1 Milliarde Windows 10-Geräte erreicht

[English]Es ist wohl geschafft: Microsoft kommt beim Durchzählen der weltweiten Windows 10-Systeme auf die gigantische Zahl von 1 Milliarde Einheiten. Hier ein paar Insights und einige Gedanken, u.a. auch zur Frage, warum ich den Text von Microsoft Vorstand Yusuf Mehdi für einen Fall von 'Fremdschämen' halte.


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Microsoft gibt Zahlen bekannt

Diese Zahl von 1 Milliarde aktiver Rechner, die mit Windows 10 laufen, wurde zum 16. März 2020 durch Microsoft bekannt gegeben. "Wir freuen uns, heute bekannt zu geben, dass sich über eine Milliarde Menschen in 200 Ländern für Windows 10 entschieden haben, was zu mehr als einer Milliarde aktiver Windows 10-Geräte geführt hat", schreibt Yusuf Mehdi, Corporate Vice President von Modern Life und der Search & Devices Group von Microsoft. "Wir könnten unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern nicht dankbarer sein, dass sie uns dabei geholfen haben, hierher zu kommen." Hätte der Mann an dieser Stelle aufgehört, hätte man sich im Glanze der 1 Milliarde sonnen können.

Fremdschämen angesagt?

Seit der Markteinführung von Windows 10 war es das Ziel Microsofts, die Leute auf Windows 10 zu zwingen (ok, im Originaltext heißt es 'Menschen von der Entscheidung für oder gegen Windows zu überzeugen' – was ja bekanntlich im ersten Jahr mit Nachdruck durch kostenloses Zwangsupdates von Windows 7- und Windows 8.1-Systemen forciert werden sollte). Ein Beispiel für den (zumindest in meinen Augen stattfindenden) Realitätsverlust von Yusuf Mehdi sind dann allerdings Passagen im Text wie:

With the release of every new build of Windows 10, we have seen customer satisfaction improve as we have made fixes and added new capabilities and experiences. We are humbled that customers are choosing and loving Windows 10, and there has never been a more important time for a secure, reliable platform that can empower people to create, educate and communicate wherever they are.

In Deutsch: 'Mit der Veröffentlichung jeder neuen Version von Windows 10 hat sich die Kundenzufriedenheit verbessert, da wir Korrekturen vorgenommen und neue Funktionen und Erfahrungen hinzugefügt haben. Wir sind bescheiden, dass die Kunden Windows 10 wählen und lieben, und es gab noch nie eine wichtigere Zeit für eine sichere, zuverlässige Plattform, die es den Menschen ermöglicht, zu erstellen, zu bilden und zu kommunizieren, wo immer sie sich befinden.' Es muss wohl die kulturelle Differenz zwischen Amis und nüchternen Europäern sein, warum ich beim Lesen solcher Sätze einen spontanen Anfall von Fremdschämen erlitten habe.

Die Zahlen zusammen gekehrt

Diese Zahl von 1 Milliarde Windows 10-Systeme umfasst alles, was sich so auf dem Hinterhof zusammen kehren ließ: PCs, Laptops, Xbox One-Konsolen und HoloLens-Geräte. Mit einer nüchternen Darstellung der Faktenlage hätte ich jetzt Microsoft zu dieser Zahl gratuliert. Nach dem Text von Yusuf Mehdi mache ich es mir einfach: Wer da noch mehr braucht, findet hier die Summe der peinlichsten Werbeaussagen, die ich jemals aus Redmond gelesen habe.

Redmond steht in der Pflicht

Ach, und noch was: Ab jetzt ist es Zeit, Redmond noch mehr auf die Finger zu sehen. Denn mit 1 Milliarde Windows 10-Systeme steht Microsoft in einer immensen Verantwortung – und ein locker, flockiges Bullshit-Bingo wie in der Vergangenheit (verunglückte Updates, zurückgezogene Funktionsupdates etc.) ist nicht mehr tolerierbar.

Rückblick: Das hat alles etwas länger gedauert

Auf der Build 2015 hatte sich Terry Myerson zur Aussage durchgerungen, dass man bis 2018 mit Windows 10 auf 1 Milliarde Geräte vertreten sein will – der folgende Screenshot stammt von der Build 2015 (siehe Blog-Post Build 2015 Die Highlights der 1. Keynote – Teil 1).

Build02(Quelle: Microsoft)

Hat dann doch 2 Jahre länger gedauert, bis man diesen Wert erreicht hat. Obwohl ich eigentlich erwartet hatte, dass Microsoft mit der Zahl 1 Milliarde so im Januar 2020 an die Öffentlichkeit geht. Denn da endete ja der Support von Windows 7 – was sich aber nicht spürbar an den Windows 10 Marktanteilen ablesen lässt. Im Hinterkopf bin ich aber seit dem Jahreswechsel von '1 Milliarde Windows 10-Systeme sind erreicht' ausgegangen.


