Silicon Valley-Eliten verbannen Tablet & Co. aus Schulen

Während hierzulande noch der Ruf nach mehr 'digitaler Technik' a la Tablet-PC & Co. für unsere Schulen ertönt, wenden sich die Eliten des Silicon Valley von einer bildschirmbasierten Schulbildung ihrer Kinder ab. Smartphone, Tablet, Spielekonsole und Internet TV werden in einigen Familien komplett verboten oder deren Verwendung stark eingeschränkt. Digitale Technik mit dem man den Tag verdaddelt, wird zum Unterschichtenproblem. Ein wenig Lesestoff zum Sonntag.


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Der Ruf nach mehr Computern in der Schule

Ich weiß nicht, wie es euch geht. Gelegentlich vernimmt man ja bei Streifzügen im Internet den Ruf 'stellt den Kindern in unseren Schulklassen mehr Tablet PCs oder Notebooks zur Verfügung, damit die digitale Beschulung zu einer besseren Bildung führt'. Ohne solche elektronischen Bildungshilfen drohen wir ins 'digitale Nirvana' zurückzufallen, so die Protagonisten. Und gelegentlich sind US-Softwarefirmen pressewirksam dabei, einzelne Schulen mit ein wenig Software oder ein paar alten Computern auszustatten.

Meine Zweifel

Immer wenn ich solche 'Forderungen' gelesen habe, schoss mir der Gedanke 'habt ihr das wirklich durchdacht, oder herrscht mal wieder Aktionismus' durch den Kopf. Gestützt wurde das durch eigene Erfahrungen und Gedanken. Es ist verdammt lange her, seit ich 1973 nach einer Lehre erneut die Schulbank drückte, um Mittlere Reife und Fachabitur nachzuholen. Damals hatten wir einen eigenen Raum mit 30 ganz modernen Rechenmaschinen – hatte 100.000 DM gekostet. Der Raum war ein Jahr vorher mit der Technik ausgestattet worden, und wir haben den im Vorbereitungsjahr zur Mittleren Reife genau zwei oder drei Mal genutzt. Einmal zur Einführung in die Geräte, und dann noch für eine oder zwei Klausuren, wo die Geräte verwendet werden sollten. Danach war das Thema durch, weil jeder in der Klasse einen Taschenrechner hatte, der mehr als die Rechenmaschinen konnte. Da waren die für 100.000 DM beschafften Rechenmaschinen nach nicht einmal 2 Jahren hoffnungslos veraltet.

Ein Viertel Jahrhundert später besuchte ich die Schule meines Sohnes. Da war ein kompletter Raum mit Computern ausgestattet. Die Kinder sollten diese irgendwie nutzen. Aber während alle Welt (und ich zuhause) einen IBM-PC oder etwas kompatibles mit Windows einsetzten, standen dort jede Menge Apple IIc-Rechner ungenutzt in der Schule herum. Da waren die nächsten 100.000 DM versenkt worden.

Ich bin mir sicher, dass so gut wie jeder Blog-Leser oder jede Blog-Leserin solche Fälle kennt. Beschafft man heute in einer Schule Geräte wie Tablet PCs, kostet das eine Stange Geld – es müssen ja faktisch alle Schüler damit ausgestattet werden. Und nach spätestens einem Jahr ist die Technik hoffnungslos veraltet, nach drei bis fünf Jahren auch aus dem Hersteller-Support gefallen. Ob die Kinder mit dem Zeugs besser lernen? Ich kann es nicht beurteilen – aber es bleiben nagende Zweifel. Alleine, das Ganze ist lediglich ein lukratives Modell für Hard- und Softwareanbieter.

Szenenwechsel: Was macht das Silicon Valley?

Die Moderne, oder was viele Menschen dafür halten, wird ja durch das Silicon Valley in den USA verkörpert. Die setzen die Trends der kommenden Jahre, so die allgemeine Meinung. Und da gibt es eine sehr interessante Entwicklung, wie die New York Times hier berichtet. Es geht dort um die Bildungsbrüche zwischen Arm und Reich in der Schulpolitik.

