Ist Facebook im Sinkflug in Richtung MySpace-Effekt?

Aktuell ist Facebook zwar noch gut aufgestellt – aber es gibt Entwicklungen, die auf ein stark nachlassendes Interesse der Menschen hindeuten. Facebook könnte nach einer neuen Studie gerade seinen 'MySpace-Moment' erleben.


Anzeige

Der MySpace-Effekt

MySpace war bei seiner Gründung im Juli 2003 ein Speicherdienst im Internet. Dann wandelte sich Myspace in ein mehrsprachiges werbefinanziertes soziales Netzwerk, das seinen Nutzern ermöglicht, kostenlose Benutzerprofile mit Fotos, Videos, Blogs, Gruppen usw. einzurichten. Zu Beginn gab es ein Benutzerwachstum von bis zu 230.000 neuen Mitgliedern pro Tag.

Das Unternehmen wurde im Juli 2005 vom Medienkonzern News Corporation für 580 Millionen US-Dollar gekauft. Irgendwann ab 2010/2011 gab es dann einen Benutzerschwund, weil  die Leute nicht mehr mit der Plattform interagierten. Mitarbeiter wurden 2011 entlassen und die Firma wurde von der News Corporation für 35 Millionen US-Dollar an die Specific Media aus Kalifornien verkauft. Zudem musste Myspace kürzlich den Verlust der gespeicherten (Musik-)Dateien seiner Benutzer eingestehen. Seit dieser Zeit ist Myspace im Niedergang begriffen (siehe auch diese Kurzfassung).

Studie zu Facebook

Facebook ist aktuell in einer anderen Position als Myspace, wird das Unternehmen doch weiterhin durch Marc Zuckerberg und sein Management geprägt. Aber Facebook ist vor allem durch sein Agieren mit einem Negativ-Image in der Öffentlichkeit belastet. Der Versuch, die Kryptowährung Libra zu etablieren, scheint aktuell ziemlich in die Hose zu gehen – die Gründungspartner springen aktuell ab. Aber das Hauptproblem für Facebook ist: Finden die Nutzer die Plattform noch sexy und verbringen die viel Zeit auf Facebook?

Nun bin ich auf einen Bericht von von FastCompany (geht auf eine activate.com Analyse zurück) gestoßen, der auch bei Außenstehenden die Alarmglocken läuten lassen müssten. Bei Facebook gibt es seit 2017 einen Rückgang der Nutzung um 26%.

  • Im Jahr 2017 verbrachten die Amerikaner durchschnittlich 14 Stunden pro Monat auf der Seite von Facebook.
  • Dieser Wert ist 2019 um 26% auf 9 Stunden pro Monat gesunken, d.h. die Leute sind weniger auf Facebook.

Die Aussage stammt von Activate CEO und Mitbegründer Michael Wolf auf der vor einigen Tagen stattfindenden Tech Live Konferenz des Wall Street Journal in Laguna Beach, Kalifornien.


(Quelle: activate.com)

Die obige Grafik zeigt, dass das Netzwerk TikTok in der monatlichen Nutzungsrate bei den Amerikanern in 2017 bis 2018 stark gestiegen ist. Das Wachstum hat sich aber abgeschwächt. Die restlichen sozialen Netzwerke sind in der Nutzerinteraktion weitgehend stabil – nur die Interaktion mit Facebook (dunkelblaue 2. Linie von oben, die hellblaue obere Linie ist Facebook einschließlich des FB-Messengers) geht massiv zurück. Das könnte den Schluss nahelegen, dass Facebook den Zenit überschritten hat – Überraschungen in Zukunft nicht ausgeschlossen. Aber Activate CEO und Mitbegründer Michael Wolf sieht einen Trend weg von Facebook, hin zu sozialen Netzwerken, die Nischen bedienen. Und der Erfolg von TikTok bei der jungen Zielgruppe lässt Facebook auch nicht gut aussehen. (via MSPU)


Cookies blockieren entzieht uns die Finanzierung: Cookie-Einstellungen

Dieser Beitrag wurde unter Facebook abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Antworten zu Ist Facebook im Sinkflug in Richtung MySpace-Effekt?

