Die Warn-App des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wurde Ende April 2020 aktualisieret, so dass sie jetzt auch Informationen zur Coronavirus-Pandemie liefern kann. Allerdings hat die App – in Android – 'recht viel Google an Bord', wie ich gesehen haben. Daher ein kurzer Blick auf die NINA Warn-App und den 'Google-Aspekt'.
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Was ist NINA?
Der Namen NINA steht für Notfall-Informations- und Nachrichten-App. Die App wird kostenlos vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für Smartphones zur Verfügung gestellt. Sie dient dazu, der Bevölkerung wichtige bzw. dringende Warnmeldungen zukommen zu lassen.
(Quelle: iOS Store)
Über die App verbreiten die Behörden des Zivil- und Katastrophenschutzes Nachrichten oder Warnmeldungen über bevorstehende oder bereits existente Katastrophen oder Gefahrenlagen wie beispielsweise Großbrände oder Gefahrstoffe, die sich unkontrolliert ausbreiten. Dazu ist das System an das Modulare Warnsystem des Bundes MoWaS angeschlossen. Laut Wikipedia ist es die erste App, die zur Warnung der Bevölkerung in ganz Deutschland entwickelt wurde.
Nutzer können Warnmeldungen neben abonnierten Orten auch für den aktuellen Standort abonnieren. Dazu ist die Aktivierung des GPS-Dienstes des Smartphones erforderlich. Warnmeldungen werden hierbei bei einer bestehenden Internetverbindung über einen Push-Dienst auf das Smartphone übermittelt, sodass der Nutzer über das Endgerät auf das Vorliegen einer Warnmeldung aufmerksam gemacht wird.
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Neben aktuellen Warnmeldungen bietet die App auch die Möglichkeit, sich über allgemeine Verhaltensweisen bei unvorhergesehenen Ereignissen und Sicherheitshinweisen zum Thema Bevölkerungsschutz zu informieren. Des Weiteren bietet die App Informationen über Notvorräte und eine Checkliste für die Hausapotheke an.
Viele Neuerungen ab Version 3.0.0
Für die 2020 erschienene Version 3.0.0 der NINA-App gibt das BKK folgende Neuerungen an:
Alles auf einen Blick
- In der neuen Übersicht sehen Sie direkt alle Warnmeldungen für Ihre Orte
- Meldungen werden mit ihrer Warnstufe gekennzeichnet
- Wichtige Funktionen finden Sie in der praktischen Tabbar
Genauer gewarnt werden
- Beim Hinzufügen von Orten können Sie jetzt auch nach Gemeinden oder Straßen suchen
- Auswählbare Warnbereiche umfassen jetzt Landkreise, Gemeinden und Umkreise
Diese App existiert bereits seit 2015 und ist kostenlos sowohl für Android als auch für iOS erhältlich.
Ab Version 3.1 auch COVID-19-Infos
Zum 29. April 2020 ist die Version 3.1 der NINA-App erschienen. Laut dieser Kurzmitteilung des BKK besitzt die Version 3.1 der NINA-App jetzt auch einen Corona-Informationsbereich. Dazu schreibt das BKK:
Hilfreiche und vor allem zuverlässige Informationen sind ein wichtiger Faktor für Selbstschutz und Vorsorge in der Corona-Pandemie. Hierzu hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Zusammenarbeit mit weiteren Behörden einen Informationsbereich in der Warn-App NINA eingerichtet.
(Quelle: BKK)
Alle Informationen stammen aus zuverlässiger Quelle! Der Corona-Informationsbereich ist in Zusammenarbeit zwischen BBK und Bundesministerium des Innern (BMI) mit dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA), dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), dem Robert-Koch-Institut (RKI), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie der Geschäftsstelle der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder entstanden. Inhalte werden von allen beteiligten Behörden eingestellt.
Handlungsempfehlungen und Kontaktmöglichkeiten
Unter der mit „Corona" bezeichneten Schaltfläche finden Nutzerinnen und Nutzer in der App und auf der Website aktuelle und hilfreiche Informationen zu allen wichtigen Themen rund um die aktuelle Situation in Deutschland. Der Bereich „Aktuelle Informationen" stellt dabei einen Newsticker dar, der redaktionell durch das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) betreut wird. Für diese können Nutzerinnen und Nutzer der Warn-App NINA auch Push-Benachrichtigungen abonnieren, die sie auf neu eingestellte Beiträge aufmerksam machen.
Die weiteren Bereiche enthalten wichtige und nützliche Informationen, u.a. zum Selbstschutz, zur Vorsorge oder zum richtigen Verhalten beim Verdacht einer Infektion. Enthalten sind zudem Kontaktadressen und Hotline-Nummern des Bundes und der Länder.
