Ende 2014 rollt ja die Welle der "Billig" Windows 8.1-Geräte im Preisbereich unter 200 Euro. Zu Weihnachten werden sicherlich einige Leute zuschlagen und sich so ein Gerät holen. Wer weiß, auf was er sich einlässt, bekommt für wenig Geld ein schönes Windows 8.1-Gerät. Wer sich aber nur ein Windows-Gerät holt und nicht nachdenkt, rennt gegen die Wand. Damit der Frust vielleicht nicht ganz so groß wird, habe ich mal eine Artikelreihe zum Thema verfasst.
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Rückspiegel: Was war, was kommt
Ich gestehe, auch mir entfallen Sachen, die vor zwei Jahren passiert sind. Im Jahr 2012 haben wir auf Windows 8 gewartet und wurden durch Microsoft ob der tollen neuen Welt so richtig "massiert". Was sollte das neue Betriebssystem nicht alles können – Microsoft wusste genau "was wir Kunden wollten oder brauchten". Steven Sinofsky ist nicht mehr bei Microsoft und die Welt hat sich ein Stück weit weiter gedreht. PS: Sinofsky ist mir die Tage mit Vorhersagen für die Trends 2015 über die Füße gelaufen – ich hab's zur Kenntnis genommen. Aber zurück zum Thema – was war da?
Der Preis für Windows 8.1-Geräte ist zu hoch …
Im Rückblick lässt sich feststellen: Microsoft und die OEM-Hersteller hatten mit Windows-Geräten ein Problem. Während ich für 50 bis 100 Euro ein OEM-Android-Tablet bekommen kann (was das taugt, steht auf einem anderen Blatt), war ein Windows-Gerät richtig teuer: Ab 500 Euro aufwärts – das war die Preisfront in 2013. Windows 8.1 ist halt ressourcenhungrig und läuft nicht mit 3 GByte Speicher und 500 MByte RAM. Zudem war bei Windows 8 der Plan seitens Microsoft, die Spezifikationen so zu setzen, dass die Nutzer möglichst gute Erfahrungen mit der Hardware bzw. dem System machen. Wir erinnern uns, dass die Mindestbildschirmauflösung für SplitScreen und Windows 8 Logo bei 1366×768 Pixel lag. Erlaubt natürlich keine günstigen 8 Zoll-Geräte. Also wurde diese Schranke mit Windows 8.1 eingerissen – und Microsoft hat die Spezifikationen für die Windows-Zertifizierung in 2013 gelockert. Reichte aber nicht.
Preisdrücken bei Windows-Systemen
Die Strategie von Microsoft und den OEMs: Runter mit dem Preis, zumindest optisch. Mit Windows RT hat man, in meinen Augen, aber einen Schlag in's Wasser gelandet. Die Leute wollen kein kastriertes Windows, welches nur Apps kann. Es soll ein "richtiges Windows" sein. Als erstes wurden Microsoft die OEM-Preise für Windows nach unten gedrückt.
Hier im Blog gibt es einige Artikel aus 2013, die sich mit dem Thema befassen. Ich erinnere nur an den Artikel Microsoft reduziert OEM-Windows-Lizenzgebühren um 70%. Aber im "Race to the bottom" gibt es erst einen Halt, wenn man ganz unten angekommen ist. Im Mai 2014 kündigte Microsoft das "Gratis-Windows" für Low-Cost-Geräte an. Ich hab's im Artikel Microsoft kündigt Low Cost Windows 8.1 with Bing an behandelt. Hier noch ein paar Infosplitter:
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Windows 8.1 with Bing
Windows 8.1 with Bing is a new Windows edition that helps OEMs add Windows to low-cost devices while driving end user usage of Microsoft Services such as Bing and OneDrive. Windows 8.1 with Bing is similar to other editions of Windows and should be imaged, updated, and deployed the same as any other Windows edition.
Es handelt sich um eine neue Windows 8.1-Variante, die nur an OEMs ausgeliefert wird, um dort auf Low-Cost-Systemen installiert zu werden. Im Browser ist Bing als Suchmaschine integriert. Hier nochmals der Auszug aus dem Microsoft-Artikel:
Helping our hardware partners build lower cost Windows devices
Over the next couple weeks leading into Computex in Taipei, you're going to see many of our hardware partners announce new Windows devices.
… Over the past year, we have done a lot of work to scale Windows to an even greater number of customers with more partners and new devices at a broader range of price points. In 2013, we began to ease our approach to device certification and reduced some hardware component requirements, helping to empower our partners to drive further device differentiation and price competitiveness. And most recently with the Windows 8.1 Update, we are enabling our hardware partners to build lower cost devices with only 1GB of memory and 16GB of storage that provide customers with the fast and fluid experience they expect from a Windows device. We also announced that Windows will be available for 0 dollars to our hardware partners for Windows Phones and tablets smaller than 9-inches in screen size.
As we move forward, many of these lower cost devices will come with a new edition of Windows called Windows 8.1 with Bing. Windows 8.1 with Bing provides all the same great experiences that Windows 8.1 offers with the Windows 8.1 Update, and comes with Bing as the default search engine within Internet Explorer. And of course customers will be able to change that setting through the Internet Explorer menu, providing them with control over search engine settings. This new edition will be only be available preloaded on devices from our hardware partners. Some of these devices, in particular tablets, will also come with Office or a one-year subscription to Office 365.
The end result is that more people—across consumer and commercial—will have access to an even broader selection of new devices with all the awesomeness that Windows 8.1 provides, and get Office too, all at a really affordable price. Additionally, as reach expands, the opportunity for developers and their apps also increases.
We're excited for our partners and the new devices that will be in market soon, and we'll continue to work closely with our partners deliver innovative and high quality devices based on the Windows experience.