Die Kernbotschaft des Artikels: Während öffentliche Schulen in den USA Geräte mit Bildschirmen für den Unterricht bewerben, verabschieden sich die Schulen, an denen die Kinder der Eliten des Silicon Valley unterrichtet werden, gerade von dieser bildschirmbasierten Schulbildung. Einige Eltern, Kinderärzte und Lehrer in den USA gehen rigoros gegen Computer im Unterricht vor.

"Diese Firmen haben die Schulen belogen, und sie belügen die Eltern", sagte Natasha Burgert, eine Kinderärztin in Kansas City. "Wir werden alle reingelegt." Jugendliche in Familien mit niedrigem Einkommen verbringen durchschnittlich acht Stunden und sieben Minuten pro Tag vor Bildschirmen zur Unterhaltung. Kinder aus Familien mit hohem Einkommen verbringen dagegen nur fünf Stunden und 42 Minuten am Bildschirm, so eine Studie von Common Sense Media. Zwei weitere Studien, die sich mit der Abstammung (d.h. ethnischer Herkunft) befassen, haben ergeben, dass weiße Kinder deutlich weniger mit Bildschirmen konfrontiert sind als afroamerikanische und hispanische Kinder. Tablet und Smartphone sind also das 'Fernsehen' der siebziger Jahre, genutzt für die Volksverdummung.

Eltern sagen, dass es eine wachsende technologische Kluft zwischen öffentlichen und privaten Schulen gibt, sogar in derselben Gemeinde. Während eine private Waldorfschule an einem Ort im Silicon Valley, die bei Führungskräften beliebt ist, auf die meisten Bildschirme verzichtet, wirbt die nahe gelegene öffentliche Hillview Middle School für ihr 1:1 iPad-Programm.


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Der Psychologe Richard Freed hat ein Buch über die Gefahren geschrieben, denen Kinder bei zu langem Umgang mit Bildschirmen (Tablet, PC, Smartphone) ausgesetzt sind. Die Kids verdaddeln den Tag und verlieren den Kontakt zur Umwelt, in denen sie reale Erfahrungen machen können. Freed verbringt seine Zeit zwischen dem Sprechen vor überfüllten Räumen im Silicon Valley und seiner klinischen Praxis mit Familien mit niedrigem Einkommen in der East Bay, wo er oft der erste ist, der den Eltern sagt, dass eine Begrenzung der Nutzungszeit an Tablet, PC und Smartphone Hilfe bei Aufmerksamkeits- und Verhaltensproblemen bringen könnte.

"Unsere Kinder, auch meine Kinder, werden von den US-Tech-Firmen einem der größten sozialen Experimente unterzogen, die wir seit langem gesehen haben", sagte die Ärztin Dr. Burgert. "Was passiert mit meiner Tochter, wenn sie beim Abendessen nicht [gelernt hat, wie man] kommunizieren kann – wie soll sie einen Ehepartner finden? Wie wird sie sich für einen Job bewerben? Ich habe jetzt Familien, die abstinent sind", sagte sie. "Es gibt Familien, die sagen: Das war's, wir sind fertig." Einige Familien verbieten seit langem Smartphones für ihre Kinder, gehen jetzt sogar dazu über, auch den internetfähigen Fernseher zu verbieten.

Das funktioniert, weil wohl in den 'gated communities', die in den USA vorherrschen, viele Eltern aus den Kreisen der Eliten da mitziehen. Die NYT spricht von einer neuen digitalen Lücke, die sich in der Bildung auftue. Öffentliche Schulen (für arme Schichten) bieten sogar ganze Vorschulklassen mit ausschließlich digitaler Unterrichtung an solchen Geräten an. Die 'Reichen' verbieten diese Geräte komplett in den Schulen und auch im privaten Umfeld ihrer der Kinder. Ganz lesenswert der Artikel – aber bis so etwas in Deutschland ankommt, werden noch einige Schulen mit Tablets oder PCs ausgestattet, die dann nach einem Jahr hoffnungslos veraltet sind.


