Report legt offen: Was die Nutzer Microsofts Copilot so fragen

CopilotIst Copilot nun der Produktivitäts-Booster für Unternehmen, wie es nun beworben wird? Oder ist es schlicht Bullshit-Bingo-Marketing-Unsinn, der auch noch kostet? Microsoft hat seinen "Copilot Usage Report 2025" vorgelegt, der erstmals Einblicke liefert.

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So ganz vorab, bevor alles in kollektive Begeisterung ausbricht, was dieser Copilot so alles kann: Für "The Copilot Usage Report 2025" vom 10. Dezember 2025 wertete Microsoft eine Stichprobe von 37,5 Millionen Unterhaltungen zwischen Nutzern und dem ChatBot aus. Ziel war es, herauszufinden, wie Menschen mit Copilot interagieren.

Wie war das mit Privatsphäre und Copilot?

Das heißt aber auch, dass wieder einmal klar wird, dass nichts, was die Leute mit ChatBots wie Copilot austauschen oder diesem "zu sehen geben", privat bleibt. Alles landet auf Microsofts Servern. Redmond betont zwar, dass das System die Konversationen anonymisiert, und lediglich die Zusammenfassung des Gesprächs extrahiert. Es werde dabei die vollständige Privatsphäre gewährleistet.

Aber die Abstraktion reicht aus, um das Thema und die Absicht des Menschen zur Nutzung des Chatbots zu entnehmen. Und Hand auf's Herz: Wer kann denn kontrollieren, welche Rohdaten auf den Microsoft Servern aufschlagen, was wo gespeichert und dann auch ausgewertet wird. Zudem bin ich nicht sicher, was "Anonymisierung" für Microsoft bedeutet – und ob aus den großen Datenmengen nicht doch Rückschlüsse zu ziehen sind.

Mir gehen halt aktuell drei Sachen durch den Kopf. Microsofts Sicherheitsforscher hatten kürzlich von einem Seitenkanalangriff berichtet (Microsoft findet Seitenkanalangriff Whisper-Leak in LLMs), über den man den Sinn einer Unterhaltung bereits durch Analyse des verschlüsselten Datenverkehrs mit dem Chatbot erfassen kann. Dann hatte ich in diesem verlinkten Blog-Beitrag erwähnt, dass der US-Amerikaner Jonathan Rinderknecht  im Oktober 2025 wegen eines in Kalifornien gelegten Feuers, welches mehrere Todesopfer forderte, verhaftet wurde. Mit zur Verhaftung trugen Anfragen der Person an ChatGPT zu diesem Themenfeld bei. Vor einer Woche wurde zudem eine Anordnung eines US-Gerichts gegen OpenAI bekannt. Die müssen 20 Millionen anonymisierte ChatGPT-Protokolle herausgeben. Es soll überprüft werden, ob ChatGPT urheberrechtlich geschützte Inhalte der New York Times wortwörtlich wiedergegeben hat. heise hat in diesem Artikel darüber berichtet.

Wären jetzt Informationssplitter, um darüber nachzudenken, ob das Nutzen eines Chatbots, den man nicht selbst unter Kontrolle hat, das Gelbe vom Ei ist. Dabei ist es unerheblich, ob der ChatGPT, Copilot oder Perpexity heißt.

Was Nutzer Copilot so fragen

Aber lassen wir das Nachdenken, ist schließlich anstrengend. Widmen wir uns der seichten Unterhaltung, oder dem, was die Leute von Microsofts Copilot wissen wollen. Das muss schließlich so essentiell wichtig sein, dass Microsoft sich getraut, seine Preise für Microsoft 365-Abonnements ab Juli 2026 kräftig anzuheben (siehe Microsoft 365: Preise steigen 2026, KI sei Dank). Fassen wir mal die Kernpunkte zusammen.

  • Auf dem Desktop wird der Copilot von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr zu normalen Bürozeiten verwendet. Dann überwiegen Fragen zur "Arbeit und Karriere".
  • Technologie wurde als Top-Thema über die Monate des Jahres 2025 vom Spitzenplatz  zu Beginn des Jahres verdrängt.
  • Während dieser Zeit gibt es an den Arbeitstagen auf dem Desktop auch einen Anstieg bei Programmierfragen an Copilot – wobei dieser Anteil bis September 2025 aber eingebrochen ist.
  • Am frühen Morgen stehen Religion und Philosophie am häufigsten im Mittelpunkt. Am späten Nachmittag dreht sich vieles um den Weg nachhause.
  • Nach Feierabend und in der Nacht stehen Unterhaltung und "Spiele" auf den Favoritenlisten der Desktop Copilot-Nutzer.
  • Auf Mobilgeräten sieht die Welt dagegen anders aus. Dort rangierten Fragen zu Gesundheit und Fitness, unabhängig vom zeitlichen Kontext, auf den ersten Plätzen.