Stay tuned for more as these new devices get announced by our hardware partners over the coming weeks!
Klingt doch gut und geht runter wie Sahne. Unter 199 $ sollte es mit dem Preis gehen. Und wenn ich im Blog so suche, fallen mir ein paar Artikel rund um dieses Thema vor die Füße.
Spezifikationen des HP 199 $ Chromebook-Killers geleakt
Das 149 $ Windows 8.1-Tablet kommt …
Na ja, mit 1 GByte RAM und 16 GByte Speicher läuft es sich nicht so ganz befreit. Daher hat Microsoft noch mit Tricks gearbeitet und WIMBoot rausgehauen (siehe Windows 8.1 Update bringt WIMBoot für schwache Hardware).
Ich gestehe, ich war erst auch begeistert, günstig wäre ja nicht verkehrt, nur billig soll es nicht sein, denn das schafft Frust. Wir haben Ende 2014 die Windows 8.1 Tablet PCs für 99 Euro oder zumindest Geräte für um die 150 Euro. Ist doch alles gut?
You get, what you pay for!
Zwischenzeitlich zeigen sich aber Sorgenfalten auf meiner Stirn. Es gibt da den Teil in mir, der die Überlegungen der Markting-Leute "Das Zeugs muss optisch billiger werden, damit wir mit Android mithalten können" nachvollziehen kann. Aber tief in meiner Seele bin ich Techniker, der sich anschaut "wie glücklich wird der Nutzer mit einem solchen Gerät" (war die ewige Krux in meinem vorigen Leben als Projektmanager, wo der Kunde nur billig wollte und nachher mit dem "billig" ziemlich unzufrieden zurück blieb – aber zumindest habe ich seinerzeit dokumentiert, dass der Kunde auf die Probleme hingewiesen wurde und es genau so wollte). Und hier sitzt Microsoft mit Windows in der Falle. Einerseits, ich schrieb es bereits, ist das Betriebssystem einfach ressourcenhungrig. Auch WIMBoot wird nichts daran ändern, dass 16 GByte Speicher drei Nummern zu klein sind. Und auch ein 8 Zoll-Display empfinde ich persönlich unter Windows als Problem.
Aber es gibt noch eine andere Falle: Wir Anwender sind doch seit 1993 durch Windows sozialisiert. Das ist das Betriebssystem, was alles kann, vom Kaffee kochen bis zum Eier schälen. Und auch wenn ich ein billiges System mit einem "richtigen Windows 8.1" habe, will ich auch alles damit machen können. Office 365, Spiele, Video und was weiß ich. Was unter Android Standard ist: Ein paar Apps von einigen hundert KByte APK-Größe, ist unter Windows 8.1 so gut wie nicht zu finden. Apps werden wenig genutzt, und wenn ich mir anschaue, dass die Office 365 Apps unter iOS und Android viele hundert Megabyte groß sind, ist das alles andere als schmal.
Damit ist der Ärger vorprogrammiert. Im Artikel Update-Falle bei billigen Windows 8.1-Geräten hatte ich kürzlich auf diesen Aspekt hingewiesen. Bei 16 oder 32 GByte-Geräten sitzt man ganz schnell vor dem Problem, dass der Speicher voll ist. Dann klappen weder größere Kernel-Updates noch lässt sich ein Auffrischen oder Zurücksetzen auf Werksauslieferungszustand durchführen. Da werden meist 3-4 Gbyte freier Speicher gebraucht. Im verlinkten Artikel gibt es dann in Kommentaren von Benutzern den "Tipp", die Updates stückweise durchzuführen. Kein hilfreicher Rat beim Auffrischen von Windows 8.1 …
Ich habe hier ein ausgewachsenes Hybridgerät (Akoya S6214T) mit 64 GByte SSD – wo ich vor drei Tagen (nach einer Update-Orgie im Anschluss an eine Systemwiederherstellung) die Warnung bekam, dass nur noch 1,5 Gbyte frei seien. Installiert ist nicht viel (Office 2013, Camtasia, VMware Workstation und ein paar Tools) – die Dokumente und Datendateien liegen auf separaten Festplatten. Die Datenträgerbereinigung schaffte dann 1 –2 GByte, aber am Ende des Tages war ich bei 3,41 Gbyte freien Speicher. Hier Windows-Update: Temporäre Dateien löschen habe ich noch einen Tipp veröffentlicht, wie man Speicher freischaufeln kann. Einem MVP-Kollegen hat das mal gleich 3,4 GByte mehr freien Speicher gebracht.
Den Durchbruch hatte ich erst, als ich zwei Downloads von Windows-ISOs fand, die ich löschen konnte. Am Ende des Tages waren 10 Gbyte (von 64 Gbyte frei). Fazit am Ende des Tages: Die Maschine ist mit 64 GByte nicht ganz schwach mit Speicher ausgestattet, trotzdem frickele ich jetzt mit "Speicher freischaufeln" rum. Und alle SSD-Fans kennen wohl das Gleiche. Wie schaut es wohl bei den 16- oder 32-GByte-Maschinen aus?
Und noch ein Problem: Windows 8.1 w Bing wird nur an OEMs ausgeliefert – es gibt also keine ISOs. Damit ist für die "Feierabend-Administratoren" und die "Spezialisten" unter den Heimanwendern die nächste Baustelle eröffnet. Auf diese Falle gehe ich im nächsten Artikel ein.
Artikelreihe:
Update-Falle bei billigen Windows 8.1-Geräten
Achtung Falle: Billig Windows 8.1-Geräte
Vorsicht bei Windows 8.1 with Bing
Installationsabbild für Windows 8.1 with Bing erstellen
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