Anbieter Amazon hat gegenüber einen US-Senator bestätigt, dass bestimmte aufgezeichnete Alexa-Spracheingaben niemals gelöscht und 'für immer gespeichert' werden. Das sollte sich jeder Alexa-Benutzer bewusst machen, wenn er die Sprachassistentin in seinem heimischen Wänden mithören lässt.
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Wer mit Amazons Sprachassistentin Alexa kommuniziert, willigt ein, dass die Sprachaufzeichnungen per Internet an Amazon gehen. Dort werden diese analysiert und in Aktionen (Antworten) umgesetzt. Einige dieser Sprachaufzeichnungen werden auch von Amazon-Mitarbeitern ausgewertet. Aber was passiert mit diesen Sprachaufzeichnungen, speziell, wenn ein Nutzer diese scheinbar löscht?
US-Senator fragt konkret nach
Der US-Senator Chris Coons (D-Del.) hatte kürzlich Amazon aufgefordert, die Datenschutzrichtlinien darzulegen.
I wrote Amazon in May with concerns about the privacy practices for Alexa devices. I'm encouraged that Amazon's response demonstrates an understanding of the importance of and a commitment to protecting users' personal information. However, I still have concerns.
— Senator Chris Coons (@ChrisCoons) 2. Juli 2019
Amazon hatte dazu in einem Brief, der am Dienstag öffentlich bekannt gegeben wurde, dargelegt, dass die Verbraucher die Möglichkeit haben, ihre Aufzeichnungen zu löschen. Klingt erst einmal richtig gut. Aber in dem Brief stand selbst auch: Wenn Verbraucher diese Aufzeichnungen löschen, können das Unternehmen Amazon oder Dritte immer noch diese Aufzeichnungen über die Interaktionen der Kunden mit Alexa speichern und natürlich auswerten. Der Senator hat auf Twitter dann eine Lavine losgetreten, in dem er den Datenschutz thematisiert.
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Datenschutzbedenken wachsen
Die Site ThreadPost hat hier darüber berichtet. Amazons Eingeständnis, dass Alexa-Sprachaufzeichnungen gespeichert werden – in einigen Fällen auch, nachdem Verbraucher ihre Interaktion mit Alexa manuell gelöscht haben – hat die Datenschutzrichtlinien des Sprachassistenten wieder einmal in den Vordergrund gerückt. Vielen Nutzern ist unklar, was alles aufgezeichnet wird. Dass Amazon die Sprachaufzeichnungen und Transskripte der Kundeninteraktionen mit seinem Alexa-Sprachassistenten auf unbestimmte Zeit aufbewahrt, wirft zudem die Frage auf, wie lange Unternehmen in der Lage sein dürfen, persönliche und möglicherweise sensible Daten, die von Sprachassistenzgeräten gesammelt wurden, zu speichern.
"Die Bestätigung von Amazon weckt bei den Nutzern nur noch weitere Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes ihrer Daten", sagte Tim Mackey, der leitende Sicherheitsstratege bei Synopsys' Cybersecurity Research Center (CyRC), gegenüber Threatpost. "Dass es einer offiziellen Anfrage eines US-Senators bedurfte, um diese Datenspeicherungsrichtlinie aufzudecken, zeigt, dass die Richtlinien zur Datenerfassung und -speicherung für die Öffentlichkeit nicht ohne weiteres zugänglich waren … Hätte Amazon ursprünglich offengelegt, dass Alexa Abschriften aller vom Dienst verarbeiteten Daten für unbestimmte Zeit aufbewahrt hat, ist es wahrscheinlich, dass die Marktdurchdringung von Alexa nicht das sein würde, was sie heute ist."
Amazon hat 'nur Gutes im Sinn'
Amazon gibt an, dass es Daten "speichert, um den Alexa-Service bereitzustellen und das Kundenerlebnis für seine Echo-Geräte zu verbessern". Das Unternehmen sagte auch, dass es bestimmte "Aufzeichnungen" aufbewahren müsse, unabhängig davon, ob die Audio- und Transkripte vom Verbraucher gelöscht worden seien oder nicht. Zum Beispiel, wenn ein Verbraucher Alexa verwendet, um ein Auto bei Uber anzufordern oder eine Pizza bei Dominos zu bestellen, würde Amazon oder der zuständige Skill-Entwickler eine Aufzeichnung dieser Transaktion führen.