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Gestern hatte ich rein zufällig einige Gedanken diesbezüglich im Beitrag Hausgemacht: Die strukturelle IT-Krise veröffentlicht. Aus der obigen Annahme ist der Schnitzer zu sehen, den ich mir im Text geleistet habe. Im Text findet sich die Aussage:

In Redmond behauptet man, dass man 1 Milliarde Windows 10-Systeme habe. Windows ist auf dem Desktop quasi das Rückgrat (Backbone) der Industrie, mit fast 90 % Marktanteil hat Microsoft ein Monopol.

Nein, ich hatte die Zahl 1 Milliarde nicht vorab auf dem Schreibtisch – ich war der festen Meinung, dass diese Zahl längst überschritten sein müsste. Ich erinnere an meinen Artikel Schrumpfkur: Nur noch 1 Milliarde Windows-Nutzer?, der immerhin aus dem Dezember 2017 stammt. Im Artikel Windows 10: Sorry, die 1 Milliarde schaffen wir nicht … war das Ziel für 2018 bekanntlich kassiert worden.

Noch was: Microsoft gibt auch bekannt, dass es jetzt 17,8 Millionen Windows Insider-Tester hat. Zu der Zahl schreibe ich jetzt nix mehr – jeder möge sich selbst die Frage beantworten, was diese gigantischen Zahlen in Bezug auf Qualität und Bugfixes so in Windows 10 gebracht hat.

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10 Antworten zu 1 Milliarde Windows 10-Geräte erreicht

  1. Micha sagt:

    1 Milliarde Windows 10-Geräte sind eine Menge. Aber dazu zählt jedes Gerät. Die reine Anzahl an Geräten die davon Prozentual an Arbeitsplätzen genutzt wird wäre interessanter gewesen.

    Wahrscheinlich verstehe ich als Windows 7 und 8.1 Nutzer die Bedienlogik von Windows 10 nicht richtig.

    Ich habe auf einen neuen PC mit Windows 10 letztens einen Netzwerkdrucker einrichten wollen. Auf dem neuen Gerät ist Windows 10 1909 drauf.

    In Excel 2016 habe ich dann im Auswahlmenü versucht einen Drucker hinzuzufügen. Nach dem Klick auf "Jetzt suchen" habe ich aus der Liste den gewünschten HP Drucker ausgesucht. Beim Treiber installieren kam dann eine Fehlermeldung das keine Berechtigung für den Vorgang vorliegt. Mann soll sich als Administrator anmelden.

    Anschließend habe ich den gleichen Vorgang über die Einstellungsapp von Windows 10 gemacht. Da kam Interessanterweise keine Fehlermeldung. Die rechte des angemeldeten Benutzers sind ausreichend um den Treiber zu Installieren.

    Anschließend kam eine Meldung das noch eine APP für den Drucker Installiert werden soll. Nach einen klick auf die Schaltfläche öffnete sich der Microsoft Store für ungefähr eine Minute. Danach kam dann eine Fehlermeldung das der Microsoft Store nicht verfügbar ist.

    Weshalb hat er sich beim ersten mal den überhaupt öffnen lassen?

    Eine weitere negative Sache ist das der Windows 10 PC jetzt bei jedem Neustart rumningelt das eine HP App zum Drucken für den Drucker installiert werden soll.

    Im Grunde ist Windows 10 1909 eine echte Krücke. Alles funktioniert Irgendwie aber nichts richtig.

    Unter Windows 7 geht einen Netzwerkdrucker hinzufügen ohne irgendwelche Probleme. Es wird im Anschluss auch keine Werbung für irgendwelche überflüssigen Apps gemacht.

  2. Janami25 sagt:

    War doch klar, das man das Ziel irgendwann einmal erreicht. Mit den ganzen Massnahmen, die man in meinen Augen als Daumenschrauben ansehen kann.

    Ich musste mehrfach aushelfen, um Zwanghafte Windows 10 Upgrades abzubrechen, oder auch wieder rückgängig zu machen. Zumal danach auch manche Rechner einfach nicht mehr zu gebrauchen waren nach dem Upgrade, wegen etlicher Bugs. Eine Kompatibilitätsprüfung fand faktisch gar nicht erst statt, es wurde nur Wert darauf gelegt, das das Upgrade stattfand. Mit Transparenz hatte das ganze schon mal gar nichts zu tun.

    Zusätzlich zum Artikel erwähne ich noch die künstliche Streichung des Hardware Supports von Windows 8.1, als es noch ganz offiziell im normalen Support war , und auch sogar Sicherheits-Updates wegen neuerer Hardware nicht mehr unterstützt wurden, und Funktionen schon gar nicht. In meinen Augen war das nichts anderes als eine Sauerei von Microsoft, sonst wäre ich garantiert dabei geblieben.