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22 Antworten zu Silicon Valley-Eliten verbannen Tablet & Co. aus Schulen

  1. anthropos sagt:

    Sehe ich nur auf mich selber: absolut dagegen, die Geräte abzuschaffen. Das gilt nur für mich — ausschließlich. Ich weiß, wie es in der Schule war, wenn ich was nicht wusste, dann bekam ich das Gehörte und Gemeinte von Schülern oder von Lehrern, wenn die es auch nicht wussten: toll.
    Von der Umsetzung schweige ich lieber, das mit den PC-Räumen in der Schule ist für mich heute noch ein Witz.

    Einfach einen PC vor die Nase zu stellen ist auch nicht sinnvoll, es braucht da schon eine Eignung, die offenkundig Vielen abgeht. Ich würde mich etwas provoziert fühlen, wenn ich ein Verbot bekäme; das scheint aber ein Sonderfall zu sein, ich mochte nämlich Recherchen übers Netz, damals mit Subito konnte ich von allen teilnehmenden Bibliotheken in Deutschland mir gegen Geld Seiten aus Büchern kopieren lassen, wenn ich selber keinen Zugriff auf die hatte.

    Aber es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn ich all das hier lese: Ich sitze vor dem PC, dieser mystischen Verdummungs-Maschine und ich finde da Blogs und Eliten, auch einen Herrn Born. Das soll nicht hinauslaufen auf eine Beleidigung, sondern zeigen, dass wir uns jetzt ein bisschen im Kreis drehen würden, wenn bloß Bildschirmzeit und das Vorhandensein der Geräte das eigentliche Übel wären.
    Auch habe ich einmal gelesen, wegen des Netz liest man weniger, nur noch Überschriften. Ja, sicher, klar, bei mir: Sonderfall. Ich zeche zum Teil die Nacht durch, wie hier, weil ich anfange zu lesen im Netz und die verdammten Texte von Anfang bis Ende lese.

    Aber warum die Kirche im Dorf lassen, wenn man zusätzlich die Schweine dadurch jagen kann. Egal ob mit oder ohne, ich sehe einen Haufen "reifer" Menschen, die mit ihrer Zivilisation die beste Zeit hinter sich haben, und die es jetzt eben wieder in die Niederungen der Barbarei zieht.

    Oh, und dann zuletzt: Die im Silicon Valley, die Eliten, sind ja auch ein Paradebeispiel von "umfangreicher" Bildung, darum lassen sie sich auch nicht vorführen von Rechts oder wissen, was die Armen bewegt. Ich empfehle, in dem vorherigen Satz nach Sarkasmus zu suchen.

    • jalu sie sagt:

      die (teilweise) Benutzung solcher Geräte bzw. ja eig. Spielzeuge, ist aber nur dann sinnvoll, wenn man die handwerkl. Grundtechniken von zB. Lernen und Kommunikation etc. wirklich beherrschen würde/könnte.
      Was vielen Wesen heute vollkommen abgeht.
      Da hilft dann nur Spielzeugs weg.

      • anthropos sagt:

        Genau darauf wollte ich auch hinaus.

        Es hat keinen Sinn, solche Geräte einfach den Leuten vor die Nase zu setzen, sie müssen zuerst lernen, dass die Geräte nicht nur zum Spaß da sind, was leider oft durch die Werbung vermittelt wird.

        Allerdings befürchte ich, dass daraus eine Hexenjagd wird, dass jede Person mit Gerät direkt zum Spieler erklärt wird, als wäre nichts anderes möglich mit den Dingern. Ein Ereignis kam mir da etwas bedenklich vor: Als ich versuchte, in einem Park mit See ein paar hübsche Fotos zu schießen, fragte plötzlich Jemand, ob ich denn auch Pokémon Go spiele.

        Ich würde vorsichtig annehmen, dass es einen gewissen Grad an Trägheit gibt, dass die Leute bestenfalls "Texte schauen" in Form von Nachrichten im Fernsehen, wogegen sie unerwünscht, gar ermüdend sind in Form von Text.