  1. Swedish Chef sagt:

    Da wäre ich mir gar nicht mal so sicher.
    Facbook darf man schon lange nicht mehr als reine Firma mit "dem" sozialen Netzwerk sehen. Ausschlaggebend ist für mich daher die obere Kurve. Außerdem darf man nicht vergessen, dass man ehrlicher weise dann auch Instagram dazuzählen muss.
    Whatsapp taucht in der Betrachtung gar nicht auf.
    In Sachen Reichweite hat FB denke ich kein Problem, image schon ehr.
    Von daher verbringen die Leute also denke ich mehr als genug Zeit mit dem Konzern FB.

    P.s.: Mich würden dahingehend mal Zahlen zu Youtube interessieren.

    • Max sagt:

      Dann dürfte man auch WhatsApp nicht vergessen ;)

      • Dat Bundesferkel sagt:

        Facebook
        WhatsApp
        Facebook-Messenger
        Instagram
        (…)

        … nicht zu vergessen all die Unternehmen und Netzwerke, die Bausteine zuvor genannter Plattformen sind.

        Facebook ist gefährlich groß und einflussreich. Auch nur zu glauben, daß das Konstrukt bröckelt, wäre naiv. Dafür ist der Konzern zu breit aufgestellt.

        Daher lohnt es sich auch nicht mehr, sich gegen FB zu wehren. Irgendeiner aus dem Bekanntenkreis sorgt schon für genug Metadaten zur eigenen Person, ganz gleich wie zurückhaltend man ist. Selbst wenn die Person nur mit seinem Gammel-Smartphone und WA zu "Besuch" ist…

        Und was den Mist wie TicToc anbelangt… jeder der eigene Kinder in der Pubertät hat und da mal zugesehen hat, fragt sich nach der geistigen Gesundheit dieser Leute… das hat schon mit Kreativität nichts mehr zu tun.

        Ein Hoch auf Pi-hole* und uBlock Origin* in Verbindung mit einem steten Aufklärungsversuch (bis zum Erscheinen der nächsten "hippen" sozialen Plattform).

        *Für die ganz harten Fälle werden dann mittels Firewall ganze IP-Blöcke gesperrt.

  2. rollingstone sagt:

    Mir war der Aufstieg von Facebook schon immer ein Rätsel. Was hatte FB, das geocities/myspace/… nicht hatten? Irgendwann geht auch die Zeit für FB zu Ende, nur wann?

  3. Michael sagt:

    Ich denke, hier geht es ausschließlich um das soziale Netzwerk und nicht die Bausteine drum rum wie Whatsapp etc. Bei MySpace geht es ja auch um das soziale Netzwerk und nicht, was die News Corp noch so alles im Portfolio hat oder hatte.
    Ich selbst "nutze" Facebook ja nun auch schon einige Jahre und muss sagen, dass bei mir das Interesse auch immer weiter zurück geht. Zum einen nervt mich die Werbung, zum anderen regt es mich gerade zu auf, dass ich Beiträge, die ich vielleicht Interessant sind, nie mehr wieder finde. Einmal zu viel gescrollt oder auf "zurück" geklickt und weg ist er. Wenn man nicht mehr weiß von wem oder was der Beitrag erstellt oder geteilt wurde, ist es nahezu unmöglich ihn wieder zu finden.

    Die Jungen, die bisher aufgrund der Altersbeschränkung Facebook nicht nutzen durften, haben auch gar kein Interesse (mehr) daran. Hier spielt Whatsapp, Snapchat, Youtube etc eine viel wichtigere Rolle. Zumindest ist das der Tenor aus dem Freundeskreis meiner 16 jährigen Tochter.

  4. Beat sagt:

    TikTok, nicht TicToc :-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.