Emotet-Trojaner-Befall in Berliner Oberlandesgericht

Beim Berliner Oberlandesgericht (OLG) wurden die Computersystem wegen einer Infektion mit Schadsoftware vom Netz genommen. Mutmaßlich soll der Trojaner Emotet dort aktiv sein.


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Das Berliner Kammergericht schreibt in einer kurzen Meldung, dass es aktuell nur eingeschränkt erreichbar sei.

Eingeschränkte Erreichbarkeit des Kammergerichts

Wegen einer festgestellten Schad-Software ist das Computersystem des Kammergerichts vorübergehend vom Netz genommen worden. Die IT-Experten des Gerichts arbeiten mit intensiver Unterstützung von Fachkräften des ITDZ Berlin und der Staatssekretärin für Informations- und Kommunikationstechnik unter Hochdruck an der Behebung des Problems.

Am heutigen Mittwoch war das Oberlandesgericht nur telefonisch, per Fax oder per Post zu erreichen. Man legt auch Wert darauf, dass das elektronische Anwaltspostfach weiterhin funktioniert und die Arbeitsfähigkeit gewährleistet sei. Was die Staatssekretärin für Informations- und Kommunikationstechnik, Sabine Smentek, da fachlich mit zu tun hat, ist mir nicht genau klar.

Die Berliner Zeitung berichtet hier (etwas reißerisch, ist ein Boulevard-Blatt), dass beim Berliner Kammergericht das Computersystem für 150 Richter und 370 Mitarbeiter seit Tagen lahm gelegt worden sei. Dort wird eine interne Warnung der Senatsjustizverwaltung an 31 Adressaten – vom Präsidenten des Oberverwaltungsgerichts über jede einzelne JVA bis hin zum Sozialen Dienst – vom vergangenen Freitag zitiert. Die E-Mail sei mit „EILT SEHR!!! VIRENBEFALL DURCH ‚IMOTET' IM KAMMERGERICHT!" überschrieben gewesen.

Im Rahmen des Notfall-Managements wurden die Computer des Berliner Kammergerichts bereits am Dienstag 11:35 vom Landesnetz getrennt. Die BZ gibt an, dass die Bediensteten des Gerichts den gesamten E-Mail-Verkehr, der seit dem 16. September 2019 eingegangen sei, unter Quarantäne stellen müssen.


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Was die Meldung der BZ, dass bislang "40 Computer geschrottet und ersetzt werden mussten" genau bedeutet, kann ich nicht genau einschätzen. Die beauftragten 'Spezialisten des ITDZ Berlin und die Staatssekretärin für Informations- und Kommunikationstechnik' werden hoffentlich wissen, was sie da tun. Bei den von der BZ zitierten Mitarbeitern bin ich mir nicht so sicher – wird die doch so zitiert: 'Wir arbeiten hier nicht mit Windows, sondern mit einer Spezialsoftware, die über Schnittstellen sogar bundesweit vernetzt ist.' Immerhin ist man dort zur Einschätzung 'Das wird mehrere Wochen dauern, ehe hier wieder alles normal läuft.' gekommen. Und es gab von der Mitarbeitern noch eine Information an die BZ: 'Es gab hier im Haus immer wieder Kritik an ausbleibenden Backups, Schulungen und Sicherheitsupdates, die mutmaßlich aus Kostengründen eingespart wurden.' heise hat in diesem Artikel noch einige Informationen zusammen gefasst.


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12 Antworten zu Emotet-Trojaner-Befall in Berliner Oberlandesgericht

  1. DerAnonymeSatiriker sagt:

    >'Wir arbeiten hier nicht mit Windows, sondern mit einer Spezialsoftware, die über Schnittstellen sogar bundesweit vernetzt ist.'

    Aha? Und auf welchem Betriebssystem läuft diese Software wohl? Emotet befällt ja nachweislich nur Windows.

    Aber gut, es war ja nicht vom Trojaner Emotet die Rede, sondern von Zitat: "VIRENBEFALL DURCH ‚IMOTET'"
    Dieser Imhotep ist ein ganz gewiefter, nennt sich "Der in Frieden kommt" und ist seit dem alten Ägypten bekannt dafür vor den Toren von Linux zu wegelagern.