  2. Robert sagt:

    Die Frage ist, was eine Schule leisten kann bzw. soll und ob sie eher der Wirtschaft oder eher der Bildung verpflichtet ist. Ein von daheim mitgebrachtes Extrem "Bildschirmzeit" wird die Schule nicht eindämmen können. Auch die einhergehende Verkrüpplungen der zwischenmenschlichen Kommunikation beschränkt auf Textzeilen kann höchstens zwischen den Pausen eingeschränkt werden. Damit entgehen junge Menschen immer mehr der Anforderung, echte Mimik, Tonfall, Gesten, Körperhaltung etc. deuten zu müssen oder sich in verschiedenen Gruppen und Umgebungen zu bewegen. Dieses ist aber nicht nur für Führungskräfte wichtig.

    Mit Informatik kann wie bei anderen Fächern in der begrenzten Unterrichtszeit auch nur ein Initialzündung gesetzt werden. Weniger Interessierte erfüllen die Pflicht, andere entwickeln Spaß daran. Wir haben uns seinerzeit nachmittags in der Computer-AG getroffen, um z.B. Sortierfunktionen zu schreiben oder um uns mit der Handball-AG auf Spiele gegen andere Schulen vorzubereiten. Da die wenigsten einen Heimcomputer im Zugriff hatten, förderte auch das soziale Kontakte und Umgang miteinander.

    Für einen überwiegend digitalen Unterricht fehlen nicht nur aktuelle und gut verwaltete Gerätschaften, Programme und ein jeweils altersgerechtes Konzept, welches den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder unterstützt. Meines Erachtens kann es erst funktionieren, wenn der Rechner zunächst komplett in den Hintergrund verschwindet, d.h. keine Hürde darstellt und sich z.B. wie ein Arbeitsblatt, Schreib- oder Rechenheft handhaben lässt. Für Informatik-Unterricht, Recherche etc. in folgenden Jahrgängen werden jeweilige Erweiterungen geladen.

    Da die Industrie bislang nur von der Stange liefert und regelmäßig neue Modelle, OS und Programme auf den Markt bringt, ist eine durchgehende Unterstützung der 6- bis 13-jährigen SchülerInnenlaufbahn mit einem Gerät von dieser Seite utopisch. Für zwei oder drei Investitionen pro Kopf inkl. Migration über die Laufbahn hinweg fehlt es wohl an Akzeptanz wie an Budget. Daher kann man auch zu dem Schluss kommen, die Rechner aus dem Unterricht zu verbannen und die aktuelle OS- und Office-Bedienung während der Berufsausbildung zu erlernen.

    • anthropos sagt:

      Meine bessere Hälfte lässt sich ausbilden zum Erzieher, wofür man eine Schule in der Regel besuchen muss.

      (Ich würde gerne Herrn Born an der Schule dort erleben, weil es dank der Bürokratie die Stilblüte gibt, dass die Schüler wie üblich bei einer Klassenfahrt ihre Eltern um Erlaubnis bitten müssen, da es hierbei keine Begrenzung fürs Alter gibt, würde dies auch für ihn gelten und er müsste das Einverständnis von Mutter oder Vater mitbringen.)

      So, genug davon, zurück zum Thema:
      Dort an der Schule werden PCs in allen Formen untersagt, auch Handys oder Smartphones, und in der Pause theoretisch auch, man darf das Gerät eigentlich nicht ins Gebäude bringen.
      Darin sehe ich keinen Nutzen.

      An dieser Schule rennt aber auch ein Typ herum, ein Lehrer für Biologie, der ganz was Wichtiges zu sagen hat, nämlich 9/11 sei von der Regierung organisiert worden; seine Schriften auf einem USB-Stift trägt er bei sich und traut sich nicht, die zu veröffentlichen, weil er sich vor den da oben fürchtet.
      Auch gab es da die Aussage von einem anderen Lehrer, dass das Universum durch eine Staubwolke entstanden sei oder so etwas in der Art.
      (Schule staatlich anerkannt, ist nicht neu, die bilden schon lange Erzieher aus)

      Ich befinde mich jetzt in der Situation, dass ich fast permanent Zugriff habe aufs Netz, mir Bücher bestellen kann zu Themen oder fürs Erste Wikipedia aufsuchen kann, wobei man da auch achtsam bleiben muss. Ich bekomme jedoch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass einige Leute diese Lehrer für voll nehmen und einfach das alles ungeprüft so übernehmen.