    Und natürlich dank der Gratis Upgrades, die es angeblich offiziell seit 2016 nicht mehr gibt. Und die immer noch funktionieren, obwohl der Microsoft Support "nichts davon wissen will" und das auch gar nicht publik macht. Ist so etwas seriös, wenn man das Produkt schon nicht vernünftig verkauft bekommt ? Gibt es dazu offizielle Zahlen, wie gross der Anteil an (mehrmaligen) Win10 Aktivierungen auf Basis eines Win7/8.1 CD Keys ist ? Das würde mich viel mehr interessieren.

    In meinen Augen hat sich Microsoft unverschämterweise sehr viel erlaubt und untergejubelt. Der fehlende "Abbrechen" Button beim Win10 Upgrade, und die im Hintergrund geladenenen Win10 Upgrade Installationsdateien sprachen da Bände. Waren natürlich jedesmal alles Missverständnisse oder der User selber schuld. ;)
    Erst als das alles publik wurde dank solcher Seiten wie dieser, ist Microsoft zurück gerudert.

    Natürlich, bei mir läuft Windows 10 inzwischen einigermassen stabil und vernünftig (Win7/8.1 liefen aber auch nicht schlechter.) Ich bin beruflich und privat auf Windows angewiesen, aber mir stinkt gewaltig, wie das ganze bis hierhin abgelaufen ist.

    Ich kann mich nicht daran erinnern, das jemals ein Betriebssystemhersteller so vorgegangen ist wie Microsoft, seit Nadella das Zepter schwingt. Und vor Win10 gab es das auch so bei Microsoft meines Wissens nach nicht. Selbst bei Apple und Android wird man nicht dermassen unter Druck gesetzt, und konnte man sich immer noch entscheiden, ob man ein Upgrade macht, oder nicht.

    Aber jetzt ist ja alles egal, das "Wie" zählt ja nicht, das Ziel ist ja erreicht. Und man kann sich auf die Schultern klopfen ;)

    Alles Tiptop.

    • bercandl sagt:

      Daumenschrauben? Unfug.
      braucht MS nicht, die "Simpelheinze" machen das ja alle freiwillig.
      Und nein, "muss win nutzen, weil…" gilt nicht, weil Ausrede. "Will mich (ums verrecken) nicht an anderes gewöhnen…" triffts da schon eher.
      Denn eines ist klar, Alternativen gibts einige. Und vor allem: hinreichend + gut!

      • Janami25 sagt:

        Ich akzeptiere deine Meinung. Natürlich ist auch eine gewisse "Faulheit" dabei und Trägheit, sich auf was anderes einzulassen. Du kannst aber weder wissen noch erahnen, wie privat und auch beruflich (oder die Kombination aus beidem) die Windows Welt samt der Software inzwischen bei vielen Usern verzahnt sind. Und da sind nun mal Abhängigkeiten gegeben, sonst kann man dicht machen, oder verliert Geld dadurch.

        Immerhin reden wir hier nicht nur vom einfachen Gelegenheitssurfer oder Email Leser. Aber das nur am Rande. Was für Dich eine Ausrede ist, ist nun mal Abhängigkeit. Und das ist definitiv etwas anderes.

        Auf der anderen Seite hast du durchaus recht. Wenn keiner den Anfang macht, passiert auch gar nichts.

      • Ärgere das Böse! sagt:

        Und was ist das Andere, an das man sich nicht gewöhnen will? Linux, das einen Marktanteil von 1,5 % hat, weil es für Normalsterbliche unbrauchbar ist?

      • Knusper sagt:

        Hallo Simpelheinz, erkennst du den Widerspruch?
        Win7 war super, Win10 ist eigentlich unbedienbar und alle wollen sich nicht an anderes gewöhnen?

  3. Triceratops sagt:

    "Mit der Veröffentlichung jeder neuen Version von Windows 10 hat sich die Kundenzufriedenheit verbessert" -> Ja ne is klar ne xD. Hab lange nicht mehr so lachen müssen. Die Kunden müssen echt zufrieden sein, wenn z.B. bei einem US TV-Sender mitten im Wetterbericht die Updatemeldung aufplopt (Ist schon etwas her) xD. Ja da sind die Kunden mit Sicherheit zufrieden (nicht) xD. Das nenne ich mal Hardcore Realitätsverlust bei Microsoft xD.

  4. Tim sagt:

    "kommunizieren" mit Windows 10?

    Ach ja, Smartphones sind ja an Microsoft irgendwie vorbeigegangen…

    Dit Marketing Blabla immer. Ohne das wäre Win10 vermutlich auch besser angenommen worden, statt den Leuten Müll und Features nur zu versprechen…

    Und 17,8 Millionen Tester müssen ja auch erst mal zu Wort kommen und gehört werden… und was tun muss man dann auch noch… Hört sich halt wichtig an. Die Aktionäre sind bestimmt beeindruckt…

  5. Bernard sagt:

    "new capabilities and experiences"

    Ja, wir haben hier einen Mitarbeiter, der sich jedesmal wieder über die kaputte Windows 10-Suche "freut".

    Das ist für ihn eine tolle Erfahrung.

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