Es deutet sich an, dass Copilot weniger als große Suchmaschine, sondern eher als "Rat-Such-Bot, der Antworten auf Fragen des Lebens liefern soll" gesehen wird. Typische Frage am 14. Februar, die alle anderen Fragen in den Schatten stellt: "Wie kann ich den Valentinstag überleben" – nicht mal das kriegen die jungen Leute noch selbst hin. "Digitale Tools werden zu vertrauenswürdigen Begleitern für alltägliche Fragen des Lebens", so Microsoft. Die verschiedenen Benutzergruppen scheinen, so meine Lesart, aber immer noch mit Copilot zu experimentieren.

Abschließende Gedanken

Wenn ich die obigen Informationen so anschaue, erkenne nicht noch nicht das Killer-Argument für den Einsatz von Copilot, das X Euro pro Monat an Abo-Kosten rechtfertigt. Oder deutlicher ausgedrückt: Ich sehe noch nicht, wie sich auch nur ein Bruchteil der bisherigen Investitionen irgendwie rechnen sollen. Das ist der erste "Elefant im Raum", über den niemand bei Microsoft sprechen will.

Auf Implicator.ai hat man die Informationen aus dem Microsoft-Report ausgewertet und einige Informationen in diesem Artikel zusammen getragen. Dort wird dann auch der zweite "Elefant im Raum", über den niemand bei Microsoft sprechen will. Copilot wird als "Berater oder Ratgeber" verstanden. Aber Sprachmodelle halluzinieren, und es fehlt das Kontextwissen, das ein menschlicher Berater über Jahre hinweg gesammelt hat. Ein Chatbot wie Copilot kann nicht nachfassen, kann nicht erkennen, wenn ein Ratschlag nicht funktioniert, und kann die Empfehlungen nicht auf der Grundlage von Ergebnissen anpassen. Es besteht also das Risiko, dass dieser "große Ratgeber" die Nutzer wissentlich oder mangels Fähigkeiten "hinter die Fichte führt" und zu großem Unsinn verleitet.

Die Auswertung der Daten durch Microsoft zeigen, dass die Nutzer ihr Vertrauen in Systeme setzen, das normalerweise Menschen mit professioneller Ausbildung und persönlichem Engagement für die Ergebnisse vorbehalten ist, schreibt Implicator.ai.

Gerade wurden große US-Tech-Unternehmen wegen "irreführender" KI-Ergebnisse von US-Generalstaatsanwälten verwarnt. Das betreffende Schreiben lässt sich als PDF hier einsehen. Techcrunch hat das Ganze im Beitrag State attorneys general warn Microsoft, OpenAI, Google, and other AI giants to fix 'delusional' outputs aufgegriffen.

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6 Antworten zu Report legt offen: Was die Nutzer Microsofts Copilot so fragen

  1. Anonym sagt:

    Und dann gab es da doch diese vermeintlichen KI Privatsphäre Verteidiger, die vehement behauptet hatten, dass nichts von dem, was sie mit Copilot & Co. kommunizieren, irgendwo gespeichert würde, nun denn…

  2. mw sagt:

    Nicht nur bei Micrososft will niemand darüber sprechen auch im Unternehmen werden goldene Zukunftsvisionen mit Copilot and anderem KI-Sch. verbreitet. Das Geld steckte man besser in Bildung der eigenen Expertise statt diese auf dem Tisch der KI Bots verkümmern zu lassen. Ich faß es nicht, wieviele dumme Entscheidungen getroffen werden. Kein Wunder, daß es mit der deutschen Industrie bergab geht.

  3. evotexte sagt:

    Heute einen interessanten Artikel auf businessinsider.de – Abteilung Wirtschaft gefunden. Da stand, was viele von uns schon vermutet haben, von der Wissenschaft bestätigt:

    KI. Macht. Langfistig dumm. https://www.businessinsider.de/wirtschaft/studie-ki-macht-euch-still-und-heimlich-schlechter-im-job/

    Ob jetzt uns das Fernsehen auch schon immer dumm, dick und faul gemacht habe, steht jetzt auf einem anderen Papier. Die Gefahr ist bei weitem viel größer, weil die KI uns nicht NUR dumm macht, sondern uns datenschutzrechtlich in Teufels Küche bringt und vor allem einsam und arm macht.

  4. Herr IngoW sagt:

    Die Verblödung eines großen teils der Gesellschaft wird somit also vorangetrieben.
    Wem das letztendlich nützt, werden wir in ein paar Jahren sehen.

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