Angetestet: AnyDesk Remote-Desktop (Beta)

win7VNC-Programme, mit denen sich Remote-Desktop-Funktionen nutzen lassen, gibt es viele. Teamviewer ist vielen Nutzern ein Begriff. Im heutigen Blog-Beitrag möchte ich das Programm AnyDesk vorstellen.


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AnyDesk stammt von drei deutschen Software-Entwicklern aus dem Raum Stuttgart und befindet sich momentan in der öffentlichen Beta-Phase. Daher lässt sich AnyDesk momentan kostenlos von dieser Webseite herunterladen und ohne Installation testen.

Warum noch eine VNC-Software?

Problem vieler Remote-Desktop-Lösungen ist, dass die Übertragung zwischen Sever und Client doch nicht so ganz flüssig, wie versprochen, abläuft. Habe ich hier beim Screenrecording eines Tablet PCs auf einem Desktop mittels Camtasia erlebt – da ruckelte der Bildschirm bei schnellen Bewegungen. Und auch beim letzten Videorecording bei video2brain in Graz hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Über den UltraVNC Viewer konnte ich auf einen Mac Mini zugreifen, um dessen Desktop abzufilmen. Obwohl schnelle Netzwerkverbindungen im Studio vorhanden waren, ruckelte der Bildschirm im UltraVNC Viewer. Das wollten die AnyDesk-Entwickler besser machen. Hier deren O-Ton (siehe):

Sehen Sie Remote-Desktop mit anderen Augen!

Sie kennen Remote-Desktop, so wie es bisher war: langsam und mühselig. Bei der Ent­wick­lung von AnyDesk sind wir einen Schritt zurück getreten und haben uns fundamentale Fragen gestellt. Wie muss Remote-Desktop funktionieren? Was kann man mit moderner Computer-Hardware erreichen? So haben wir AnyDesk von Grund auf neu entwickelt. DeskRT ist der Kern: ein neues effizientes Bildübertragungsverfahren, das speziell für gra­fi­sche Bedienoberflächen konzipiert wurde. Dadurch ist AnyDesk den entscheidenden Schritt voraus.

Von Konkurrenzprodukten wird lediglich behauptet, sie würden eine flüssige Bildübertragung gewährleisten. Doch AnyDesk, die schnellste Remote-Desktop-Anwendung der Welt, hält die­ses Versprechen. Mit AnyDesk sind Anwendungen möglich, die mit bisheriger Remote-Desktop-Software undenkbar waren.

Momentan steht AnyDesk ausschließlich als Windows-Anwendung zur Verfügung. Versionen für folgende Plattformen sind geplant.

  • Apple iPad (ab iPad Air und iPad Mini Retina)
  • Apple MacOS X (ab 10.9 Mavericks)
  • Linux (Debian-basierte Distributionen)
  • Android-Tablets (ab KitKat)

Hier wird es aber wohl so sein, dass die iOS- und Android-Versionen des Programms wohl nur als Client fungieren.

AnyDesk-Beta angetestet

Ich habe mal die momentan laufende Beta von AnyDesk an zwei Windows-Maschinen (Windows 8.1 Update in einer VM, Windows 7 Ultimate auf dem Host) angetestet. Die Nutzung ohne Installation ist denkbar einfach: Die gut 1,1 MByte große Programmdatei AnyDesk.exe von dieser Webseite herunterladen und ausführen. Damit das Programm seine Remote-Verbindungen aufnehmen kann, muss die Firewall entsprechend freigegeben werden. Hier ist das automatisch angezeigte Dialogfeld der Windows-Firewall.

Was mir weniger gut gefallen hat, ist der Umstand, dass die Voreinstellung auf die Freigabe öffentlicher Netzwerke gesetzt ist. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Private Netzwerke voreingestellt werden.

Zur Verbindungsaufnahme ist auf dem Server und auf dem Client das Programm AnyDesk zu starten. Auf beiden Rechnern bringt das Programm dieses Fenster.


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Es reicht dann, in dem als Client fungierenden AnyDesk-Fenster den Code des als Server fungierenden Rechners aus dem AnyDesk-Fenster einzutragen und auf Verbinden zu klicken. Diesen Ansatz kennt man von der portablen Version des TeamViewer.

Auf dem Server bekommt der Benutzer dann dieses Fenster eingeblendet. In der Kopfzeile erkennt man, welcher PC sich verbinden möchte.

