Avira for Business für 1.1.2022 abgekündigt

[English]Der Hersteller von Antivirus-Produkten, Avira, hat überraschend seine Produktlinie für Unternehmenskunden abgekündigt. Am 1. Januar 2022 erreichen die betreffenden Produkte Supportende (End-of-Live), was für manche Nutzer überraschend sein dürfte.


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Ich weiß nicht, ob unter der Blog-Leserschaft noch Administratoren sind, die die Avira Business-Produkte in Firmenumgebungen einsetzen. Einen ersten Bericht zur Abkündigung der Avira for Business-Produktlinie und Einstellung des B2B-Geschäfts hatte ich zum 10. November 2020 bei heise gelesen. Dort hieß es, dass Avira-Vertriebspartner 'zur Zeit' per E-Mail über die Einstellung dieses Geschäftsfelds informiert worden sein. Inzwischen hat Avira aber eine offizielle Abkündigung diverser Produkte veröffentlicht.

Avira Business-Produkte

Abgekündigte Avira Business-Produkte

In seiner Meldung schreibt Avira, dass die nachfolgenden Produkte am 1. November 2022 abgekündigt werden und ihr End-of-Life erreichen.

  • Avira Pro Business Edition
  • Avira Antivirus for Server
  • Avira Antivirus for Endpoint
  • Avira Antivirus for Small Business
  • Avira Antivirus for Exchange

Der Hersteller gibt an, dass die Produkte bis zum Ablauf der Lizenzlaufzeit in ihrem aktuellen Stand voll funktionsfähig bleiben. Funktionsfähigkeit in diesem Kontext beinhaltet ausschließlich die Aktualisierung der Erkennungs-Datenbanken, nicht jedoch Änderungen oder Erweiterungen der Software.

Beachtet aber die nachfolgende Diskussion, da es eine abweichende Abkündigung bestimmter Versionen der obigen Produkte zum 31.12.2021 gibt. Diese laufen also 11 Monate vorher aus. heise weist in diesem Artikel ebenfalls auf diese Diskrepanz hin.

Ergänzung: Ich hatte bei der Presseabteilung von Avira wegen der obigen Diskrepanz nachgefragt und habe Antwort bekommen.

Sehr geehrter Herr Born,

vielen Dank für die Anfrage und den Hinweis zu unseren Support-Seiten.

Der 31. Dezember 2021 ist der richtige (aktuelle) Zeitpunkt.
Bitte entnehmen Sie alle aktuellen Daten von dieser Seite unter der Überschrift „Auslaufende Unterstützung für Avira Produkte": https://www.avira.com/de/support-product-lifecycle.

D.h.: Der auf manchen Support-Seiten angegebene Zeitpunkt 1. November 2022 ist nicht mehr gültig.

Wir arbeiten derzeit daran, alle Informationen auf den Support- und Informations-Seiten zu aktualisieren.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit weiter helfen und wünsche Ihnen einen schönen Abend.

An dieser Stelle mein Dank an den Tippgeber weiter unten in den Kommentaren, der auf die Diskrepanz hingewiesen hat, sowie an die Avira-Pressebetreuung für die Klarstellung. Am 31. Dezember 2021 fällt also die Klappe, die nachfolgenden Lizenzlaufzeiten sollte man knicken und den Exit für diese Produkte antreten.

Termine für Lizenzlaufzeiten

Die Lizenzen, die nach diesem EOL-Datum noch gültig sind, bleiben laut Avira bis zum Ende der Lizenzlaufzeit in ihrem aktuellen Zustand funktionsfähig (bei heise ist noch von Erstattungen die Rede, dem Verlag liegt wohl eine Stellungnahme von Avira vor). Bestehende Lizenzen für die abgekündigten Produkte können wie folgt verlängert werden:

  • Ab dem 1. November 2019: für ein oder zwei Jahre
  • Ab dem 1. November 2020: für ein Jahr
  • Ab dem 1. November 2021: keine Verlängerung möglich

Damit würden die Produkte zum 1. November 2022 endgültig auslaufen, Anwender müssen sich nach anderen Produkten umsehen. Für Channelpartner ist ab sofort keine Registrierung mehr möglich, wie Avira hier schreibt. Aufgrund der Abkündigung der Avira Business-Produkte geht Avira ab sofort keine neuen Partnerschaften für den Wiederverkauf ein. Ich denke, damit ist Avira for Business eigentlich ziemlich sofort tot.