      Mir selber erzählte ein Lehrer auch in der Schule von einem Erfolgsmodell in der Wirtschaft, wobei der Lehrer Wähler der FDP war und später ein Mitschüler mir zeigte, dass das Modell schon längst gescheitert war und nicht so erfolgreich, wie es anfangs erschien, von wo die Arbeitsblätter eben waren.
      Damals hatte ich noch nicht so oft Zugriff aufs Netz und ich fühlte mich betrogen. Vielleicht waren das eben formende Erlebnisse.

  3. Eina sagt:

    verkürzend:
    "Die Kernbotschaft des Artikels:"
    "Die Moderne, oder [vielmehr] was viele Menschen dafür halten,[…]: "Wir werden alle reingelegt.""
    "Unsere Kinder […] werden von den US-Tech-Firmen einem der größten sozialen Experimente unterzogen, die wir seit langem gesehen haben"

    Danke für den Artikel.

    • anthropos sagt:

      So klingt es für mich wie eine Verschwörungstheorie. So viele Wertungen, so viel Eindeutigkeit, so viel von einem großen Plan, der zentral gelenkt werden müsste, um ihn auswerten zu können und für Jahre auf Kurs zu halten.

      Die Wortwahl könnte auch einfach dämlich sein, was auch wieder ein weiterer Hinweis sein kann, dass Titel vor Dummheit nicht schützen.

    • Günter Born sagt:

      Eine meiner Kernbotschaften ist scheinbar untergegangen. Meine Frage war: Ist es sinnvoll, sich Technik in diesem Bereich zu leisten, die alle 1-2 Jahre überholt bzw. total veraltet ist – und kann bzw. will eine Gesellschaft sich das flächendeckend leisten. Zumindest müssten vor einem Ja evidente Vorteile der Methode gegenüber Alternativen nachgewiesen werden. Da scheint es mir am meisten zu hapern.

      • mike sagt:

        Computer in Schulen wären vor 15 – 20 Jahren sinnvoll gewesen damit alle Schüler ein paar Grundlagen lernen können und diejenigen die Interesse haben sich intensiver damit befassen können. Das haben damals weder Lehrer noch Politiker verstanden.

      • anthropos sagt:

        Ich dachte, das erklärt und beantwortet sich von selbst.

        Das ist Schwachsinn, weil es kaum Nutzen bringt, wenn man die Geräte als Werkzeuge im Unterricht fest einbringen will, und wird dann unnötig teuer, weil man die Geräte ohne Sonderregelung alle paar Jahre austauschen muss.

      • Ralf Lindemann sagt:

        In gewisser Hinsicht ist es eine rhetorische Frage: Nein, es nicht sinnvoll, natürlich wird es nicht zu einer flächendeckenden Ausstattung aller Schüler mit Tablets in Deutschland kommen. Das halte ich für eine ziemlich weltfremde Forderung. Mag zwar sein, dass Bundespolitiker solche Forderungen ganz gerne kundtun, um gute Presse zu bekommen. Aber die haben in dieser Frage auch nichts zu entscheiden und zu verantworten. Ich denke, am Ende wird die KMK hier heftig auf der Bremse stehen. Auf der Ebene der Kultusministerkonferenz spielen fachpolitische, fachdidaktische und pädagogische Aspekte eine ganze andere Rolle als zum Beispiel in irgendwelchen politischen Talkshows im Fernsehen. Aus Sicht der Entwicklungspsychologie kann man wohl schon jetzt feststellen: Je jünger Kinder sind, desto kritischer ist der Einsatz digitaler Geräte zu sehen. Flächendeckender Einsatz von Tablets für Kinder im Grundschulalter – mit Internetzugang? – Ich denke, da werden viele Eltern auf die Barrikaden gehen …

