poison

    Außerdem:

    https://graphite.io/five-percent/more-articles-are-now-created-by-ai-than-humans

  4. Alexander Meckelein sagt:

    Also ich weiß nicht so genau was ich von dem verlinkten 'Cease and Desist Brief' halten soll. Die darin von Amazon aufgeworfenen Punkte lassen sich, mMn, dahin gehend zusammen fassen, dass Amazon "Angst" hat, dass ihre Reputation als "human driven shopping expirience" jetzt durch "KI" (LLM) kaputt gemacht wird. Die von Amazon genannten Punkte wie z.B. "Versand zusammenfassen" halte ich für Vorgeschoben.

    Mir drängt sich eher der Eindruck auf, dass Amazon nach wie vor denkt, die Rezessionen und Einkäufe in deren Shop wären wirklich von echten Käufern erstellt. Und durch LLM-Agenten wird dieses Bild natürlich etwas aufgehellt, weil man dann ja sagen kann, bei Amazon kaufen nur noch Agenten ein.

    Ich bin wirklich kein großer Freund von diesem ganzen LLM Hype und auch nicht von Amazon, aber das hier liest sich für mich sehr viel mehr nach Krokodilstränen als alles andere.

  5. Bernd Bachmann sagt:

    Also, mal rein hypothetisch, so ein Einkaufsagent würde wirklich funktionieren, und würde es mir ermöglichen, die ganzen nervenden Seitenfüller à la "others also bought", "recommended for you", "you might also be interested in" oder "often bought together" zu umgehen, und würde mir schlicht drei Produkte, die dem entsprechen, was ich suche, mit ihren jeweiligen wesentlichen Daten zur Auswahl präsentieren — das fände ich als potentieller Kunde schon sehr nützlich. Aber genau das dürfte es sein, was Amazon eben *nicht* haben will.

  6. R.S. sagt:

    Amazon hat viele Baustellen, die die Benutzererfahrung verschlechtern.

    Wenn ich da nach etwas suche, bekommen ich auch jede Menge Artikel angezeigt, die nicht der Suche entsprechen.

    Und die Filtermöglichkeiten sind auch bescheiden.
    Wenn ich z.B. bei der Suche bestimmte Anbieter oder Anbieter aus bestimmten Ländern ausschließen will, geht das nicht.

    Und was Perplexity angeht:
    Das ist ein Drecksladen.
    Je eher der verschwindet, desto besser.

    • noway sagt:

      perplexity:
      die Ratlosigkeit
      die Verwirrung
      die Verblüffung
      die Verworrenheit

      Wenn das Sinn und Zweck des Unternehmens ist…

    • Daniel A. sagt:

      Die Filter sind auch über Zeit schlechter geworden. Ich meine mich zu erinnern, dass man früher mal z.Bsp. explizit Filtern konnte, dass Verkäufer und Versender Amazon selbst ist. Das geht inzwischen bzw. schon eine ganze Weile nicht mehr.

      • Herr IngoW sagt:

        "GRATIS-Versand durch Amazon" ganz oben Links

        • Peter Vorstatt sagt:

          Unsinn! Wenn bei einem Artikel „Versand durch Amazon" (inkl. „Gratis-Versand durch Amazon") steht, bedeutet das nur, dass Amazon die Logistik übernimmt. Vertragspartner ist entweder Amazon selbst (wenn „Verkauf und Versand durch Amazon" angegeben ist) oder der Dritthändler (wenn „Verkauf durch [Händlername], Versand durch Amazon" angegeben ist).

    • Peter Vorstatt sagt:

      Betr. "Das ist ein Drecksladen.":

      Geht 's vielleicht etwas substanzieller? Ich finde Perplexity sehr gut, weil sie im Bereich Materialwissenschaften und technischer Chemie auch anonymen Benutzern ausserordentlich gute Ergebnisse liefern.

      Im übrigen ist der Born 'sche Artikel einseitig und übersieht den wesentlichen Punkt in Perplexity 's Entgegnung, Zitat: "They're [gemeint ist Amazon] more interested in serving you ads, sponsored results, and influencing your purchasing decisions with upsells and confusing offers."

      Ich finde es sehr gut und absolut verbraucherfreundlich, dass der Perplexity Agent diese Verwirrspiele von Amazon nachhaltig durchkreuzt.

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