Windows 11 22H2: "Continous innovation delivery" kommt im März 2023

Windows[English]Neben der Vorbereitung des Windows Insider Programms für den Test von Windows 12 wurde von Microsoft gerade eine weitere Neuerung bekannt gegeben. Mit dem März 2023 Update kommt ein neuer "Continous innovation delivery" genannter Ansatz für Windows 11 22H2 zum Tragen. Microsoft will so Neuerungen "unter der Hand" per Windows Update auf die Anwendersysteme kippen.


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Windows 11: Continuous innovation kommt

Abseits der Änderungen am Windows Insider Programm (siehe Microsofts neuer Windows Insider Canary-Channel – Vorbereitung für Windows 12?)  ist mir noch folgender Tweet von Harjit Dhaliwa, Product Marketing Manager for Windows Commercial bei Microsoft, aufgefallen.

Windows 11: Continuous innovation

Im Techcommunity-Beitrag Continuous innovation coming to Windows 11 in March beschreibt er, dass Microsoft in Windows 11, Version 22H2, neue Funktionen und Verbesserungen häufiger mittels gewöhnlicher Updates bereitstellen will.

Was ist der Unterschied zu einem jährlichen Feature-Update?

Im Techcommunity-Beitrag beschreibt der Produktmanager in einer FAQ einige Details zu diesem Ansatz und versucht die Frage nach dem Unterschied zu Funktionsupdates zu erklären. So soll es für Windows 11 weiterhin jährliche Funktionsupdates n der zweiten Jahreshälfte geben. Die Veröffentlichung von Feature-Updates ist an einen Support-Lebenszyklus gebunden: 24 Monate Support für die Home- und Pro-Editionen und 36 Monate Support für die Enterprise- und Education-Editionen.

Die "continous innovations", die auf die Anwender losgelassen werden, brauchen sich nicht nach diesen Zyklen zu richten. Microsofts Entwickler können sich dann auf den Anwendersystemen als Spielwiese austoben. Auf die Frage, warum neue Funktionen kontinuierlich ausgerollt werden, anstatt auf ein Funktionsupdate zu warten, schreibt der Produktmanager in typischem Microsoft Bullshit-Bingo:

Wir haben das Feedback erhalten, dass die Benutzer mehr von ihrem Windows-Erlebnis erwarten. Indem wir häufiger neue Funktionen durch Wartungsupdates bereitstellen, können wir Unternehmen helfen, von verbesserter Sicherheit, Produktivität und Zusammenarbeit zu profitieren, und zwar auf bewährte, zuverlässige Weise und ohne Qualitätseinbußen.

Kann das gesteuert werden?

Unternehmen, die Windows Update for Business (WUfB) oder WSUS verwenden, können über eine neue Richtlinie für Clients steuern, welche Windows-Updates für die verwalteten Geräte angeboten werden. Standardmäßig deaktiviert Microsoft alle per Windows Update verteilten Features für verwaltete Geräte, bis sie als Teil des nächsten jährlichen Feature-Updates freigegeben werden. So sei beispielsweise die neue, Touch-optimierte Taskleiste (und das Verhalten der eingeklappten Taskleiste) standardmäßig deaktiviert. IT-Administratoren können sie bei Bedarf mithilfe der neuen Client-Richtlinie aktivieren.

Das ist doch das Moments 2-Update

Mit dem monatlichen Qualitätsupdate vom 14. März 2023 will Microsoft Windows 11 22H2 dafür ertüchtigen. Wer das Vorschau-Update vom Februar 2023 installiert, müsste das im Beitrag Windows 11 22H2: Preview-Update KB5022913 (28.2.2023) beschriebene Update sein, hat diese Neuerungen bereit. Microsoft listet folgendes an Neuerungen auf:

  • Neue Funktionen für Barrierefreiheit: Nahtloser Wechsel zwischen Narrator und anderen Bildschirmleseprogrammen bei Verwendung der Braillezeile; Sprachbefehle funktionieren in allen Anwendungen und im Datei-Explorer
  • Empfehlungen zur Energienutzung: Bessere Kontrolle über Standardeinstellungen und Tipps zur Senkung des Energieverbrauchs
  • Verbesserungen am Snipping Tool: Integrierter Bildschirmrekorder mit automatischer Speicherfunktion
  • Verbesserungen bei Windows Studio Effects: Suche und Anpassung von Schnelleinstellungen (Augenkontakt, Hintergrundunschärfe, Sprachfokus und automatische Rahmung) direkt über die Taskleiste

Im Techcommunity-Beitrag werden weitere Neuerungen für Unternehmensumgebungen genannt.