        Man kann die Frage auch praktisch angehen: 2017/18 wurden in Deutschland 11 Millionen Schüler gezählt [*]. Flächendeckender Einsatz (1 Tablet pro Schüler) hieße: Anschaffung von 11 Millionen Geräten, pro Geräte ca. 200 Euro, käme die Erstbeschaffung auf rund 2 Milliarden Euro. Austausch der Gerätegeneration alle 3 Jahre: die Beschaffungskosten lägen damit in den ersten 10 Jahren bei rund 6 bis 7 Milliarden Euro. … Und das ist erst der Einstieg bei Zahlemann & Söhne: 11 Millionen Geräte wollen verwaltet, administriert, gewartet und ggf. repariert werden. Liegt die Ausfallquote mit defekten Geräte bei 5 %, hieße das: Jedes Jahr müssten 550.000 Geräte repariert oder ersetzt werden. Hört sich alles ein bisschen fantastisch an. Keine Ahnung, wie man das – auf Dauer – finanziell und personell würde stemmen wollen.
        _____________
        [*] Laut Statistischem Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/Schulen/Schulen.html

        _____________
        Nachbemerkung: Habe den Kommentar zweimal versendet, weil der 1. Versuch im digitalen Nirwana verschwunden ist. Warum, weiß ich nicht. Wenn der verlorene Kommentar im Papierkorb oder Spam-Ordner des Blogs auftaucht, bitte löschen. Danke.

  4. Roland Moser Normalverbraucher :-) sagt:

    "…Tablet und Smartphone sind also das 'Fernsehen' der siebziger Jahre, genutzt für die Volksverdummung…"
    Weder habe ich ein Tablet, noch ein Smartblöd. Smartblöds machen blöd. Mein Handy ist ein Siemens C45, dessen Nummer ausser mir niemand hat.

    Zum Unterricht in den Schulen: Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob man den PC u.ä. zum Unterrichten braucht, oder ob man den Umgang mit dem PC u.ä. schult. Gegen zweiteres spricht wohl wenig, und das kann man im Alter von 15 immer noch lernen, wenn man es nicht zu Hause gelernt hat.

    • Micha sagt:

      Ich habe auch noch kein Tablet und Smartphone. Ich nutze ein Nokia 6030 von 2005.

      Neue PCs baue ich mir ungefähr alle 10 Jahre sofern die Hardware nicht vorher aufgibt.

      Werde aber wohl nicht drumherum kommen mich in der Nächsten Zeit damit auseinander zu setzen da meine Großeltern sich so ein Gerät kaufen wollen.

      Sie möchten es benutzen um mehr Informationen zu Sendungen von Öffentlich Rechtlichen TV Sendern abzurufen und zum Telefonieren.

      Das geht halt mit einen alten Windows XP Rechner nicht mehr. Es ist ein AMD Sempron bei den ich schon mal 3 Elkos und das Netzteil erneuert habe. Er wird zum anschauen von Digitalen Fotos und Excel genutzt.
      Da er nur Offline genutzt wird ist da noch Windows XP SP2 drauf.

  5. Stefan sagt:

    Ich finde das ist ein Thema das viel Diskussion zulässt. Wir haben einfach noch keine Erfahrung was es bedeuten würde, alles zu Digitalisieren. Woher auch. Tabletts, etc. gibt es erst seit 10 Jahren und junge Kinder darauf loszulassen ist meines erachtens erstmal Verwantwortungslos. Man muss ja nur in eine Uni gehen, ganz hinten hocken und sehen was großteils auf den Bildschirmen geöffnet ist. Meistens kein Office…
    Das was getan werden muss in Richtung digitalisierung ist klar wie das Armen in der Kirche, aber man sollte evtl. ein paar Langzeitstudien dazu ansetzen.