"Wenn ein Kunde eine Sprachaufzeichnung löscht, löschen wir die Abschriften, die mit dem Konto des Kunden über die Anfrage des Kunden und die Antwort von Alexa verbunden sind", so im Schreiben von Brian Huseman, Vice President of Public Policy bei Amazon. "Wir löschen diese Transskripte bereits aus allen Hauptspeichersystemen von Alexa, und wir sind ständig bemüht, sicherzustellen, dass diese Transkripte nicht in anderen Speichersystemen von Alexa verbleiben…. Wir können jedoch immer noch andere Aufzeichnungen über die Alexa-Interaktionen der Kunden aufbewahren, einschließlich Aufzeichnungen über Maßnahmen, die Alexa als Reaktion auf die Anfrage des Kunden ergriffen hat." Klingt so, als ob das Thema noch nicht wirklich vom Tisch ist.
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Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, wie man sich sowas freiwillig antun kann.
Ob nun Alexa, Siri oder Cortana, würde den Menschen das aufgezwungen werden, würden sie alle Zeter und Mordio schreien.
Für Menschen mit extremer Sehschwäche und völlig Blinde kann solch eine Erfindung vielleicht hilfreich sein.
Aber ich denke mir, auch diese Menschen haben ein Bedürfnis nach Privatsphäre.
Zum Text vorlesen wäre ja in dieser Hinsicht Balabolka eher passend.
Es ist schon eine verrückte Welt.
Keine "verrückte" Welt, sondern eine dumme Welt! Die meisten Nutzer sind einfach bequem, zu faul und fragen nicht nach. Es interessiert sie einfach nicht, was mit ihren Daten passiert – schlimmer noch: "Ich habe ja nichts zu verbergen!".
Das ist eine Frage der Erziehung und Bildung. Und beides läßt in D längst weit zu wünschen übrig!
…ahaaaa…jetzt versteh' ich das mit dem "Datenschutz" endlich!
Mann, wie bin ich doch blöd – die Daten müssen vor dem Löschen geschützt
werden! So meinen die das!
Gruss, Christian
"….die Daten müssen vor dem Löschen geschützt werden! So meinen die das!"
Bingo! Aus Sicht von Amazon zutreffend :-)
Nur die Deutschen machen sich bei so was vor Angst in die Hose.
Es gibt das deutsche Sprichwort: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, was das mit Angst zu tun hat.
Und nein, ich fahre auch nicht sorglos Auto.
Wir hatten schon einmal eine Ära der anlaßlosen Datensammelwut. Hat einer bestimmten Bevölkerungsgruppe nach Änderung der Regierung rigoros das Leben gekostet.
Benötigen wir eine neuerliche Wiederholung?
"Hätte Amazon ursprünglich offengelegt, dass Alexa Abschriften aller vom Dienst verarbeiteten Daten für unbestimmte Zeit aufbewahrt hat, ist es wahrscheinlich, dass die Marktdurchdringung von Alexa nicht das sein würde, was sie heute ist.""
Guter Witz. Es gibt ja auch heute noch WhatsApp-Nutzer, trotz aller negativer Berichterstattung. "Mir doch egal." "Ich hab' doch nix zu verbergen." "Da sind alle meine Freunde."
Der Großteil heutiger Internetnutzer ist schlichtweg strunzdumm. Insbesondere ärgerlich, daß mich derlei Datenschutz-Terroristen indirekt mit in diese verdammten Netzwerke inkludieren (Meta-Datensammelei ist schon was Feines).
HEISE:
"Auch Google lässt Audio-Aufnahmen seines Sprachassistenten teilweise von Mitarbeitern von Vertragsunternehmen begutachten und mitschreiben… Eigentlich sollte die Sprachassistenz erst durch eine Aktivierung etwa durch Fingertipp oder mit dem Aufwachbefehl 'Ok, Google' aktiv werden und aufzeichnen. Offenbar ist aber auch Googles System für Fehlerkennungen anfällig."
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Googles-Sprachassistent-Mitarbeiter-hoeren-und-bewerten-Audioaufnahmen-4467985.html