Allianz droht Milliarden-Risiko wegen "mangelhafter" IT durch BAFIN-Auflagen

Der Allianz-Gruppe wird von der Bundesfinanzaufsicht (BAFIN) eine "mangelhafte" IT bescheinigt. Das könnte das Unternehmen in eine prekäre Lage bringen, wenn die Bundesfinanzaufsicht (BAFIN) den nächsten Schritt geht und Kapitalaufschläge erhebt. Dann droht dem Unternehmen eine Forderung von fast zwei Milliarden Euro.


Anzeige

Mangelhafte IT als Risiko

Ich bin über nachfolgenden Tweet auf den Artikel Allianz: Wenn IT-Probleme teuer werden der Süddeutsche Zeitung gestoßen, der ein Weckruf für IT-Verantwortliche sein sollte – wenn der Fall hier auch speziell auf die Finanz- und Versicherungsbranche bezogen ist, da diese der Aufsicht der BAFIN unterliegen.

Allianz: Wenn IT-Probleme teuer werden

Der Süddeutsche Zeitung (SZ) liegen Informationen vor, nach denen die Bundesfinanzaufsicht (BAFIN) die IT der Allianz-Gruppe und weiterer Versicherer überprüft hat. Der Allianz und zwei weiteren Versicherern wird eine "ungenügende IT" bescheinigt. Laut SZ will die Bafin in solchen Situationen ab sofort Kapitalaufschläge erheben und die Namen der betreffenden Gesellschaften veröffentlichen.

Weder die BAFIN noch die Allianz wollten sich auf Nachfrage der SZ zu den Details äußern. Die SZ hat dann ein Rechenbeispiel für die Allianz präsentiert. Das Solvenzkapital der Allianz für die Übernahme von Risiken aus Versicherungsverträgen und aus Kapitalanlagen belief sich Ende 2022 auf 38,8 Milliarden Euro. Bei einem Kapitalaufschlag von fünf Prozent würde eine Aufstockung des Solvenzkapitals (als Risikopuffer) in Höhe von 1,94 Milliarden Euro drohen.

Hintergrund für das Urteil der BAFIN scheinen IT-Probleme der Allianz zu sein, die das Unternehmen seit Jahren plagen. So wird eine von österreichischen Tochter programmierten Software genannt, die als veraltet gelte. Das bezieht sich wohl auf das Allianz Business System (ABS), welches man auch anderen Versicherern anbieten wollte. Die Allianz ist damit auf der ganzen Linie gescheitert und das Projekt wurde 2022 eingestellt – siehe diesen SZ-Artikel. Eine weitere Baustelle ist die IT der Allianz Direct, wie man hier und bei der SZ nachlesen kann. Als letzten Punkt zitiert die SZ einen Bericht des Handelsblatts, dass die BAFIN eine Straffung der IT-Struktur bei der Allianz verlangt habe. Diese wird aktuell wohl von verschiedenen Bereichen betrieben.

BAFIN fordert Kapitalaufschläge

Das Ganze läuft unter dem Stichwort "Risikomanagement in der Versicherungsbranche". Die BAFIN erwartet, dass die Unternehmen angesichts der Risiken (Zinsentwicklung, Inflation, Cyberrisiken, Krieg in der Ukraine) die Geschäftsorganisation im Allgemeinen und das Risikomanagementsystem im Besonderen regelmäßig auf ihre Geeignetheit für die Geschäftsstrategie prüfen und auch eine Fundamentalanalyse durchzuführen. die Geschäftsorganisation im Allgemeinen und das Risikomanagementsystem im Besonderen regelmäßig auf ihre Geeignetheit für die Geschäftsstrategie zu prüfen und auch eine Fundamentalanalyse durchzuführen.

Die BAFIN hat in diesem Dokument zur Jahreskonferenz 2022 deutlich gemacht, dass man in Zukunft einen besonderen Schwerpunkt auf die Angemessenheit des Risikomanagementsystems in Versicherungsgruppen und die zuvor skizzierten wesentlichen Elemente legen werde. Stellt die BaFin gravierende Defizite fest, wird sie darauf hinwirken, diese zu beseitigen – und dabei den gesamten Instrumentenkasten des Versicherungsaufsichtsgesetzes nutzen.

Dazu gehört beispielsweise der Erlass von Verwaltungsakten und deren Veröffentlichung sobald diese bestandskräftig geworden sind. Dabei wird die Aufsicht auch den Erlass von Kapitalaufschlägen wegen Mängeln in der Geschäftsorganisation prüfen. Selbstverständlich gilt dabei: Wurden die festgestellten Defizite behoben, nimmt die BaFin einen verhängten Kapitalaufschlag wieder zurück.


Anzeige


Cookies blockieren entzieht uns die Finanzierung: Cookie-Einstellungen

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

7 Antworten zu Allianz droht Milliarden-Risiko wegen "mangelhafter" IT durch BAFIN-Auflagen

  1. R23 sagt:

    Dies sind gute Nachrichten für uns. Ich finde es wichtig, dass Unternehmen und Behörden die IT nicht mehr als Quelle der Einsparung ansehen. Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, dass Unternehmen die Möglichkeit erhalten, mit Projekten zu scheitern. Mal eben ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln, ist sicherlich eine Hürde. Aber andere Unternehmen haben dies auch geschafft. Der Stromversorger in meiner Region RWE soll dies zumindest erfolgreich geschafft haben. Damit sind IOT und smarty Häuser angeblich möglich.

    Weitere Peinlichkeiten sind ja die Abiturprüfungen in NRW. Diese fallen am heutigen Mittwoch aus und wurden auf Freitag verschoben, weil man die Prüfungsfragen nicht downloaden konnte. Ähm…

    Ich bin ja für ein IT-Verbot in Deutschland. Alle zurück zum Fax und Briefe schreiben ;)

    Viele Grüße

    Ralf

  2. Captain Future sagt:

    ABS steht für 'Allianz Busines System'. Wenn man schon einen Artikel darüber schreibt, sollte man zumindest die grundsätzlichen Fakten zur Hand haben.
    Mit einem Betriebssystem hat ABS genau gar nichts zu tun. Im Gegenteil: ABS läuft unter Windows und Linux. So veraltet kann es da wohl nicht sein.

    • Danke für die Korrektur sollte Business-System statt Betriebssystem heißen – mir war klar, dass es kein Betriebssystem, sondern eine Anwendungssoftware ist – dazu noch in Teilen Open Source. Gilt trotzdem als veraltet und von der Konkurrenz will keiner was damit zu tun haben. Wenn ich es richtig erinnere, hatte auch MS seine Finger mit im Spiel.

    • Quack sagt:

      Wozu soll s0 ein Kommentar gut sein? Andere zu korrigieren ist immer sehr einfach….. Kaum jemand der beim Lesen in diesem Forum auf die Idee kommt, ABS ist ein Betriebssystem…..
      Übrigens: Das ist ABS:
      Antiblockiersystem – Wikipedia
      Das Antiblockiersystem ( ABS) ist ein technisches System für mehr Fahrsicherheit und weniger Verschleiß an den Laufflächen der Reifen. In der deutschen und auch schweizerischen StVZO heißt es Automatischer Blockierverhinderer (ABV), in Österreich ( Kraftfahrgesetz 1967) Antiblockiervorrichtung. Eingesetzt wird es vorwiegend in …
      siehe https://de.wikipedia.org › wiki › ABS

      Also ist es auch kein Business System…. Naja, Hauptsache man nennt sich "Captain Future"……

  3. Blubmann sagt:

    Ich hoffe die haben eine Cyber Versicherung abgeschlossen ;-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.