Über Kontrollkästchen kann der Benutzer wählen, welche Funktionen er remote freigeben möchte. Die Steuerung wird durch Anwahl der Annehmen-Schaltfläche für den Remote-Rechner freigegeben. 

Eindrücke bei einem kurzen Test

Bei der ersten Verbindungsaufnahme hat es wohl nicht ganz hingehauen. In der virtuellen Maschine erschien sowohl die obige Freigabe als auch das überlagerte Dialogfeld der Windows-Firewall. Nur konnte ich im Dialogfeld der Firewall nichts per Maus anklicken. Ich musste das Programm beenden, wodurch sich der als Client fungierende Programmteil mit einem Fehlerdialog meldete. Ich habe dann die Sache ein zweites Mal probiert und nun klappte die Kopplung – aber ich schrieb, dass die Software momentan noch im Beta-Zustand ist.

Nach der erfolgreichen Verbindungsaufnahme erscheint im als Client fungierenden AnyDesk-Fenster der Desktop des Remote-Rechners. In obigem Screenshot ist mein Desktop der virtuellen Maschine mit Windows 8.1 Update zu sehen. Was ich als positiv ansehe: Ich konnte die Steuerung der Maschine übernehmen und sah auch den Mauszeiger im Clientfenster (das kenne ich von anderen Remote-Desktop-Programmen anders).

Beim Verschieben von Fenstern greifen die Entwickler aber zu einem Trick, um das Ruckeln zu vermeiden: Es wird einfach nur der Fensterrahmen angezeigt – und erst beim Loslassen der Maus wird das Fenster an der Zielposition aufgebaut. Ich habe dann noch die Probe auf's Exempel gemacht und in der virtuellen Maschine ein Video im Windows Media Player abspielen lassen.

Der obige Screenshot zeigt das AnyDesk-Fenster mit dem Remote-Desktop des Servers. Obwohl ich dort die Tonausgabe über das Lautsprechersymbol der Taskleiste auf stumm geschaltet hatte, konnte ich das Video mit Ton im Client wiedergeben – ein Punkt für AnyDesk. Im Fenstermodus (wie oben gezeigt), lief das Video auch ruckelfrei ab. Aber zaubern können die Entwickler nicht. Ich habe das Media Player-Fenster größer gemacht, so dass es fast den ganzen Bildschirm einnahm. Während in der virtuellen Maschine die Videowiedergabe in normaler Geschwindigkeit stattfand, war im AnyDesk-Client doch die reduzierte Framerate durch kleine Ruckler zu erkennen. Für die meisten Anwendungsfälle dürfte aber die Übertragungsrate des Desktop reichen (wobei ich keine hohen Auflösungen getestet, sondern die 1.355 x 768 Pixel von Windows 8.1 verwendet habe).

Beendet man die Remote-Desktop-Verbindung (z.B. indem man im Client das AnyDesk-Fenster in den Vordergrund holt und die Trennen-Funktion aufruft), gibt einem das Programm die Möglichkeit, AnyDesk zu installieren (siehe obiges Fenster). Klickt man auf Nein, unterbleibt die Installation und man kann weiter mit der portablen Fassung arbeiten.

Das obige Dialogfeld zeigt übrigens noch die Optionen, die sich bei bestehender RDP-Verbindung über eine Schaltfläche der Titelleiste abrufen lassen.

Abschließende Gedanken

Zumindest im Kurztest hat mir die AnyDesk-Beta ganz zugesagt. Die Entwickler planen nach dem Beta-Test eine Free-Version, die für gelegentliche private Nutzung kostenlos bleibt. Für den gewerblich, professionellen Einsatz wird es drei kostenpflichtige Varianten AnyDesk Lite (290 Euro oder 60 Euro/Jahr), AndDesk Professional (750 Euro oder 180 Euro/Jahr) und AnyDesk Enterprise (Preise auf Anfrage) geben. Die Details und unterstützten Features finden sich auf dieser Webseite. Falls ihr mit VNC- und Remote-Desktop-Software arbeitet, werft doch mal einen Blick auf die betreffenden Programme. Bei Interesse könnt ihr ja ein Feedback als Kommentar hier hinterlassen. Ich plane demnächst noch ein paar andere Lösungen kurz vorzustellen.


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15 Antworten zu Angetestet: AnyDesk Remote-Desktop (Beta)

  1. Hiro Protagonist sagt:

    Servus,

    die Sicherheitsfrage bei dieser Software bleibt noch ungeklärt.

    Verschlüsslungstechnik und -stärke
    Wo werden die Verbindungen gehostet (DNS)
    Wie garantiert der Anbieter Vertrauenswürdigkeit, TeamViewer GmbH macht das über die Zertifikate?