  6. Micha sagt:

    Verbieten würde ich es nicht. Man muss ein OS Dafür entwickeln das nur für den Zweck gedacht ist und auf dem erst mal so gut wie keine anderen Anwendungen Laufen. Außer die, die man zum Unterricht braucht. Mit steigender Klassenzahl (Alter) sollten dann mehr Funktionen freigegeben werden. Das, dass Gerät eine Nutzungszeit von Ungefähr 5 Jahren haben sollte ist klar. Viel länger halten normale Bücher auch nicht.

    Während meiner Berufsausbildung gab es in der Berufsschule mehrere Räume mit PCs. Meistens welche die aus einem PC Kabinett aussortiert wurden. Sie waren aber noch alle für Office und Internet fähig. Jeder hatte einen Benutzeraccount mit 300MB Speicherplatz auf dem Server bekommen. Auf diesen konnte man Ausarbeitungen, Bildschirmpräsentationen, Technische Datenblätter und anderes speichern. Der Account wurde über die Gesamte Ausbildungszeit nicht gelöscht. Teilweise Sagte auch der Ausbilder "Nutzt zum lösen der Aufgabe auch den PC"

    Da er der Systemadministrator der Berufsschule war hat er auch Regelmäßig die angesurften Seiten geprüft. Illegale Nutzung von Onlinespielen während der Ausbildungszeit wurde geahndet und zur Rede gestellt.

  7. Crispp sagt:

    Danke für den Artikel!

    Es ist doch schön zu sehen, dass es teilweise ein Umdenken gibt.

    Computer (in welcher Ausprägung auch immer) mag in der Schule sinnvoll sein, wenn es (irgendwann mal) Lehrer gibt, die diese sinnvoll in den Unterricht einbringen können. Ansonsten gehören die Geräte nicht in den Unterricht.

    Ich bin immer noch richtig froh, dass ich in einer Zeit aufgewachsen bin, in der es diesen ganzen technischen Kram nicht gab (ja, irgendwann mussten auch wir den TI-30 benutzen) und wir unsere Freizeit noch in der Natur verbringen durften. Wer von den heutigen Kindern hat schon mal einen Baum umarmt?

  8. Herr IngoW sagt:

    Danke für den Artikel, ist sehr aufschlussreich.
    Wenn man das so sieht was in der Werbung (und auch sehr viel für Kinder) so anbietet, kann man sich vielleicht eine Vorstellung machen wo es hingehen soll.
    Die Verblödung der Gesellschaft ist durch dieses Zeugs schon weit vorangeschritten, wo man ständig gesagt bekommt, was man kaufen soll, in den Medien schauen soll oder sonstige Bevormundung der Werbeindustrie. Dazu kommt noch das Auspionieren der Leute über Smartphone, Tablett und PC. Da unterscheiden sich die einzelnen Firmen nicht so groß von einander es gibt natürlich welche die richtig viel schnüffeln, bei denen es auch kaum Einstellungsmöglichkeiten gibt (Google/Android), und es gibt andere bei denen viele Einstellungsmöglichkeiten (MS) vorhanden sind die ständig bemängelt werden.
    Da weis man nicht ob ein Android-Tablett oder ein Chrome-Book so vorteilhaft sind?

    • anthropos sagt:

      Die Verblödung muss ja schließlich einen direkt Verantwortlichen haben, nicht wahr? So braucht man sich nicht um die eigentlichen Probleme kümmern, sondern kann ruhig schlafen.

      Klüger umgehen mit den Geräten, kann dann immer noch Keiner, aber weiterhin fleißig mit den Geräten spielen, weil anders es nicht vorstellbar ist. Wie einfach die Welt doch ist für Manche.

  9. Eina sagt:

    und hier noch zwei neuere Links:

    Linksammlung weiterführender Texte zum Thema:
    „Verbaut die digitale Revolution unseren Kindern die Zukunft?" 30.10.2018
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=46814

    Sammelband einer Reihe von Aufsätzen zu den Folgen der digitalen Transformation des Kapitalismus :
    https://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/181030-Hensinger_Teuchert_Noodt_Reader_iDisorder_2018.pdf

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