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  • Suche in der Taskleiste: Schnellere, relevantere und einheitliche Ergebnisse im Web, in Anwendungen und Dateien. Details zur Konfiguration finden sich in ConfigureSearchOnTaskbarMode.
  • Bewegen Sie den Mauszeiger über alle Symbole im Infobereich (früher als Taskleiste bekannt) und ordnen Sie diese einfach neu an, einschließlich des Flyout-Menüs "Ausgeblendete Symbole anzeigen".
  • Touch-optimierte Taskleiste für 2-in-1-Geräte: Wechseln Sie ganz einfach zwischen einer erweiterten und einer reduzierten Taskleiste, um bei Bedarf mehr Platz auf dem Bildschirm zu gewinnen.
  • Schnellere Suche und empfohlene lokale und Cloud-Dateien im Datei-Explorer
  • Unterstützung für mehrere Registerkarten in Notepad
  • KI-gestützte empfohlene Inhalte (z. B. Dateien) im Startmenü (Windows 11 Pro und höher)
  • Verwaltung von und Zugriff auf Cloud-PCs über die Windows 365 App. Die Windows 365 App ist allgemein im Microsoft Store erhältlich.
  • Vereinfachte Anmeldung für Studenten über bestehende Drittanbieter (Windows 11 Pro Education, SE und Education Editionen)

Das waren im Grunde die Neuerungen, die ich im Blog-Beitrag Windows 11 22H2: Moments 2-Update KB5022913 bringt viele Neuerungen sowie im Beitrag Windows 11 22H2: Preview-Update KB5022913 (28.2.2023) vorgestellt habe.

Innovationen bis zum Crash?

Wenn ich einerseits die Ausführungen zum neuen Canary-Channel im Windows Insider Programm (siehe Microsofts neuer Windows Insider Canary-Channel – Vorbereitung für Windows 12?) sowie den Abriss zum Moments 2-Updates (siehe Windows 11 22H2: Moments 2-Update KB5022913 bringt viele Neuerungen) so sehe und über "continous innovation delivery" lese, frage ich mich, ob Microsoft das Chaos momentan nicht noch eine Eskalationsstufe höher dreht.

Eigentlich hieß es ja, dass man die halbjährlichen Funktionsupdates aussetze, auf jährliche Funktionsupdates geht und alle drei Jahre eine neue Windows-Hauptversion herausbringe, weil Kunden dies so wollen. Jetzt soll der Funktionsupdate-Zirkus wohl über Continous innovation delivery auf die kalte Tour durch die Update-Hintertür eingeführt werden.

Für Administratoren in Unternehmen kommt nun auf jeden Fall noch eine Ebene an zu überwachenden Features bei Updates hinzu, die in Windows Update for Business (WUfB) oder WSUS zu konfigurieren und zu verwalten sind. Optimisten gehen dann davon aus, dass die Microsoftler das Zeugs im Griff haben und bei steigender Komplexität keine Fehler passieren. Pessimisten erwarten dagegen gesteigertes Chaos. Ich gehöre (aus Erfahrung) eher zur letztgenannten Fraktion.

In guter alter Tradition dürfte es dann auch wieder häufiger so richtig mit Monats-Updates knallen und der Terminus "Qualitätsupdate", den Microsoft im Munde führt, wird zum "running Gag". Erste Ideen bekommt man ja bereits in den Artikeln zum Update KB5022913 (siehe Links am Artikelende).

Dabei wollen viele Anwender durch schlicht nur ein Betriebssysteme, was die Grundbedürfnisse "Ausführen von Programmen und Sicherheit" erfüllt – und keine Schießbude an Scheininnovationen. Wie sich das ganze Zeug – samt dem Marsch in Richtung Cloud – aus europäischer Sicht in Punkto DSGVO-Konformität auswirkt, wird man auch noch beantworten müssen.

Es läuft ja mal wieder auf "Microsoft weiß, was gut für die Nutzer ist, und sorgt für Zwangsbeglückung" hinaus, denn die Verwaltung per WUfB oder WSUS ist nichts anderes als ein Opt-out. Wenn man sich auf den Standpunkt "Neuerungen sind doch gut" stellt, wäre ein Opt-in die Qual der Wahl. Die Neuerungen könnten dann vom Anwender bei Bedarf als optionales Feature über die Einstellungen-Seite oder als Erweiterung aus dem Store bezogen werden. Oder wie seht ihr das? Für mich als Beobachter bleibt es auf jeden Fall spannend, und die Themen für diesen Blog werden mir nicht ausgehen.