    /satire ende

  2. RUTZ-AhA sagt:

    "Es gab hier im Haus immer wieder Kritik an ausbleibenden Backups, Schulungen und Sicherheitsupdates, die mutmaßlich aus Kostengründen eingespart wurden."

    Das könnte schon zutreffen und durchaus mit verursachend für die vorliegenden Probleme sein. Anscheinend wiegt man sich dort in realitätsferner Sicherheit.

    Unsere Politik spart ja am liebsten an der falschen Stelle. Nur nicht bei ihrer Überversorgung.

    • woodpeaker sagt:

      Was sollen Schulungen bringen, wenn die Schulungen von semi Daus durchgeführt werden, die nur auf ihre Rechnungen schauen?

      Du kannst Wissen nicht einkaufen. Entweder es ist schon im Hause, dann hast du relativ gesehen keine großen Probleme, oder du hast richtig große Probleme, wenn dieses nicht im Hause ist.
      Und nachdem dieses Wissen in unserer Beamtenbürokratie allenthalben fehlt,
      wundert mich so manches nicht mehr.
      Oder drücken wir es mit Aussagen von Geologen zu Erdbeben aus:
      Das es kommt ist sicher, nur den Zeitpunkt können wir nicht sagen.

      • RUTZ-AhA sagt:

        Das ist völlig richtig.
        Im Beamtentum und staatlichen Einrichtungen besteht allgemein kein großes Interesse daran, dass der Laden läuft. Die Leute sind ja nicht so einfach kündbar.

        Dazu kommt, dass auch dort die sogenannte Arbeitsverdichtung kein Fremdwort ist.

        Aber es kommen ja auch noch die anderen genannten Faktoren ins Spiel. Und die sind viel schwerwiegender.
        Wenn jedoch kaputt sparen oberste Priorität hat, nützen die besten Mitarbeiter nichts. In der freien Wirtschaft das gleiche Problem.

        • woodpeaker sagt:

          Gebe ich dir recht.
          Aber viel wichtiger ist der Sachverstand und dieser fehlt wirklich überall!
          Deswegen plädiere ich immer für eine "Kettenreaktion"
          bei Kündigungen.
          Wenn einer seine Unfahigkeit unter Beweis gestellt hat und dafür seinen Hut nehmen darf, dann sollte zwingend der mitgefeuert werden, der ihn eingestellt hat. Der hat nämlich genauso wenig Ahnung.
          Das ist das Hauptproblem in unserer Wirtschaft und auch in unserem Staatsapparat!

  3. Bernard sagt:

    "ausbleibenden Backups, Schulungen und Sicherheitsupdates"

    Was soll das bringen?

    Man sagt einer Person: "Bitte nicht auf unbekannte Anhänge klicken und die Makros ausgeschaltet lassen" und bekommt als Antwort: "Ich will wissen, was da steht."

  4. Paul Brusewitz sagt:

    Uhhh…

    Bitte die BZ nicht als "Berliner Zeitung" benennen. Die "Berliner Zeitung" ist eine Abo-Tageszeitung aus dem früheren Ostteil-Berlins und keine Boulevard-Zeitung. Sie gehört auch nicht zum Springer-Verlag, wie die BZ.

    Von dieser Zeitung als Boulevard-Zeitung zu sprechen, wird den Mitarbeitern dort nicht gerecht. Tittenbildchen, Bingo-Spiele und Anzeigen von "naturgeilen Russinnen" sucht man dort vergebens. Die Berliner Zeitung ist eine der wenigen lesbaren Tageszeitungen, die mit Zeitungen wie der "Süddeutschen" und dem "Tagesspiegel" durchaus mithalten kann. Ich hoffe, dass dies auch so bleibt, trotz des kürzlich erfolgten Eigentümerwechsels.

    Freundliche Grüße
    P. B.

  5. ralf sagt:

    HEISE:
    "Emotet hat nach dem Berliner Kammergericht nun auch Teile des Netzwerks der Humboldt-Universität infiziert."
    https://www.heise.de/newsticker/meldung/Trojaner-greift-Netzwerk-von-Humboldt-Universitaet-an-4583300.html

  6. Anton sagt:

    Das Gutachten von T-Systems über das Ausmaß des Schadsoftwarebefalls ist hier abrufbar:

    https://www.berlin.de/sen/justva/presse/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.887323.php

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