Ziel: Ausweitung des Informationsangebotes zur Corona-Pandemie
Der neue Corona-Informationsbereich der Warn-App NINA erweitert ihre Grundfunktion als Informations- und Nachrichten-App: Weiterhin ist der Empfang von Warnmeldungen von Bund, Ländern, Landkreisen und Gemeinden möglich. Mit der App verfolgen die an der Entwicklung beteiligten Stellen mit der Warn-App NINA jedoch ein anderes Ziel im Hinblick auf die Bewältigung der Corona-Pandemie als bei der derzeit durch das Robert-Koch-Institut (RKI) entwickelten Tracing-App. Während diese das Nachverfolgen von Infektionsketten vereinfachen soll, werden mit und durch die Warn-App NINA auch weiterhin keine personenbezogenen Daten oder der Standort der Nutzerinnen und Nutzer ausgewertet. Wie in den vorherigen Versionen werden diese Daten nicht an das BBK oder dritte übermittelt. Datenschutzrechtliche Aspekte werden strengstens berücksichtigt und können in der Datenschutzerklärung der Warn-App NINA nachgelesen werden.
Google-Tracking: Wie sieht es mit der Privatsphäre aus?
Zur Abrundung – in obigem Text habe ich das Loblied des BKK, was NINA alles kann, verbreitet (was ja mal nicht schlecht ist), noch ein Blick über den Schüsselrand. Speziell die letzten Sätze des BKK, dass datenschutzrechtliche Aspekte strengstens berücksichtigt werden, möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen. Denn ich bin über diesen Tweet auf die App aufmerksam geworden.
Die offizielle NINA Warn-App des Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BKK) soll Bürger deutschlandweit vor Gefahren warnen. Im Grunde genommen eine sinnvolle App, die leider aber zu viele Google-Abhängigkeiten aufweist. #Privatsphäre #Datenschutz #Tracking https://t.co/BVhqVFArdi
— athome-it.de (@athome_it) April 30, 2020
Mike Kuketz hat sich die App in der Version 3.1.1 angesehen und seine Erkenntnisse hier veröffentlicht. Dass die App sich beim Google Push-Benachrichtigungsdienst registriert, ist nachvollziehbar. Ohne diesen Dienst keine Push-Benachrichtigungen. Hinzu kommt Google Maps – da hätte man auch Open Street Map nehmen können.
Zu den genutzten Standortdiensten hat jemand hier einen Kommentar eingestellt. Dass Absturzberichte an CrashLytics, na ja. Und wenn dann noch Google Firebase Analytics zur Analyse eingebunden wird, dürfte das schon Stirnrunzeln hervorrufen. Da mit 'Datenschutzrechtliche Aspekte werden strengstens berücksichtigt' zu werben, halte ich für unglücklich. Für Leute, die ihre Geräte bewusst Google-frei halten, ist die NINA-App jedenfalls ein No-Go, schätze ich mal.
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Ohne app geht nix mehr, oder doch?
Warnmeldungen des Bundes -> Browser!
https://warnung.bund.de/meldungen
Katwarn per Mail oder SMS -> Handy, Mail!
https://www.katwarn.de/anmeldung-mail-sms.php
Soll je nebenbei auch noch Menschen ohne Smartphone und app Verweigerer wie mich geben.
Gleiches gilt für die Corona app, ohne Google account geht nix.
apk bei z.B. F-droid, denke das wird nix.
Was darin untergebracht wird und nach der Krise fleissig Infos liefert …
Ohne mich ;-)
Katwarn per SMS wurde zumindest bei meinem letzten Versuch nicht in allen Regionen unterstützt. Ich gehörte zu den „Unglücklichen". Haben die mittlerweile was geändert?
Aber auch da liegt dann eine Verknüpfung Handynummer und Region/PLZ bei denen auf dem Server vor. Für alte Handys ist die Lösung wichtig. Unter Datenschutzaspekten sehe ich aber keinen so enormen Zugewinn?!
Lars
Allein der SMS-Zwang um Nachrichten per E-Mail empfangen zu dürfen sollte hellhörig machen.
Ich kann mich auch als Besitzer der E-Mail-Adresse legitimieren durch einen Bestätigungslink. Hier werden gezielt Mobilfunknummern mit E-Mail-Adressen verknüpft. Durch den Klarnamenzwang per Gesetz bei der SIM-Kartenvergabe komme ich so auch an alle Namen der Teilnehmer des Warnsystems. Wem nützt dieses Datensammeln?
Bei staatlichen Apps bin ich leider Aluhutträger:
https://www.tagesschau.de/inland/meldung490134.html
Es betrübt mich, dass wir mehr und mehr das Vertrauen verlieren aus gutem Grund :(
Datenschutzaspekte, tja, selbst die hardcore Variante hat Schwächen:
Hier, altes Smartphone mit voraktivierter anonymer Sim (ursprünglich mal als neutrale Reserve gedacht)
Kein google acc., fast googlefrei, keine Kontakte, wlan-gps-bluetooth etc. aus
letztendlich liegt das aber neben dem registriertem Smartphone, der hat aber oft Besuch von XY ;-)
Vielen Dank für diese Seite.
Gibt es Alternativen?
Die Corona-Tracing App aus F-Droid als Alternative zur Corona-App aus dem PlayStore funktioniert (zumindest soweit ich das beurteilen kann).