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Schwieriges Geschäft für AV-Hersteller

Warum das B2B-Geschäft von Avira jetzt so plötzlich abgekündigt wurde, bleibt – auch bei heise – unklar. Im April war aber bekannt geworden, dass die deutsche Avira GmbH & Co. KG aus Tettnang, die Antiviruslösungen unter dem Namen Avira vertreibt, von der Investoren-Gruppe Investcorp aus dem Königreich Bahrain mehrheitlich übernommen wurde. Ich hatte im Blog-Beitrag Investoren aus Bahrein übernehmen AV-Hersteller Avira berichtet. In einer heise vorliegenden Stellungnahme schreibt Avira aber, dass der obige Schritt seit 2019 vorbereitet worden sei und die Übernahme keine Rolle gespielt habe.

Generell scheint der Markt für Antivirus-Hersteller recht schwierig zu sein. Sophos wurde im März 2020 durch Bravo übernommen (siehe Sophos von Thoma Bravo aufgekauft). Und die Übernahme von Symantec durch Broadcom hat für Wiederverkäufer und Kunden ein Chaos hinterlassen, wie ich im Artikel Symantec-Übernahme durch Broadcom endet im Lizenz-/Support-Chaos sowie im Beitrag Broadcom-Stellungnahme zur Symantec-Lizenzproblematik nach der Übernahme berichtete.

Hinzu kommt, dass das Haupt-Betätigungsfeld, Microsoft Windows 10, für die Anbieter ein schwieriges Pflaster ist. Regelmäßig berichte ich hier im Blog von Problemen in Verbindung mit Fremd-AV-Produkten und Windows 10-Updates bzw. Feature-Upgrades. Die Anbieter müssen also viel nachbessern. heise berichtet aktuell in diesem Artikel, dass der Anbieter Bitdefender mit bösen Probleme kämpfe und gleich vier Mal nachbessern musste. Wer hier im Blog nach Trend Micro sucht, stößt auch auf Artikel, in denen Nutzer Probleme thematisieren.

Ähnliche Artikel:
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10 Antworten zu Avira for Business für 1.1.2022 abgekündigt

  1. Blackii sagt:

    Was soll in der Abkündigung "Ein Proof-of-Concept für ein Nachfolgeprodukt ist in der zweiten Jahreshälfte 2020 geplant." heißen? :D und wann kommt es ^^

  2. jss sagt:

    Es läuft zum 31.12.2021 aus, nicht erst im November 2022. Diese Info:

    ist offenbar veraltet. Grund für den derzeitigen Aufruhr unter den Wiederverkäufern ist, dass Avira sich an seine eigene Frist nicht hält und die Produkte nun schon zum 31.12.2021 abwürgt. Diese Liste wurde vor ein paar Tagen entsprechend aktualisiert:

    https://www.avira.com/de/support-product-lifecycle?utm_source=CS&utm_medium=KB

    Ohne diese Vorverlegung gäbe es ja den ganzen Stress nicht, der jetzt unter den Admins ausbricht, die das Zeug verkauft haben. Dann wäre es halt regulär abgekündigt, läuft aus und gut is. Aber so zieht es einen Rattenschwanz nach sich an Gerenne um Erstattungen, die die Verkäufer der Business-Produkte für alle verkauften Lizenzen bekommen sollen, die irgendwo zwischen 1.1.2022 und November 2022 enden. Und die Kundensysteme müssen alle früher als gedacht auf eine andere Lösung umgestellt werden, Verrechnung der Erstattungen etc.

    Offenbar will man das Zeug auf biegen und brechen loswerden. Imageschaden? Keine Ahnung. Die Business-Produkte sind dann ja abgeschafft, und die Endkundenprodukte bleiben unberührt. Der Eindruck, der bei den Resellern bleibt: Avira wird seine Partner nicht nur los, sondern tritt ihnen zum Abschied auch noch in den A.

