Eigentlich sollten die IT Systeme im Gesundheitsweisen besonders gut abgesichert sein. Dem ist leider nicht so, die Healthcare-Branche ist beunruhigend schlecht gegen die zunehmenden Angriffe durch Hacker und Cyberkriminelle gesichert. Darauf deutet eine Studie des Sicherheitsdienstleister Veracode hin.
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Veracode Sicherheitsreport: Gesundheitsweisen
Die Ergebnisse der von Veracode beauftragten Studie lassen sich im jährlichen State of Software Security-Report nachlesen (Download nach kostenloser Registrierung). Ganze 67 Prozent der Anwendungen im Gesundheitswesen fielen beim ersten Test auf bekannte Sicherheitslücken durch. Darüber hinaus liegt das Gesundheitswesen mit nur 34 Prozent bei der Behebung bekannter Schwachstellen weit unter dem Durchschnitt anderer Branchen (aktuell 54 Prozent).
Gesundheitswesen: Schlechte Erfüllung der Standard-Sicherheitsrichtlinien
Das Gesundheitswesen liegt zudem mit seinen Anwendungen bei der Erfüllung der Standard-Sicherheitsrichtlinien, wie der OWASP Top 10, unter den sieben analysierten vertikalen Märkten (staatliche Organisationen, Finanzdienstleistungen, Einzelhandel und Gastgewerbe, Technologie, Fertigungsindustrie, Gesundheitswesen und andere) an vorletzter Stelle. Es stellt sich die Frage, ob es hier lediglich intern an Know-how mangelt oder ob es ein strukturelles Problem (z. B. Prozesse, Richtlinien oder Budgetbeschränkungen) gibt.
Besonders hervorstechend ist jedoch die Tatsache, dass Organisationen des Gesundheitswesens am häufigsten von Problemen bei kryptographischen Anwendungen und der Verwaltung von Benutzer- und Anmeldeinformationen (Credentials Management) betroffen sind. Das ist in dieser Branche besonders verheerend, da Patientendaten mit ihren unveränderbaren persönlichen Informationen für Cyberkriminelle besonders wertvoll sind. Cyberangriffe auf die Gesundheitsbranche haben entsprechend in den letzten Jahren ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht.
Ransomware-Angriffe im Trend
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Ein neuer Trend sind zum Beispiel Ransomware-Angriffe, die ganze Krankenhäuser lahmlegen können (siehe meinen Blog-Beitrag Hollywood-Klinik nach Ransomware-Angriff offline). Im Februar 2016 mussten, nach Einschleusung des Erpressungs-Trojaners TeslaCrypt, die Server im Lukaskrankenhaus Neuss, im Klinikum Arnsberg und in weiteren Krankenhäusern Deutschlands sowie weltweit (z. B. im Presbyterian Medical Center in Los Angeles) heruntergefahren werden (siehe mein Blog-Beitrag Ransome-Malware legt Klinikbetrieb lahm). Die Mitarbeiter waren mehrere Tage lang gezwungen, wie vor 15 Jahren wieder mit Stift und Papier zu arbeiten. Sie hatten somit weder Einsicht in Krankenakten, noch in aktuelle Diagnosen oder Medikationen.
Risiko: Manipulation von Medizingeräten
Der unerlaubte Zugriff auf Patientendaten ist dabei nur ein Sicherheitsrisiko, wenn es um Hackerangriffe geht. Ein anderes stellt die mögliche Manipulation von Medizingeräten von außen dar. So entdeckte im Oktober 2016 der Diabetiker und IT-Experte Jay Radcliffe eine Sicherheitslücke in seiner Insulinpumpe „OneTouch Ping". Sie machte es möglich, sensible Einstellungen der Pumpe, wie die Medikamentendosierung, über die Schnittstelle mit dem Krankenhaus-Netzwerk zu verändern.
Der Status der Softwaresicherheit der Gesundheitsbranche ist laut Veracode beunruhigend. Brisanz gewinnt dies auch vor dem Hintergrund, dass die Bundesregierung mit dem geplanten E-Health-Gesetz den Aufbau einer Telematik-Infrastruktur im Gesundheitswesen mit Hochdruck vorantreibt. Die Unternehmen der Branche müssen daher dringend entsprechende organisatorische und technische Sicherheitsmaßnahmen umsetzen, so die Meinung von Julian Totzek-Hallhuber, Solution Architect bei Veracode.
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