    Wer eine Fernwartung nutzt, muss sich fragen wer alles "mithören" kann bzw. wie die Technik genau funktioniert und ob er vertrauen kann.

    Heutzutage vertrauen die Menschen allzugerne aus gutem Glauben. Das ist jedoch absolut kindlich.

    BG

  2. Marc sagt:

    inwieweit ist ein "interne Verbindung" möglich?
    gerade im Wege der Sicherheit haben User ja VPN-Verbindungen
    ich persönlich verwende TeamViewer, wobei 50% gehen über deren Server und 50% mach ich intern bzw. mit der direkten IP der Gegenseite.
    letztere Variante hat natürlich einen Speed-Vorteil, da ein geringer Upload so bspw. nicht zum Flaschenhals/Bremse wird.

    • Günter Born sagt:

      Ich schicke den Entwicklern eine Mail – die sollen direkt auf eure Fragen antworten.

      @Marc: Interne Verbindungen per IP-Adresse/Netbios-Namen sollten gehen. Wegen der DSL-Problematik fehlte mir aber die Zeit zum Testen, bzw. das kann ja jeder Interessierte selbst prüfen.

  3. Marc sagt:

    für andere Leser, noch als Nachtrag zu meinem o.g. post:
    bei TeamViewer muss man die direkte Verbindung einmalig aktivieren, unter:
    Extras > Optionen > Allgemein > Eingehende LAN-Verbindung – aktivieren
    ab sofort kann man statt die Partner-ID die IP-Adresse verwenden

    dies hat halt wie o.e. einen Speed/Sicherheits-Vorteil – da die Daten nicht über den TV-Server geschleust werden.

  4. Olaf Liebe sagt:

    Hallo,

    ich versuche mal kurz zu euren Fragen Stellung zu nehmen.

    @Hiro Protagonist

    AnyDesk verwendet TLS v1.2 um die Verbindung zu sichern. Das ist dasselbe Verfahren, welches auch für HTTPS-Seiten im Internet, z.B. beim Online-Banking verwendet wird. Dabei wird zunächst mit einem asymmetrischen Verschlüsselungsverfahren (bei uns RSA 4096 bit) ein Schlüssel ausgehandelt, der dann benutzt wird, um die restliche Kommunikation zu verschlüsseln. Die dabei verwendeten Verfahren zeigt AnyDesk in der Statuszeile an (der Tooltip über dem Schloss-Symbol).

    Im Gegensatz zu HTTPS wird bei AnyDesk aber auch der Client identifiziert und nicht nur unser Server. Das heißt: beim ersten Start wird ein Zertifikat generiert, mit dem sich AnyDesk beim Server anmeldet und die zugeteilte AnyDesk-Adresse wird fest mit diesem Zertifikat verknüpft (der Server kennt hierbei nur den öffentlichen Schlüssel). Ohne deinen privaten Schlüssel kann auch niemand deine AnyDesk-Adresse übernehmen.

    Verbindungen mit anderen Rechnern sind ebenso immer TLS-gesichert und der Client prüft das Zertifikat der Gegenseite mit Hilfe unseres Servers. D.h. wenn die Gegenseite behauptet "demo@ad" zu sein, dann fragt der Client beim Server nach, ob das beim Schlüsselaustausch verwendete Zertifikat dazu passt. Eine Verbindung kommt nur zustande, wenn dies auch der Fall ist. Die Überprüfung findet immer in beide Richtungen statt.

    Ausgenommen hiervon sind lediglich direkte TCP-Verbindungen per IP oder Hostnamen. Da hierbei kein Server verwendet wird, kann der Client auch nicht das Zertifikat der Gegenseite überprüfen. Die Verbindung ist aber trotzdem immer verschlüsselt. Gegebenenfalls werden wir in zukünftigen Versionen noch einen Warnhinweis anzeigen, wenn man noch nie mit der jeweiligen Gegenstelle verbunden war (ähnlich wie bei SSH).

    @Marc

    Für eine Direktverbindung sollte AnyDesk auf beiden Rechnern installiert sein. Wenn man dann eine IP oder einen Hostnamen in das Adressfeld eingibt, dann baut AnyDesk eine normale TCP-Verbindung zum Zielrechner auf (Port 7070) und wickelt sämtliche Kommunikation hierüber ab. Der Server wird dabei *nicht* verwendet.