    • Günter Born sagt:

      Wirklich ganz sicher? Ich bin nicht wirklich in dem Zeugs bewandert, aber:

      • Die Seite hier kündigt die betreffenden Produkte der B2B-Reihe allgemein für den 1.11.2022 ab.
      • Die Seite hier kündigt die Einstellung des Supports mit Updates für bestimmte, Produktversionen und Betriebssysteme an

      Ließe sich ja als: Wir legen nochmals eine neue Produktversion auf, die bis 1.11.2022 supported wird, auf. Vor dem 1. November 2021 könnte ich als Nutzer ja noch eine Lizenz verlängern. Ich frage mal bei der Avira-Presseabteilung nach.

      • jss sagt:

        Zumindest so sicher, wie mein Kontakt bei Avira ist, der mir geschrieben hat, dass ersterer Link veraltete Infos enthält und dass die Seiten gerade aktualisiert werden ;)

        Ich sehe gerade, der Link erfordert jetzt einen Login…

        • Günter Born sagt:

          Ich denke, der Login ist meiner Presseanfrage zu verdanken. Ich hatte explizit auf die Diskrepanz hingewiesen und habe die Antwort von Avira im Text nachgetragen. Am 31. Dezember 2021 fällt die Klappe. Danke für den Hinweis.

  3. gpburth sagt:

    Microsoft macht es den AV-Verkäufern aber auch nicht einfach: halbjährlich gibt's eine neue Version, an die die Software erst wieder angepasst werden muss – man will äh "muss" ja alle Sicherheitstechnik umgehen, um so direkt wie möglich noch vor dem Betriebssystem an Daten zu kommen. Angeblich ändert sich zwischen der Insider Preview und dem eigentlichen Release teilweise so viel, dass die AV-Hersteller erst mit dem releasten wirklich testen können. Behaupten diese jedenfalls und nennen es als Grund, warum – beispielsweise – Trend Micro für OfficeScan XG das Update für Win10H2 erst zu Weihnachten(!) freigibt. ("Apex One as a Service" hat es dagegen schon im Oktober – seltsam…)

    • Steter Tropfen sagt:

      An einer Kooperation mit AV-Herstellern ist MS offenbar nicht sonderlich interessiert: Denen wäre es am liebsten, wenn alle auf den Defender setzen, der dann auf sämtlichen Systemen schalten und walten kann, wie MS es für richtig hält (sprich, den Anwender kräftigst bevormunden, ohne dass sich der wehren kann. Da verschwinden dann schon mal ohne Vorwarnung Fremdprogramme oder ältere Office-Versionen oder gleich ganze Ordner…)

      Wäre schlimm, wenn MS auch da ein Monopol erreichen würde. In so einer Monokultur können Schädlinge dann verheerende Rundumschläge ausführen. Vielfalt ist Risikostreuung. (Auch wenn Avira in den letzten Jahren dermaßen den Bach runter gegangen ist, dass ich mich wundere, welches Unternehmen noch was von diesen Chaoten im Einsatz hat.)

      • Fabian sagt:

        Tatsächlich übernehmen wir recht viele Kunden von anderen IT-Dienstleistern, die Avira Business haben. Die Verbreitung ist also gegeben. Vielleicht war die Partnerschaft einfach gut, wodurch viele Dienstleister Avira ins Programm mit aufgenommen haben.

  4. Kraemer sagt:

    Hallo Herr Born,
    ist dies noch ein Thema?

    Ich hatte Avira seit der Abkündigung mehrfach aufgefordert eine Erstattung vorzunehmen für den Zeitraum der Kündigung bzw. Einstellung der Leistung bis zum bezahlten Lizenzende.
    Bisher ist ausser einiger Telefonate und Mails meinerseits, in denen ich bekannt gab das Verhalten von Avira öffentlich zu machen, ist ausser HinhalteTaktik nichts passiert.
    Nun habe ich Anfang 02/2023 eine Mail erhalten ….
    "Ich habe gute Nachrichten. Die Rückerstattung wurde heute eingeleitet. Das Geld sollte Ihnen innerhalb der nächsten 4-6 Wochen auf die genannten Bankdaten eingehen."
    Nachdem nun wieder nichts passiert ist, gebe ich den Vorgang nun an die Öffentlichkeit.

    Wenn Sie Interesse haben, dies im Blog aufzugreifen, schicke ich gerne den kompletten Mailverkehr. Auch wenn ich eigentlich das schon abgehakt hatte, aber vielleicht nützt es anderen Kollegen.

    Grüße
    IT-Beratung
    Gerland Kraemer

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