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14 Antworten zu Windows 11 22H2: "Continous innovation delivery" kommt im März 2023

  1. Herry sagt:

    In Windows 11 fehlt mir immer noch das Abschalten der Gruppierung der Anwendungen in der Taskbar.
    Daher für mich immer noch nicht produktiv einsetzbar.

  2. Anonymous sagt:

    https://techcommunity.microsoft.com/t5/windows-it-pro-blog/commercial-control-for-continuous-innovation/ba-p/3737575

    "Group Policy: /Windows Components/Windows Update/Manage end user experience/Enable features introduced via servicing that are off by default"

  3. Dolly sagt:

    Continous bla bla vla, will niemand mehr einfach nur ein stabiles System zum einfach nur Arbeiten?

    • js sagt:

      *hebediehand* ja, ich, gerne, ich schmeiss auch ne runde!

      so lange da nur auf insider im carnage-channel eingeprügelt wird, ist das egal, aber für die outsider oder gar welche, die outsider coachen müssen, ist das ganz schlimm…

  4. HV sagt:

    Für mich ein weiterer Grund mehr W11 nicht an zu faßen, bleibe bei W10 und hoffe auf bessere Zeiten z.B. W12…

    • Holger sagt:

      Ich glaube kaum, dass Windows 12 besser als 11 wird. In Windows 12 wird der Fokus klar Richtung Cloud und A.I. gelenkt werden. A.I.-enabled Features wird es dann an so manch bisher unverdächtiger Stelle geben. Wenn man bei Microsoft immer noch nicht den Schuss gehört hat, dass das Aufzwingen von unbenötigten und unbeliebten Funktionen und Softwarebestandteilen, das laufende Herumbasteln an Features und das Verwenden des größeren Teils der Nutzerschaft als Betatester nicht auf Beifall stößt, dann wird uns noch so manche "schöne" Überraschung ins Haus stehen.

  5. Morpheus sagt:

    Für mich ist diese Entwicklung bei Win11 eine Katastrophe. Ich bin Hobbymusiker und arbeite mit DAW´s und VST-Instrumenten. Das ist eine ziemlich Ressourcen hungrige Angelegenheit in Bezug auf CPU-Last und Arbeitsspeicher. Hier spielt auch eine möglichst niedrige Latenz zwischen Audio-Interface und Software eine große Rolle.
    Bisher funktioniert das mit meinem stark "customized" Windows 10 Pro ganz gut, (MS Store, Onedrive, UserExperience-Gedöns und diverse Telemetrie-Dinge deaktiviert).

    Win11 habe ich auf einem Notebook als Lite-Version drauf. Was mich da sehr anspricht ist die Darstellungsqualität auf dem Desktop. Gestochen scharfe Symbole, Menüs und Fenster. Allerdings wars das dann auch schon. Das Handling mit dem Starmenü und das Kontextmenü gefallen mir gar nicht.

    Wenn ich dann jetzt noch diesen Artikel lese, bin ich geneigt, einfach bei Win10 zu bleiben und es nach Ablauf des Supports ohne Internet auf einem separaten Rechner für mein Hobby weiter zu betreiben. Was ich dann als Alltags-OS einsetzen werde, bin ich noch total unschlüssig. Aber Win11 wird es dann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht werden… :/

    • HV sagt:

      Problem bei Win10 zu bleiben: Die Weiterentwicklung/Änderungen der Apps die Du verwendest, werden Dir mittelfristig einen Strich durch die Rechnung machen. Die werden irgendwann Win10 nicht mehr akzeptieren…

  6. McAlex777 sagt:

    Muss ich dann jetzt mit jedem Update wie bei Edge durch alle Settings gehen, um sicher zu sein das nichts DSGVO-Relevantes geändert wurde?

  7. Albert E. sagt:

    "User wünschen sich keine Schießbude mit Scheininnovationen."
    Ich erwarte hier nur das Beste (Chaos wie üblich von MS)!

  8. Leak sagt:

    Ich wuerde da ja eher ein "Continuous Impairment Discovery" durch den Benutzer vermuten…

  9. Andy sagt:

    Das Konzept passt eben zum Gesamteindruck, den Windows in den letzten Monaten bei den Usern hinterlassen hat: ein unausgereiftes Produkt, bei dem lieber aus der Hüfte geschossen "irgendetwas" auf den Markt geworfen wird, statt dem Kunden ein nachhaltiges Produkt zu präsentieren, welches im Idealfall sogar vorher noch auf dessen Stabilität und Nutzbarkeit getestet wurde. Das Konzept der kontinuierlichen Verbesserung wird meiner Meinung nach dazu missbraucht, um seinen eigenen Pfusch zu vertuschen.

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