    Viele Grüße,
    Olaf Liebe

    AnyDesk Software GmbH

  5. Günter Born sagt:

    Nachtrag: Da TeamViewer hier in den Kommentaren im Zusammenhang mit "Vertrauen" angesprochen wurde, nur ein kleiner Verweis auf diesen Artikel. Eine Meinung bildet ihr euch selbst.

  6. Marc sagt:

    AnyDesk wurde am 25.07.2014 auf Beta 1.1.0 angehoben/aktualisiert

  7. Günther sagt:

    Mir gefällt der erste Eindruck sehr gut, was mir am besten gefällt, sind die verschiedenen Preismodelle bzw. die Möglichkeit auf ein Jahres-ABO, das fehlt mir bei Teamviewer.
    Ich freue mich auf die finale Version

  8. Ernst Henggeler sagt:

    Grüezi mitenand

    Ich habe die unterschiedlichsten Remote-Programme getestet.
    Dazu muss ich sagen, dass ich für Blinde diese Arbeit auf mich genommen habe.
    Für Blinde ist es unerlässlich, dass der Remote fast verzögerungsfrei läuft.
    Sie geben z.B. ein Wort ein. Jeder geschriebene Buchstabe wird von einem Screenreader auf dem Host gesprochen. Um ein vernünftiges Arbeiten zu gewährleisten, muss diese Quittierung des Buchstaben in Zehntelsekunden erfolgen.

    Das weitaus schnellste Programm ist "Flashtop Streamer". Da kommt die Quittung intern in geschätzter 0.1 Sekunde und extern in 0.2 Sekunde.
    Die Übertragung von Video ist absolut kein Thema. Und das Ganze bekommt man fast geschenkt.
    In Zukunft messe ich jedes Remote-Programm an diesem Programm. Da ist nicht mehr viel Luft nach oben.

    Ein Test mit "Flashtop Streamer" lohnt sich alleweil.

    Einen schönen Tag

  9. Johann-Christian Hanke sagt:

    Ich habe die Beiträge in diesem Blog und die Kommentare mit großem Interesse gelesen. Ich bin auch auf der Suche nach einer Alternative zum TeamViewer, vor allem, nachdem die Firma klammheimlich auf so mysteriöse Art von Permira übernommen wurde (und das überhaupt nicht kommuniziert). AnyDesk kommt für mich in die engere Wahl, das Preismodell ist so angenehm, dass ich es mir gut vorstellen kann, sogar eine Lizenz zu erwerben. Sinnvolle Software, die auch ordentlich funktioniert, unterstütze ich gerne.

    Nun habe ich AnyDesk in den letzten Tagen jedoch getestet und war enttäuscht. Es läuft ungeheuer schleppend, die Reaktionen des anderen Rechners werden um viele Sekunden zeitversetzt wiedergegeben, tlw. um zehn bis zwanzig Sekunden! Ein flüssiges Arbeiten ist so natürlich überhaupt nicht möglich. Bei meiner ersten Verbindung habe ich das noch auf die angeblich langsame Mobilverbindung eines meiner Partner geschoben, dann aber, als ich mich eben mit einer Bekannten im nächsten Dorf verbunden habe (DSL, 3 Kilometer Luftlinie), war mir klar, dass AnyDesk offenbar noch nicht so weit ist.

    Keine Ahnung, was ich falsch mache. Ich hoffe, die Probleme werden in Zukunft noch gelöst und ich hoffe, die „Jungs" von AnyDesk sind noch dran und haben nicht die Lust verloren! Und was ich auch nicht verstehe, warum sich AnyDesk in den Autostart ablegt und jedes Mal automatisch mitstartet.

    Auf jeden Fall vielen Dank für diese tollen Beiträge hier im Blog und weiter so …

    • Marc sagt:

      welche Versions-Nr. kam zum Einsatz, denn nur so sind evtl. Vergleiche möglich.

      DSL kann auch von Hausnummer 1 zu Hausnummer 2 schlecht sein, zumal es auch bei DSL sehr schlechte/langsame Leitungen gibt. hinzu kommt der Internet-Anbieter und die Konfig. der Firewall.

      Du solltest dich evtl. mal an das Entwickler-Team wenden und deine genauen Eckdaten melden, verbunden mit deinem Problembild.

    • Waldemar sagt:

      Ich kann den Beitrag von Johann-Christian Hanke nur bestätigen. Auch mit der aktuellen Programmversion 2.1.2 hat sich nichts geändert/verbessert.

      Die gleiche Verbindung mit TeamViewer funktioniert reibungslos.

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